Auf dieser Seite finden Sie aktuelle Pressemitteilungen der documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie Pressematerialien zum Download.
Sollten Sie regelmäßig Informationen und zusätzliches Pressematerial über die verschiedenen Aktivitäten der documenta und Museum Fridericianum gGmbH erhalten wollen, oder Bildmaterial vergangener documenta Ausstellungen benötigen, so senden Sie uns bitte eine Mail an presse@documenta.de.
Bei Fragen oder Interviewwünschen, sprechen Sie uns gerne persönlich an:
presse@documenta.de
+49 561 70727-2520
Für die neue Findungskommission der documenta 16 konnten sechs herausragende internationale Expert*innen der zeitgenössischen Kunst gewonnen werden, die der Aufsichtsrat auf Vorschlag der Geschäftsführung einstimmig berufen hat. Die Kommission setzt sich zusammen aus Yilmaz Dziewior, Sergio Edelsztein, N'Goné Fall, Gridthiya Gaweewong, Mami Kataoka, und Yasmil Raymond.
Mehr
Für die neue Findungskommission der documenta 16 konnten sechs herausragende internationale Expert*innen der zeitgenössischen Kunst gewonnen werden, die der Aufsichtsrat auf Vorschlag der Geschäftsführung einstimmig berufen hat. Die Kommission setzt sich zusammen aus Yilmaz Dziewior, Sergio Edelsztein, N'Goné Fall, Gridthiya Gaweewong, Mami Kataoka, und Yasmil Raymond.
Die Findungskommission hat die Aufgabe, wegweisende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst einzuladen, sich mit einem Konzept um die Künstlerische Leitung der documenta 16 in Kassel zu bewerben und aus den präsentierten Einreichungen das vielversprechendste Format für die Umsetzung auszuwählen.
Der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann, konstatiert: „Dass es uns gelungen ist, unmittelbar im Anschluss an die Organisationsentwicklung eine derart hochkarätige Findungskommission für die documenta 16 zu gewinnen, freut mich sehr. Die Beteiligten stehen mit ihrer ausgewiesenen Expertise und der Vielfalt ihrer Hintergründe in besonderer Weise für die Internationalität und Diversität der documenta Ausstellungen. Mit ihrem Engagement in der Findungskommission beweisen sie ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die zeitgenössische Kunst und die documenta in dieser ganz besonderen Zeit, dafür möchte ich allen Mitgliedern der Kommission sehr herzlich danken. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und darauf, in dieser Besetzung entschieden auf die documenta 16 zuzugehen. Ich bin mir sicher, dass die multiperspektivische fachliche Zusammensetzung der neuen Findungskommission zu einem zukunftsweisenden Vorschlag für die Künstlerische Leitung führt. Damit ist der Grundstein dafür gelegt, dass die internationale Kunstwelt wieder gewohnter und willkommener Gast in Kassel sein wird.“
Die Mitglieder der Findungskommission:
Yilmaz Dziewior (*1964 Bonn, Deutschland) ist Direktor des Museum Ludwig in Köln.
Zuvor leitete Dziewior seit 2009 das Kunsthaus Bregenz (KUB). Im Jahr 2015 kuratierte Dziewior den österreichischen Pavillon für die Venedig Biennale und 2022 den deutschen Pavillon, der von Maria Eichhorn bespielt wurde. Vor seiner Tätigkeit in Bregenz war er acht Jahre Direktor des Kunstvereins in Hamburg und lehrte parallel als Professor für Kunsttheorie an der dortigen Hochschule für bildende Künste. Bereits von 1996 bis 1999 arbeitete er als freier Mitarbeiter für das Museum Ludwig. 1997 realisierte er dort als Kurator ein Projekt mit Sarah Lucas und war 1999 verantwortlich für den zeitgenössischen Teil der Ausstellung Kunstwelten im Dialog. Von Gauguin zur globalen Gegenwart. Dziewiors Texte erschienen regelmäßig in "Artforum" (New York), "Camera Austria" (Graz) und "Texte zur Kunst" (Berlin). Er hat über 50 Bücher und Kataloge zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts herausgegeben und für Institutionen wie das Stedelijk Museum Amsterdam, die Hamburger Kunsthalle, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, und das Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Katalogbeiträge verfasst.
Sergio Edelsztein (*1956, Buenos Aires, Argentinien) ist freier Kurator. Er lebt in Berlin und in Tel Aviv.
Im Jahr 1995 gründete Edelsztein das Center for Contemporary Art in Tel Aviv und war bis 2018 dessen Direktor und Chefkurator. Im Rahmen des CCA kuratierte er sieben Performancekunst-Biennalen (unter dem Titel Blurrr) und fünf internationale Videokunst-Biennalen (VideoZone). Edelsztein kuratierte die israelische Komponente der 24. Biennale von São Paulo im Jahr 1998 sowie die israelischen Pavillons auf der Biennale von Venedig 2005 und 2013. Seit 1995 kuratiert er Ausstellungen und zeitbasierte Veranstaltungen unter anderem in Spanien, China, Polen und Singapur. Zu den wichtigsten Ausstellungen, die er für das CCA kuratierte, gehören Einzelausstellungen von Guy Ben Ner, Roee Rosen, Yael Bartana, Marina Abramović, Christian Jankowski, Rosa Barba, Ceal Floyer, Gary Hill und vielen anderen. Edelsztein hält Vorträge, präsentiert Videoprogramme und veröffentlicht Texte in Israel, Spanien, Brasilien, Italien, Österreich, Deutschland, China, den USA, der Schweiz und Argentinien und schreibt für internationale Kataloge, Websites und Publikationen.
N'Goné Fall (*1967, Dakar, Senegal) schloss ihr Studium an der École Spéciale d'Architecture in Paris, Frankreich, mit Auszeichnung ab. Sie ist eine unabhängige Kuratorin und Expertin für Kulturpolitik.
Von 1994 bis 2001 war sie Redaktionsleiterin der in Paris ansässigen Zeitschrift für zeitgenössische afrikanische Kunst Revue Noire. Sie ist Herausgeberin von An Anthology of African Art: The Twentieth Century (Revue Noire / DAP 2002), Photographers from Kinshasa (Revue Noire 2001) und Anthology of African and Indian Ocean Photography: a century of African photographers (Revue Noire 1998).
Sie war Gastkuratorin der Biennalen von Bamako 2001 und Dakar 2002 und kuratierte Ausstellungen in Afrika, Europa und den USA, darunter When Things Fall Apart: Critical Voices on the Radars im Trapholt Museum in Dänemark (2016) und In Quest of Freedom, carte blanche to El Anatsui (Ghana) in der Conciergerie in Paris, 2021.
Sie ist Autorin von Strategieplänen und Evaluierungsberichten für Stiftungen und internationale Organisationen in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, USA, Senegal, Südafrika, Barbados und Südkorea.Sie war Professorin an der Senghor Universität in Alexandria, Ägypten (2007– 2011); Dozentin an der Michaelis School of Arts in Kapstadt, Südafrika (2017) und an der Abdou Moumouni Universität in Niamey, Niger (2018).
2018 wurde N'Goné Fall vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zum Generalkommissar der Africa2020 Season ernannt, einer Reihe von mehr als 1.500 kulturellen, wissenschaftlichen und pädagogischen Veranstaltungen, die von Dezember 2020 bis September 2021 in 210 Städten in ganz Frankreich ausgerichtet wurden.
Gridthiya Gaweewong (*1964, Chiang Rai, Thailand) ist künstlerische Leiterin des Jim Thompson Art Center in Bangkok. Gemeinsam mit Rirkrit Tiravanija leitete sie die Thailand Biennale 2023/2024 in Chiang Rai.
Gridthiya Gaweewong gilt als eine der bekanntesten Kuratorinnen, die heute in Südostasien tätig sind. Nachdem sie 1996 ihren Master of Arts in Verwaltung und Politik an der School of the Art Institute of Chicago erwarb, gründete Gridthiya den alternativen Kunstraum Project 304 zusammen mit Montien Boonma, Kamol Phaosavasdi und Apichatpong Weerasethakul (1996–2003). Neben ihrer Funktion als künstlerische Leiterin des Jim Thompson Art Center in Bangkok ist sie auch Gastkuratorin des MAIIAM Contemporary Art Museum in Chiang Mai. Sie war Mitbegründerin des Bangkok Experimental Film Festivals mit Apichatpong Weerasethakul (1997–2007). Ihre kuratorischen Projekte befassen sich mit Fragen des sozialen Wandels, mit denen sich Künstler*innen aus Thailand und darüber hinaus seit dem Kalten Krieg auseinandersetzen, darunter Imagined Borders, 12. Gwangju Biennale (2018), Missing Links, Bangkok (2015), Between Utopia and Dystopia, Mexico City (2011), Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, Oberhausen (2009), Politics of Fun, Berlin (2005) und Underconstruction, Tokyo (2000–2002).
Gaweewong ist die Kuratorin der ICI-Wanderausstellung Apichatpong Weerasethakul: The Serenity in Madness in Chiang Mai, Manila, Hongkong, Chicago, Oklahoma und Taipeh (2016–2020).
Mami Kataoka ist Direktorin des Mori Art Museum.
Mami Kataoka war Chefkuratorin der Tokyo Opera City Art Gallery (1997–2002) und startete 2003 beim Mori Art Museum, wo sie 2020 die Position der Direktorin übernahm. Seit April 2023 ist sie außerdem Direktorin des National Center for Art Research.
Von 2007 bis 2009 war Kataoka als International Curator an der Hayward Gallery in London tätig; außerdem war sie Co-Direktorin der 9. Gwangju Biennale (2012), Künstlerische Leiterin der 21. Biennale von Sydney (2018) und Künstlerische Leiterin der Aichi Triennale 2022. Kataoka war Vorstandsmitglied (2014–2022) und Präsidentin (2020–2022) des CIMAM (International Committee for Museums and Collections of Modern Art).
Am Mori Art Museum hat sie eine Reihe von Überblicksausstellungen asiatischer mid-career Künstler*innen kuratiert, darunter Tsuyoshi Ozawa (2004), Ai Weiwei (2009), Lee Bul (2012), Makoto Aida (2012), Lee Mingwei (2014), NS Harsha (2017) und Chiharu Shiota (2019), während sie regionale Ausstellungen wie SUNSHOWER: Contemporary Art from Southeast Asia 1980s to Now (2017) und Roppongi Crossing: Zeitgenössische japanische Kunst in den Jahren 2004 und 2013 mitkuratierte.
Kataoka publiziert regelmäßig zu zeitgenössischer Kunst aus Japan, Asien und darüber hinaus, sie hält Vorträge und engagiert sich in Jurys.
Yasmil Raymond arbeitet als freie Kuratorin und lebt derzeit in Frankfurt am Main.
Raymond war von 2020 bis 2024 Direktorin des Portikus und Rektorin der Städelschule. Zuvor war sie u. a. Associate Curator für Malerei und Skulptur am Museum of Modern Art, New York (2015–2019), Curator an der Dia Art Foundation, New York (2009–2015) und Associate Curator für visuelle Kunst am Walker Art Center, Minneapolis (2004–2009). In den letzten zwanzig Jahren arbeitete sie mit vielen internationalen Künstler*innen zusammen und war Mitglied im Vorstand verschiedener Stiftungen. Derzeit ist sie Trustee in der Teiger Foundation, der Dia Art Foundation, der Stephen Antonakos Foundation und von A.R.T. (Art Resources Transfer), die alle in New York ansässig sind. Zu ihren wichtigsten Ausstellungen gehören Retrospective über Kara Walker und Monografic Survey über die Arbeit von Jean-Luc Moulène und Thomas Hirschhorns Gramsci Monument. Ihre jüngste Ausstellung Rirkrit Tiravanija: A LOT OF PEOPLE für das MoMA PS1, die sie gemeinsam mit Ruba Katrib kuratiert hat, ist auch in der Luma Foundation in Arles, Frankreich, zu sehen. Raymond hat einen BFA von der School of the Art Institute of Chicago und einen MA vom Center for Curatorial Studies am Bard College.
Gruppenfoto zum Download
Porträtbilder zum Download
Pressemeldung als PDF zum Download
Im Anschluss an das öffentliche Kommentierungsverfahren haben die Gremien der documenta und Museum Fridericianum gGmbH in der heutigen Aufsichtsratssitzung die ausstehenden Beschlüsse zu den fünf zentralen Empfehlungen aus dem Abschlussbericht der Organisationsentwicklung gefasst.
Mehr
Im Anschluss an das öffentliche Kommentierungsverfahren haben die Gremien der documenta und Museum Fridericianum gGmbH in der heutigen Aufsichtsratssitzung die ausstehenden Beschlüsse zu den fünf zentralen Empfehlungen aus dem Abschlussbericht der Organisationsentwicklung gefasst.
Nach eingehender Betrachtung und ausführlicher Bewertung und Abwägung von Rückmeldungen aus dem öffentlichen Kommentierungsverfahren werden mit Blick auf die klare Rollendefinition zwischen Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung zwei METRUM-Empfehlungen nicht übernommen:
- An Stelle des Konzeptes von zwei Codes of Conducts soll lediglich der documenta und Museum Fridericianum gGmbH als Trägergesellschaft die Erstellung eines Codes of Conduct auferlegt werden. Er bildet den Orientierungsrahmen für die Arbeit der documenta. Der Künstlerischen Leitung wird die Entwicklung eines eigenen Codes of Conduct demgegenüber nicht zur Auflage gemacht. Stattdessen soll im regulären Veranstaltungslauf der documenta frühzeitig nach der Berufung der Künstlerischen Leitung eine gemeinsam mit der documenta und Museum Fridericianum gGmbH ausgerichtete öffentliche Veranstaltung vorgesehen werden, bei der die Künstlerische Leitung ihr künstlerisches Konzept vorstellt und hierbei auch darlegt, welches Verständnis sie von der Achtung der Menschenwürde hat und wie deren Wahrung auf der von ihr kuratierten Ausstellung sichergestellt werden soll.
- Der Aufsichtsrat wird nicht verkleinert. Auf diese Weise sollen die Stadt Kassel und das Land Hessen angemessen vertreten sein. Zwei Vertreter*innen des Bundes werden in den Aufsichtsrat als vollwertige Mitglieder mit Stimmrecht aufgenommen.
Den METRUM-Empfehlungen folgend, werden die Findungskommission und das Prozedere ihrer Aufstellung auf Vorschlag der Geschäftsführung beibehalten, wobei weiche Auswahlkriterien, die dem Diversitätsziel entsprechen, weiterhin gestärkt werden. Ferner wird ein aus sechs Personen bestehender wissenschaftlicher Beirat eingerichtet und die/der Vorsitzende als beratendes Mitglied ohne Stimmrecht in den Aufsichtsrat aufgenommen, sowie die Aufgaben von Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung insofern geklärt, als dass die geschäftsführenden und kuratorischen Bereiche klar voneinander abgegrenzt werden – wobei Letztere die volle künstlerische Freiheit genießt. Schließlich wird ein Management Board in der documenta und Museum Fridericianum gGmbH eingerichtet, dem die Abteilungsleitungen und auch die zukünftige Künstlerische Leitung angehören.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Sven Schoeller betont: „Die documenta gGmbH geht mit den eingeholten Expertisen nach der documenta 15, einschließlich des METRUM-Abschlussberichtes und den heute getroffenen Beschlüssen mit einem wirksamen Instrumentarium zum Schutz künstlerischer Freiheit und zum Schutz gegen menschenfeindliche Diskriminierung und Antisemitismus gestärkt in die Zukunft. Zu den abgewogenen Entscheidungen, die wir in dem schwierigen Spannungsfeld zu treffen hatten, hat der transparente Prozess um die Empfehlungen zur Organisationsuntersuchung und die engagierte Beteiligung der interessierten Öffentlichkeit beigetragen. Dafür bedanke ich mich im Namen der documenta gGmbH ausdrücklich.“ Er ergänzt: „Die in den Gremien bereits vor dem Kommentierungsverfahren bestehende Skepsis gegenüber dem Vorschlag eines Codes of Conduct hat sich auch durch eine Reihe von Eingaben während des Kommentierungsverfahrens bestätigt, wenngleich die Position diskursiv betrachtet wird. Die nunmehr getroffene Lösung eines Veranstaltungsformats erfüllt den seitens der Beratungsgesellschaft METRUM mit dem Vorschlag der beiden Codes of Conducts verfolgten Zweck des frühzeitigen Dialogs zwischen Künstlerischer Leitung und Verantwortlichen der Trägergesellschaft, ohne die künstlerische Freiheitsperspektive zu tangieren. Dank dieser Lösung können wir daher auf den zweiten Code of Conduct verzichten und erreichen gleichwohl die angestrebten Schutzzwecke.“
Der Hessische Staatsminister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und neu gewählte Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Timon Gremmels unterstreicht: „Es ist eine der komplexesten Aufgaben der gegenwärtigen Kulturpolitik, eine praktikable Balance zwischen dem Schutz der Kunstfreiheit und der Wahrung der Menschenwürde zu finden. Auch in Zeiten zunehmender Konflikte, die sich in den Kunstbetrieben abspielen, müssen beide hohen Güter gleichermaßen Achtung erfahren. Wir haben heute die Voraussetzungen geschaffen, damit dies bei der nächsten documenta gelingen kann. Ich bin zuversichtlich, dass sich mit der klar definierten Rollenteilung zwischen Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung Vorgänge wie auf der documenta 15 nicht wiederholen.“
Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH sagt: „Ich bin überzeugt, dass wir mit dem nun beschlossenen Werkzeugkasten bestens aufgestellt sind, um mit großen Schritten auf die documenta 16 zuzugehen. Die erste Maßnahme ist, jetzt sehr schnell die Internationale Findungskommission aufzustellen.“
Öffentliches Kommentierungsverfahren
Über das öffentliche Kommentierungsverfahren ließen die Auftraggeber der Organisationsentwicklung fünf zentrale Empfehlungen des Abschlussberichts der Organisationsentwicklung vom 21. Dezember 2023 bis zum 31. Januar 2024 kommentieren. Die Auswertung erfolgte durch Prof. Dr. Joanna Ozga (Professorin für internationale Unternehmensführung an der Hochschule Fulda) sowie ihre Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Mira Bickert.
Download:
Aufsichtsratsbeschluss
Gemeinsame Erklärung der Kulturministerkonferenz, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der kommunalen Spitzenverbände vom 12. März 2024
Auswertungsbericht von Prof. Dr. Joanna Ozga und Mira Bickert, vom 5. Februar 2024
Rohdaten der Einträge im Kommentierungsverfahren, vom 7. Februar 2024
METRUM Stellungname zu den Ergebnissen des Kommentierungsverfahrens, vom 8. April 2024
Seit dem 19. März 1999 trägt die Stadt Kassel den offiziellen Namenszusatz „documenta Stadt“. Das hessische Innenministerium hatte dem Kasseler Vorstoß zugestimmt, die untrennbare Verbindung der Stadt mit der Weltkunstausstellung auch in den Zeiten zwischen den Ausstellungen prominent hervorzuheben.
Mehr
Seit dem 19. März 1999 trägt die Stadt Kassel den offiziellen Namenszusatz „documenta Stadt“. Das hessische Innenministerium hatte dem Kasseler Vorstoß zugestimmt, die untrennbare Verbindung der Stadt mit der Weltkunstausstellung auch in den Zeiten zwischen den Ausstellungen prominent hervorzuheben.
„Die documenta als bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst weltweit findet alle fünf Jahre in Kassel statt, doch präsent ist sie in unserer Stadt immer. Die documenta ist ein Teil der Identität Kassels und genau das spiegelt sich im Namenszusatz wider, den Kassel vor 25 Jahren erhalten hat: jeden Tag leben wir in der ,documenta Stadt‘“, so Oberbürgermeister Sven Schoeller anlässlich des Jubiläums.
documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann ergänzt: „Die zeitgenössische Kunst erhält durch die documenta, eine der weltweit wichtigsten Ausstellungsreihen der Gegenwartskunst überhaupt, innerhalb der Kulturstadt Kassel regelmäßig einen ganz großen Stellenwert. Das prägt die Stadt Kassel und ihre Stadtgesellschaft ebenso wie jede documenta durch die Stadt geprägt ist, da sie im spezifischen Kasselkontext ihr künstlerisches Konzept entfaltet.“
Aus jeder Ausstellung kaufen die Stadt Kassel und das Land Hessen Werke an und sichern damit Kassel stets ein Stück der jeweiligen documenta. Im Laufe der Jahre wuchs dabei – maßgeblich auch durch Spenden und bürgerschaftliches Engagement – auch die Zahl dauerhafter Außenkunstwerke zu einem stattlichen documenta Parcours an.
„Die insgesamt 19 Außenkunstwerke sind prägend für unser Stadtbild; sie stiften Identität und machen die documenta auch zwischen den Ausstellungen präsent“, so Schoeller.
Gemeinsames Ziel von Oberbürgermeister Schoeller und documenta Geschäftsführer Hoffmann ist es, die Präsenz der documenta-Außenkunstwerke zukünftig insofern zu erhöhen, als die Verbindung von Kunstwerk und documenta durch eine einheitliche und ins Auge fallende Beschilderung sichtbar gemacht wird. Außerdem sollen die Stelen, die neben jedem Außenkunstwerk aufgestellt werden, auf weitere documenta-Werke in der Nähe aufmerksam machen und zum Erkunden einladen. Bis zum Jubiläum „70 Jahre documenta“ im nächsten Sommer soll der Prozess für eine neue Beschilderung abgeschlossen sein.
Kostenlose Führungen zu den documenta-Außenkunstwerken
Anlässlich des Jubiläums „25 Jahre documenta Stadt“ werden spezielle Führungen zu den documenta-Außenkunstwerken angeboten. Den Auftakt hierfür machen Schoeller und Hoffmann am Tag des Jubiläums, dem 19. März 2024, um 18 Uhr am Obelisk in der Treppenstraße gemeinsam.
Die Teilnahme an den Führungen ist kostenfrei.
Mehrsprachiges Führungsprogramm zu den documenta-Außenkunstwerken
Dienstag, 19.3.2024, 18 Uhr
Olu Oguibe: Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument, documenta 14 (2017)
Sven Schoeller, Oberbürgermeister der documenta Stadt Kassel, und Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Kurzführung in deutscher Sprache
Treffpunkt: Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument, Treppenstraße
Mittwoch, 20.3.2024, 12 Uhr
Jonathan Borofsky: Man Walking to the Sky, documenta 9 (1992)
Sebastian Borkhardt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des documenta archiv
Kurzführung in deutscher Sprache
Treffpunkt: Man Walking to the Sky, Vorplatz Kulturbahnhof
Mittwoch, 20.3.2024, 17 Uhr
Lois Weinberger: Das über Pflanzen ist eins mit ihnen, documenta 10 (1997)
Saskia Mattern, Leiterin von Archiv & Sammlungen des documenta archiv
Kurzführung in englischer Sprache
Treffpunkt: Gleis 1, Kulturbahnhof (Südflügel)
Donnerstag, 21.3.2024, 12 Uhr
Joseph Beuys: 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung, documenta 7 (1982)
Martin Groh, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des documenta archiv
Kurzführung in englischer Sprache
Treffpunkt: Fridericianum
Donnerstag, 21.3.2024, 17 Uhr
Haus‐Rucker‐Co: Rahmenbau (Landschaft im Dia), documenta 6 (1977)
Martin Groh, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des documenta archiv
Kurzführung in deutscher Sprache
Treffpunkt: Rahmenbau (neben documenta Halle)
Freitag, 22.3.2024, 12 Uhr
Thomas Schütte: Die Fremden, documenta 9 (1992)
Julius Lehmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des documenta archiv
Kurzführung in deutscher Sprache
Treffpunkt: Rotes Palais (neben Fridericianum)
Freitag, 22.3.2024, 17 Uhr
Walter De Maria: Der vertikale Erdkilometer, documenta 6 (1977)
Julius Lehmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des documenta archiv
Kurzführung in englischer Sprache
Treffpunkt: Friedrichsplatz (mittig)
Samstag, 23.3.2024, 12 Uhr
Claes Oldenburg: Spitzhacke, documenta 7 (1982) / Per Kirkeby: Raumskulptur, documenta 9 (1992) / Haus-Rucker-Co: Bild im Dia, documenta 6 (1977)
documenta Kurzführung in englischer Sprache: mit Julia Ronge
Treffpunkt: Spitzhacke an der Fulda
Samstag, 23.3.2024, 14 Uhr
Max Neuhaus: Three to One (Klanginstallation), documenta 9 (1992) / Giuseppe Penone: Idee di Pietra, documenta 13 (2012), Haus‐Rucker‐Co: Rahmenbau (Landschaft im Dia), documenta 6 (1977) / Per Kirkeby: Raumskulptur, documenta 9 (1992)
Kurzführung in italienischer Sprache mit Cecilia Winter
Treffpunkt: AOK-Gebäude
Samstag, 23.3.2024, 17 Uhr
Joseph Beuys: 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung, documenta 7 (1982) / Thomas Schütte: Die Fremden, documenta 9 (1992) / Olu Oguibe: Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument, documenta 14 (2017)
Kurzführung in deutscher Sprache mit Annette Bellon
Treffpunkt: Vor dem Fridericianum
Sonntag, 24.3.2024, 12 Uhr
Joseph Beuys: 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung, documenta 7 (1982) / Thomas Schütte: Die Fremden, documenta 9 (1992) / Walter De Maria: Der vertikale Erdkilometer, documenta 6 (1977)
Kurzführung in französischer Sprache mit Claudia Panetta-Möller
Treffpunkt: Vor dem Fridericianum
Sonntag, 24.3.2024, 14 Uhr
Jonathan Borofsky: Man Walking to the Sky, documenta 9 (1992) / Olu Oguibe: Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument, documenta 14 (2017)
Kurzführung in deutscher Sprache mit Claudia Panetta-Möller
Treffpunkt: Man Walking to the Sky, Vorplatz Kulturbahnhof
Sonntag, 24.3.2024, 17 Uhr
Olu Oguibe: Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument, documenta 14 (2017) / Thomas Schütte: Die Fremden, documenta 9 (1992) / Joseph Beuys: 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung, documenta 7 (1982)
Kurzführung in russischer Sprache mit Anna Bieber
Treffpunkt: Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument, Treppenstraße
Mit der Publikation des Abschlussberichts der mit der Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH betrauten Metrum Management GmbH im vergangenen Jahr war eine Kommentierungsmöglichkeit der fünf zentralen Empfehlungen verbunden. Vom 21. Dezember 2023 bis zum 31. Januar 2024 war die Öffentlichkeit eingeladen, ihr Feedback digital zu erteilen.
