Karl Oskar Blase 100

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Untere Karlsstraße 4, 34117 Kassel

Karl Oskar Blase, das „Gesicht der documenta“ wäre am 24. März 2025 einhundert Jahre alt geworden. Der Kasseler Grafikdesigner und Professor für Kunst und Visuelle Kommunikation war seit 1964 für die documenta aktiv und prägte ihr Erscheinungsbild in einmaliger Weise. Zur Feier des runden Geburtstags widmet ihm das documenta archiv eine multimediale Studioausstellung im Lesesaal.

Die Geschichte der documenta ist – mit Manfred Schneckenburger gesprochen – untrennbar verbunden mit der Geschichte ihrer Signets: „Ihre Vitalität und Strenge, ihr Optimismus und ihre Brüche prägen die Ausstellung jeweils mit.“ Kein Gestalter lässt sich mit diesen Worten zutreffender beschreiben als der 1925 in Köln geborene Karl Oskar Blase, dessen Wirken als Multitalent der angewandten wie freien Kunst und Theorie kaum zu überschätzen ist. Als Designer von internationalem Rang konzipierte er bereits 1964 in den Räumlichkeiten der Werkkunstschule Kassel die Abteilung „Graphik“ der documenta 3. In der Folge entwarf er Signet, Grafik und Typographie der documenta 4 (1968), documenta 5 (1972), documenta 6 (1977) und documenta 8 (1987).

Ebenso zentral ist sein konzeptioneller Beitrag zu Harald Szeemanns epochaler documenta 5, die „Audiovisuelle Dokumentation“. Als Teil der neuen „Informationsstruktur“ umfasste sie eine stetig wachsende Zahl von Performance-​Mitschnitten, Video-​Interviews und Gesprächen mit Künstler*innen, Vermittler*innen und Publikum. Während der Ausstellung konnten diese Aufzeichnungen von Besuchenden im Erdgeschoss des Museum Fridericianum eingesehen werden. Fünf Jahre später wurde das Projekt in der „Videothek“ von Schneckenburgers documenta 6 ein zweites Mal aufgelegt. 

Schlaglichter auf Briefmarken-​Designs und Plakatgestaltungen im kulturpolitischen Auftrag der Amerikahäuser ergänzen den Blick auf Blases Entwurfstätigkeit in der jungen Bundesrepublik der 1950er und 1960er Jahre.

Karl Oskar Blase 100 gibt anhand von Archivalien, Entwürfen, Projektskizzen und Plakaten Einblick in mehr als vier Jahrzehnte Design-​Geschichte und eröffnet zugleich Perspektiven auf die vielfältige Verflechtung von grafischer Gestaltung, persönlicher Biografie und bundesrepublikanischer Gesellschafts-​ und Zeitgeschichte.

Für die Leihgabe von Videos aus der „Audiovisuellen Dokumentation“ danken wir dem ZKM: Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe.

Ausstellung und Konzept: Julius Lehmann
Rahmung und restauratorische Betreuung: Arlett Sauermann
Aufbau: Kristiane Krüger und Knut Sippel
Unterstützung: Natalie Schmidt

Plakat zur documenta 4 von 1968 mit einer großflächigen roten „4“ im oberen und einer blauen, spiegelverkehrten „a“ im unteren Bereich auf weißem Hintergrund. Rechts davon mehrsprachiger Text zur Ausstellung: „4. documenta Kassel ’68“, darunter Angaben zu Datum, Ort und Inhalten der internationalen Ausstellung in Deutsch, Englisch und Französisch.
Ausstellungsplakat documenta (1968)