Institutionen

documenta archiv

Die Gründung des documenta archiv geht auf Arnold Bode zurück. Der Erfinder der documenta wollte die Kunstschau zu Beginn der 60er Jahre mit einer Institution an der Seite fortsetzen, die für die Macher*innen wissenschaftliches Rückgrat und Gedächtnis vergangener Ausstellungen zugleich sein sollte. Im Jahr 1961 nahm das zunächst städtische documenta archiv seine Arbeit auf. Seither wachsen die multimedialen Bestände dieses vielseitigen Wissensspeichers mit jeder weiteren Ausgabe der documenta stetig an. In einem symbolischen Akt erfolgte am 15. Juli 2015 die Übergabe des documenta archiv an die documenta und Museum Fridericianum gGmbH. Die Zielsetzung dabei ist, die internationale Bedeutung dieser einzigartigen Institution zu schärfen.

Als eines der wichtigsten Archive zur Gegenwartskunst übernimmt es heute die Produktion, Dokumentation, Archivierung und wissenschaftliche Bearbeitung von Text-, Bild- und multimedialen Quellen rund um die Kasseler Großausstellung und ist eng mit den künstlerisch-kuratorischen, den organisatorischen und technischen Teams der documenta und des Museum Fridericianum verzahnt.

Als Mitglied im Arbeitskreis selbstständiger Kultur-Institute e.V. (AsKI) ist das documenta archiv zu einer aktiven Wissenschafts- und Kunsteinrichtung herangewachsen, das Ausstellungs- und Forschungsprojekte mit nationalen und internationalen Partnern initiiert und zu künstlerischen Interventionen entlang eigener Objekte einlädt – ein Ort interdisziplinärer documenta-Forschung für Studierende, Fellows und Gastwissenschaftler*innen aus aller Welt. Die Schwerpunkte liegen auf dem Kunstsystem des 20. und 21. Jahrhunderts, auf objekt- und materialbasierten Fragen zu den Gegenwartskünsten, der Geschichte der Ausstellungspraxis und ihren medial vermittelten Präsentationsformen. Spezielle Forschungsfelder betreffen die Grenzen des Dokumentarischen auf den Feldern der Fotografie, des Films und der digitalen Kunst- und Geisteswissenschaften. Im Zentrum stehen derzeit die frühen documenta Ausstellungen, ihre organisatorischen und personellen mit dem Kunstbetrieb verflochtenen Strukturen sowie die Mechanismen kunsthistorischer Kanonisierungsprozesse.

Einer der Kerne des documenta archiv bilden die originären documenta Unterlagen, die während der Ausstellungsvorbereitung und der laufenden documenta entstehen. Dazu zählen analoge und digitale Schriftstücke, E-Mails, Chats oder klassische Korrespondenzen, Skizzen, Konzepte, Einladungen, Flyer, Presseunterlagen, Websites, Foto- und Videodokumentationen, Kunstobjekte und vieles mehr. Allein die Mediensammlung des Archivs besitzt rund 40.000 analoge, 45.000 digitale Bilder, 5000 Videos und 650 Audio-Aufnahmen zu Werken und Projekten der beteiligten Künstler*innen. Hinzu kommt ein umfassendes Pressearchiv: Etwa 45.000 Pressemappen und 660 Aktenordner zu einzelnen Künstler*innen sowie etwa 250.000 systematisch gesammelte Zeitungsausschnitte spiegeln die Geschichte der documenta wider.

Daneben beherbergt das documenta archiv eine der größten Spezialbibliotheken für moderne Kunst in Deutschland. Die Kunstbibliothek umfasst etwa 120.000 Bände, davon allein 71.000 Ausstellungskataloge. Einen besonderen Stellenwert nehmen die sogenannten Ephemera ein: Broschüren, Faltblätter, Einladungskarten, Privatdrucke, akademische Schriften und Galerie-Kataloge. Das documenta archiv erweitert seine Bestände stetig durch die Übernahme bedeutender Vor- und Nachlässe von documenta-Künstler*innen, Kurator*innen und zentralen Akteur*innen der Kunst- und Ausstellungsgeschichte. Herzstücke sind der Nachlass Arnold Bodes, der neben der Korrespondenz auch zahlreiche seiner Gemälde, Zeichnungen und Designobjekte enthält, oder des Künstlers und Hochschullehrers Harry Kramer: kinetische Plastiken, Modelle, Skizzen und zahlreiche Schriften. Einer der jüngsten Neuzugänge stellt der umfangreiche Vorlass des Theoretikers und Künstlers Bazon Brock dar.

Blick in den Lesesaal des documenta archivs
© documenta archiv / Foto: Nicolas Wefers