Mehr
Mit der Publikation des Abschlussberichts der mit der Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH betrauten Metrum Management GmbH im vergangenen Jahr war eine Kommentierungsmöglichkeit der fünf zentralen Empfehlungen verbunden. Vom 21. Dezember 2023 bis zum 31. Januar 2024 war die Öffentlichkeit eingeladen, ihr Feedback digital zu erteilen.
Das Kommentierungsverfahren ist nun abgeschlossen und Gegenstand einer durch Prof. Dr. Joanna Ozga (Professorin für internationale Unternehmensführung an der Hochschule Fulda) sowie ihrer Wissenschaftlichen Mitarbeiterin, Mira Bickert, geführten Auswertung.
Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH und ihre Gesellschafter sind daran interessiert, konstruktive Kommentare, Ergänzungen und Hinweise zu berücksichtigen. Die finale Bewertung und Entscheidung darüber, was in den Organisationsentwicklungsprozess Eingang findet, liegt bei den Gremien der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.
Der vollständige Abschlussbericht ist auf deutscher und englischer Sprache weiterhin öffentlich einsehbar: Zum
Download
Hintergrund
In der Folge der Antisemitismusvorfälle auf der documenta 15 haben die Gesellschafter, die Stadt Kassel und das Land Hessen, eine Aufarbeitung und Analyse durch die fachwissenschaftliche Begleitung unter der Federführung von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff beauftragt und auf deren Abschlussbericht aufbauend eine umfassende extern begleitete Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und ihrer Gremienstrukturen veranlasst, die im Mai 2023 startete.
Die damit beauftrage Metrum Unternehmensberatung hat – basierend auf rund 50 Hintergrundgesprächen, Workshops und Fokusgruppen sowie diversen Unterlagen – im Abschlussbericht Empfehlungen ausgesprochen. Diese betreffen die Governance-Struktur ebenso wie die Ablauf- und Aufbauorganisation. Ziel der Organisationsentwicklung ist die Etablierung von wirkungsvollen Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit bei vollständigem Schutz der Kunstfreiheit sowie die Erhöhung der Krisenresilienz und der Zukunftsfähigkeit der gemeinnützigen documenta und Museum Fridericianum GmbH.
Bei den zentralen Empfehlungen handelt es sich um folgende:
1. Beibehaltung der Findungskommission mit Anpassungen (Seite 22)
Es soll weiterhin für jede documenta Ausstellung eine Findungskommission geben, die auf Vorschlag der Geschäftsführung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH durch den Aufsichtsrat benannt wird. Diese soll jedoch zukünftig nicht mehr mit der Governance der Ausstellung vermischt werden und der Prozess soll lediglich zwei Optimierungen erfahren: Er soll schriftlich fixiert werden und die Geschäftsführung soll sich selbst verpflichten, bei ihrem Auftrag maximale Vielfalt zu gewährleisten.
2. Entwicklung von zwei Codes of Conduct für die documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie die Künstlerische Leitung (Seite 24)
Im Code of Conduct der gGmbH sollen Grundwerte beschrieben werden, an denen sich sämtliches Handeln der gGmbH orientiert. Ein Fokus soll dabei sein, dass sie „sich eindeutig gegen Antisemitismus, Rassismus und sonstige Formen der Diskriminierung positioniert und ihre Einwirkungsmöglichkeiten unter Wahrung der Kunstfreiheit auch nutzen wird, um dieses Ziel zu erreichen“. Der Code of Conduct der Künstlerischen Leitung soll die Grundwerte ebendieser beschreiben und Passagen enthalten, die darstellen, wie gewährleistet wird, dass die von der Künstlerischen Leitung kuratierte Ausstellung die Menschenwürde nicht verletzt. Beide Codes of Conduct sollen als Willensbekundung auf Augenhöhe behandelt werden und dazu verpflichten, sich frühzeitig über die Codes of Conduct auszutauschen und so eventuelle Differenzen zu identifizieren bzw. potenzielle Konflikte produktiv aufzunehmen. Durch diese Konstruktion soll im Sinne des Grundgesetzes der Abwägung zwischen der Kunstfreiheit einerseits und der Pflicht der staatlichen Kulturverwaltung zur Diskriminierungsvermeidung andererseits Rechnung getragen werden.
3. Optimierung der Struktur des Aufsichtsrats und Einrichtung eines wissenschaftlichen Beirats (Seite 28)
Die Hauptverantwortung in der Aufsicht wird grundsätzlich vom Aufsichtsrat wahrgenommen, die Rolle der Gesellschafterversammlung beschränkt sich in der Regel auf wenige zentrale Aufgaben. Außerdem soll der Aufsichtsrat auf fünf bis neun Mitglieder verkleinert werden, die (bis auf zwei) gleichermaßen von den beiden Gesellschaftern benannt werden. Der Bund erhält einen stimmberechtigten Sitz im Aufsichtsrat und bestimmt den Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats, der ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat werden soll. Der einzurichtende wissenschaftliche Beirat soll aus sechs oder neun Personen aus dem künstlerisch-kuratorischen Bereich bestehen und die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat beraten.
4. Klärung der Aufgaben von Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung (Seite 29)
Die Aufgabenteilung zwischen Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung sollte in einer Geschäftsordnung der Geschäftsführung verbindlich geregelt sein. Im Wesentlichen sollte diese Aufteilung klarstellen, dass die Geschäftsführung keine kuratorischen Aufgaben übernimmt, aber die Gesamtverantwortung bei strategischen, organisatorischen und finanziellen Themen trägt, den Schutz, der in einem Code of Conduct der gGmbH formulierten Werte verantwortet und diese im Dialog mit der Künstlerischen Leitung vertritt. Falls nötig, kann das in extremen Fällen auch dazu führen, dass die Geschäftsführung die Verantwortung hat, sich von manchen künstlerischen Inhalten zu distanzieren, ohne in diese selbst einzugreifen.
5. Einführung eines Management Boards (Seite 40)
Zur Sicherstellung effektiver Führung und einer sehr guten internen Kommunikation soll anknüpfend an das neugeordnete Organigramm die Einrichtung eines Management Boards für die gGmbH eingeführt werden. Im Management Board der gGmbH sollen die Abteilungsleitungen (Heads) und Direktor*innen (Directors) sowie darüber hinaus die Geschäftsführung und die Künstlerische Leitung vertreten sein.
Hier finden Sie den vollständigen Abschlussbericht der Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Mehr
Hier finden Sie den vollständigen Abschlussbericht der Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Download Abschlussbericht der Organisationsuntersuchung.
Pressemitteilung:
Abschlussbericht der Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH liegt vor – mit einem Fokus auf wirkungsvolle Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bei vollständigem Schutz der Kunstfreiheit
In der Folge der Antisemitismusvorfälle auf der documenta 15 haben die Gesellschafter, die Stadt Kassel und das Land Hessen, eine Aufarbeitung und Analyse durch die fachwissenschaftliche Begleitung unter der Federführung von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff beauftragt und auf deren Abschlussbericht aufbauend eine umfassende extern begleitete Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und ihrer Gremienstrukturen veranlasst, die im Mai 2023 startete. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen nun vor.
Die damit beauftrage Metrum Unternehmensberatung hat – basierend auf rund 50 Hintergrundgesprächen, Workshops und Fokusgruppen sowie diversen Unterlagen – im Abschlussbericht Empfehlungen ausgesprochen. Diese betreffen die Governance-Struktur ebenso wie die Ablauf- und Aufbauorganisation. Ziel der Organisationsentwicklung ist die Etablierung von wirkungsvollen Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit bei vollständigem Schutz der Kunstfreiheit sowie die Erhöhung der Krisenresilienz und der Zukunftsfähigkeit der gemeinnützigen documenta und Museum Fridericianum GmbH.
Nach der heutigen Aufsichtsratssitzung ist der vollständige Abschlussbericht auf deutscher und englischer Sprache öffentlich einsehbar.
Bei den zentralen Empfehlungen handelt es sich um folgende:
1. Beibehaltung der Findungskommission mit Anpassungen (Seite 22)
Es soll weiterhin für jede documenta Ausstellung eine Findungskommission geben, die auf Vorschlag der Geschäftsführung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH durch den Aufsichtsrat benannt wird. Diese soll jedoch zukünftig nicht mehr mit der Governance der Ausstellung vermischt werden und der Prozess soll lediglich zwei Optimierungen erfahren: Er soll schriftlich fixiert werden und die Geschäftsführung soll sich selbst verpflichten, bei ihrem Auftrag maximale Vielfalt zu gewährleisten.
2. Entwicklung von zwei Codes of Conduct für die documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie die Künstlerische Leitung (Seite 24)
Im Code of Conduct der gGmbH sollen Grundwerte beschrieben werden, an denen sich sämtliches Handeln der gGmbH orientiert. Ein Fokus soll dabei sein, dass sie „sich eindeutig gegen Antisemitismus, Rassismus und sonstige Formen der Diskriminierung positioniert und ihre Einwirkungsmöglichkeiten unter Wahrung der Kunstfreiheit auch nutzen wird, um dieses Ziel zu erreichen“. Der Code of Conduct der Künstlerischen Leitung soll die Grundwerte ebendieser beschreiben und Passagen enthalten, die darstellen, wie gewährleistet wird, dass die von der Künstlerischen Leitung kuratierte Ausstellung die Menschenwürde nicht verletzt. Beide Codes of Conduct sollen als Willensbekundung auf Augenhöhe behandelt werden und dazu verpflichten, sich frühzeitig über die Codes of Conduct auszutauschen und so eventuelle Differenzen zu identifizieren bzw. potenzielle Konflikte produktiv aufzunehmen. Durch diese Konstruktion soll im Sinne des Grundgesetzes der Abwägung zwischen der Kunstfreiheit einerseits und der Pflicht der staatlichen Kulturverwaltung zur Diskriminierungsvermeidung andererseits Rechnung getragen werden.
3. Optimierung der Struktur des Aufsichtsrats und Einrichtung eines wissenschaftlichen Beirats (Seite 28)
Die Hauptverantwortung in der Aufsicht wird grundsätzlich vom Aufsichtsrat wahrgenommen, die Rolle der Gesellschafterversammlung beschränkt sich in der Regel auf wenige zentrale Aufgaben. Außerdem soll der Aufsichtsrat auf fünf bis neun Mitglieder verkleinert werden, die (bis auf zwei) gleichermaßen von den beiden Gesellschaftern benannt werden. Der Bund erhält einen stimmberechtigten Sitz im Aufsichtsrat und bestimmt den Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats, der ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat werden soll.
Der einzurichtende wissenschaftliche Beirat soll aus sechs oder neun Personen aus dem künstlerisch-kuratorischen Bereich bestehen und die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat beraten.
4. Klärung der Aufgaben von Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung (Seite 29)
Die Aufgabenteilung zwischen Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung sollte in einer Geschäftsordnung der Geschäftsführung verbindlich geregelt sein. Im Wesentlichen sollte diese Aufteilung klarstellen, dass die Geschäftsführung keine kuratorischen Aufgaben übernimmt, aber die Gesamtverantwortung bei strategischen, organisatorischen und finanziellen Themen trägt, den Schutz, der in einem Code of Conduct der gGmbH formulierten Werte verantwortet und diese im Dialog mit der Künstlerischen Leitung vertritt. Falls nötig, kann das in extremen Fällen auch dazu führen, dass die Geschäftsführung die Verantwortung hat, sich von manchen künstlerischen Inhalten zu distanzieren, ohne in diese selbst einzugreifen.
5. Einführung eines Management Boards (Seite 40)
Zur Sicherstellung effektiver Führung und einer sehr guten internen Kommunikation soll anknüpfend an das neugeordnete Organigramm die Einrichtung eines Management Boards für die gGmbH eingeführt werden. Im Management Board der gGmbH sollen die Abteilungsleitungen (Heads) und Direktor*innen (Directors) sowie darüber hinaus die Geschäftsführung und die Künstlerische Leitung vertreten sein.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Sven Schoeller konstatiert: „Die Ereignisse und Entwicklungen um das Auftreten antisemitischer Inhalte, Werke und Positionen auf der documenta 15 haben gezeigt, dass die Organisation der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst nicht über die geeigneten Instrumente, Strukturen und Verfahren verfügt hat, um der Situation adäquat zu begegnen. Für die Zukunft der documenta ist von zentraler Bedeutung, das hierdurch und nach dem Rücktritt der Findungskommission für die Künstlerische Leitung der documenta 16 verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen. Die zuständigen Gremien der documenta werden daher mit größter Umsicht dafür Sorge tragen, klare organisatorische Rahmenbedingungen für künftige Ausstellungen zu beschließen, die die Gewährleistung künstlerischer Freiheit für Kuratorium, sowie Künstlerinnen und Künstler unmissverständlich garantieren und gleichzeitig wirksame und effektive Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus implementieren. Der Abschlussbericht der Organisationsentwicklung bietet hierfür eine hervorragende Grundlage. Sobald die Gremien der documenta abschließend über die Empfehlungen der Organisationsuntersuchung beschlossen haben, wird der Findungsprozess für eine Künstlerische Leitung neu gestartet. Dies ist für das erste Quartal 2024 vorgesehen.“
Die Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn betont: „Wir haben als Gesellschafter zugesagt, echte Lehren aus den antisemitischen Grenzüberschreitungen auf der documenta 15 zu ziehen. Es hat sich gezeigt, wie wichtig es war, eine umfassende und selbstkritische Analyse der Verantwortlichkeiten und Strukturen vorzunehmen. Mit den jetzt vorliegenden Empfehlungen haben wir eine gute Basis geschaffen, um die documenta in ihrer Einzigartigkeit zu bewahren und gleichzeitig strukturell weiterzuentwickeln. Unser wesentliches Ziel ist es, dass sich antisemitische Vorfälle nicht mehr wiederholen. Für die Zukunft der documenta ist es elementar, dass der Schatten der documenta 15 nicht auf der documenta 16 liegt.“
Der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH Andreas Hoffmann ergänzt: „Nachdem wir vom ersten Tag meiner Tätigkeit für die documenta an intensiv an der Organisationsentwicklung gearbeitet haben, freue ich mich sehr, die Ergebnisse nun mit der Öffentlichkeit teilen zu können. Wer den Bericht studiert, wird feststellen, dass er gleichermaßen wirkungsvolle Maßnahmen gegen Antisemitismus und andere Formen gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit implementieren möchte, wie er sicherstellen möchte, dass dabei die Kunstfreiheit unbedingt und uneingeschränkt geschützt bleibt.“
Mit der Publikation verbunden ist ferner die Möglichkeit zur Kommentierung der zentralen Empfehlungen für die interessierte Öffentlichkeit. Diese lagen dem Aufsichtsrat heute zur Kenntnisnahme vor und wurden noch nicht zur Beschlussfassung gestellt. Eine entsprechende, über die Website www.documenta.de zugängliche Plattform ermöglicht ab Donnerstag, den 21. Dezember 2023 für die Dauer von gut einem Monat (bis 31. Januar 2024), die insgesamt fünf zentralen Empfehlungen zu kommentieren. Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH und ihre Gesellschafter sind daran interessiert, konstruktive Kommentare, Ergänzungen und Hinweise zu berücksichtigen. Die finale Entscheidung, was in den Organisationsentwicklungsprozess Eingang findet, liegt bei den Gremien der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.
Unter dem Eindruck der Terrorattacken der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland sowie den polarisierten Debatten darum, ist der Arbeitsprozess der Findungskommission für die Künstlerische Leitung der documenta 16 in den vergangenen Wochen immer mehr unter Druck geraten. Nach den Rücktritten von Bracha Lichtenberg Ettinger und Ranjit Hoskoté aus der Findungskommission standen die documenta und Museum Fridericianum gGmbH, ihre Gesellschafter und die verbliebenden Mitglieder der Findungskommission für die documenta 16 im intensiven Gespräch über mögliche Konsequenzen für den weiteren Findungsprozess. Erwogen wurde seitens der Geschäftsführung insofern die Aussetzung des Findungsprozesses aufgrund der besonderen Weltlage nach dem Terrorangriff der Hamas in Israel. Erwogen wurde ferner die Fortsetzung des Prozesses nur mit den verbliebenen Mitgliedern der Findungskommission, gleichermaßen die erneute Aufstockung der Findungskommission um zwei neue Mitglieder im laufenden Findungsprozess, sowie die komplette Neuauflage des gesamten Findungsprozesses.
Mehr
Unter dem Eindruck der Terrorattacken der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland sowie den polarisierten Debatten darum, ist der Arbeitsprozess der Findungskommission für die Künstlerische Leitung der documenta 16 in den vergangenen Wochen immer mehr unter Druck geraten. Nach den Rücktritten von Bracha Lichtenberg Ettinger und Ranjit Hoskoté aus der Findungskommission standen die documenta und Museum Fridericianum gGmbH, ihre Gesellschafter und die verbliebenden Mitglieder der Findungskommission für die documenta 16 im intensiven Gespräch über mögliche Konsequenzen für den weiteren Findungsprozess. Erwogen wurde seitens der Geschäftsführung insofern die Aussetzung des Findungsprozesses aufgrund der besonderen Weltlage nach dem Terrorangriff der Hamas in Israel. Erwogen wurde ferner die Fortsetzung des Prozesses nur mit den verbliebenen Mitgliedern der Findungskommission, gleichermaßen die erneute Aufstockung der Findungskommission um zwei neue Mitglieder im laufenden Findungsprozess, sowie die komplette Neuauflage des gesamten Findungsprozesses.
Hierbei war für die documenta und Museum Fridericianum gGmbH von zentraler Bedeutung, in respektvoller Weise mit der Haltung der verbliebenen Mitglieder der Findungskommission umzugehen. Simon Njami, Gong Yan, Kathrin Rhomberg und María Inés Rodríguez haben sich schließlich in einer äußerst schwierigen Entscheidungsfindung dazu entschlossen, ihrerseits an dem Findungsprozess nicht mehr teilhaben zu wollen. Am heutigen Donnerstagabend, den 16. November 2023 erklärten sie gegenüber dem Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH ihren Rücktritt aus der Kommission. Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH respektiert diese Entscheidung und dankt allen Beteiligten für ihren Einsatz. Sie wird dem Aufsichtsrat vorschlagen, den Findungsprozess für die documenta 16 vollständig neu aufzusetzen. Was den Zeitpunkt des Neubeginns angeht, wird sie den Vorschlag unterbreiten, dass zunächst die Organisationsuntersuchung mit Beschlussfassung des AR über die veränderten Strukturen vollständig abgeschlossen sein sollte.
Documenta Rücktrittschreiben: Simon Njami, Gong Yan, Kathrin Rhomberg und María Inés Rodríguez
Am vergangenen Freitag trat die israelische Künstlerin, Philosophin, Psychoanalytikerin und Theoretikerin Bracha Lichtenberg Ettinger aus der bis dahin sechsköpfigen Kommission zurück, die mit der Auswahl der Künstlerischen Leitung der 16. Ausgabe (2027) der documenta betraut ist.
Mehr
Am vergangenen Freitag trat die israelische Künstlerin, Philosophin, Psychoanalytikerin und Theoretikerin Bracha Lichtenberg Ettinger aus der bis dahin sechsköpfigen Kommission zurück, die mit der Auswahl der Künstlerischen Leitung der 16. Ausgabe (2027) der documenta betraut ist.
Ihre Entscheidung begründet Bracha Lichtenberg Ettinger in einem Brief an alle Beteiligten mit der aktuellen Situation im Nahen Osten. Sie betont in ihrer Rücktrittsbegründung, dass ihr Schritt in keinem Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um Ranjit Hoskoté stehe. Sie rekurriert dagegen auf die Schwierigkeiten, die es ihr bereitet, nach dem 7. Oktober 2023 und dem Beginn des Hamas-Terrors in Israel einen Beitrag zu der Arbeit der Findungskommission zu leisten. Zuvor hatte sie vor diesem Hintergrund um eine Unterbrechung des Findungsprozesses gebeten, die – nach Diskussion mit allen Mitgliedern der Findungskommission und den weiteren Beteiligten – zum damaligen Zeitpunkt mit Blick auf den sehr weit fortgeschrittenen Findungsprozess nicht umgesetzt wurde. Unmittelbar nach dem Rücktritt hat die gGmbH weitere Gesprächsangebote unterbreitet.
Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH betont: „Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat nach Erhalt des Briefes von Bracha Lichtenberg Ettinger versucht in Kontakt zu treten, um die Möglichkeit für eine Rückkehr der Künstlerin in die Findungskommission zu erkunden. Wenige Stunden später wurde ihre Entscheidung jedoch öffentlich. Ihr entschiedenes Vorgehen und die Argumentation haben unser vollstes Verständnis und wir wollen unser Mitgefühl ausdrücken. Wir danken Bracha Lichtenberg Ettinger für ihre bisherige Bereitschaft, uns in diesen schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen und respektieren ihren Entschluss, sich aus dem Prozess angesichts der Terrorrealität in Israel und den daraus resultierenden Hürden und Fragen zurückzuziehen.“
Was diese Entwicklung für den weiteren Prozess der Findungskommission bzgl. Zeitplan und Zusammensetzung bedeutet, wird derzeit intensiv zwischen den Gesellschaftern, dem Aufsichtsrat, der gemeinnützigen GmbH und den Beteiligten der Findungskommission erörtert.
Bracha Lichtenberg Ettingers Rücktrittschreiben (Freitag, 10. November 2023)
„Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich trete hiermit formell von der Findungskommission der documenta 16 zurück und hoffe und wünsche, dass Sie gemeinsam die beste kandidierende Person wählen.
Vor kurzem habe ich in zwei E-Mails an Sie alle darum gebeten, den Prozess zu entschleunigen. Die Kunstwelt, wie wir sie vor Augen hatten, ist zusammengebrochen und zersplittert, schrieb ich, und fügte hinzu: Was kann die Kunst in unsere dunklen Zeiten beitragen? Die Frage nach dem Sinn des Menschseins ist eng mit dem Sinn der Kunst verbunden. Künstler*innen sind nicht dazu da, schmückendes Beiwerk der Politik zu sein. Die Funktion der Kunst besteht nicht darin, politische Ideen zu ästhetisieren (W. Benjamin), schrieb ich, zitierte dann Paul Celan und fuhr mit diesen Zeilen aus den Psalmen fort, die meine Angst ausdrücken,
Abgrund ruft nach Abgrund.
Und mein Herz ein verwundeter Raum.
Worte und Metaphern bluten nicht, schrieb ich, aber ihre Wirkung kann Blutungen verursachen.
Die Situation im Nahen Osten ist aus allen Perspektiven tragisch. Unschuldige Zivilist*innen litten und starben, und mein Herz weint um jede*n Tote*n auf allen Seiten. Jedes Leben ist kostbar. Ich Informierte Sie, dass es mir nicht möglich wäre an dem letzten Treffen (12./13. Oktober) teilzunehmen. Die Treffen fanden statt, obwohl ich aufgrund gestrichener Flüge nicht persönlich vor Ort sein konnte, sondern per Zoom teilnahm, wie gelähmt unter Raketen. Während unserer Mittags- und Kaffeepausen, nur wenige Tage nach dem Massaker der Hamas mit dem der tragische Krieg begann, wurden die Einzelheiten des von der Hamas an israelischen Zivilist*innen, Frauen und Babys verübten Massakers und der Entführung von Kindern, Babys und Zivilist*innen auf meinen Bildschirm übertragen.
Wir haben Zeit – schrieb ich – wir können das Verfahren anpassen, den Zeitplan ändern, das Leid und die Qualen sich entfalten lassen. Wir können uns Zeit nehmen, schlug ich vor,
Zeit zu klagen, Kaddish.
Zeit, um zu klagen, Stabat mater dolorosa O quam tristis et afflícta fuit illa benedícta, mater.
Zeit zum Innehalten, zum Nachdenken und zur Neuausrichtung auf neue Visionen und zum Nachdenken darüber, ob wir die Dimension der Kunst adressieren können, schrieb ich.
Die Idee, das nächste Treffen zu verzögern und zu verschieben, wurde von Andreas aus verschiedenen verfahrenstechnischen Gründen abgelehnt, die ich natürlich voll und ganz verstehe.
Die zukünftige documenta war in den letzten sieben Monaten ununterbrochen in meinem Kopf. Wir haben alle hart gearbeitet. Leider habe ich heute das Gefühl, dass ich nicht mehr zu diesem Prozess beitragen kann.“
Am gestrigen Sonntag trat der Schriftsteller, Kulturtheoretiker, Kunstkritiker und Kurator Ranjit Hoskoté aus der ursprünglich sechsköpfigen Kommission zurück, die mit der Auswahl der Künstlerischen Leitung der 16. Ausgabe der documenta (2027) betraut ist. Ranjit Hoskoté war in den vergangenen Tagen aufgrund seiner Unterschrift unter dem Statement against consulate general of Israel, Mumbai’s event on Hindutva and Zionism (vom 26. August 2019) und dessen BDS-Bezug und antisemitischem Gehalt in die Kritik geraten.
Mehr
Am gestrigen Sonntag trat der Schriftsteller, Kulturtheoretiker, Kunstkritiker und Kurator Ranjit Hoskoté aus der ursprünglich sechsköpfigen Kommission zurück, die mit der Auswahl der Künstlerischen Leitung der 16. Ausgabe der documenta (2027) betraut ist. Ranjit Hoskoté war in den vergangenen Tagen aufgrund seiner Unterschrift unter dem Statement against consulate general of Israel, Mumbai’s event on Hindutva and Zionism (vom 26. August 2019) und dessen BDS-Bezug und antisemitischem Gehalt in die Kritik geraten.
Ranjit Hoskoté hatte in der Folge gegenüber der documenta und Museum Fridericianum gGmbH in intensiven Gesprächen deutlich gemacht, dass er die Ziele des BDS ablehne und die Bewegung nicht unterstütze. Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH hatte ihn darüber hinaus um Stellungnahme zu den seitens der gGmbH als eindeutig antisemitisch bewerteten Inhalten des Statements und seine Haltung hierzu gebeten, wobei die Erwartung einer unmissverständlichen Distanzierung von seiner Unterschrift bzw. den antisemitischen Inhalten des Statements bestand. Hierauf folgte das Schreiben Ranjit Hoskotés, mit dem er seinen Rücktritt erklärte.
Andreas Hoffmann Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH betont: „Ich danke Ranjit Hoskoté für seine bisherige Bereitschaft, uns in diesen schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen und halte seine folgerichtige und in der Konsequenz respektable Rücktrittsentscheidung für richtig. Die aktuellen Entwicklungen rund um die Findungskommission der documenta 16 zeigen einmal mehr, wie lang der Weg zu einer konsequenten Aufarbeitung der documenta 15 noch ist. Es bedarf einer konsequenten Distanzierung von jeglicher Form von Antisemitismus. Die Ereignisse des Sommer 2022 dürfen sich nicht wiederholen. Nur so kann nach den Geschehnissen der documenta fifteen ein echter Neuanfang gelingen.“
Was diese Entwicklung für den weiteren Prozess bzgl. Zeitplan und Zusammensetzung der Findungskommission bedeutet, wird derzeit intensiv zwischen den Gesellschaftern, dem Aufsichtsrat, der gemeinnützigen GmbH und den Beteiligten der Findungskommission erörtert.
Ranjit Hoskotés Rücktrittschreiben (Sonntag, 12. November 2023)
Lieber Andreas,
die letzten Tage gehörten zu den zutiefst erschütterndsten Tagen in meinem Leben. Der ungeheuerliche Vorwurf des Antisemitismus wurde gegen meinen Namen erhoben, und zwar in Deutschland, einem Land, das ich mit Liebe und Bewunderung betrachte und zu dessen kulturellen Einrichtungen und intellektuellem Leben ich seit mehreren Jahrzehnten als Schriftsteller, Kurator und Kulturtheoretiker beigetragen habe. Deutsche Berichterstatter*innen, die mein Leben und meine Arbeit nicht kennen, haben mich aufgrund einer einzigen Unterschrift auf einer Petition, die aus dem Zusammenhang gerissen und nicht im Geiste der Vernunft angegangen wurde, verurteilt, denunziert und stigmatisiert. Über mich wurde mit Härte und Herablassung geschrieben, und keiner meiner Verleumder*innen hat es für wichtig gehalten, mich nach meinem Standpunkt zu fragen. Ich habe das starke Gefühl, dass ich einem Scheingericht unterworfen worden bin.
Es ist mir klar, dass in dieser vergifteten Atmosphäre kein Platz für eine differenzierte Diskussion der anstehenden Fragen ist. Und jetzt – was mir wie ein vergeblicher Versuch erscheint, eine Situation zu retten, die nicht mehr zu retten ist – wird von mir verlangt, eine pauschale und unhaltbare Definition von Antisemitismus zu akzeptieren, die das jüdische Volk mit dem israelischen Staat in einen Topf wirft und dementsprechend jede Sympathiebekundung für das palästinensische Volk als Unterstützung für die Hamas ausgibt.
Mein Gewissen erlaubt es mir nicht, diese pauschale Definition und diese Einschränkung der menschlichen Empathie zu akzeptieren. Einer solchen Definition und solchen Einschränkungen haben sich prominente jüdische Denker*innen wie der Philosoph Omri Boehm, der Historiker Moshe Zimmermann, der Kolumnist Gideon Levy, der Philosoph Michael Marder und viele, viele andere widersetzt, die die Gleichsetzung von Antizionismus mit Antisemitismus ablehnen. Ein System, das auf einer derartigen Definition und derartigen Einschränkungen besteht – und das sich entscheidet, sowohl Kritik als auch Mitgefühl zu ignorieren – ist ein System, das seinen moralischen Kompass verloren hat. Ich sage dies mit größter Traurigkeit.
Es schmerzt mich zu sagen, dass solche Hintergründe der historischen Offenheit der documenta für eine Vielfalt von Positionen und ihre Fähigkeit, das Leben der Fantasie in einer unterstützenden Umgebung zu erhalten, zuwiderlaufen. Ich befürchte sehr, dass diese Umstände die Großzügigkeit des Geistes und die Bereitschaft zum Dialog beeinträchtigen werden, die seit langem zu den herausragenden Merkmalen des deutschen Beitrags zur globalen Kulturpolitik gehören.
Daher sehe ich mich nicht in der Lage, meine Pflichten gegenüber der documenta zu erfüllen, einer Institution, für die ich eine große Zuneigung empfinde und die ich seit mehr als zwanzig Jahren gut kenne, seit Okwui Enwezor mich eingeladen hat, auf der Plattform der documenta 11 in Delhi im Mai 2001 ein Panel zu leiten. Es war mir eine Ehre, dem Findungskomitee für die documenta 16 anzugehören, und es war mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen und mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Mit großem Bedauern muss ich Ihnen meinen Rücktritt anbieten und aus der Findungskommission ausscheiden.
*
Sie werden mir zustimmen, dass es nur fair ist, dass ich meine Sicht der Dinge zu Protokoll geben darf, wenn ich gehe. Ich möchte dies wie folgt tun:
1. Ich möchte noch einmal betonen, dass ich das jüdische Volk in höchstem Maße schätze und immer tiefstes Mitgefühl für seine historischen Leiden und Bewunderung für seine glorreichen kulturellen Errungenschaften empfunden habe. Dies zeigt sich in meinen Aufsätzen, meinen Vorträgen und meinen Büchern. Ich bin entsetzt über den Vorwurf, ich sei antisemitisch, und über die Unterstellung, ich müsse über dieses sensible Thema belehrt werden. Einfache biografische Faktoren führen diesen Vorwurf ad absurdum. Ich bin in einer pluralistischen Familie aufgewachsen, die stolz auf die Vielfalt Indiens war, einschließlich der jahrhundertelangen Anwesenheit von drei verschiedenen jüdischen Gemeinschaften unter uns – den Bene Israel, den Cochini-Juden und den Baghdadi-Juden. Mein erster Mentor und lieber Freund, der große indische Dichter und Kunstkritiker Nissim Ezekiel, war Mitglied der Bene Israel Gemeinde. Eine meiner Großtanten, Kitty Shiva Rao, wurde als Kitty Verständig in einer jüdischen Familie in Wien geboren; sie lebte im gerade unabhängig gewordenen Indien und setzte ihr Wissen über den Holocaust ein, um ein junges Land zu heilen, das inmitten der Schrecken der Teilung geboren worden war. Die Shoah ist für mich kein Fremdwort; sie ist einer der Stränge meiner eigenen Familiengeschichte.
2. Abgesehen von biografischen Faktoren möchte ich auch zu Protokoll geben, dass ich mich öffentlich gegen den intellektuellen und kulturellen Boykott Israels ausgesprochen habe – mit der Begründung, dass dies unsere liberalen, progressiven, kritischen und integrativen Kolleg*innen in Israel weiter schwächen und isolieren wird. Ich teile die BDS-Position nicht und unterstütze die Bewegung nicht. Mein Mitgefühl gilt sowohl dem jüdischen als auch dem palästinensischen Volk, das in Westasien seit mehr als sieben Jahrzehnten ununterbrochene Kämpfe erdulden muss.
Ich verurteile unmissverständlich den Terror, den die Hamas am 7. Oktober 2023 gegen Israel entfesselt hat, und das schreckliche Massaker, das Hamas-Kämpfer*innen an israelischen Männern, Frauen und Kindern sowie an Palästinenser*innen, Thailänder*innen, Filipinos und Filipinas, Nepales*innen und anderen Personen verübt haben. Ich trauere um den Tod dieser unschuldigen Menschen. Gleichzeitig kann ich das brutale Vernichtungsprogramm, das die israelische Regierung als Vergeltung gegen die palästinensische Zivilbevölkerung eingeleitet hat, nicht ignorieren. Ich kann nicht wegsehen von dieser humanitären Katastrophe, die das Leben unschuldiger Männer, Frauen und Kinder kostet. Jetzt ist es mehr denn je notwendig, die Gemeinschaften Israels und Palästinas zusammenzubringen, auf den Exzeptionalismus des Leidens auf beiden Seiten zu verzichten und eine Solidarität der Trauer, eine Gemeinschaft der gemeinsamen Verwundbarkeit und einen Prozess der Heilung und Erneuerung zu schaffen.
3. Betrachten wir nun die sogenannten Beweise, die gegen mich vorgelegt wurden: meine Unterschrift unter eine Petition des Indischen Kulturforums vom 26. August 2019, mit der gegen eine vom israelischen Generalkonsulat in Mumbai veranstaltete Diskussion zum Thema Leaders' Idea of Nations: Zionismus und Hindutva. Auf der Einladung zu dieser Veranstaltung war ein Porträt von Theodor Herzl, der Gründerfigur des Zionismus, neben einem Porträt von V. D. Savarkar, einer Gründerfigur der Hindutva, abgebildet.
Ich habe diese Petition unterschrieben, weil die Veranstaltung eindeutig eine Gleichsetzung von Herzl und Savarkar vorsah und eine Allianz zwischen Zionismus und Hindutva intellektuell salonfähig machen sollte. Ich fand dies höchst ironisch, da Savarkar als Bewunderer Hitlers bekannt war und offen seine Bewunderung für die Nazi-Ideologie und -Methoden zum Ausdruck brachte, die er als Modell für ein Hindu-majoritäres Indien vorschlug, dem es folgen sollte, insbesondere im Hinblick auf die Behandlung der religiösen Minderheiten. Keiner der deutschen Kommentator*innen, die mich anprangerten, hat sich gefragt, warum das israelische Generalkonsulat es überhaupt für angebracht hielt, Zionismus mit Hindutva gleichzusetzen.
Ich habe mein Leben dem Widerstand gegen autoritäre Kräfte und diskriminierende Ideologien gewidmet, und meine Unterschrift war getragen von meinem Engagement für Dialog, Einbeziehung, Gegenseitigkeit und die unaufhörliche Suche nach einer gemeinsamen Basis. Diese Verpflichtung bleibt für mich der Eckpfeiler meines Lebens.
Mit herzlichen guten Wünschen
Ranjit
Im gestrigen Artikel in der Süddeutschen Zeitung Nicht schon wieder, Documenta berichtet Nele Pollatschek von der Unterzeichnung eines Statements des Mitglieds der Findungskommission der documenta 16, Ranjit Hoskoté, das als BDS nah gewertet wird. Es handelt sich hierbei um das "Statement against consulate general of Israel, Mumbai’s event on Hindutva and Zionism" vom 26. August 2019.
Mehr
Im gestrigen Artikel in der Süddeutschen Zeitung Nicht schon wieder, Documenta berichtet Nele Pollatschek von der Unterzeichnung eines Statements des Mitglieds der Findungskommission der documenta 16, Ranjit Hoskoté, das als BDS nah gewertet wird. Es handelt sich hierbei um das "Statement against consulate general of Israel, Mumbai’s event on Hindutva and Zionism" vom 26. August 2019.
Zu diesem Sachverhalt äußert sich Andreas Hoffmann wie folgt: „Die Unterzeichnung des o.g. Statements durch ein Mitglied der Findungskommission der Künstlerischen Leitung der documenta 16 ist für uns als documenta und Museum Fridericianum gGmbH aufgrund seiner explizit antisemitischen Inhalte nicht im Ansatz akzeptabel. Die Unterschrift Ranjit Hoskoté’s unter das Statement aus dem Jahr 2019 war uns bis zum gestrigen Tage nicht bekannt. Ebenso wenig war uns das Statement selbst bekannt.
Die Aufarbeitung der antisemitischen Verfehlungen auf der documenta 15 ist für uns ein sehr ernstes Anliegen: Dass die Findungskommission keine BDS-Nähe aufweisen sollte, wurde als wesentliche Voraussetzung von den Gesellschaftern explizit an die ehemaligen Künstlerischen Leitungen herangetragen, die mit der Aufstellung der Findungskommission betraut waren (siehe dazu das Statement der ehemaligen Künstlerischen Leitungen zum Vorschlag für die Besetzung der Findungskommission der documenta 16).
Alle sechs Mitglieder der Findungskommission haben sich vor Aufnahme der Arbeit der Kommission eindeutig gegenüber der documenta und Museum Fridericianum gGmbH erklärt und von der BDS-Bewegung explizit distanziert.“
Ranjit Hoskoté hat sich nach dem Pressebericht der Süddeutschen Zeitung gegenüber der documenta und Museum Fridericianum gGmbH dahingehend geäußert, dass er sich mit der Unterzeichnung der Erklärung im Jahr 2019 insbesondere gegen den Hindutva-Extremismus, der erklärtermaßen von Nazismus und Faschismus inspiriert sei, gestellt habe. Er habe sein Leben der Ablehnung autoritärer Ideologien gewidmet. Unterdessen habe er sich öffentlich und deutlich gegen jeden kulturellen Boykott Israels ausgesprochen. Er lehne die Ziele der BDS-Bewegung ab und unterstütze die Bewegung nicht. Insbesondere nach dem 7. Oktober 2023, dem Hamas-Terror in Israel und seinen Folgen, seien seine Gedanken sowohl beim jüdischen als auch beim palästinensischen Volk, bei der leidenden Zivilbevölkerung in Israel und Palästina.
Diese gegenüber der documenta und Museum Fridericianum gGmbH abgegebene Stellungnahme gibt uns Anlass, mit dem Mitglied der Findungskommission über weitergehende Fragestellungen ins Gespräch zu gehen.
Die seit Samstag kursierenden Nachrichten und Bilder von Terror und Gewalt der Hamas in Israel, erschüttern uns bei der documenta und Museum Fridericianum gGmbH zutiefst. Tausende Raketen wurden aus dem Gazastreifen von Terrorist*innen auf Israel abgefeuert. Zeitgleich sind schwer bewaffnete Kämpfer*innen in Israel eingefallen. Sie sind in die Häuser von Zivilist*innen eingedrungen, haben unschuldige Menschen ermordet und dutzende Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Diese Taten sind barbarisch, sie sind empörend, sie sind in keiner Weise zu rechtfertigen.
Mehr
Die seit Samstag kursierenden Nachrichten und Bilder von Terror und Gewalt der Hamas in Israel, erschüttern uns bei der documenta und Museum Fridericianum gGmbH zutiefst. Tausende Raketen wurden aus dem Gazastreifen von Terrorist*innen auf Israel abgefeuert. Zeitgleich sind schwer bewaffnete Kämpfer*innen in Israel eingefallen. Sie sind in die Häuser von Zivilist*innen eingedrungen, haben unschuldige Menschen ermordet und dutzende Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Diese Taten sind barbarisch, sie sind empörend, sie sind in keiner Weise zu rechtfertigen.
Der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann, hat in einem Gespräch mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland gegenüber dem Präsidenten Dr. Josef Schuster und dem Geschäftsführer Daniel Botmann am heutigen Montag betont, dass die documenta und Museum Fridericianum gGmbH das Vorgehen der Hamas auf das Schärfste verurteilt. Er ergänzt: Wir empfinden tiefe Trauer, große Empathie und Solidarität mit den Menschen in Israel. Auf deutschen Straßen und in den sozialen Medien spielen sich angesichts dieses Grauens unvorstellbare Szenen ab. Grausame Videos von Gewalt, Mord und Leichenschändungen nach IS-Ästhetik wurden auf Instagram tausendfach mit Herzen geliked. Medienberichten zufolge wurden in Berlin anlässlich der aktuellen kriegerischen Aktionen offene Solidaritätsbekundungen mit Palästina abgehalten. Dass zwei Mitglieder des Kurator*innenkollektivs ruangrupa ein Video geliked haben, das an ebendiesem Tag unter der Headline „Berlin up for Palestine“ „viva Palästina“ sowie „Palestine will be free" skandierende Menschen zeigt, ist unerträglich und inakzeptabel. Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH distanziert sich aufs Schärfste davon. Sie nimmt zur Kenntnis, dass die Likes inzwischen zurückgenommen wurden und die Betroffenen sie als Fehler anerkennen.
Die terroristischen Ereignisse und die Reaktionen darauf ereignen sich zu einer Zeit, in der die documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit Blick auf die antisemitischen Verfehlungen des letzten Sommers aktiv bemüht ist, Vertrauen von Jüd*innen und der allgemeinen Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Nicht zuletzt auch am heutigen 9. Oktober, an dem sich das tragische Attentat von Halle jährt, mahnen die Ereignisse, aktiv und mit Nachdruck gegen jede Form von Antisemitismus einzutreten.
Die aktuellen Umstände, wie auch jüngste Äußerungen von beteiligten Künstler*innenkollektiven zum Thema Antisemitismus auf der documenta fifteen gegenüber der Zeitschrift monopol zeigen einmal mehr, dass eine Diskussion bzw. Verständigung um den Antisemitismuseklat auf der documenta fifteen bisher nicht erfolgreich war. Eine umso größere Bedeutung erhält für uns das für den 17. und 18. November 2023 gemeinsam mit dem documenta Institut veranstaltete Symposium als ein zentraler Baustein der Aufarbeitung der Antisemitismusvorfälle bei uns in Kassel.
Die documenta fifteen (18. Juni bis 25. September 2022) war Brennpunkt einer Debatte über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus. Mit einem gewissen Abstand zum seinerzeitigen Geschehen will die documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit dem vom documenta Institut konzipierten Symposium von der documenta fifteen aus nach vorne schauen: Welche Wirkungen hat die documenta fifteen in der Kunst, in der Politik und in der Öffentlichkeit entfaltet? In einer Folge von Gesprächen kommen Nicole Deitelhoff, Klaus Holz, Yael Kupferberg, Thomas Macho, Meron Mendel, Armin Nassehi, Maria Neumann und Natan Sznaider zu Wort. Moderiert wird die Veranstaltung von Heinz Bude.
Mehr
Die documenta fifteen (18. Juni bis 25. September 2022) war Brennpunkt einer Debatte über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus. Mit einem gewissen Abstand zum seinerzeitigen Geschehen will die documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit dem vom documenta Institut konzipierten Symposium von der documenta fifteen aus nach vorne schauen: Welche Wirkungen hat die documenta fifteen in der Kunst, in der Politik und in der Öffentlichkeit entfaltet? In einer Folge von Gesprächen kommen Nicole Deitelhoff, Klaus Holz, Yael Kupferberg, Thomas Macho, Meron Mendel, Armin Nassehi, Maria Neumann und Natan Sznaider zu Wort. Moderiert wird die Veranstaltung von Heinz Bude.
Den Hintergrund für das Symposium bildet ein Forschungsprojekt über die documenta fifteen als Publikumsereignis und Diskursort, das von Meron Mendel und Heinz Bude geleitet wird. Es geht um den Streit über eine Ausstellung von Gegenwartskunst und um die Frage, welche Rolle eine europäisch orientierte Moderne in einer Weltgesellschaft spielt, die nicht mehr allein von Europa aus zu begreifen ist. Die Publikation des Forschungsprojektes ist für Sommer 2024 geplant.
Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH betont: „Die documenta fifteen kam mit ihren Verfehlungen im Bereich des Antisemitismus einer gesellschaftlichen Zäsur gleich. Die Debatte um die Kunstfreiheit und ihre Grenzen ist seither von zunehmender Polarisierung geprägt. Dies mit etwas Abstand bei uns in Kassel zu diskutieren, halte ich für sehr wichtig. Ich danke Heinz Bude daher sehr herzlich für seine Arbeit auf diesem Gebiet und für die Bereitschaft, sie für die Öffentlichkeit bereits jetzt zu öffnen.“
Heinz Bude unterstreicht: „Dieses Symposion greift die Problematik der Kunstfreiheit in finsteren Zeiten mit der nötigen Ruhe, aber auch mit der erforderlichen Klarheit auf. Ich freue mich sehr auf unsere Gäste und auf ein Gespräch ohne Geländer.“
Programm
Symposium
Die documenta fifteen als Zäsur? Kunst, Politik, Öffentlichkeit
Mit Nicole Deitelhoff, Klaus Holz, Yael Kupferberg, Thomas Macho, Meron Mendel, Armin Nassehi, Maria Neumann, Natan Sznaider
Freitag, 17. November, 19–21 Uhr und Samstag, 18. November 2023, 10–17 Uhr
Veranstaltungsort: UK 14, Untere Karlsstr. 14, 34117 Kassel, www.uk14.de
In deutscher Sprache mit englischer Simultanübersetzung
Livestreaming
Ablauf
Freitag 17. November 2023
19–21 Uhr. Einlass ab 18.30 Uhr
19 Uhr
Begrüßung
Andreas Hoffmann
Moderation
Heinz Bude
19.15–21 Uhr
Modul 1: Deutsche Deutungskonflikte?
Mit Nicole Deitelhoff und Meron Mendel
Zum Auftakt wird das Kunstereignis der documenta fifteen als Testfall für die Veränderung der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland in den Blick genommen. Was ist da unverhandelbar und in welcher Hinsicht sind Aushandlungen nötig?
Samstag 18. November 2023
10–16 Uhr. Einlass ab 9.30 Uhr
10–11.30 Uhr
Modul 2: Die documenta als Ausstellungs- und Medienereignis
Mit Armin Nassehi und Klaus Holz
Sodann geht es um die Interferenzen zwischen dem persönlichen Erleben auf der documenta fifteen und der Berichterstattung in den Medien über die documenta fifteen. Welchen Spannungen, Konflikte und Spaltungen haben sich daraus in der Rezeption ergeben?
12–13.30 Uhr
Modul 3: Israel und die globale Unruhe
Mit Natan Sznaider und Thomas Macho
Schließlich werden die unausgesprochenen Implikationen der Debatte aufgegriffen. In Reaktionen auf die Kritik der documenta fifteen ist die Unterscheidung zwischen einer legitimen und einer illegitimen „Israelkritik“ gemacht worden. Welche Unruhe wird von wem mit dem Namen Israel verbunden?
13.30–14.30 Uhr
Mittagspause
14.30–16 Uhr
Modul 4: Kunst und ihre Kontaminierungen
Mit Maria Neumann und Yael Kupferberg
Nicht zuletzt wird die Spur der Kontaminierungen in der Geschichte der documenta Ausstellungen aufgegriffen. Hier stößt die historische Analyse auf die persönliche Konfrontation mit der Sache. Welche Befürchtungen und welche Ängste haben die verschiedenen documenta Ausstellungen bei wem erzeugt?
Das documenta Institut
Das documenta Institut entsteht in Kooperation zwischen dem Land Hessen, der Stadt Kassel, der documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie der Universität Kassel mit der Kunsthochschule unter finanzieller Beteiligung für das Bauvorhaben durch die Beauftragte für Kultur und Medien beim Bund. 2020 wurde Professor Dr. Heinz Bude zum Gründungsdirektor ernannt. Im Rahmen des Aufbaus des documenta Instituts wurden 2021 aus Mitteln des Landes Hessen drei Tenure Track-Professuren in den Fachbereichen Geistes- und Kulturwissenschaften, Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung und Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel besetzt.
Pressekontakt
Johanna Köhler
Leitung Kommunikation und Marketing / Head of Communications and Marketing
documenta und Museum Fridericianum gGmbH
T + 49 561 70727-2520
M + 49 151 18015290
presse@documenta.de
Mit dem Besuch der Chefkuratorin des Ramat Gan Museum of Israeli Art, Sari Golan, in der nordhessischen Metropole dokumentieren die Stadt Kassel und ihre israelische Partnerstadt Ramat Gan ihren lebendigen Austausch.
Mehr
Mit dem Besuch der Chefkuratorin des Ramat Gan Museum of Israeli Art, Sari Golan, in der nordhessischen Metropole dokumentieren die Stadt Kassel und ihre israelische Partnerstadt Ramat Gan ihren lebendigen Austausch.
Höhepunkte des von der Stadt Kassel und der documenta und Museum Fridericianum gGmbH gemeinsam initiierten einwöchigen Aufenthaltes von Sari Golan sind ein Austausch mit Kassels neuem Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller und documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann. Darüber hinaus wird sich Golan auch mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Kasseler Museumslandschaft, der Künstler- und Galerienszene sowie der Kunsthochschule treffen. Zudem bereichern das Sara Nussbaum Zentrum sowie die Deutsch-Israelische Gesellschaft das Programm des Besuches mit Einblicken in das jüdische Leben in Kassel sowie die lokalen Geschehnisse während der Herrschaft der Nationalsozialisten.
„Ich freue mich sehr über den nun initiierten engen Austausch mit unserer Partnerstadt Kassel und mit der documenta, die für mich als Kuratorin im Feld der zeitgenössischen Kunst ein wichtiger Bezugspunkt ist. Ich erlebe eine äußerst warmherzige Gastfreundschaft, die mir bei meinem Aufenthalt allerorten entgegengebracht wird“, erklärte die Chefkuratorin des Ramat Gan Museum of Israeli Art.
Kassels Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller betonte die Bedeutung der Städtepartnerschaft zwischen Kassel und Ramat Gan: „Sari Golans Besuch ist ein weiterer wichtiger Schritt zu einem noch intensiveren Austausch im Rahmen der innigen Städtefreundschaft mit Ramat Gan, die seit mehr als 30 Jahren besteht. Insbesondere im Bereich der zeitgenössischen Kunst bieten sich hier große Möglichkeiten und Chancen.“ Bei einem Video-Meeting mit Ramat Gans stellvertretendem Bürgermeister Roi Barzilai im Vorfeld des Besuches wurde verabredet, dass die beiden Städte ihre Partnerschaft ausbauen und einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch anstreben sollten.
Auch documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann freut sich über den Austausch: „Mit Sari Golan besucht eine sehr engagierte Kuratorin aus dem Feld der zeitgenössischen Kunst die documenta Stadt Kassel. Mit ihr und dem Museum of Israeli Art in Ramat Gan verbindet uns das große Interesse an einer engagierten Kunst, die ganz nahe an der Gesellschaft agiert, aber auch an wichtigen Schwerpunkten im Bereich der Kunstvermittlung und des Community Buildings. Ich freue mich sehr über den engen Austausch bereits kurze Zeit nachdem sowohl Sari Golan als auch ich unsere neuen Positionen in Ramat Gan und Kassel angetreten haben. Der künftig enge Austausch mit Israels Partnerstadt hat gerade nach den Antisemitismusvorfällen bei der documenta fifteen im vergangenen Jahr eine wichtige Funktion.“
Über die Stadt Kassel
Kassel ist mit etwa 205.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die größte Stadt in der Mitte Deutschlands. Rund 111.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte sind am Wirtschaftsstandort tätig. Gut 25.000 Menschen studieren an der Universität.
Kassel ist die Stadt der documenta, der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst, der Brüder Grimm und des UNESCO-Welterbes Bergpark Wilhelmshöhe mit dem Herkules, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt.
Rund 3.500 Menschen sind direkt bei der Stadtverwaltung beschäftigt. Zudem ist die Stadt an weiteren großen Unternehmen beteiligt, darunter die Gesundheit Nordhessen Holding sowie die Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH mit dem Verkehrsunternehmen KVG und dem Energieversorger Städtische Werke AG.
Repräsentative Besucher*innenbefragungen haben eine lange Tradition bei der documenta. Bereits seit der documenta 9 (1992) führt die gemeinnützige GmbH zu den alle fünf Jahre stattfindenden documenta Ausstellungen in Kooperation mit Prof. i.R. Dr. Gerd-Michael Hellstern repräsentative Besucher*innenbefragungen durch, um Informationen zu Publikumsstruktur und -interessen zu erhalten. Erstmalig wurde zur documenta fifteen auch eine Onlinebefragung zum Thema Nachhaltigkeit unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Herzig realisiert.
Mehr
Repräsentative Besucher*innenbefragungen haben eine lange Tradition bei der documenta. Bereits seit der documenta 9 (1992) führt die gemeinnützige GmbH zu den alle fünf Jahre stattfindenden documenta Ausstellungen in Kooperation mit Prof. i.R. Dr. Gerd-Michael Hellstern repräsentative Besucher*innenbefragungen durch, um Informationen zu Publikumsstruktur und -interessen zu erhalten. Erstmalig wurde zur documenta fifteen auch eine Onlinebefragung zum Thema Nachhaltigkeit unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Herzig realisiert.
documenta fifteen Evaluation
Die fünfzehnte documenta fand vom 18. Juni bis 25. September 2022 statt. Insgesamt besuchten über 738.000 Besucher*innen die Ausstellung.
Die allgemeine documenta fifteen Evaluation untersucht, welche Publikumsgruppen von der Ausstellung angesprochen werden und welche Erwartungen bzw. Informationsbedürfnisse bei den Besucher*innen bestehen. Ferner analysiert sie die Publikumsprofile (Herkunft, Motive, Interessen), Publikumseinstellungen (Wahrnehmung, Perzeption) und Besuchsverhalten (ökonomische Wirkungen).
Das Thema Antisemitismus wird an anderen Stellen ausführlich behandelt, so z.B. im Rahmen des unter Beteiligung des documenta Instituts betriebenen Forschungsprojekts „Antisemitismus und postkoloniale Debatten am Beispiel der documenta fifteen“.
Die Studie zur documenta fifteen belegt anhand der Herkunft und Struktur der Besucher*innen die einzigartige Stellung der documenta als Marke mit globaler Geltung. Das Publikum in Kassel ist sowohl international als auch stark lokal, regional und national verankert. Der Anteil der Stammbesucher*innen (63,8%) ist gegenüber der documenta 14 (in Kassel: 77%) gesunken, dafür wurden neue Besucher*innen-Gruppen erschlossen: So waren es überwiegend jüngere Besucher*innen bis 40 Jahre (65,5%), die zum ersten Mal eine documenta Ausstellung besuchten.
Obschon unter den Befragten Besucher*innen aus rund 86 Ländern waren, war das Publikum der documenta fifteen insgesamt weniger international zusammengesetzt als bei vorhergehenden documenta Ausstellungen. Dies ist vielleicht auf die COVID-19-Pandemie, möglicherweise aber auch auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen, zu den Gründen gibt es keine dezidierte Untersuchung. Die größten Anteile der ausländischen Besucher*innen kamen aus den Niederlanden (16,4%) und der Schweiz (10,5%), gefolgt von Österreich (7%), Frankreich (6,3%), dem Vereinigten Königreich (6,3%) sowie den USA (6,3%).
Traditionell zieht die documenta ein vergleichsweise junges Publikum an. Der Mittelwert für Besucher*innen aus dem Ausland betrug bei der documenta fifteen 44 Jahre, mit dem Median bei 42 Jahren. Die nationalen Besucher*innen waren im Vergleich dazu etwas älter: Der Mittelwert für Besucher*innen aus Deutschland betrug 47 Jahre, mit dem Median bei 51 Jahren. Der Anteil an jüngerem Publikum bis 20 Jahre ist im Vergleich zur documenta 14 gestiegen - fünf Jahre zuvor waren es nur 6,6% Besucher*innen in der Gruppe der bis 20 Jahre alten, jetzt waren es 8,2 %.
Die Analyse zeigt eine hohe Gesamtzufriedenheit der Befragten mit dem Ausstellungsbesuch (Mittelwert von 2,19). Insbesondere die Atmosphäre der Ausstellung, das Prinzip von Gemeinschaftlichkeit (lumbung) und die internationale Zusammensetzung fanden eine hohe Zustimmung. Über 94% der Besucher*innen waren mit dem Gesamtservice von Führungen und Angeboten zufrieden. Als wichtiger Indikator für den Erfolg werden zukünftige Besuchsabsichten angeführt: Über 63% aller Besucher*innen gaben an, die nächste documenta Ausstellung besuchen zu wollen.
Die Untersuchung liefert auch Ergebnisse mit Blick auf die regionalwirtschaftlichen Effekte der documenta Ausstellung. Für 89,8% der auswärtigen Besucher*innen war die Ausstellung der Anlass für eine Reise nach Kassel. Der Anteil der Besucher*innen, die zwei Tage und länger auf der documenta fifteen verweilten, war trotz der ökonomischen und pandemischen Lage hoch. Die auswärtigen Besuche\r*innen aus Deutschland blieben im Durchschnitt rund 3 Tage in Kassel, internationales Publikum außerhalb Europas im Schnitt 5 Tage.
Insgesamt lässt sich folgern, dass der Antisemitismuseklat die Besucher*innen der documenta fifteen einerseits geprägt hat, sie andererseits den Ausstellungsaufenthalt an sich aber größtenteils positiv bewerten (die internationalen Gäste noch etwas positiver als die nationalen), dass ihnen inhaltliche Begriffe wie „lumbung“ in Erinnerung bleiben werden und dass der überwiegende Teil einen Wiederbesuch plant. Außerdem konnte sich das Publikum weiter verjüngen.
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Joanna Ożga wurden insgesamt 7.002 Interviews ausgewertet, die in Form per systematischer Zufallsauswahl gewonnen wurden und standardisierte Fragen mit persönlicher Ansprache kombinierten.
Nachhaltigkeitsbefragung
Mit Blick auf Erfordernisse unserer Zeit und ruangrupas künstlerischer Praxis wurde das Thema Nachhaltigkeit bei der documenta fifteen ganzheitlich betrachtet und fand in allen Bereichen der Planung und Durchführung der Ausstellung Berücksichtigung. Neben der Auseinandersetzung mit ökologischen Faktoren standen kulturelle, soziale, politische und wirtschaftliche Aspekte im Mittelpunkt.
So wurden z.B. mit dem „Nachhaltigkeitseuro“ im Ticket 375.000 Euro für Aufforstung generiert. Ferner wurde die Nahverkehrsnutzung erstmalig ins Ticket inkludiert. Bei Merchandise wurde auf nachhaltige bzw. regionale Produkte gesetzt, Printprodukte waren nach Möglichkeit Blauer Engel zertifiziert und wurden größtenteils durch digital optimierte Varianten per QR-Code an den Verteilstellen angeboten. Ökologische, regionale und abfallarme gastronomische Angebote wurden gefördert, indem auf Mehrweggeschirr, Biolebensmittel sowie regionale, vegane und vegetarische Speisen gesetzt wurde. Insbesondere im Bereich Materialkreisläufe engagierte sich die documenta fifteen, die schon 2020 Mitglied im von der Kulturstaatsministerin geförderten Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien wurde und über ein Symposium 2021 die Gründung des Dachverbands für deutschlandweite Initiativen zur Materialverteilung und Logistik (IfM) initiierte. Entsprechend dieser Querschnittsaufgabe hat die documenta fifteen erstmals auch Fragen der Nachhaltigkeit bzw. ihre Bemühungen in diesem Bereich evaluieren lassen.
Die Gesamtbewertung der Nachhaltigkeitsbestrebungen der documenta fifteen fällt überwiegend positiv aus. Eine umweltfreundliche Ausrichtung der documenta fifteen erkannten 63,9% bzw. sogar 91,1% der Befragten, wenn man diejenigen hinzuzählt, die mit „teils/teils“ geantwortet haben. Mehr als die Hälfte der Befragten hat die Nachhaltigkeitsprojekte der documenta fifteen zur Kenntnis genommen und über 90% befürworteten die Unterstützung von Nachhaltigkeitsprojekten.
90% der befragten Besucher*innen vertreten die Meinung, dass die documenta Ausstellungen möglichst klimaneutral ausgerichtet werden sollten. Für eine Ausrichtung mit möglichst geringen negativen ökologischen Auswirkungen sprechen sich knapp über 80% der Befragten selbst dann aus, wenn dadurch Preise z.B. für Eintritt oder gastronomische Angebote um wenige Euro steigen würden. Die Nachhaltigkeitsbestrebungen im gastronomischen Bereich honorieren viele der Befragten. Beispielsweise bewerteten acht von zehn Befragte als positiv, dass es ausreichend Produkte in Bio-Qualität sowie ausreichend vegetarische Alternativen gab.
Die Hauptverkehrsmittel von Anreisenden aus dem Ausland nach Deutschland waren der Zug (38,8%), das Auto (29,5%) und das Flugzeug (26,2%). Zur Anreise nach Kassel innerhalb Deutschlands wurde am häufigsten der Zug (Fernverkehr) (40,0%) gewählt, gefolgt vom Auto (33,7%) sowie Verkehrsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs (20,1%). Mehr als die Hälfte (60,1%) reiste somit mit vergleichsweise klimafreundlichen Verkehrsmitteln (Nah- und Fernverkehr) an. Ähnlich zeigt sich dies auch bei Besucher*innen aus Kassel, die am häufigsten den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zur Anreise wählten (41,4%), der ja auch erstmals ins Ticket inkludiert war, dicht gefolgt von der Nutzung des Fahrrads (36,7%). Das bestehende Park & Ride Angebot wurde nur von jedem*r zehnten mit dem Auto anreisende*n Besucher*in genutzt. Hier wird eine verstärkte Kommunikation empfohlen. Innerhalb Kassels bewegten sich die Besucher*innen am häufigsten zu Fuß. Als zweithäufigste Option für die Mobilität vor Ort wählten sie den ÖPNV. Das Auto, das Fahrrad und das E-Bike wurden kaum zur Fortbewegung zwischen den Ausstellungsorten genutzt.
Die Kommunikation zum nachhaltigen Veranstaltungsmanagement bewerten über die Hälfte der Befragten als ehrlich und sympathisch, ein Viertel stimmt dem teilweise zu. Wünsche der Besucher*innen für den Ausbau der Nachhaltigkeitskommunikation beziehen sich z.B. auf eine stärkere Einbindung von Informationen zur Nachhaltigkeit auf der Website, Informationen für die Besucher*innen in Bezug auf eine klimafreundliche Anreise oder die weitere Reduzierung des Papierverbrauchs in Zusammenhang mit Kommunikations- und Vermittlungsmaterialien.
Die Onlineumfrage zu den Nachhaltigkeitsbestrebungen der documenta fifteen wurde im Auftrag der documenta und Museum Fridericianum gGmbH von der Universität Kassel/Justus-Liebig-Universität Gießen unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Herzig durchgeführt. Von den über 738.000 Besucher*innen der documenta fifteen haben 2.916 Besucher*innen an der Umfrage teilgenommen.
Download beider Evaluationen.
Download Pressemitteilung als PDF.
Nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung und Gesellschafterversammlung kann die documenta und Museum Fridericianum gGmbH den genehmigten und verabschiedeten Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2022 verkünden. Damit steht fest, dass die documenta fifteen (18. Juni – 25. September 2022) im Rahmen ihres Gesamtbudgets von 42,2 Mio. Euro geblieben ist.
Mehr
Nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung und Gesellschafterversammlung kann die documenta und Museum Fridericianum gGmbH den genehmigten und verabschiedeten Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2022 verkünden. Damit steht fest, dass die documenta fifteen (18. Juni – 25. September 2022) im Rahmen ihres Gesamtbudgets von 42,2 Mio. Euro geblieben ist.
Für das documenta Jahr 2022 hat die documenta und Museum Fridericianum gGmbH einen Jahresabschluss mit einer schwarzen Null vorgelegt.
Auf Empfehlung des Aufsichtsrates haben die Gesellschafter den Jahresabschluss 2022 festgestellt und die Geschäftsführer*innen Dr. Sabine Schormann, Alexander Farenholtz und Dr. Ferdinand von Saint André für das Geschäftsjahr 2022 entlastet.
Der amtierende Geschäftsführer Prof. Dr. Andreas Hoffmann freut sich über diese Bilanz und dankt seinen Vorgänger*innen und dem Team: „Dass wir die in der Pandemie vorbereiteten und von der Krise rund um die antisemitischen Motive geprägten Großausstellung nun mit einer schwarzen Null abschließen können, freut mich sehr. Ich möchte das zum Anlass nehmen, mich bei meinen Vorgänger*innen und dem Team für ein umsichtiges Finanzmanagement und Controlling zu bedanken.“
Nachdem Ende März 2023 bereits die Findungskommission für die documenta 16 (12. Juni – 19. September 2027) aufgestellt wurde, bewegt sich die gemeinnützige GmbH mit großen Schritten auf die Eröffnung der Vorbereitungsphase der documenta 16 zu. Die Künstlerische Leitung wird planmäßig um die Jahreswende 2023/2024 bekannt gegeben werden. Parallel durchläuft die documenta noch bis Ende des Jahres die in Reaktion auf die Antisemitismusvorfälle der documenta fifteen initiierte Organisationsentwicklung.
Gemeinsam mit dem documenta fifteen Künstler Dan Perjovschi haben die Kooperationspartner Hessen Kassel Heritage und das documenta archiv den Raum zur jüngsten Ausgabe der documenta in der Ausstellung „about: documenta“ in der Neuen Galerie in Kassel neu eingerichtet und wiedereröffnet.
Mehr
Gemeinsam mit dem documenta fifteen Künstler Dan Perjovschi haben die Kooperationspartner Hessen Kassel Heritage und das documenta archiv den Raum zur jüngsten Ausgabe der documenta in der Ausstellung „about: documenta“ in der Neuen Galerie in Kassel neu eingerichtet und wiedereröffnet.
Für die Neueinrichtung des Ausstellungsraumes konnte der rumänische Künstler Dan Perjovschi gewonnen werden, eine Wand zu gestalten. Mit seinen ebenso kritischen, wie humorvollen Stenogrammen über die Krisen und Konflikte unserer Zeit hat Perjovschi u.a. auf den Säulen des Portikus des Fridericianums mit Generosity, Regeneration, Transparency, Independence, Suffcieny, Local Anchor and most of all Humor (2022) ein zentrales Werk der documenta fifteen geschaffen.
Die documenta fifteen (2022), kuratiert vom indonesischen Künstler*innenkollektiv ruangrupa, setzte eine bis heute andauernde Debatte um Kunstfreiheit, ihre Grenzen und gruppenspezifische Diskriminierungen wie Antisemitismus und Rassismus in der Kunst in Gang. Unter dem Eindruck der Antisemitismusvorwürfe gerieten zentrale künstlerische Anliegen der Ausstellung, wie die gemeinschaftliche Teilhabe an Ressourcen oder der Gedanke sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit, in den Hintergrund. Die Präsentation in der Neuen Galerie wirft nun anhand ausgewählter künstlerischer Projekte der documenta fifteen Schlaglichter auf den vergangenen Ausstellungssommer.
Die Dauerausstellung „about: documenta“ in der Neuen Galerie gibt einen Überblick über rund 70 Jahre documenta Geschichte. Was 1955 mit der ersten documenta unter schwierigen Bedingungen im Provisorium des kriegszerstörten Kasseler Fridericianums begann, wuchs unter dem Gründer Arnold Bode und den nachfolgenden künstlerischen Leitungen zu einem der größten Kunstereignisse weltweit. Die nun um die jüngste documenta Ausgabe erweiterte Präsentation in der Neuen Galerie, nimmt die Besucher*innen entlang wichtiger, zentraler Kunstwerke, Szenografien, Modelle, Filme, Bilder und Dokumente auf eine Zeitreise in die Geschichte der Kunstschau mit, die sich stets als Seismogramm künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Zeitgeschehens lesen lässt.
Die Neupräsentation wurde kuratiert von Dorothee Gerkens (Leitung Neue Galerie), Birgitta Coers (Direktorin documenta archiv), Julius Lehmann (Wissenschaftlicher Mitarbeiter documenta archiv). Harald Kimpel (Freier Autor und Kunsthistoriker).
Die Ausstellung about: documenta ist im November 2019 als Kooperation von Hessen Kassel Heritage mit dem documenta archiv eröffnet worden.
Über das documenta archiv
Das documenta archiv wurde 1961 von Arnold Bode, dem Initiator des Kasseler Ausstellungsunternehmens, mit der Aufgabe gegründet, den künstlerischen Leitungen des weltweit wichtigsten Kunstereignisses eine memorierende Institution an die Seite zu stellen. Heute widmet sich das documenta archiv unter der Trägerschaft der documenta und Museum Fridericianum gGmbH der Sammlung, Dokumentation und wissenschaftlichen Erforschung von Texten, Bildern und Objekten zur modernen und zeitgenössischen Kunst. Einer der Schwerpunkte liegt auf der Geschichte der seit 1955 stattfindenden documenta Ausstellungen, den wechselnden kuratorischen Praktiken, ihren gesellschaftlichen Verflechtungen und institutionellen Voraussetzungen. Neben seinen Funktionen innerhalb der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, beschäftigt sich das documenta archiv mit den dokumentarischen Strategien in den Gegenwartkünsten und medienhistorischen Aspekten. Das documenta archiv ist Mitglied im Arbeitskreis selbstständiger Kultur-Institute e.V. (AsKI) und initiiert Forschungs- und Ausstellungsprojekte entlang eigener Bestände in Kooperation mit regionalen, nationalen und internationalen Wissenschafts- und Kultureinrichtungen.
Am 2. Mai 2023 wurde der Arnold Bode Preis 2022 in der Brüderkirche Kassel feierlich an documenta fifteen lumbung member Wajukuu Art Project verliehen. In Ann Mbutis Laudatio betonte sie insbesondere die gemeinschaftsorientierte künstlerische Praxis des Künstler*innenkollektivs aus Nairobi:
Mehr
Am 2. Mai 2023 wurde der Arnold Bode Preis 2022 in der Brüderkirche Kassel feierlich an documenta fifteen lumbung member Wajukuu Art Project verliehen. In Ann Mbutis Laudatio betonte sie insbesondere die gemeinschaftsorientierte künstlerische Praxis des Künstler*innenkollektivs aus Nairobi:
„Am Anfang des kuratorischen Konzepts der vergangenen documenta (…) stand ein Umdenken. Das lumbung-Prinzip zielte darauf ab, die teilnehmenden Kollektive nicht dazu zu bringen, etwas für die weltweit renommierte Kunstschau zu leisten, sondern sie in ihrer Arbeit zu unterstützen und die Früchte davon in Kassel zu zeigen (…). Statt der Frage, was die einzelnen Akteure und Aktuerinnen, die Künstlerinnen und Künstler, Kollektive und kreativen Gemeinschaften für die documenta tun können, hieß es umgekehrt: Was kann die documenta für diese Akteur*innen tun? Genau dieser Perspektivenwechsel geschieht auch im Wajukuu Art Project in Hinblick auf Kunst selbst: Kein Diskurs-, kein “l’art pour l’art”-Denken bestimmt seine Tätigkeiten, sondern der Wille in der Lebensrealität in Mukuru etwas zu verändern – mit Hilfe der Kunst. Wajukuu fragt nicht, was das Kollektiv für den Diskurs, für die Kunst tun kann, sondern fragt, was kann Kunst für ihre Gemeinschaft leisten? Wajukuu stellt das künstlerische Praktizieren an den Anfang einer neuen Vision für ihre Community.“
Die Findungskommission der documenta 16 bilden sechs ausgewiesene internationale Expert*innen der zeitgenössischen Kunst: Bracha Lichtenberg Ettinger, Gong Yan, Ranjit Hoskoté, Simon Njami, Kathrin Rhomberg und María Inés Rodríguez. Der Aufsichtsrat der documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat die Kommission für die Ausstellung, die vom 12. Juni bis zum 19. September 2027 in Kassel stattfinden wird, heute eingesetzt.
Mehr
Die Findungskommission der documenta 16 bilden sechs ausgewiesene internationale Expert*innen der zeitgenössischen Kunst: Bracha Lichtenberg Ettinger, Gong Yan, Ranjit Hoskoté, Simon Njami, Kathrin Rhomberg und María Inés Rodríguez. Der Aufsichtsrat der documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat die Kommission für die Ausstellung, die vom 12. Juni bis zum 19. September 2027 in Kassel stattfinden wird, heute eingesetzt.
Die Findungskommission hat die Aufgabe, wegweisende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst einzuladen, sich für die Künstlerische Leitung der documenta 16 zu bewerben, und aus den präsentierten Konzepten das vielversprechendste Format auszuwählen. Die Berufung der Künstlerischen Leitung ist für Ende 2023 / Anfang 2024 angestrebt.
„Wir gehen heute einen wichtigen Schritt in Richtung documenta 16“, erklären der Aufsichtsratsvorsitzende und Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle sowie die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn. „Wir haben sechs herausragende Expertinnen und Experten aus aller Welt gewinnen können, die sowohl mit ihren unterschiedlichen künstlerischen, kuratorischen und kulturtheoretischen Hintergründen als auch als Persönlichkeiten gemeinsam für die Modernität, die Internationalität und die Vielfalt der documenta stehen. Die Findungskommission hat nun ausreichend Zeit, die besten und innovativsten Konzepte für Kassel zu gewinnen. Es ist unser Ziel, die Verfehlungen beim Thema Antisemitismus auf der documenta fifteen aufzuarbeiten. Die Voraussetzungen für die nächsten Arbeitsschritte, darunter die schon beschlossene Organisationsentwicklung, liegen vor. Zugleich wollen wir der weltweit wichtigsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst die Planungszeit und -sicherheit verschaffen, die ihrem einzigartigen Rang gebührt. Mit der vorgestellten Findungskommission sind wir dafür bestens aufgestellt.“
Der Aufsichtsrat folgt mit der Besetzung der Kommission dem Vorschlag ehemaliger Künstlerischer Leitungen der documenta, die im November 2022 mit dieser Aufgabe betraut wurden: Catherine David (documenta 10, 1997), Roger M. Buergel (documenta 12, 2007), Carolyn Christov-Bakargiev (documenta 13, 2012) und Adam Szymczyk (documenta 14, 2017).
Der scheidende Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH Ferdinand von Saint André dankt den Beteiligten: „Besonders würdigen möchte ich den Einsatz der ehemaligen Künstlerischen Leitungen der documenta. Sie haben uns aus Verbundenheit zur Organisation in schwierigen Zeiten ihren Sachverstand zur Verfügung gestellt. Zudem gilt mein Dank dem Aufsichtsrat, der die Aufstellung der Findungskommission priorisiert hat und dem vorliegenden Vorschlag gefolgt ist. Schließlich bedanke ich mich herzlich bei den Mitgliedern der Findungskommission dafür, dass sie der documenta ihre Kompetenz anvertrauen, um den Grundstein für die documenta 16 zu legen.“
„Wir danken Ferdinand von Saint André herzlich dafür, dass er in einer schwierigen Phase mit großem Engagement die documenta und Museum Fridericianum gGmbH geleitet hat“, sagten Geselle und Dorn für den Aufsichtsrat. „Es gehörte Mut dazu, diese Aufgabe anzunehmen, und Klarheit im Kurs, sie in der klar definierten Interimszeit umzusetzen. Beides brachte Ferdinand von Saint André mit. Andreas Hoffmann, der am 1. Mai die Geschäftsführung übernimmt, findet eine gut auf die anstehenden Veränderungen vorbereitete documenta gGmbH vor.“
Der designierte Geschäftsführer zeigt sich erfreut über den Beschluss des Aufsichtsrats: „Mit der Vorstellung der Findungskommission setzen wir heute sechs hochkarätige Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst auf die documenta 16 an. Ich freue mich auf den Prozess und bedanke mich bei Ferdinand von Saint André, dass er diesen in seiner Amtszeit aufgesetzt hat.“
Die Mitglieder der Findungskommission:
Bracha Lichtenberg Ettinger ist Malerin, bildende Künstlerin, Philosophin, Psychoanalytikerin und eine bahnbrechende Theoretikerin, deren Matrixial-Theorie seit mehr als drei Jahrzehnten die zeitgenössischen Bereiche Ethik und Ästhetik, kritische Studien, Kunsttheorie und Kunstgeschichte, Film- und Literaturwissenschaft sowie Feminismus beeinflusst hat. Die in Tel Aviv und Paris lebende Künstlerin hat ihre Werke in den wichtigsten Museen für zeitgenössische Kunst weltweit präsentiert, darunter die Kochi-Muziris Biennale (2018), die Istanbul Biennale (2015), "Face à l'Histoire" (1996) und "ELLES" (2011), beide im Centre Pompidou, Paris. Derzeit nimmt sie an "Artists in a Time of War at Castello di Rivoli", Turin, teil, wo sie parallel auch eine Einzelausstellung präsentiert. Zu ihren Publikationen gehören: "Matrix: Halala Lapsus" (1993), "The Matrixial Gaze" (1995), "Régard et éspace-de-bord matrixiels" (1999), "The Matrixial Borderspace" (2006), "Proto-ética matricial" (2019), "Matrixial Subjectivity, Aesthetics, Ethics: 1990-2000" (2020).
Gong Yan ist Absolventin der Ecole Nationale Superieur des Beaux-Art in Paris, Professorin am Shanghai Institute of Visual Art und ehemalige Chefredakteurin der Zeitschrift Art World. Seit 2013 ist sie die Direktorin der Power Station of Art. Gong Yan lebt in Shanghai.
Noch während ihrer Teilnahme als Künstlerin an der 6. Shanghai Biennale im Jahr 2006 wechselte sie in den kuratorischen Bereich und hat Ausstellungen kuratiert wie „Ordinary Architecture“ – The Chinese Pavilion in the 11. International Architecture Biennale in Venedig (2012, zusammen mit Yong-ho Chang und A Cheng), “Shinohara Kazuo” (2014), “Mobile Architecture: Yona Friedman” (2015), “Snacks” (2016), “PSA Collection Series Yu Youhan” (2017), “PSA Collection Series Li Shan” (2017), “Body Media” (2007 und 2017), “HON: Niki de Saint Phalle & Shen Yuan” (2018), “Hussein Chalayan: Archipelago” (2021/2022).
Ranjit Hoskoté ist Schriftsteller, Kulturtheoretiker, Kunstkritiker und Kurator, er lebt in Mumbai. Hoskoté ist Autor und Herausgeber von mehr als 30 Büchern, darunter Gedichtbände, Publikationen zur Kunstkritik, Kulturgeschichte, Übersetzungen und Anthologien. Zu seinen kuratorischen Projekten gehören die 7. Gwangju Biennale (2008), die er zusammen mit Okwui Enwezor und Hyunjin Kim kuratierte, und der erste indische Pavillon auf der 54. Biennale in Venedig (2011). 2023 wird Hoskoté Teil der Architekturbiennale in Venedig sein.
Simon Njami ist ein in Paris ansässiger unabhängiger Kurator, Dozent, Kunstkritiker und Romanautor. Njami war Mitbegründer und Chefredakteur von „Revue Noire“. Er war künstlerischer Leiter der ersten Kunstmesse in Johannesburg (2008), der Fotografie-Biennale in Bamako, der Dak'Art Biennale (2016/2018) und der São Paulo Biennale. Er war Ko-Kurator des ersten afrikanischen Pavillons auf der 52. Biennale von Venedig (2007).
Njami hat zahlreiche Ausstellungen kuratiert, darunter „Africa Remix“ (2004/2007), „The Divine Comedy“ im MMK – Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, „SCAD“ in Savannah (beide 2014) und „The Smithsonian“ in Washington DC (2015), „Xenopolis“ in Berlin (2015), „After Eden, The Artur Walther Collection“ in Paris (2015), „Metropolis“ und „I is another“ (beide in Rom 2018), „The Studio“ im Rahmen der Kampala Biennale 2019, „This space between us“ in Las Palmas (2020) und „Materia Prima“ in San Giminiano (2021).
Kathrin Rhomberg ist Kuratorin und leitete von 1990 bis 2001 das Ausstellungsbüro der Secession in Wien und von 2002 bis 2007 den Kölnischen Kunstverein. Seit 2014 ist sie Vorstandsvorsitzende des Trägervereins der Kontakt Sammlung und dessen künstlerische Leiterin. Sie kuratierte u. a. Roman Ondak für den Tschechischen und Slowakischen Pavillon auf der 53. Biennale in Venedig (2009), die 6. Berlin Biennale (2010), Petrit Halilaj für den Pavillon der Republik Kosovo auf der 55. Biennale in Venedig (2013) und ko-kuratierte u. a. die Manifesta 3, Ljubljana (2000) und „Projekt Migration“, Köln, (2002–2006). Kathrin Rhomberg lebt in Wien und lehrt dort an der Universität für Angewandte Kunst.
María Inés Rodríguez (lebt und arbeitet in Brüssel und São Paulo) hat eine kuratorische und institutionelle Praxis, die sich auf die Konsolidierung des Museums als Plattform für Wissen durch Ausstellungen, Kultur- und Bildungsprogramme bezieht.
Gegenwärtig ist sie Direktorin der Walter Leblanc Stiftung und leitende Kuratorin des MASP, Museu de Arte de São Paulo Assis Chateaubriand.
Parallel dazu ist Rodríguez Mitglied von Tropical Papers, einem 2005 von ihr gegründeten inklusiven Kulturforum, das sich der Entwicklung einer Reflexion über Kunst, Architektur, Design und wissenschaftliche Forschung widmet und die Arbeit und Projekte von Kulturschaffenden aus und in den Tropen sichtbar macht. Zuvor war sie Direktorin des CAPC Muséed'art Contemporain in Bordeaux in Frankreich, Chefkuratorin des MUAC in Mexiko-Stadt, Chefkuratorin am Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y Léon (MUSAC) in Spanien und Gastkuratorin am Jeu de Paume in Paris.
Seit 2017 ist sie Mitglied des Vorstands der Martell Foundation in Frankreich und Mitglied der Jury des Lise Wilhelmsen Art Award Programme2019-2024 am Henie Onstad Kunstsenter in Norwegen. Von 2017 bis 2019 war sie Präsidentin des Comité Art Citoyen France, Fondation Daniel et Nina Carasso.
documenta Pressekontakt
Johanna Köhler
Leitung Kommunikation und Marketing
documenta und Museum Fridericianum gGmbH
T +49 561 70727-2520
presse@documenta.de
„Mit dem Bericht der von den Gesellschaftern beauftragten fachwissenschaftlichen Begleitung liegt eine fundierte und tiefgreifende Analyse der Vorkommnisse, die die documenta fifteen erschüttert haben, vor“, kommentieren Christian Geselle, Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH und seine Stellvertreterin im Aufsichtsrat, Angela Dorn, die Bedeutung des Berichts, der in der Aufsichtsratssitzung diskutiert wurde. Verbunden damit ist der ausdrückliche Dank für die geleistete Arbeit an die wissenschaftliche Begleitung.Mehr
„Mit dem Bericht der von den Gesellschaftern beauftragten fachwissenschaftlichen Begleitung liegt eine fundierte und tiefgreifende Analyse der Vorkommnisse, die die documenta fifteen erschüttert haben, vor“, kommentieren Christian Geselle, Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH und seine Stellvertreterin im Aufsichtsrat, Angela Dorn, die Bedeutung des Berichts, der in der Aufsichtsratssitzung diskutiert wurde. Verbunden damit ist der ausdrückliche Dank für die geleistete Arbeit an die wissenschaftliche Begleitung.
Angesichts der antisemitischen Vorfälle bei der documenta fifteen hatte der Aufsichtsrat der documenta gGmbH am 15. Juli 2022 einige Maßnahmen zur Aufarbeitung beschlossen, darunter die Einsetzung dieser fachwissenschaftlichen Begleitung. Ziel ist, auch in Zukunft der documenta ihren weltweit einzigartigen Rang als Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Kassel zu sichern. Wissenschaftler*innen mit Expertise in den Bereichen Antisemitismus, Friedens- und Konfliktforschung, Kunst sowie öffentlichem Recht und Politikwissenschaft haben die Vorgänge auf der documenta fifteen in den vergangenen Monaten untersucht.
In der Sitzung des Aufsichtsrats am Freitag, 3. Februar, stand der nun vorliegende Abschlussberichts der wissenschaftlichen Begleitung im Mittelpunkt. Die darin formulierten Beobachtungen und Erkenntnisse sollen gemeinsam mit weiteren, in Arbeit befindlichen Studien Grundlage für den laufenden Prozess der inhaltlichen Aufarbeitung der documenta fifteen sein.
„Der Aufsichtsrat begrüßt insbesondere die klare Einordnung der kritisierten Kunstwerke und die Hinweise zum Spannungsfeld zwischen grundgesetzlich geschützter Kunstfreiheit und gleichzeitig verantwortlichem Umgang mit antisemitischen Darstellungen in diesem Zusammenhang“, berichten Christian Geselle und Angela Dorn. Die Vorschläge und Empfehlungen der wissenschaftlichen Begleitung mit dem Ziel struktureller Verbesserungen hält der Aufsichtsrat für wertvoll und weiterführend. Er empfiehlt diese als Grundlage in die seitens der Gesellschafter der documenta gGmbH, Stadt Kassel und Land Hessen, initiierte Organisationsuntersuchung einfließen zu lassen. Die Gesellschafter werden auch mit dem Bund dazu im Gespräch bleiben.
Abschließend sprach sich der Aufsichtsrat für eine zeitnahe Veröffentlichung des Abschlussberichts der fachwissenschaftlichen Begleitung unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts „Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung“ (HSFK) und geschäftsführende Sprecherin des „Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ (FGZ), aus.
Abschlussbericht: Gremium zur fachwissenschaftlichen Begleitung der documenta
documenta Pressekontakt
Johanna Köhler
Leitung Kommunikation und Marketing
documenta und Museum Fridericianum gGmbH
T +49 561 70727-2520
presse@documenta.de
Der Kulturmanager Prof. Dr. Andreas Hoffmann, derzeit noch Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums in Hamburg, wird neuer Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. Er tritt seine Position in Kassel am 1. Mai 2023 an. Bis dahin führt Dr. Ferdinand von Saint André verabredungsgemäß die Geschäfte, der nach Ausstellungsende der documenta fifteen als Interimsgeschäftsführer eingestellt worden war.
Mehr
Der Kulturmanager Prof. Dr. Andreas Hoffmann, derzeit noch Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums in Hamburg, wird neuer Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. Er tritt seine Position in Kassel am 1. Mai 2023 an. Bis dahin führt Dr. Ferdinand von Saint André verabredungsgemäß die Geschäfte, der nach Ausstellungsende der documenta fifteen als Interimsgeschäftsführer eingestellt worden war.
„Mit der Personalentscheidung für den neuen Geschäftsführer geht auch eine Weichenstellung für die Zukunft der documenta in Kassel einher“, sagen Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH, und seine Stellvertreterin im Aufsichtsrat, Hessens Kunstministerin Angela Dorn. Als Kulturinstitution von weltweiter Bedeutung müsse sich die documenta inhaltlichen Fragen und strukturellen Herausforderungen stellen. „Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dafür mit Prof. Dr. Andreas Hoffmann einen ebenso erfahrenen wie auch engagierten Kulturmanager gewonnen zu haben“, so die beiden weiter. Verbunden mit der Vorstellung der Personalie sei auch ein großes Dankeschön für die Tätigkeit des Interimsgeschäftsführers Dr. Ferdinand von Saint André: „Seine Leidenschaft und Professionalität im Umgang mit dem wertvollen kulturellen Schatz Kassels und unseres Landes gebührt allerhöchsten Respekt“, sprechen Angela Dorn und Christian Geselle dem Interimsgeschäftsführer ihre Wertschätzung aus.
Prof. Dr. Andreas Hoffmann über seine neue Aufgabe: „Die documenta ist eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst. Alle Ausgaben der Weltkunstschau waren wichtige Seismographen zentraler Diskurse und Herausforderungen unserer Gesellschaft im Spiegel der Kunst. Die Geschäftsführung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH ist eine besonders vielfältige, spannende und ehrenvolle Aufgabe, die ich mit großem Respekt, aber auch mit viel Engagement und großem Enthusiasmus angehen werde. Ich freue mich sehr auf die enge kollegiale Zusammenarbeit mit den kompetenten Teams der documenta, des Museum Fridericianum, der documenta-Halle, des documenta Archivs, des documenta Instituts und der International Friends of documenta.“
Prof. Manuel Hartung, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, der Trägerin des Bucerius Kunst Forums: „Die documenta ist eine Kunstausstellung von herausragender Bedeutung und Strahlkraft – für meine Heimatstadt Kassel, für Deutschland und für die internationale Kunstwelt. Ich freue mich sehr, dass Prof. Dr. Andreas Hoffmann in so herausfordernden Zeiten die Geschäftsführung der documenta übernehmen kann. Andreas Hoffmann hat das Bucerius Kunst Forum in 15 Jahren sehr erfolgreicher Arbeit geprägt – und zu einem Ort viel beachteter Ausstellungen und einem Forum über Kunst in der Gesellschaft gemacht. Ich gratuliere ihm von Herzen zur Berufung in die documenta-Spitze!“
Die documenta 16 wird vom 12. Juni bis 19. September 2027 in Kassel stattfinden. Bis dahin werden die Verständigung auf Standards im Umgang mit der Kunstfreiheit und ihren Grenzen, im Umgang mit jeglicher gruppenspezifischen Form der Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus, aber auch die Anpassung der Organisations- und Gremienstrukturen sowie die Festlegung der Rahmenbedingungen, unter denen die künstlerische Leitung der documenta 16 ihre kuratorische Verantwortung wahrnimmt, eine zentrale Rolle spielen. Prof. Dr. Andreas Hoffmann: „Darüber hinaus werden die weitere Erhöhung der internationalen Strahlkraft der documenta und die Weiterentwicklung innovativer Formen der Kunstvermittlung sowie die Begleitung der einzelnen Institutionen der Gesellschaft bei ihren aktuellen Projekten von Bedeutung sein.“
Vita Prof. Dr. Andreas Hoffmann
Der Kulturmanager Andreas Hoffmann, geboren 1971 in Norden, ist seit Januar 2007 Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums. Bis 2019 war er zusätzlich Programmleiter Kunst und Kultur für die Musik- und Denkmalprojekte der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Er verantwortete die Erweiterung im Jahr 2008 sowie den 2019 eröffneten Neubau des Ausstellungshauses und ist u. a. für die interdisziplinären Veranstaltungsprogramme verantwortlich. Er ist überdies Kurator der Antikenausstellungen „Pompeji. Götter, Mythen, Menschen“ (2014) und „Die neuen Bilder des Augustus. Macht und Medien im antiken Rom“ (2022/3).
Von September 2004 bis Dezember 2006 war er Geschäftsführer der Freunde der Kunsthalle Hamburg und Geschäftsführer des Bundesverbandes der Fördervereine deutscher Museen bildender Kunst e.V. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war er von 2001 bis 2004 für die Antikensammlung des Museums für Kunst und Gewerbe zuständig und Kurator von Ausstellungen wie „Die Etrusker. Luxus für das Jenseits“ (2004) oder „Die Pyramide. Haus für die Ewigkeit“ (2002), aber auch „Gunter Sachs“ (2004).
Hoffmann studierte Klassische Archäologie, Lateinische Philologie und Alte Geschichte in Hamburg, Berlin und Heidelberg und absolvierte berufsbegleitend eine Ausbildung zum PR-Referent. 2002 ist seine Dissertation „Tod in Tarent. Grabritual und Gesellschaft“ als Teil eines deutsch-italienischen Forschungsvorhabens zur Gesamterschließung der Nekropole von Tarent (Tarent-Projekt) erschienen. Seit 2011 lehrt er am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, seit 2016 als Honorarprofessor (gemäß §17 HmbHG). Seit 2016 ist er zudem Sprecher der Fachgruppe Wirtschaft und Marketing.
Andreas Hoffmann engagiert sich neben seinen beruflichen Tätigkeiten seit 2017 als Mitglied im Aufsichtsrat für die Kunsthalle Emden und seit 2019 als Mitglied des Kuratoriums für die Deutsche Stiftung Musikleben.
Andreas Hoffmann ist verheiratet mit der Klassischen Archäologin Annette Haug.
Portraitfoto von Prof. Dr. Andreas Hoffmann zum Download.
Bildcredits: Prof. Dr. Andreas Hoffmann, Foto: Götz Wrage.
documenta Pressekontakt
Johanna Köhler
Leitung Kommunikation und Marketing
documenta und Museum Fridericianum gGmbH
T +49 561 70727-2520
presse@documenta.de
Neun künstlerische Positionen der documenta fifteen wurden für die städtischen und staatlichen Kunstsammlungen in der Neuen Galerie und Graphischen Sammlung angekauft. Der Magistrat der Stadt Kassel hat auf Vorschlag der Ankaufskommission entschieden, welche Kunstwerke erworben werden. Die Vertragsverhandlungen über den Ankauf wurden nun abgeschlossen.
Mehr
Neun künstlerische Positionen der documenta fifteen wurden für die städtischen und staatlichen Kunstsammlungen in der Neuen Galerie und Graphischen Sammlung angekauft. Der Magistrat der Stadt Kassel hat auf Vorschlag der Ankaufskommission entschieden, welche Kunstwerke erworben werden. Die Vertragsverhandlungen über den Ankauf wurden nun abgeschlossen.
Für die städtischen und staatlichen Kunstsammlungen in der Neuen Galerie und Graphischen Sammlung wurden folgende Kunstwerke erworben:
1. Amol K Patil Black Masks on Roller Skates
2. Britto Arts Project Rasad - Food Objects
3. Marwa Arsanios Who is Afraid of Ideology? Part 4 Reverse Shot (Video)
4. Sebastián Diaz Morales Smashing Monuments *(Video)
5. Jatiwangi art Factory Perhutana Family Forest Terracotta*
6. Wajukuu Art Project Kahiu kogi gatemaga mwene
7. Atelier Goldstein Raumpräsentation (mit 12 Arbeiten inkl. Zusatzwerk)
8. Pınar Öğrenci Aşît *(Video)
9. Richard Bell *Gallery Hand Outs
Der Ankauf der ersten sechs Werke wurde dabei aus dem städtischen Etat mit rund 290.000 Euro finanziert, während die anderen drei Objekte durch die Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK), also das Land Hessen, für rund 130.000 Euro erworben wurden. Das Land Hessen und die Stadt Kassel kaufen in bewährter Weise in enger Abstimmung gemeinsam Kunstwerke der documenta für die Sammlungen an.
Über den Erwerb der Kunstwerke hatte zunächst die Ankaufskommission unter dem Vorsitz von Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker beraten. Die Vorschläge hatte Dr. Dorothee Gerkens, Sammlungsleiterin der Neuen Galerie, gemacht. Der Kommission gehören die kulturpolitischen Vertreter der Fraktionen sowie die Vorsitzenden des Kunstvereins, der Kasseler Ortsgruppe des Bundesverbandes Bildender Künstler und des Museumsvereins an. Vertreten sind auch die Museumslandschaft Hessen Kassel und das Fridericianum.
„Die ausgewählten Werke sind von hoher inhaltlicher und künstlerischer Relevanz für die Kunst und die Arbeitsweise der documenta fifteen. So bilden sie künftig in der städtischen Sammlung das Konzept des Kollektivs ruangrupa ebenso ab, wie die Vielfalt der oft gemeinwohlorientierten künstlerischen Ansätze der d15“, betonte Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker.
„Die Arbeiten lassen sich gut in die bisherigen Sammlungen integrieren, korrespondieren mit schon vorhandenen Arbeiten und erweitern so den Bestand auf bereichernde Weise“, ergänzte Dr. Dorothee Gerkens von der MHK, die dort die städtische Kunstsammlung kuratiert.
Die Kunstwerke wurden zum größten Teil über die Lumbung Gallery erworben, einem eigens anlässlich der Weltkunstschau gegründeten Verein, der in Form einer Kooperative die Vermarktung der Kunstwerke übernommen hat. Damit soll Künstlerinnen und Künstlern eine faire Entlohnung zuteilwerden, wobei sie 70 Prozent des Verkaufspreises erhalten. Die übrigen 30 Prozent fließen in einen „Common Pot“, über den gemeinschaftlich entschieden wird und der auch die Finanzierung der Strukturen der Lumbung Gallery ermöglicht.
Hintergrund
Amol K Patil „Black Masks on Roller Skates“
Von dem indischen Konzept- und Performancekünstler wurde eine Auswahl von 13 Skulpturen, 13 Gemälden sowie ein Film erworben. Seine Arbeiten wurden im Bereich des Hübner-Areals gezeigt. Amol K Patil beschäftigt sich mit dem Kastensystem und den familiären Bindungen.
Seine Kritik gilt dem auf Unterdrückung und Diskriminierung aufbauenden Kastensystem und er verfolgt in seinen Arbeiten insbesondere die Sichtbarmachung der Arbeiterklasse. So greift er in der Installation die Situation der Arbeitsmigranten in Mumbai auf. Deren moderne Wohnanlagen, die Chawls, wurden von den Migranten in dynamische Orte des Protests, des Theaters und der Musik verwandelt. Im Video bewegt sich ein Straßenreiniger auf Rollschuhen durch die Chawls. Die Musik hörend, blendet er die Außenwelt aus, eine Welt, die ihn als Reiniger braucht, aber als Mensch ausschließt.
Britto Arts Project „Rasad - Food Objects“
Das Britto Arts Project wurde in 2002 als gemeinnütziges Zentrum für zeitgenössische Kunst in Dhaka, Bangladesch gegründet. Erworben wurden 218 Einzelobjekte sowie ein im Maßstab verkleinerter Nachbau des „Marktstandes“, der in der documenta Halle ausgestellt war.
Kritisiert werden die Kommerzialisierung und Normierung von Lebensmitteln sowie die globalen Marktmechanismen. Einige Objekte enthalten Statements über die Nahrungsmittelpolitik, die von den Agrargiganten aus den Industrienationen bestimmt wird. Beispiele sind: Fische, die sich in Pistolen verwandeln oder ein Blumenkohl, der zum Atompilz wird.
Marwa Arsanios „Who is Afraid of Ideology? Part4 Reverse Shot“
Die Künstlerin, Filmemacherin und Forscherin Marwa Arsanios lebt und arbeitet v. a. in Beirut, Libanon. Der Film handelt von der Verteilung von Landrechten, insbesondere von der Vergemeinschaftung eines privaten Steinbruchs in den Bergen Libanons mithilfe einer landwirtschaftlichen Genossenschaft.
Zudem beschäftigt sich Marwa Arsanios mit den Fragen nach Erbe, Besitz, Eigentum und Wert. Der vielschichtige Film reflektiert, inwiefern sich Land als lebendiges Objekt von Natur aus dem Eigentum widersetzt und wirft posthumanistische und ökologiephilosophische Fragen zu der Verflechtung des Geologischen, Historischen und Rechtlichen auf.
Sebastián Diaz Morales „Smashing Monuments“
Der Künstler und Filmemacher Sebastián Diaz Morales, geb. in Argentinien, lebt und arbeitet in Amsterdam. In seinem Film treten 5 Kuratorinnen und Kuratoren von ruangrupa (Indra Kusumaaka Ameng, Ade Darmawan, Gesyada Siregar, Farid Rakun & Naga Mirwan Andan) in Dialog über zentrale lumbung-Werte mit Monumenten in Jakarta.
Insbesondere sind das:
• endurance (Beständigkeit)
• friendship (Freundschaft)
• generosity (Großzügigkeit)
• independence (Unabhängigkeit) und
• not goodbye (kein Abschied)
Der Film ist künstlerisch eigenständig und für die Sammlung auch als Zeugnis zentraler Haltungen der documenta fifteen wichtig.
**
Jatiwangi art Factory Perhutana Family Forest Terracotta**
Jatiwangi art Factory ist ein 2005 gegründetes Kollektiv aus Indonesien. In Jatiwangi, Indonesien, soll auf acht Hektar Wald ein Naturschutzgebiet entstehen, für das jede/jeder Landanteile in einer Mindestgröße von 4 mal 4 Meter erwerben kann. Ziel ist es, den fortschreitenden Flächenverkauf - und somit das Abholzen alter Wälder - an Fabriken von Firmen wie Adidas, Puma oder H&M zu stoppen. Stattdessen soll ein kollektiver Naturwald aufgeforstet werden. Das Projekt Kota Terakota markiert so einen Neuanfang für Jatiwangi. Die Stadt wird nach den Wünschen und gemeinschaftlichen Vereinbarungen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner umgestaltet.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entstand in Jatiwangi durch den Abbau von Ton die größte Ziegelindustrie Südostasiens. Hundert Jahre später, im Jahr 2005, ermutigte Jatiwangi art Factory – denselben Ton nutzend – die Bürgerinnen und Bürger aus Jatiwangi, durch Kunst und kulturelle Aktivitäten ein kollektives Bewusstsein und eine gemeinsame Identität für ihre Region auszubilden. Wer sich am Landkauf beteiligt, bekommt ein Zertifikat: einen gebrannten Ziegelstein mit der Aufschrift „Perhutana Family Forest Certificate“. Erworben wurden 25 Lizenzen.
Wajukuu Art Project „Kahiu kogi gatemaga mwene“ (2022) von Ngugi Waweru
Wajukuu Art Project ist ein Kollektiv aus Kenia. Das Wajukuu Art Projekt wurde 2004 von einer Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern mit dem Ziel gegründet, die Slums von Mukuru zu einem Ort zu machen, an dem sich Kinder mithilfe von künstlerischen und kreativen Praktiken entfalten können. Weiter sollen durch die Produktion und den Verkauf von Kunstwerken Arbeitsplätze geschaffen werden.
In dem Art Project kann nicht nur künstlerisch gearbeitet werden, es gibt dort auch Unterricht für die Kinder und einen Gemüsegarten. Aktuell werden dort etwa 100 Kinder betreut. Das Kollektiv beschäftigt sich auch mit den Wunden des kolonialen Erbes. Sie möchten mit ihrer Kunst den Blick auf Afrika verändern und eine Anbindung an ihre Traditionen bewirken.
Die Arbeit „Kahiu kogi gatemaga mwene“ („Wenn ein Messer zu scharf ist, verletzt es den Besitzer“) ist eine Installation aus Küchenmessern. „Wer sie immer nachschleift, bewirkt, dass sie scharf sind, aber sie brechen schnell“, erklärt der Künstler Waweru. So seien sie auch ein Symbol für Menschen in der Leistungs- und Konsumgesellschaft. Wajukuu Art Project wurde mit dem Arnold-Bode-Preis 2022 ausgezeichnet.
Atelier Goldstein Raumpräsentation mit insgesamt 12 Arbeiten
Das Atelier Goldstein, eingeladen von Project Art Works, vertritt neurodiverse Künstlerinnen und Künstler und gehört zum Lebenshilfe Frankfurt am Main e. V. Erworben wurde die gesamte Raumpräsentation mit insgesamt 12 Arbeiten von vier Künstlern, so wie sie im Hübner-Areal ausgestellt war.
Die Künstler im Einzelnen sind:
Franz von Saalfeld (1961 geboren in Ingelheim am Rhein, wo er auch heute lebt und arbeitet): 2 Aquarelle - Tusche und Wasserfarbe auf Papier: 1988 und 2003
Franz von Saalfeld malt bevorzugt Kleinstadtidyllen der 1950/60er Jahre. Mit Aquarellen, Texten und Bühnenbildmodellen spürt er der ungemütlichen Ruhe der Kleinstadt und seiner eigenen, eng verwobenen Biografie nach.
Hans Jörg Georgi (1949 in Frankfurt geboren): 3 Flugzeugmodelle
Seit Jahrzehnten schafft Hans-Jörg Georgi Flugzeuge aus Pappresten. Entdeckt vom Atelier Goldstein, nahm Hans-Jörg Georgi in den vergangenen Jahren mit seinen Flugobjekten an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil. Sie lassen sich teils als fliegende Städte lesen, die das Überleben der Menschheit sichern. Zu den drei Flugobjekten hat der Künstler jeweils eine Zeichnung als Schenkung angefertigt.
Julius Bockelt (1986 geboren in Frankfurt am Main, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main): mehrere Tuschezeichnungen
Julius Bockelt arbeitet seit 2004 im Atelier Goldstein und verfolgt ein klares künstlerisches Konzept, in dessen Mittelpunkt die Grenzen der Wahrnehmung und metaphysische Themen stehen. Sein eigenständiges zeichnerisches und fotografisches Werk beruht auf visuellen und auditiven Phänomenen.
Juewen Zhang (1995 geboren in Berlin, lebt und arbeitet in Langen und Frankfurt am Main): Zwei Kohlezeichnungen
Juewen Zhang ist der erste Studierende einer Kunsthochschule in Deutschland, der sich offen mit der Diagnose einer kognitiven Beeinträchtigung beworben hat. Seit 2019 studiert er freie Kunst an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Sein Fokus liegt, so auch in seiner Scheitelserie, auf minutiös gezeichneten Detailaufnahmen, die einen ganz anderen Blick auf die Figur richten.
Pınar Öğrenci „Aşît“
Die Künstlerin und Filmemacherin Pınar Öğrenci, geboren in der Türkei, lebt und arbeitet in Berlin. Der Film behandelt die traumatische Geschichte Ostanatoliens und thematisiert rückblickend die Überlebensstrategien von Armenierinnen und Armeniern sowie Kurdinnen und Kurden auf dem Gebiet der heutigen Osttürkei. Er stellt zudem eine Referenz an Stefans Zweigs „Schachnovelle“ dar.
Richard Bell „Gallery Hand Outs”
Der Künstler und Aborigine-Aktivist Richard Bell lebt und arbeitet in Brisbane, Australien. Das Gemälde „Gallery Hand Outs“ thematisiert die Komplizenschaft des westlichen Kunstsystems und des kolonialen Kapitalismus bei der Vereinnahmung von Kunst in ihre Systeme. Einer Generation von Aborigine-Aktivistinnen und -Aktivisten entstammend, setzt sich Richard Bell konsequent für eine Politik der Selbstbestimmung der Aborigines ein. Richard Bell war auf der documenta zudem zentral vor dem Fridericianum mit der „Aboriginal Embassy“ vertreten.
Stadt Kassel www.kassel.de
Pressesprecher: Victor Deutsch, Simone Scharnke, Michael Schwab, Sascha Stiebing
presse@kassel.de
Telefon 0561 787 1231
Rathaus, 34112 Kassel
Die Stadt Kassel, die documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie die Künstlerin Graziela Kunsch starten einen Spendenaufruf, der den Ankauf des documenta fifteen-Kunstwerks „Eltern und Kleinkinder Krippe / Public Daycare“ für die Stadt Kassel ermöglichen soll. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich mit ihren Spenden am Erhalt des Kunstwerks in Kassel zu beteiligen. Mehr
Die Stadt Kassel, die documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie die Künstlerin Graziela Kunsch starten einen Spendenaufruf, der den Ankauf des documenta fifteen-Kunstwerks „Eltern und Kleinkinder Krippe / Public Daycare“ für die Stadt Kassel ermöglichen soll. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich mit ihren Spenden am Erhalt des Kunstwerks in Kassel zu beteiligen.
Bereits während der Ausstellungslaufzeit der documenta fifteen formierte sich ein engagierter Unterstützerkreis, der sich für den langfristigen Verbleib des Kunstwerks „Public Daycare“ in Kassel einsetzte und von zahlreichen Stimmen aus der Bevölkerung und Öffentlichkeit bestärkt wurde. Die Stadt Kassel nimmt sich nun dem öffentlichen Interesse um das Kunstwerk an und startet gemeinsam mit der documenta und der Künstlerin eine Spendenaktion, um die Arbeit als dauerhaftes Kunstwerk in Kassel zu etablieren – wie dies bereits für verschiedene Außenkunstwerke vergangener documenta Ausstellungen gelungen ist.
Ziel ist es, das Kunstwerk – bestehend aus der vollständigen Einrichtung und Ausstattung, der Bibliothek des Spiels (Library of Playful Objects), der Fotoausstellung und Videoarbeit – über die lumbung Gallery für den Gesamtpreis von 178.500 Euro zu erwerben. In Kooperation mit den Initiatorinnen der „Public Daycare“ wurden Räumlichkeiten in der Innenstadt gesucht und bis auf Weiteres in der Kasseler Markthalle gefunden. Dort stehen geeignete Flächen und Infrastruktur zur Verfügung, um die Neueröffnung der Einrichtung zeitnah zu ermöglichen. Die „Eltern und Kleinkinder Krippe“ wird dann wie während der documenta fifteen als kostenfreies Angebot für alle Kinder von 0 bis 3 Jahren und ihre Begleitpersonen nutzbar sein. Für den Betrieb selbst zeichnet sich die Elterninitiative verantwortlich, die sich zu diesem Zweck in Gründung eines Trägervereins befindet. Die Stadt wird darüber hinaus eine Anschubfinanzierung des Betriebs von 15.000 Euro jährlich zur Verfügung stellen.
Sollte das Spendenziel binnen der drei Monate laufenden Kampagne nicht erreicht werden und die Künstlerin mit der lumbung Gallery der erreichten Summe als Kaufpreis nicht zustimmen, erhalten die Spenderinnen und Spender ihr Geld zurück.
Beliebter Ausstellungsbeitrag für Kinder und Familien
Während der documenta fifteen bot die Künstlerin Graziela Kunsch mit dem Kunstwerk „Eltern und Kleinkinder Krippe“ im Erdgeschoss des Fridericianums einen Raum zum voneinander Lernen für Babys und Kinder bis 3 Jahre und ihre Begleitpersonen. Der vom pädagogischen Ansatz Emmi Piklers getragene Ausstellungsbeitrag erfreute sich großer Beliebtheit. Begleitet von einer Fotoausstellung, Videoarbeit und der Bibliothek des Spiels erzählte Graziela Kunsch von den Erkenntnissen Emmi Piklers zur freien Bewegungsentwicklung und dem achtsamen Umgang mit Kleinkindern, die damit ein respektvolles Miteinander von Anfang an erfahren können. Durch den mit der Kasselerin Elke Avenarius besonders gestalteten Krippenbereich wurde dies für Besucherinnen und Besucher erfahrbar. Die documenta fifteen sprach damit erstmals auch jüngste Gäste und ihre Familien mit einem konkreten künstlerischen Angebot direkt an.
Stimmen der Initiatorinnen und Initiatoren
Johannes Bleck von der Elterninitiative erläutert das Engagement: „Eltern, Großeltern, Tagespflege-Personen und viele Interessierte haben die „Eltern und Kleinkinder Krippe“ während der documenta fifteen so sehr ins Herz geschlossen, dass wir uns nicht vorstellen können, auf diesen wertvollen Raum zu verzichten. Daher haben sich ca. 30 Eltern aus Kassel zusammengefunden, die sich für den Erhalt einsetzen und für den Betrieb engagieren. Wir glauben an das Potenzial des Kunstwerks, als Kulturraum, als Kooperationsfläche und Vernetzungsort. Wir sehen es als eine Besonderheit, die als Leuchtturmprojekt vermag belebte Kunst neu zu denken, documenta Kunst ins öffentliche Leben zu integrieren, die Kasseler Innenstadt zu bereichern und internationale Brückenschläge lebendig und sichtbar zu machen.“
Die Künstlerin Graziela Kunsch begrüßt das Vorhaben auch mit Blick auf die Weiterentwicklung ihres Projekts: „Ich freue mich sehr, dass unser Beitrag in Kassel einen solchen Zuspruch erfährt und Freundinnen und Freunde gefunden hat, die sich für den Erhalt engagieren. Teile der Spendenerlöse möchte ich dafür aufwenden, nochmal nach Deutschland zu kommen, um gemeinsam mit Elke Avenarius den Entwurf auf die neuen Räumlichkeiten anzupassen, die Library of Playful Objects auszubauen und eine Public Parental Daycare auch in meinem Heimatort São Paulo im Casa do Povo aufzubauen.“
Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker wirbt für die Spendenaktion und betont die Bedeutung des Werks für Kassel: „Es ist bereits gute Tradition, dass neben den durch die Ankaufskommission für die Sammlung der Neuen Galerie erworbenen Werken, einzelne besondere Kunstwerke der documenta Ausstellungen durch bürgerschaftliches Engagement für Kassel gewonnen werden können. Aufgrund des großen öffentlichen Interesses handelt es sich bei der documenta fifteen dabei nun erstmalig nicht um ein Außenkunstwerk, sondern um einen speziell auf kleine Kinder und ihre Begleitungen ausgerichteten Raum, der einen wertvollen Begegnungs- und Lernort schafft. Diesen möchten wir mit Unterstützung der Bevölkerung für Kassel sichern, denn mit diesem Konzept verkörpert die Arbeit auch treffend die künstlerische Praxis ruangrupas und den lebendigen und teilhabeorientierten Begriff von Kunst, der die documenta fifteen prägte.“
Kassels Jugenddezernentin Nicole Maisch bedankt sich bei allen, die sich für das Projekt einsetzen: „Ich freue mich sehr, dass mit der „Public Daycare“ ein nichtkommerzieller und jahreszeitenunabhängiger Ort geschaffen wird, an dem sich Mütter und Väter mit ihren Kleinkindern spontan treffen und Elemente der kindgerechten und entwicklungsfördernden Pikler-Pädagogik ausprobieren können. Die Markthalle mit ihrer zentralen Lage in der Innenstadt ist ein toller Standort für das Kunstwerk. Ich danke der Elterninitiative, der Künstlerin Graziela Kunsch und ihrer lokalen Kooperationspartnerin Elke Avenarius und der Kasseler Markthalle sehr für die gute Zusammenarbeit, die Kassel um ein ganz besonderes Angebot bereichern wird.“
Eingerichtetes Spendenkonto
Spenden können auf das folgende Konto überwiesen werden: Kassel documenta Stadt
IBAN: DE16 5205 0353 0000 0110 99
BIC: HELADEF1KAS
Spendenzweck: Ankauf des Kunstwerks „Eltern und Kleinkinder Krippe“
Da im Fall des Nichtankaufs eine Rücküberweisung des gespendeten Betrags erfolgt, sind folgende Angaben notwendig: Spendenzweck: Ankauf des Kunstwerks „Eltern und Kleinkinder Krippe“ sowie Name des Spenders/der Spenderin beziehungsweise der Firma und die Anschrift.
Bei Beträgen über 300 Euro kann nach Erreichen des Spendenziels eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden, darunter reicht ein vereinfachter Nachweis gegenüber dem Finanzamt, wie beispielsweise ein Kontoauszug. Über das „Spendenportal“ auf der städtischen Internetseite www.kassel.de/spende-public- daycare bietet die Stadtverwaltung auch einen entsprechenden Online-Zugang an.
Über die Stadt Kassel
Kassel ist mit etwa 205.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die größte Stadt in der Mitte Deutschlands. Rund 111.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte sind am Wirtschaftsstandort tätig. Gut 25.000 Menschen studieren an der Universität.
Kassel ist die Stadt der documenta, der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst, der Brüder Grimm und des UNESCO-Welterbes Bergpark Wilhelmshöhe mit dem Herkules, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt.
Rund 3.500 Menschen sind direkt bei der Stadtverwaltung beschäftigt. Zudem ist die Stadt an weiteren großen Unternehmen beteiligt, darunter die Gesundheit Nordhessen Holding sowie die Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH mit dem Verkehrsunternehmen KVG und dem Energieversorger Städtische Werke AG.
Stadt Kassel http://www.kassel.de
Pressestelle presse@kassel.de
Telefon 0561 787 1231
Rathaus, 34112 Kassel
Nach der documenta ist vor der documenta: Noch während der kaufmännische Abschluss der documenta fifteen finalisiert wird, laufen die Vorbereitungen für die nächste documenta (12. Juni bis 19. September 2027): Im Sinne eines transparenten, auf wertvollem Erfahrungswissen aufbauenden Prozesses wird die Findungskommission der documenta 16 von ehemaligen Künstlerischen Leitungen von documenta Ausstellungen aufgestellt. Hierzu lädt Dr. Ferdinand von Saint André zu einem kurzfristig startenden Prozess ein. Noch im Dezember 2022 werden Rudi Fuchs (documenta 7, 1982), Catherine David (documenta X, 1997), Roger M. Buergel (documenta 12, 2007), Carolyn Christov-Bakargiev (documenta 13, 2012) und Adam Szymczyk (documenta 14, 2017) zu einem Auftaktreffen in Kassel erwartet.
Ziel ist es, die Findungskommission der documenta 16 bereits im Frühjahr 2023 aufzustellen, damit diese eine Künstlerische Leitung für die documenta 16 bis Frühjahr 2024 benennen kann.
Mehr
Nach der documenta ist vor der documenta: Noch während der kaufmännische Abschluss der documenta fifteen finalisiert wird, laufen die Vorbereitungen für die nächste documenta (12. Juni bis 19. September 2027): Im Sinne eines transparenten, auf wertvollem Erfahrungswissen aufbauenden Prozesses wird die Findungskommission der documenta 16 von ehemaligen Künstlerischen Leitungen von documenta Ausstellungen aufgestellt. Hierzu lädt Dr. Ferdinand von Saint André zu einem kurzfristig startenden Prozess ein. Noch im Dezember 2022 werden Rudi Fuchs (documenta 7, 1982), Catherine David (documenta X, 1997), Roger M. Buergel (documenta 12, 2007), Carolyn Christov-Bakargiev (documenta 13, 2012) und Adam Szymczyk (documenta 14, 2017) zu einem Auftaktreffen in Kassel erwartet.
Ziel ist es, die Findungskommission der documenta 16 bereits im Frühjahr 2023 aufzustellen, damit diese eine Künstlerische Leitung für die documenta 16 bis Frühjahr 2024 benennen kann.
Dr. Ferdinand von Saint André hat zum 1. Oktober 2022 die Interims-geschäftsführung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH übernommen. Das teilte jetzt der documenta Aufsichtsratsvorsitzende und Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle mit. Im Vorfeld hatten sich die Stadt Kassel und das Land Hessen als Gesellschafter der documenta gGmbH über die Bestellung des neuen Interimsgeschäftsführers verständigt. Geselle informierte anschließend die Aufsichtsratsmitglieder über die Entscheidung.Mehr
Dr. Ferdinand von Saint André hat zum 1. Oktober 2022 die Interims-geschäftsführung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH übernommen. Das teilte jetzt der documenta Aufsichtsratsvorsitzende und Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle mit. Im Vorfeld hatten sich die Stadt Kassel und das Land Hessen als Gesellschafter der documenta gGmbH über die Bestellung des neuen Interimsgeschäftsführers verständigt. Geselle informierte anschließend die Aufsichtsratsmitglieder über die Entscheidung.
Nach der documenta ist vor der documenta. Herr Dr. von Saint André soll die Gesellschaft jetzt als vorläufiger Geschäftsführer managen. Mit Blick auf die documenta 16 wird natürlich nach einer langfristigen Lösung gesucht“, erklärte Oberbürgermeister Geselle.
Dr. Ferdinand von Saint André ist 50 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Der promovierte Jurist war zuletzt rund sechs Jahre als Geschäftsführer bei der Stiftung Gebäudeensemble Joachimsthalsches Gymnasium Templin tätig – einem großen, europäischen Schulprojekt. Als Justiziar und Leiter der Vertragsabteilung arbeitete er zudem von 2006 bis 2014 bei der Kulturstiftung des Bundes. Daher ist für ihn eine „moderne Kulturverwaltung“ nichts Unbekanntes: „Ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir die Gesellschafter und der Aufsichtsrat der documenta gGmbH entgegenbringen. Auf meine Zeit in Kassel und die anspruchsvolle Aufgabe freue ich mich sehr. Die documenta liegt mir besonders am Herzen.“
Portraitfoto von Dr. Ferdinand von Saint André zum download
Bildcredits: documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Ferdinand von Saint André, Foto: Nicolas Wefers, 2022.
Insgesamt über 738.000 Besucher*innen – Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit als zentrale Anliegen Mehr
Insgesamt über 738.000 Besucher*innen – Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit als zentrale Anliegen
Nach 100 Ausstellungstagen, einem dritten Meydan-Wochenende und etlichen Aktivierungen durch die Künstler*innen ist die documenta fifteen am gestrigen Sonntag erfolgreich zu Ende gegangen. Die Besucher*innenzahlen von 738.000 übertrafen die Erwartungen der Veranstalter. Den aktuellen Entwicklungen im Tourismus- und Veranstaltungswesen folgend, blieb der Bereich der Gruppenbuchungen etwas hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück, dafür konnte ein leichtes Plus bei Dauerkarteninhaber*innen generiert werden.
Auf insgesamt mehr als 25.000 qm Ausstellungsfläche luden über 1.500 Künstler*innen an 32 Ausstellungsorten ein, in die lumbung-Praxis einzutauchen. Veranstaltungen und Aktivierungen waren fester Bestandteil der documenta fifteen. So fanden während der Laufzeit über 1.700 Veranstaltungen der beteiligten Künstler*innen und ihrer eingeladenen Akteur*innen statt. Das Eröffnungswochenende sowie das besonders dichte, auf drei Wochenenden konzentrierte Meydanprogramm wurde insgesamt von rund 38.000 Menschen besucht.
Der lumbung-Praxis folgend gehörten zwei drängende aktuelle Themen zum Selbstverständnis der documenta fifteen:
Nachhaltigkeit wurde mit Blick auf sozioökonomische und ökologische Belange ernst genommen: Über den sogenannten „Nachhaltigkeitseuro“, der im Ticket inkludiert war, konnten 375.000 Euro Spenden zur Aufforstung des Reinhardswaldes im Landkreis Kassel und zur ökologischen Anreicherung auf Sumatra in Indonesien generiert werden. Recycelte Materialen dominierten die Infrastruktur und Ausstellungsgestaltung. Bei Merchandise und Printprodukten wurde auf nachhaltige und regionale Produkte gesetzt. Die Nutzung des Nahverkehrs war erstmalig im Ticket inkludiert. Im laufenden Prozess wurden Standards eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Ressourcen konsequent betrachtet.
Auch Barrierefreiheit und Zugänglichkeit waren zentrale Anliegen. Angelehnt an lumbung-Werte wie Großzügigkeit und Solidarität bot die documenta fifteen das sogenannte Soli-Ticket an, das möglichst vielen Menschen Zugang zur Ausstellung ermöglichen sollte: Indem Besucher*innen es zum regulären Ticketpreis erwarben, verschafften sie einer weiteren Person kostenlosen Zugang zur Ausstellung. Dieses auf erhöhe Zugänglichkeit angelegte Ticket-Format wurde gut angenommen, das Soli-Ticket wurde insgesamt über 3.500 Mal gekauft und ebenso oft eingelöst. Barrierefreiheit hat die documenta fifteen als stetigen Optimierungsprozess ernsthaft verfolgt. Über die Website, Walks & Stories und das Ausstellungsbegleitheft in leichter Sprache wurden zusätzliche Barrieren reduziert und Standards gesetzt.
Für die Künstlerische Leitung ruangrupa ist die Ausstellung der documenta fifteen in Kassel eine Etappe auf der lumbung-Reise: „Im Sinne eines nachhaltigen Prozesses des von- und miteinander Lernens haben wir alle eingeladenen Akteur*innen der documenta fifteen aufgefordert, ihre lokale Praxis fortzusetzen und eine Übersetzung davon nach Kassel zu finden. Die Ergebnisse dieses Prozesses bildeten die documenta fifteen Ausstellung. lumbung #1 – wie wir die Ausstellung intern auch nennen – ist nun zwar abgeschlossen, aber die lumbung-Praxis wird nach den 100 Ausstellungstagen weiterleben. Mit unabhängigen selbstorganisierten Plattformen wie zum Beispiel der Website lumbung.space, der lumbung Gallery und lumbung Kios haben wir Strukturen geschaffen, die dem lumbung-Netzwerk auch weiterhin zur Verfügung stehen. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, uns bei allen Beteiligten ganz herzlich zu bedanken: bei den Künstler*innen und Kollektiven, dem Kasseler Ekosistem, dem Team der documenta fifteen und der documenta gGmbH sowie den sobat-sobat und Aufsichten und allen anderen, die sich für das Projekt documenta fifteen mit Herzblut eingesetzt haben.“
Geschäftsführer Alexander Farenholtz sieht die Besucher*innenzahlen als Erfolg: „Diese documenta hatte es angesichts der sie begleitenden Antisemitismusdebatte nicht leicht, ihre eigentlichen Künstlerischen Anliegen zu platzieren. Ich wünschte mir, dass die Ausstellung in der Retrospektive auch als das gesehen werden kann, was sie in der Wahrnehmung vieler Besucher*innen war: nämlich ein künstlerisches Unterfangen, das wichtige Fragen unserer Zeit adressiert. Besucher*innen in einer Anzahl erreicht zu haben, die nur etwa 17 Prozent unter den Zahlen der documenta 14 aus dem Jahr 2017 liegt, ist in meinen Augen angesichts der Planung und Durchführung in Pandemiezeiten und der damit einhergehenden Rückgänge im Bereich Fern- und Gruppenreisen als Erfolg zu werten.“
Auch digital war die documenta fifteen stark frequentiert. Die Website besuchten insgesamt fast 700.000 eindeutige Besucher*innen aus 115 Ländern. Der reichweitenstärkste Social-Media-Kanal, Instagram, erreichte rund 65.000 Follower und der Newsletter verzeichnete zuletzt rund 29.500 Abonnent*innen.
Wer in der Ausstellungsrückschau noch mal in Eindrücke des lumbung-Prozesses eintauchen möchte, kann gut 30 eigens produzierte Videos zu zentralen Themen der documenta fifteen und künstlerischen Beiträgen sowie die archivierten Livestream-Veranstaltungen auch weiterhin in der documenta fifteen-Mediathek verfolgen.
Weitere Zahlen im Detail und demographische Daten
Es wurden über 15.150 Dauerkarten (d 14 = 14.500) verkauft. Insgesamt wurden rund 5.250 Walks & Stories angeboten, die von rund 78.700 Teilnehmer*innen besucht wurden. 33.000 Schüler*innen im Klassenverband besuchten die documenta fifteen und rund 4.600 Pressevertreter*innen wurden akkreditiert.
Rund ein Drittel (31,7 Prozent) des Publikums stammte aus dem Ausland und kam aus 86 Ländern der Welt. Über 40 Prozent der Besucher*innen war zwischen 15 und 40 Jahre alt. Am stärksten vertreten war die Altersgruppe zwischen 20 und 40 Jahre.
Nach ersten Umfrageergebnissen bewerteten die Besucher*innen ihren documenta fifteen-Besuch überwiegend mit gut bis sehr gut. So vergaben 57,4 Prozent der Befragten für die Gesamtwertung der documenta fifteen eine 1 oder 2 (bei einer Skala von 1 – sehr gut bis 5 – sehr schlecht). Weitere 30,1 Prozent vergaben eine 3. Die im Herbst zu erwartende repräsentative Besucher*innenbefragung wird Aufschluss über weitere demographische Daten und Besucher*innenzufriedenheit geben.
Die besucherstärksten Tage waren weiterhin Samstag, gefolgt von Freitag, Dienstag und Sonntag, die beliebteste Ausstellungsorte waren Fridericianum und documenta Halle, gefolgt von Hallenbad Ost, Hübner-Areal, Grimmwelt und der Kirche St. Kunigundis.
Die gemeinsam mit Hatje Cantz entwickelten Publikationen, darunter das 320 Seiten umfassende Handbuch sowie der Familienguide Gehen, finden, teilen, werden zukünftig auch nach dem vollständigen Abverkauf als e-books erhältlich bleiben.
Am gestrigen Sonntag, den 25. September 2022 wurde traditionsgemäß die Laufzeit der documenta 16 vom Aufsichtsratsvorsitzenden und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Christian Geselle, verkündet. Die documenta 16 wird vom 12. Juni bis zum 19. September 2027 stattfinden.
Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, das Land Hessen und die Stadt Kassel, danken der Fachwissenschaftlichen Begleitung, die die Gesellschafter der documenta zur Aufarbeitung antisemitischer Vorkommnisse auf der documenta fifteen eingesetzt haben, für ihre erste Analyse und die bis hierhin geleistete Arbeit. Die Gesellschafter schließen sich dem Votum der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, wonach die Tokyo Reels des Kollektivs Subversive Films nicht mehr gezeigt werden sollen, mindestens bis eine angemessene Kontextualisierung vorgenommen wurde. Die aktuelle Kommentierung der Filme ist dazu nicht geeignet, da sie die teils antisemitischen und terroristische Gewalt verherrlichenden Propagandafilme gerade nicht historisch einordnet.Mehr
Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, das Land Hessen und die Stadt Kassel, danken der Fachwissenschaftlichen Begleitung, die die Gesellschafter der documenta zur Aufarbeitung antisemitischer Vorkommnisse auf der documenta fifteen eingesetzt haben, für ihre erste Analyse und die bis hierhin geleistete Arbeit. Die Gesellschafter schließen sich dem Votum der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, wonach die Tokyo Reels des Kollektivs Subversive Films nicht mehr gezeigt werden sollen, mindestens bis eine angemessene Kontextualisierung vorgenommen wurde. Die aktuelle Kommentierung der Filme ist dazu nicht geeignet, da sie die teils antisemitischen und terroristische Gewalt verherrlichenden Propagandafilme gerade nicht historisch einordnet.
Die Freiheit der Kunst ist ein hohes Gut und die exklusive künstlerische Verantwortung der documenta fifteen liegt bei ruangrupa. Die Kuratorinnen und Kuratoren weigern sich jedoch, die damit verbundene Verantwortung wahrzunehmen oder in eine selbstkritische Reflexion der Ereignisse zu gehen. Sie werfen im Gegenteil dem wissenschaftlich breit aufgestellten und renommierten Fachwissenschaftlichen Gremium mit seiner interdisziplinären Expertise Rassismus und Unwissenschaftlichkeit vor. Diese Vorwürfe weisen wir auf das Schärfste zurück.
Wir bedauern und kritisieren, dass die Künstlerische Leitung entgegen der Beratung durch die Fachwissenschaftliche Begleitung und dringliche Empfehlung durch die Gesellschafter auf die Fortsetzung der Vorführung der Tokyo Reels des Kollektivs Subversive Films besteht, ohne dass eine kritische Einordnung der antisemitischen und gewaltverherrlichenden Inhalte erfolgt. Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter betrachten es als notwendig, dass den Besucherinnen und Besuchern der documenta eine solche Einordnung zur Verfügung gestellt wird. Wir bitten deshalb die Künstlerische Leitung, die einhellige Einschätzung der Fachwissenschaftlichen Begleitung in der Ausstellung ergänzend zur eigenen Kontextualisierung sichtbar zu machen. Alternativ behalten sich die Gesellschafter vor, diese Informationen außerhalb der Ausstellungsräume im Öffentlichen Raum am Zugang zu den Vorführungsorten für die Besucherinnen und Besucher zur Verfügung zu stellen.
Die Findungskommission für die Künstlerische Leitung der documenta fifteen drückt ihre Unterstützung für die jüngste Stellungnahme von ruangrupa, der lumbung member und der teilnehmenden Künstler*innen aus. Der von Medien und Politiker*innen auf das gesamte Team der documenta fifteen ausgeübte Druck ist unerträglich geworden. Mit dieser Stellungnahme wollen wir ihre harte Arbeit und außerordentliches Engagement verteidigen.Mehr
Die Findungskommission für die Künstlerische Leitung der documenta fifteen drückt ihre Unterstützung für die jüngste Stellungnahme von ruangrupa, der lumbung member und der teilnehmenden Künstler*innen aus. Der von Medien und Politiker*innen auf das gesamte Team der documenta fifteen ausgeübte Druck ist unerträglich geworden. Mit dieser Stellungnahme wollen wir ihre harte Arbeit und außerordentliches Engagement verteidigen.
Wir lehnen Antisemitismus ebenso ab wie dessen derzeitige Instrumentalisierung, die der Abwehr von Kritik am Staat Israel und seiner derzeitigen Besetzungspolitik palästinensischer Gebiete dient. Gleichzeitig begrüßen wir den Pluralismus der documenta fifteen und die Möglichkeit, erstmals eine solche Vielfalt künstlerischer Stimmen aus der gesamten Welt zu hören. Wir verteidigen das Recht der Künstler*innen, politische Formeln und festgefahrene Denkmuster zu untersuchen, bloßzulegen und zu kritisieren. Dieses Recht sollte auch von jenen wertgeschätzt werden, die Ausstellungen wie die documenta fifteen ermöglichen.
Wie auch schon während der gesamten Phase der Entwicklung und Realisierung der Ausstellung stehen wir ungebrochen hinter unserer Entscheidung, ruangrupa für die Künstlerische Leitung der documenta fifteen ausgewählt zu haben. Wir respektieren und schätzen die hunderttausende an Besucher*innen, die die Ausstellung gesehen haben. Auch ihre Stimmen sollten gehört werden. Wir möchten den teilnehmenden Künstler*innen unsere Anerkennung dafür aussprechen, dass sie trotz Angriffen auf ihre Integrität den lumbung-Prinzipien treu geblieben sind. Wir fordern daher den Aufsichtsrat dazu auf, sicherzustellen, dass die documenta fifteen bis zum geplanten Ende der Ausstellung vollumfänglich geöffnet bleiben kann. Dies nicht zu tun und sich damit politischer Einflussnahme zu beugen, wäre ein historisches Versäumnis.
Die Findungskommission:
Amar Kanwar, Charles Esche, Elvira Dyangani Ose, Frances Morris, Gabi Ngcobo, Jochen Volz, Philippe Pirotte, Ute Meta Bauer
Die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, das Land Hessen und die Stadt Kassel, danken der Fachwissenschaftlichen Begleitung, die die Gesellschafter der documenta zur Aufarbeitung antisemitischer Vorkommnisse auf der documenta fifteen eingesetzt haben, für ihre erste Analyse und die bis hierhin geleistete Arbeit.Mehr
Die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, das Land Hessen und die Stadt Kassel, danken der Fachwissenschaftlichen Begleitung, die die Gesellschafter der documenta zur Aufarbeitung antisemitischer Vorkommnisse auf der documenta fifteen eingesetzt haben, für ihre erste Analyse und die bis hierhin geleistete Arbeit.
Die Gesellschafter schließen sich dem Votum der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, wonach die Tokyo Reels des Kollektivs Subversive Film nicht mehr gezeigt werden sollen, mindestens bis eine angemessene Kontextualisierung
vorgenommen wurde. Die aktuelle Kommentierung der Filme ist dazu nicht geeignet, da sie die teils antisemitischen und terroristische Gewalt verherrlichenden Propagandafilme gerade nicht historisch einordnet.
Die Gesellschafter der documenta gGmbH haben uns als Gremium zur fachwissenschaftlichen Begleitung eingesetzt, um als antisemitisch identifizierte bzw. diskutierte Werke zu analysieren, den Umgang der documenta fifteen mit antisemitischen Vorfällen zu untersuchen und Vorschläge zu entwickeln, wie ähnliche Vorgänge künftig zu verhindern sind. Aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen zu einzelnen Exponaten besteht noch während der laufenden Ausstellung eine besondere Dringlichkeit für die Beratung zum Umgang mit konkreten problematisierten Werken. Daher haben wir den Gesellschaftern bereits jetzt eine erste Einschätzung des Gremiums zu dieser Frage vorgelegt. Diese bezieht sich auf ein Werk, bezüglich dessen innerhalb des Gremiums ein Konsens herrscht, dass sofortiger Handlungsbedarf besteht. Vertiefende Analysen zu den Organisationsstrukturen der documenta, zur kuratorischen Verantwortung der künstlerischen Leitung und zu weiteren Werken erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt.Mehr
Die Gesellschafter der documenta gGmbH haben uns als Gremium zur fachwissenschaftlichen Begleitung eingesetzt, um als antisemitisch identifizierte bzw. diskutierte Werke zu analysieren, den Umgang der documenta fifteen mit antisemitischen Vorfällen zu untersuchen und Vorschläge zu entwickeln, wie ähnliche Vorgänge künftig zu verhindern sind. Aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen zu einzelnen Exponaten besteht noch während der laufenden Ausstellung eine besondere Dringlichkeit für die Beratung zum Umgang mit konkreten problematisierten Werken. Daher haben wir den Gesellschaftern bereits jetzt eine erste Einschätzung des Gremiums zu dieser Frage vorgelegt. Diese bezieht sich auf ein Werk, bezüglich dessen innerhalb des Gremiums ein Konsens herrscht, dass sofortiger Handlungsbedarf besteht. Vertiefende Analysen zu den Organisationsstrukturen der documenta, zur kuratorischen Verantwortung der künstlerischen Leitung und zu weiteren Werken erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt.
Auf der Ebene der ausgestellten Werke ist es aus Sicht des Gremiums die dringlichste Aufgabe, die Vorführung der unter dem Namen „Tokyo Reels Film Festival“ gezeigten Kompilation von pro-palästinensischen Propagandafilmen aus den 1960er-1980er des Kollektivs „Subversive Film“ zu stoppen. Hoch problematisch an diesem Werk sind nicht nur die mit antisemitischen und antizionistischen Versatzstücken versehenen Filmdokumente, sondern die zwischen den Filmen eingefügten Kommentare der Künstler:innen, in denen sie den Israelhass und die Glorifizierung von Terrorismus des Quellmaterials durch ihre unkritische Diskussion legitimieren. Das historische Propagandamaterial wird nicht – wie es ohne Zweifel geboten wäre – kritisch reflektiert, sondern als vermeintlich objektiver Tatsachenbericht affirmiert. Dadurch stellen die Filme in ihrer potentiell aufhetzenden Wirkung eine größere Gefahr dar als das bereits entfernte Werk „People’s Justice“. Viele der Filme präsentieren Israel und seine Streitkräfte ausschließlich als Täter:innen, die gezielt Zivilist:innen, insbesondere Frauen und Kinder, angreifen. Im Kontrast dazu wird die palästinensische Seite als unschuldig und wehrlos dargestellt. Die wiederholten Terroranschläge gegen israelische Zivilist:innen werden hier – wie in der gesamten Ausstellung – ebenso wenig erwähnt wie die Tatsache, dass Israel regelmäßig von den Armeen Syriens, Jordaniens und Ägyptens angegriffen worden ist. Darüber hinaus schlägt die einseitig negative Darstellung Israels mehrfach in offenen Antisemitismus um. Um nur ein Beispiel zu nennen: Israel wird ein „faschistischer“ Charakter vorgeworfen und unterstellt, einen „Genozid“ an den Palästinensern zu betreiben – es wird dadurch mit dem nationalsozialistischen Deutschland gleichgesetzt. Eine solche Gleichsetzung der israelischen Politik mit der der Nationalsozialisten ist etwa nach der Definition der International Holocaust Remembrance Alliance, die von vielen Nationen, darunter auch einigen Ländern des Globalen Südens, übernommen wurde, als antisemitisch zu bewerten. Ebenfalls problematisch ist die Entstehungsgeschichte des Werks. Laut documenta-Website spielte Masao Adachi eine Rolle dabei, Subversive Film die Filmrollen anzuvertrauen. Adachi war Mitglied der japanischen Roten Armee und kollaborierte mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas, zwei Gruppen, die Terroranschläge gegen israelische und andere Zivilist:innen verübten, darunter das Massaker am Flughafen Lod 1972, bei dem 26 Menschen ermordet wurden. Eine eventuelle Wiederaufnahme der Vorführungen der Filme wäre nur denkbar, wenn diese in einer Form kontextualisiert würden, die ihren Propagandacharakter verdeutlicht, ihre antisemitischen Elemente klar benennt und historische Fehldarstellungen korrigiert.
Dem Gremium ist bewusst, dass die documenta fifteen eine Vielzahl hervorragender und inspirierender Kunstwerke ausstellt, die es in seiner Arbeit nicht in den Blick nehmen kann. Seine Aufgabe besteht darin, eine Auswahl der Werke auf ihren antisemitischen Gehalt zu untersuchen und zu klären, warum sie auf der documenta fifteen ausgestellt werden oder wurden.
Die Gesellschafter der documenta gGmbH haben uns als Gremium zur fachwissenschaftlichen Begleitung eingesetzt, um als antisemitisch identifizierte bzw. diskutierte Werke zu analysieren, den Umgang der documenta fifteen mit antisemitischen Vorfällen zu untersuchen und Vorschläge zu entwickeln, wie ähnliche Vorgänge künftig zu verhindern sind. Aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen zu einzelnen Exponaten und der documenta fifteen als Ganzer besteht eine besondere Dringlichkeit für die Beratung zu diesen Fragen. Wir haben daher den Gesellschaftern eine erste Einschätzung der unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums vorgelegt, die in einigen Punkten umfassender ist als die Stellungnahme des gesamten Gremiums. Mehr
Die Gesellschafter der documenta gGmbH haben uns als Gremium zur fachwissenschaftlichen Begleitung eingesetzt, um als antisemitisch identifizierte bzw. diskutierte Werke zu analysieren, den Umgang der documenta fifteen mit antisemitischen Vorfällen zu untersuchen und Vorschläge zu entwickeln, wie ähnliche Vorgänge künftig zu verhindern sind. Aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen zu einzelnen Exponaten und der documenta fifteen als Ganzer besteht eine besondere Dringlichkeit für die Beratung zu diesen Fragen. Wir haben daher den Gesellschaftern eine erste Einschätzung der unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums vorgelegt, die in einigen Punkten umfassender ist als die Stellungnahme des gesamten Gremiums.
1. Die Ebene der ausgestellten Werke, Film- und Archivmaterialien
Auf der Ebene der ausgestellten Werke ist es aus Sicht des Gremiums die dringlichste Aufgabe, die Vorführung der unter dem Namen „Tokyo Reels Film Festival“ gezeigten Kompilation von pro-palästinensischen Propagandafilmen aus den 1960er-1980er des Kollektivs „Subversive Film“ zu stoppen. Hoch problematisch an diesem Werk sind nicht nur die mit antisemitischen und antizionistischen Versatzstücken versehenen Filmdokumente, sondern die zwischen den Filmen eingefügten Kommentare der Künstler:innen, in denen sie den Israelhass und die Glorifizierung von Terrorismus des Quellmaterials durch ihre unkritische Diskussion legitimieren. Das historische Propagandamaterial wird nicht – wie es ohne Zweifel geboten wäre – kritisch reflektiert, sondern als vermeintlich objektiver Tatsachenbericht affirmiert. Dadurch stellen die Filme in ihrer potentiell aufhetzenden Wirkung eine größere Gefahr dar als das bereits entfernte Werk „People’s Justice“.
Viele der Filme präsentieren Israel und seine Streitkräfte ausschließlich als Täter:innen, die gezielt Zivilist:innen, insbesondere Frauen und Kinder, angreifen. Im Kontrast dazu wird die palästinensische Seite als unschuldig und wehrlos dargestellt. Die wiederholten Terroranschläge gegen israelische Zivilist:innen werden hier – wie in der gesamten Ausstellung – ebenso wenig erwähnt wie die Tatsache, dass Israel regelmäßig von den Armeen Syriens, Jordaniens und Ägyptens angegriffen worden ist. Darüber hinaus schlägt die einseitig negative Darstellung Israels mehrfach in offenen Antisemitismus um. Um nur ein Beispiel zu nennen: Israel wird ein „faschistischer“ Charakter vorgeworfen und unterstellt, einen „Genozid“ an den Palästinensern zu betreiben – es wird dadurch mit dem nationalsozialistischen Deutschland gleichgesetzt. Eine solche Gleichsetzung der israelischen Politik mit der der Nationalsozialisten ist etwa nach der Definition der International Holocaust Remembrance Alliance, die von vielen Nationen, darunter auch einigen Ländern des Globalen Südens, übernommen wurde, als antisemitisch zu bewerten. Ebenfalls problematisch ist die Entstehungsgeschichte des Werks. Laut documenta-Website spielte Masao Adachi eine Rolle dabei, Subversive Film die Filmrollen anzuvertrauen. Adachi war Mitglied der japanischen Roten Armee und kollaborierte mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas, zwei Gruppen, die Terroranschläge gegen israelische und andere Zivilist:innen verübten, darunter das Massaker am Flughafen Lod 1972, bei dem 26 Menschen ermordet wurden. Eine eventuelle Wiederaufnahme der Vorführungen der Filme wäre nur denkbar, wenn sie in einer Form kontextualisiert würden, die den Propagandacharakter der Filme verdeutlicht, ihre antisemitischen Elemente klar benennt und historische Fehldarstellungen korrigiert.
Nach Auffassung der unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums ist das „Tokyo Reels Film Festival“ das eklatanteste Beispiel für eine Einseitigkeit der documenta fifteen in Hinblick auf den arabisch-israelischen Konflikt, mit dem sich vergleichsweise viele Werke beschäftigen. Nahezu in allen diesen Werken werden einseitig kritische bis hin zu dezidiert israelfeindliche Haltungen zum Ausdruck gebracht. Diese schlagen sich in bildlichen Darstellungen und Aussagen nieder, die nach gängigen Kriterien als antisemitisch bewertet werden können. Besonders deutlich wird es dann, wenn die Existenz Israels in den Werken infrage gestellt bzw. bestritten wird. Unter diesen Gesichtspunkten halten die unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums die Auseinandersetzung mit der Werkreihe „Guernica Gaza“ und mit Dokumenten aus den Archives des luttes des femmes en Algérie für geboten. Die Analyse dieser und weiterer Werke – u.a. von Taring Padi – dauert noch an. Detailliertere Stellungnahmen werden den Gesellschaftern zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung gestellt.
2. Die Ebene der künstlerischen Leitung
Die beschriebene Einseitigkeit der präsentierten Positionen zum arabisch-israelischen Konflikt ist aus Sicht der unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums nicht den einzelnen Künstler:innen zuzurechnen, sondern Folge eines kuratorischen Konzepts der künstlerischen Leitung, das bewusst auf Kontrolle über die Zusammenstellung und Präsentation der Ausstellung verzichtet hat. Dieser im Prinzip begrüßenswerte dialogische und kooperative Ansatz ändert jedoch nichts an der kuratorischen Gesamtverantwortung von ruangrupa. Allein die künstlerische Leitung hatte die Möglichkeit, aus einer Gesamtperspektive auf die Ausstellung zu blicken. Auch wenn sie bewusst auf einen solchen Überblick verzichtet haben sollte, bleibt sie für die gesamte Ausstellung verantwortlich. Im Ergebnis hat die künstlerischen Leitung eine documenta zu verantworten, in der antisemitische Werke ausgestellt wurden und Israel und Israelis ausschließlich als Täter:innen und Aggressor:innen in Erscheinung treten. Der Eindruck einer kuratorischen Unausgewogenheit wird dadurch verstärkt, dass in der Ausstellung weder Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus und der Shoah und ihren Folgen noch jüdischen Perspektiven auf den Nahostkonflikt Raum gegeben wird und die künstlerische Leitung mit der Kuratierung immer auch ein eigenes politisches Projekt verbunden hat. Ebenfalls problematisch erscheint uns die fehlende Auseinandersetzung der künstlerischen Leitung mit den antisemitischen Vorfällen, deren Kritik als „Zensur“ diskreditiert wird.
3. Die Ebene der Organisation der documenta
Auch auf der Ebene der Organisation der documenta sind die unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums der Auffassung, dass die Verfahrensabläufe und Kommunikation in Reaktion auf die Diskussionen unzureichend bis kontraproduktiv gestaltet sind. Für den Umgang mit problematischen Werken scheint die documenta kein Verfahren vorzuhalten, das über die Prüfung der Strafbarkeit eines Exponats hinausgeht. Die Organisation der documenta scheint nicht darauf eingestellt zu sein, im Falle interner oder öffentlicher Kritik an dem Projekt oder der künstlerischen Leitung zu vermitteln. Als besonders bedauerlich empfinden es die Unterzeichnenden, dass die Geschäftsführung der documenta nach Beginn der Ereignisse nicht in einen nachhaltigen Dialog mit Vertreter:innen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland eingetreten ist.
Nimmt man diese drei Ebenen zusammen, wird deutlich, dass die gravierenden Probleme der documenta fifteen nicht nur in der Präsentation vereinzelter Werke mit antisemitischer Bildsprache und antisemitischen Aussagen bestehen, sondern auch in einem kuratorischen und organisationsstrukturellen Umfeld, das eine antizionistische, antisemitische und israelfeindliche Stimmung zugelassen hat.
Unterzeichnende:
Nicole Deitelhoff (Vorsitzende)
Julia Bernstein
Marina Chernivsky
Peter Jelavich
Christoph Möllers
Am Samstag, den 6. August 2022 hat die documenta fifteen die Hälfte ihrer 100 Tage Laufzeit erreicht. Bis zum 50. Tag haben über 410.000 Besucher*innen die documenta fifteen an 32 Ausstellungsorten besucht und Werke von mehr als 1.500 Künstler*innen erlebt. Damit verzeichnet die documenta fifteen in der Zwischenbilanz trotz Corona-Pandemie annähernd die Zahlen der bisher besucher*innenstärksten Ausgabe: Die documenta 14 besuchten während der ersten Hälfte der Laufzeit in Kassel 445.000 Menschen.Mehr
Am Samstag, den 6. August 2022 hat die documenta fifteen die Hälfte ihrer 100 Tage Laufzeit erreicht. Bis zum 50. Tag haben über 410.000 Besucher*innen die documenta fifteen an 32 Ausstellungsorten besucht und Werke von mehr als 1.500 Künstler*innen erlebt. Damit verzeichnet die documenta fifteen in der Zwischenbilanz trotz Corona-Pandemie annähernd die Zahlen der bisher besucher*innenstärksten Ausgabe: Die documenta 14 besuchten während der ersten Hälfte der Laufzeit in Kassel 445.000 Menschen.
Bei sogenannten School Walks und School Workshops konnten bei der documenta fifteen bereits mehr als 25.000 Schüler*innen im Klassenverband angesprochen werden (zur Halbzeit waren es bei der documenta 14 20.000 Schüler*innen).
Besonders intensiv begleiteten zudem über 14.600 Inhaber*innen der Dauerkarte die Aktivitäten der documenta fifteen.
Angelehnt an lumbung-Werte wie Großzügigkeit und Solidarität bietet die documenta fifteen erstmals in der documenta Geschichte das Soli-Ticket an, das möglichst vielen Menschen Zugang zur Ausstellung ermöglichen soll: Indem man es zum regulären Ticketpreis erwirbt, verschafft man einer weiteren Person kostenlosen Zugang zur Ausstellung. Das Soli-Ticket wurde bereits über 3.000 Mal gekauft und sehr gut angenommen.
An Angeboten aus der Sparte Walks and Stories – wie die geführten Rundgänge der Kunstvermittler*innen sobat-sobat genannt werden – nahmen bisher rund 36.000 Besucher*innen teil. Das sind fast 20.000 weniger als bei der documenta 14, bei der es zur Halbzeit bereits 54.000 waren. Aus Sicht der documenta und Museum Fridericianum gGmbH ist dieser Rückgang vermutlich hauptsächlich auf die coronabedingten Auswirkungen auf den Geschäfts- und Gruppenreisemarkt zurückzuführen.
Das Verhältnis der Besuche aus Deutschland zu denen aus dem Ausland scheint nach ersten Zwischenergebnissen der Besucher*innenbefragung mit circa 70 zu 30 ungefähr dem Ergebnis der documenta 14 mit 65 zu 35 zu entsprechen.
Die besucher*innenstärksten Tage der documenta fifteen waren die Samstage, gefolgt von Freitagen. Auch Dienstage waren besser besucht als andere Wochentage. Die am meisten frequentierten Ausstellungsorte waren das Fridericianum, die documenta Halle, das Hallenbad Ost und das Hübner-Areal.
Veranstaltungen und Aktivierungen sind fester Bestandteil der documenta fifteen. Im Rahmen des lumbung und ruruHaus-Programms fanden während der Laufzeit bereits über 830 Veranstaltungen der beteiligten Künstler*innen und ihrer Kooperationspartner*innen statt. Das besonders dichte, auf drei Wochenenden der Laufzeit konzentrierte Meydan-Programm fand seinen erfolgreichen Auftakt vom 8. bis 10. Juli 2022 im Kasseler Stadtzentrum. Meydan #2 findet am kommenden Wochenende vom 12. bis 14. August 2022 in Kooperation mit dem Kulturzentrum Schlachthof statt und präsentiert neben einer Reihe von Konzerten und Veranstaltungen auch das Filmprogramm GDR International im Gloria-Kino.
Die Künstlerische Leitung ruangrupa sowie das Künstlerische Team freuen sich, dass sie mit der gemeinschaftsorientierten documenta fifteen bereits so viele Menschen involvieren konnten: Sie verstehen Kassel und die documenta fifteen als eine wichtige Station aller Beteiligten auf deren gemeinsamer lumbung-Reise: „Die lumbung-Community hat bereits vor der Eröffnung begonnen, sich im ruruHaus mit Kassels Stadtgesellschaft und deren Vielzahl unterschiedlicher Gemeinschaften, aber auch mit den Ekosistemen der Künstler*innen an anderen Orten zu verbinden. Wir wünschen uns, dass die documenta fifteen bis zum 25. September ihren Lauf nehmen kann und all die Aktivitäten, die wir – ruangrupa, das Künstlerische Team, Künstler*innen und Kooperationspartner*innen – mit den involvierten Ekosistemen dafür geplant haben. Wir möchten gemeinsam Impulse geben, die nachhaltige Veränderungen im Denken und Handeln für alle Gäste und Beteiligte auch über die 100 Tage hinaus schaffen können. Daran arbeiten auch die Arbeitsgruppen, wie zum Beispiel lumbung Gallery, lumbung Kios, lumbung.space und lumbung Radio intensiv. Wir möchten schon jetzt allen Besucher*innen, Künstler*innen, dem Team, den Unterstützer*innen und Partner*innen unsere größte Wertschätzung und Dankbarkeit aussprechen.“
Um die documenta fifteen als Ort des gegenseitigen Lernens und Verstehens zu stärken, fügt die Künstlerische Leitung mehreren Arbeiten in der Ausstellung derzeit Kontextualisierungen in verschiedenen Formaten bei. Dieser Prozess ist bereits initiiert und wird sukzessive fortgeführt.
Zudem wird die angestrebte Zweisprachigkeit (Englisch / Deutsch) in der Ausstellung verstärkt weiterverfolgt, indem weitere Label- und Wandtexte auf Deutsch ergänzt werden, um die Zugänglichkeit der Beiträge zu erhöhen.
Sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit herausragender wissenschaftlicher Expertise in den Bereichen Antisemitismus, Perspektiven aus globalen Kontexten und Postkolonialismus, Kunst sowie Verfassungsrecht werden die documenta in den kommenden Monaten fachwissenschaftlich begleiten. Den Vorsitz des Gremiums wird Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts „Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung“ (HSFK) und geschäftsführende Sprecherin des „Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ (FGZ), übernehmen. Das haben die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH bekannt gegeben. Angesichts der antisemitischen Vorfälle hat der Aufsichtsrat am 15. Juli 2022 einige Maßnahmen zur Aufarbeitung beschlossen, darunter die Einsetzung dieser fachwissenschaftlichen Begleitung. Ziel ist, auch in Zukunft der documenta ihren weltweit einzigartigen Rang als Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Kassel zu sichern.Mehr
Sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit herausragender wissenschaftlicher Expertise in den Bereichen Antisemitismus, Perspektiven aus globalen Kontexten und Postkolonialismus, Kunst sowie Verfassungsrecht werden die documenta in den kommenden Monaten fachwissenschaftlich begleiten. Den Vorsitz des Gremiums wird Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts „Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung“ (HSFK) und geschäftsführende Sprecherin des „Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ (FGZ), übernehmen. Das haben die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH bekannt gegeben. Angesichts der antisemitischen Vorfälle hat der Aufsichtsrat am 15. Juli 2022 einige Maßnahmen zur Aufarbeitung beschlossen, darunter die Einsetzung dieser fachwissenschaftlichen Begleitung. Ziel ist, auch in Zukunft der documenta ihren weltweit einzigartigen Rang als Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Kassel zu sichern.
Der Vorschlag für die Besetzung der fachwissenschaftlichen Begleitung wurde von Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, und Dr. Susanne Völker, Kulturdezernentin der Stadt Kassel, im Auftrag der Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH erarbeitet. Der Aufsichtsrat hat diesem Vorschlag zugestimmt und der Gesellschafterversammlung empfohlen, die ihn ebenfalls bestätigt hat.
„Wir danken den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herzlich für ihre Bereitschaft, so kurzfristig ihre wissenschaftliche Expertise zur Verfügung zu stellen – das ist bei so hochkarätigen Forscherinnen und Forschern angesichts zahlreicher anderer Verpflichtungen keineswegs selbstverständlich“, erklären Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, Aufsichtsratsvorsitzender der documenta, seine Stellvertreterin im Aufsichtsrat, Staatsministerin Angela Dorn sowie Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind zuständig für die erste Bestandsaufnahme der Abläufe, Strukturen und Rezeptionen rund um die documenta fifteen, sollen Empfehlungen für die Aufarbeitung geben und erörtern, welche Aspekte einer vertieften wissenschaftlichen Analyse bedürfen. Außerdem werden sie bei der Analyse möglicher weiterer antisemitischer Bildsprache und Sprache sowie bereits als antisemitisch identifizierten Werken beraten. Die Beratungsergebnisse und Positionen werden dem Aufsichtsrat und den Gesellschaftern vorgelegt, die diese der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und den Kuratorinnen und Kuratoren zur Verfügung stellen und in einen Dialog dazu eintreten. Die künstlerische Freiheit ist gewahrt, die kuratorische Verantwortung ist und bleibt explizite Aufgabe der künstlerischen Leitung ruangrupa. „Wir haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen und aus unterschiedlichen Disziplinen zusammengebracht, damit sie in einen konstruktiven Austausch treten und eine unabhängige Aufarbeitung voranbringen, die uns wichtige Impulse für die Zukunft geben wird. Es wird vermutlich auch Aspekte der Aufarbeitung und Kunstwerke geben, wo es am Ende keine einheitliche Einschätzung geben wird. Entscheidend ist, dass die Sichtweisen transparent sind und miteinander in Dialog treten“, so Geselle und Dorn.
„Mit der ausgesprochenen Empfehlung für eine fachwissenschaftliche Begleitung hat der Aufsichtsrat sich klar positioniert, Antisemitismus und gruppenbezogene Formen von Menschenfeindlichkeit auch in Kunst und Kultur wirksam zu
bekämpfen. Wir erwarten, dass unter Berücksichtigung der grundrechtlich geschützten Kunstfreiheit, Hinweisen auf mögliche antisemitische Bildsprache und Beförderung von israel-bezogenem Antisemitismus nachgegangen wird“, bekräftigte Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle als Vorsitzender die Entscheidung und Haltung des documenta-Aufsichtsrats.
„Die auf der documenta fifteen mehrfach gesichteten antisemitischen Motive zeugen von ungebrochener Aktualität und Reproduktion von Antisemitismus. Es ist daher essentiell, dass die antisemitischen Vorfälle und die damit zusammenhängenden Rezeptionen und Vorgänge mit Unterstützung eines fachwissenschaftlichen Gremiums rekonstruiert und aufgearbeitet werden. Die fachwissenschaftliche Analyse weiterer Werke im Hinblick auf antisemitische Motive wird schon in den kommenden Wochen für uns Gesellschafter wichtig sein. Auf dieser Grundlage können nachhaltige Impulse für den Umgang mit antisemitischen Vorgängen im Kultur- und Kunstkontext gezogen werden und so über die documenta hinauswirken. Die Aufarbeitung des Geschehenen und ein Lernen für die Zukunft soll auch das in den vergangenen Wochen verloren
gegangene Vertrauen wieder zurückzugewinnen“, so Angela Dorn.
„Die Vertrauensverluste rund um die Vorkommnisse antisemitischer Bildsprache haben diese documenta seither überschattet und unter veränderte Vorzeichen gestellt. Ziel muss es nun sein, den fachlichen und sachlichen Diskurs und den gemeinsamen Dialog zu führen, um verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Künstlerinnen und Künstler aus vielen Teilen der Welt stellen in ihren Projekten wesentliche Fragen unserer Zeit. Eine differenzierte Aufarbeitung der antisemitischen Vorfälle und ihrer Kontexte ist notwendig und gleichzeitig eine Chance, um den Blick auch dafür erneut öffnen zu können.“ erläutert Dr. Susanne Völker.
„Unsere fachwissenschaftliche Begleitung hat ein zentrales Ziel: Aufzuarbeiten, wie es zu den antisemitischen Vorfällen auf der documenta fifteen kommen konnte und Empfehlungen zu entwickeln, wie im Rahmen der laufenden Ausstellung und über sie hinaus zukünftig damit umgegangen werden kann, damit sich das nicht wiederholt“, so die Vorsitzende des Gremiums, Prof. Dr. Deitelhoff. Das Gremium wird inhaltlich und organisatorisch unterstützt durch Dr. Cord Schmelzle, Koordinator des Teilinstituts Frankfurt des FGZ.
Die Hauptarbeit des Gremiums wird über den Ausstellungszeitraum der documenta fifteen hinausreichen, da auch vertiefende wissenschaftliche Studien initiiert werden können. Die wissenschaftliche Analyse der Kunstwerke auf der documenta fifteen, mit Hinweisen auf mögliche antisemitische (Bild-)Sprache, soll noch während der laufenden Ausstellung geschehen. „Die Tatsache, dass mit dem Faksimile der Broschüre „Presence des Femmes“ und den darin enthaltenen Zeichnungen des Künstlers Burhan Karkoutly ein weiterer Gegenstand mit antisemitischer Bildsprache bekannt geworden ist, zeigt wie dringend notwendig diese Analyse ist. Es gibt zu Recht ein großes öffentliches Interesse an den Erkenntnissen und Empfehlungen der fachwissenschaftlichen Begleitung, dessen sind wir uns bewusst. Zugleich erfordert wissenschaftliches Arbeiten ein Mindestmaß an Gründlichkeit und Ruhe, das wir ermöglichen wollen. Wir bitten um Verständnis, dass Pressearbeit gezielt ablaufen wird und Mitglieder sich nicht einzeln öffentlich äußern wollen und werden.“, so Geselle und Dorn abschließend.
In der fachwissenschaftlichen Begleitung wirken mit:
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Vorsitz), Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungspolitik an der Goethe-Universität Frankfurt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts „Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung“ (HSFK) und Sprecherin des „Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ (FGZ). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich soziale und politische Konflikte und Konfliktregulierung sowie der Institutionen- und Demokratietheorien.
Prof. Dr. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden; Kunsthistorikerin, Germanistin und Kuratorin. Wissenschaftlicher Schwerpunkt: Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Prof. Dr. Julia Bernstein, Professorin für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt University of Applied Sciences. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der Antisemitismusforschung und zielt auf deren Transfer besonders in die Bildungsarbeit. 2017 hat sie den qualitativen Teil der Studie „Jüdische Perspektiven auf Antisemitismus in Deutschland“ geleitet, die im Auftrag des zweiten unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus durchgeführt wurde, und 2021 hat sie an der Empfehlung zum Umgang mit Antisemitismus an Schulen vom Zentralrat der Juden in Deutschland, der Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten und der Kultusministerkonferenz mitgewirkt.
Marina Chernivsky, Psychologin und Verhaltenswissenschaftlerin. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin der Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt OFEK e.V. sowie Leiterin des Kompetenzzentrums für Prävention und Empowerment in Trägerschaft der ZWST. Sie forscht (u.a.) zu Wirkungsgeschichte des Nationalsozialismus und Antisemitismus und ist Co-Leiterin der Bundesländerstudienreihe „Antisemitismus im Kontext Schule“ in Kooperation mit der FH Potsdam. Bis 2017 war sie Mitglied im Zweiten Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus und Mitherausgeberin des zweiten Antisemitismusberichts des Deutschen Bundestages. Seit 2019 ist sie Mitglied im Beratungsgremium des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus.
Prof. Peter Jelavich, PhD, Professor of History, Johns Hopkins University; Kultur- und Geistesgeschichte Europas seit der Aufklärung, mit Betonung auf Deutschland. Forschungsschwerpunkte: Zensur der Künste in Deutschland seit 1890; und deutsch-jüdische Kulturgeschichte, insb. Populärkultur.
Prof. Dr. Christoph Möllers, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Univers ität zu Berlin und Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg für Fragen des Verfassungsrechts.
Prof. Dr. Facil Tesfaye, Juniorprofessor an der School of Modern Languages and Cultures, Universität Hong Kong & visiting fellow an der EHESS (Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales) Paris. Er wurde an der McGill University
(Montréal/Canada) promoviert und hat zuvor einen Masterabschluss in Political Science an der Université du Quebec à Montréal erworben. Sein Grundstudium hat er in African Studies und Political Science an der Humboldt-Universität zu Berlin absolviert. Experte für Deutsche Koloniale Medizingeschichte & globale Kontexte.
Es können außerdem weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beispielsweise als Sachverständige hinzugezogen werden. Darunter als Berater zur Konstituierung: Prof. Dr. Meron Mendel, Professor für Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Publizist, Historiker, Pädagoge.
Alexander Farenholtz wurde heute einstimmig durch den Aufsichtsrat der documenta und Museum Fridericianum gGmbH zum Interims-Geschäftsführer der documenta bestellt. Das erklärten Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, Aufsichtsratsvorsitzender der documenta, und seine Stellvertreterin im Aufsichtsrat, die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn, am Montag.Mehr
Alexander Farenholtz wurde heute einstimmig durch den Aufsichtsrat der documenta und Museum Fridericianum gGmbH zum Interims-Geschäftsführer der documenta bestellt. Das erklärten Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, Aufsichtsratsvorsitzender der documenta, und seine Stellvertreterin im Aufsichtsrat, die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn, am Montag.
Die Gesellschafter der documenta sind froh und dankbar, in einer für die documenta herausfordernden Situation einen so erfahrenen und renommierten Kulturmanager für die bedeutende Weltkunstausstellung in Kassel gewonnen zu haben. Alexander Farenholtz übernimmt diese Aufgabe bereits am Dienstag, 19. Juli. Das Engagement ist zunächst bis zum 30. September 2022 befristet. Es ist der Wunsch von Herrn Farenholtz, nach der Abstimmung mit den Gesellschaftern nun zunächst mit der künstlerischen Leitung und dann selbstverständlich auch mit dem Team der documenta gGmbH Gespräche aufzunehmen.
Kassel und die documenta sind Farenholtz seit Jahren gut vertraut: Nach dem Studium (Verwaltungswissenschaft in Konstanz) und ersten beruflichen Stationen war er 1989 unter anderem für die Realisierung der documenta 9 unter der künstlerischen Leitung von Jan Hoet zum Geschäftsführer der documenta GmbH berufen worden.
1993 wechselte er als Leiter des Ministerbüros ins Baden-Württembergische Kunstministerium und übernahm 1996 zusammen mit Tom Stromberg die Leitung des Kulturprogramms der Weltausstellung EXPO2000 in Hannover.
Mit Beginn des Jahres 2002 wurde er zum Gründungsvorstand und Verwaltungsdirektor der Kulturstiftung des Bundes bestellt. Dieses Amt übte er an der Seite von Hortensia Völckers als Künstlerischer Leiterin bis zum Erreichen der Altersgrenze im Januar 2020 aus.
Pressemitteilung zum Download
Portraitfoto von Alexander Farenholtz zum Download
Das Foto darf unter dem Copyright „KSB; Fotograf: Falk Wenzel“ verwendet werden.
Bei der Sitzung des Aufsichtsrats der documenta und Museum Fridericianum gGmbH am Freitag, 15. Juli 2022, sind vor dem Hintergrund der Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta fifteen und mit Blick auf die Zukunft der documenta einstimmige Entscheidungen des Aufsichtsrats und der Gesellschafterversammlung getroffen worden. Dazu erklärten für beide Gremien Aufsichtsratsvorsitzender Oberbürgermeister Christian Geselle und die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende:Mehr
Bei der Sitzung des Aufsichtsrats der documenta und Museum Fridericianum gGmbH am Freitag, 15. Juli 2022, sind vor dem Hintergrund der Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta fifteen und mit Blick auf die Zukunft der documenta einstimmige Entscheidungen des Aufsichtsrats und der Gesellschafterversammlung getroffen worden. Dazu erklärten für beide Gremien Aufsichtsratsvorsitzender Oberbürgermeister Christian Geselle und die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende:
1. Der Aufsichtsrat, die Gesellschafter und Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann verständigten sich einvernehmlich darauf, ihren Geschäftsführerdienstvertrag kurzfristig aufzulösen. Zunächst wird eine Interimsnachfolge angestrebt.
2. Der Aufsichtsrat äußert seine tiefe Betroffenheit, dass am Eröffnungswochenende der documenta fifteen eindeutig antisemitische Motive zu sehen waren. Die Präsentation des Banners „People‘s Justice“ des Künstlerkollektivs Taring Padi mit seiner antisemitischen Bildsprache war eine klare Grenzüberschreitung und der documenta wurde damit ein erheblicher Schaden zugefügt. Es ist nach Auffassung des Aufsichtsrates essenziell, diesen Vorfall zeitnah aufzuklären, Schlussfolgerungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse für den Umgang mit antisemitischen Vorgängen im Kultur und Kunstkontext zu ziehen und weiteren Schaden für die documenta abzuwenden. Durch die Aufhängung des Banners und auch im Zuge der Krisenbewältigung in den vergangenen Wochen ist leider viel Vertrauen verloren gegangen. Der Aufsichtsrat betrachtet es als essenziell, dass alles darangesetzt wird, dieses Vertrauen zurückzugewinnen.
3. Der Aufsichtsrat betrachtet es als wichtige gesellschaftliche Aufgabe, Antisemitismus und gruppenbezogene Formen von Menschenfeindlichkeit auch in Kunst und Kultur wirksam zu bekämpfen. Außerdem bekräftigt er seine Erwartungshaltung, dass Hinweisen auf mögliche antisemitische Bildsprache und Beförderung von israel-bezogenem Antisemitismus unter Berücksichtigung der grundrechtlich geschützten Kunstfreiheit nachgegangen werden soll. Der Aufsichtsrat empfiehlt der Gesellschafterversammlung eine fachwissenschaftliche Begleitung einzusetzen, die sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Gegenwartsantisemitismus, deutschen sowie globalen Kontext und Postkolonialismus sowie der Kunst zusammensetzt. Sie sind zuständig für die erste Bestandaufnahme der Abläufe, Strukturen und Rezeptionen rund um die documenta fifteen, sollen Empfehlungen für die Aufarbeitung geben und erörtern, welche Aspekte einer vertieften (wissenschaftlichen) Analyse bedürfen. Außerdem würden sie bei der Analyse möglicher weiterer antisemitischer (Bild-)Sprache beraten. Eine Kooperation der fachwissenschaftlichen Begleitung mit der künstlerischen Leitung betrachtet der Aufsichtsrat als zielführend und soll im gemeinsamen Prozess gestaltet werden. Der Aufsichtsrat regt an, dass die Findungskommission, die eine Beratungsfunktion gegenüber der documenta fifteen innehat, in der fachwissenschaftlichen Begleitung mitwirkt. Die Gesellschafterversammlung hat dem entsprochen.
4. Der Aufsichtsrat empfiehlt der Gesellschafterversammlung, eine Organisationsuntersuchung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH durchzuführen, die sowohl die Strukturen inklusive Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten als auch die Abläufe einer Überprüfung unterzieht. Dies im Benchmark mit anderen bedeutenden Kunstausstellungen und unter Hinzuziehung externer Expertinnen und Experten, um auf dieser Basis Vorschläge für die Weiterentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH schnellstmöglich nach der documenta fifteen zu erarbeiten. Auch dies hat die Gesellschafterversammlung beschlossen.
5. Die Stadt Kassel und das Land Hessen eint das gemeinsame Ziel, die Verfehlungen beim Thema Antisemitismus und strukturellen Defizite aufzuarbeiten und alles daran zu setzen, der documenta auch in Zukunft ihren weltweit einzigartigen Rang als Ausstellung für zeitgenössische Kunst zu sichern. Der Aufsichtsrat wirbt dafür, die documenta fifteen, als erstmalige documenta kuratiert aus dem Blick des sogenannten „globalen Südens“ mit über 1.500 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern, auch in ihrer Gesamtheit und Einzigartigkeit zu bewerten. Gerade weil die documenta alle fünf Jahre zu einem Dreh- und Angelpunkt von Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturinteressierten aus aller Welt wird und gerade weil sie immer ein Ort der Begegnung und des kritischen Diskurses war und ist, arbeitet der Aufsichtsrat gemeinsam mit allen Beteiligten daran, die documenta in Kassel zu schützen.
Antisemitismus in der Kunst
Mittwoch, 29. Juni 2022, 18.30–20 Uhr
Vor Ort in Kassel und als LivestreamMehr
Antisemitismus in der Kunst
Mittwoch, 29. Juni 2022, 18.30–20 Uhr
Vor Ort in Kassel und als Livestream
Eine Veranstaltung der Bildungsstätte Anne Frank und der documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Inhalt
Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches, in Deutschland und global verbreitetes Problem. Das zeigt sich nun in Kassel: Antisemitische Bildsprache auf der globalen documenta fifteen. Wie konnte es dazu kommen? Was braucht es jetzt, damit die polarisierte Situation nicht noch weiter eskaliert? Wie denken wir das Vermeiden von Zensur und das Vermeiden antisemitischer Kunst zusammen? Das Podium versucht eine erste Problemdiagnose zum Verhältnis von Kunst und Antisemitismus, auch in Bezug auf den Staat Israel – und auf der documenta fifteen.
Sprecher*innen
Prof. Dr. Nikita Dhawan, Professorin für politische Theorie und Ideengeschichte, TU Dresden
Prof. Dr. Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland
Prof. Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank
Adam Szymczyk, freier Kurator und Autor, Zürich. Er war Künstlerischer Leiter der documenta 14 in Athen und Kassel (2017) und ist Curator at Large am Stedelijk Museum in Amsterdam
Hortensia Völckers, künstlerische Direktorin und Vorstandsmitglied der Kulturstiftung des Bundes
Moderation
Stefan Koldehoff, Deutschlandfunk Kultur
Grußwort
Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache mit englischer und deutscher Simultanübersetzung sowie Übersetzung in deutsche Gebärdensprache statt.
Ort
UK 14 – Untere Karlsstraße 14, 34117 Kassel sowie als Livestream
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie ist das Platzangebot vor Ort stark eingeschränkt, bitte nutzen Sie die Möglichkeit des Livestreams.
YouTube Kanal der documenta: https://bit.ly/3OmaeYu
YouTube Kanal der Bildungsstätte Anne Frank: https://www.youtube.com/c/Bildungsst%C3%A4tteAnneFrank
Die documenta hat, auch nach Rücksprache mit verschiedenen Teilnehmer*innen, entschieden, die für den 8., 15. und 22. Mai 2022 geplante Veranstaltungsreihe We need to talk! Art – Freedom – Solidarity auszusetzen.Mehr
Die documenta hat, auch nach Rücksprache mit verschiedenen Teilnehmer*innen, entschieden, die für den 8., 15. und 22. Mai 2022 geplante Veranstaltungsreihe We need to talk! Art – Freedom – Solidarity auszusetzen.
Die documenta wird zunächst die Ausstellung beginnen und für sich sprechen lassen, um die Diskussion dann auf dieser Basis sachgerecht fortzusetzen. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint das Ziel, das die documenta mit der Gesprächsreihe erreichen wollte, nämlich im Vorfeld der documenta fifteen einen multiperspektivischen Dialog jenseits institutioneller Rahmen zu eröffnen, nur schwer umsetzbar. Der documenta ist es wichtig, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Die bisherigen Ansätze sollen als verändertes Format vor Ort in Kassel während der documenta fifteen weiterentwickelt werden. Das gibt auch Gelegenheit, auf Bedenken eingehen zu können, die in den vergangenen Tagen öffentlich wurden.
Der Dank der documenta gilt den Podiumsteilnehmer*innen für ihre Bereitschaft, an der geplanten Veranstaltungsreihe We need to talk! Art – Freedom – Solidarity mitzuwirken.
Gemeinsam mit Hatje Cantz als Verlagspartner veröffentlicht die documenta fifteen im Juni 2022 vier Publikationen in deutscher und englischer Sprache: Ein Handbuch, einen Familienguide, ein Magazin sowie eine Anthologie literarischer Texte.Mehr
Gemeinsam mit Hatje Cantz als Verlagspartner veröffentlicht die documenta fifteen im Juni 2022 vier Publikationen in deutscher und englischer Sprache: Ein Handbuch, einen Familienguide, ein Magazin sowie eine Anthologie literarischer Texte.
Das Handbuch ist Begleitbuch durch die Ausstellung, Nachschlagewerk und innovativer Kunstführer. Es leitet in das Konzept der Ausstellung ein, beleuchtet zentrale Aspekte und stellt die Akteur*innen der documenta fifteen vor. Der Familienguide Gehen, finden, teilen lädt in fünf Wort- und Bild-Rundgängen zum Erleben der lumbung-Werte Humor, lokale Verankerung, Unabhängigkeit, Großzügigkeit und Transparenz ein. Die beiden Ausgaben Ernten und Teilen des Magazins majalah lumbung bilden in Kurzgeschichten und Reportagen indonesischer Autor*innen ein inhaltliches Fundament zur documenta fifteen. lumbung erzählen schließlich präsentiert sieben literarische Texte internationaler Romanautor*innen über kollektives Arbeiten und Formen von Gemeinschaft.
Die vier Publikationen orientieren sich nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihrem Erstellungsprozess, dem Erscheinungsbild und der Distributionsweise an Grundsätzen der documenta fifteen wie Kollektivität, Nachhaltigkeit und geteilten Ressourcen. So wurden für das Handbuch internationale Autor*innen eingeladen, die mit der jeweiligen künstlerischen Praxis und dem kulturellen Kontext der von ihnen vorgestellten Beteiligten vertraut sind. Für lumbung erzählen haben sich sieben internationale Verlage zusammengeschlossen, um Ausgaben in weiteren Sprachen zu ermöglichen. Alle vier Titel werden nachhaltig nach den Richtlinien des Umweltzeichens „Blauer Engel“ produziert und auf 100 % Recyclingpapier mit zertifizierter Farbe gedruckt.
Die vier Publikationen sind ab 15. Juni 2022 im Buchhandel bei der documenta fifteen in Kassel erhältlich.
We need to talk!
Art – Freedom – Solidarity
Online-Gesprächsreihe
Sonntags, 8., 15. und 22. Mai 2022
Jeweils 14–17 Uhr (MESZ)
In deutscher und englischer Sprache mit Simultanübersetzung
Livestream über YouTube: https://bit.ly/WeNeedToTalk_ArtFreedomSolidarityMehr
We need to talk!
Art – Freedom – Solidarity
Online-Gesprächsreihe
Sonntags, 8., 15. und 22. Mai 2022
Jeweils 14–17 Uhr (MESZ)
In deutscher und englischer Sprache mit Simultanübersetzung
Livestream über YouTube: https://bit.ly/WeNeedToTalk_ArtFreedomSolidarity
Unter dem Titel We need to talk! Art – Freedom – Solidarity plant die documenta mit dem documenta archiv eine Gesprächsreihe, bei der im Vorfeld der documenta fifteen (18. Juni bis 25. September 2022) in drei Gesprächsforen die Rolle von Kunst und Kunstfreiheit angesichts von wachsendem Antisemitismus, Rassismus und zunehmender Islamophobie diskutiert werden soll.
Ziel ist es, den Auseinandersetzungen zu diesem komplexen Thema in Kunst und Kultur aus nationaler und internationaler Perspektive Raum zu geben. Dabei soll es um die besondere historische Verantwortung Deutschlands gehen, der Blick aber auch auf Formen der Ausblendung – blank spots – im Kontext der deutschen Antisemitismus- und Rassismus-Debatte gelenkt werden.
Die Veranstaltungsreihe versammelt Gesprächspartner*innen und Beitragende aus Kunst, Politik, Forschung und Wissenschaft.
Teilnehmende sind Schirin Amir-Moazami, Omri Boehm, Marina Chernivsky, Manuela Consonni, Nikita Dhawan, Diedrich Diederichsen, Sultan Doughan, Sarah El Bulbeisi, Anselm Franke, Raphael Gross, Teresa Koloma Beck, Meron Mendel, Ben Miller, Nicolas Siepen, Cihan Sinanoğlu, Hito Steyerl, Natan Sznaider, Hannah Tzuberi, Mezna Qato und Eyal Weizman.
Geplant ist die Reihe als digitale Veranstaltung in deutscher und englischer Sprache mit Simultanübersetzung. Sie findet jeweils sonntags am 8., 15. und 22. Mai 2022 von 14 bis 17 Uhr statt.
We need to talk!
Blank spots 1: Antisemitismus und Rassismus in Deutschland heute
Sonntag, 8. Mai 2022, 14–17 Uhr (MESZ)
Das Gespräch geht der Frage nach, inwiefern deutsches und internationales Antisemitismus- und Rassismus-Verständnis divergieren. In Deutschland hat sich im Bewusstsein seiner historischen Verantwortung eine besonders sensibilisierte diskursive Kultur entwickelt. In dieser wird die Kritik am Handeln des israelischen Staates anders wahrgenommen als beispielsweise in den Staaten des Globalen Südens. Auf welche Weise können internationale Kultureinrichtungen in Deutschland diese beiden Perspektiven zusammenbringen und mit Künstler*innen und Zivilgesellschaft einen produktiven Gesprächsprozess gestalten?
Zur Einführung: Eröffnungsrede „100 Tage – 100 Gäste“, Edward Said im Gespräch mit Catherine David (documenta 10, 1997)
Sprecher*innen: Diedrich Diederichsen und Hito Steyerl
Panel: Marina Chernivsky, Raphael Gross, Teresa Koloma Beck und Ben Miller
Host: Anselm Franke
Sprache: In deutscher Sprache mit Simultanübersetzung ins Englische und in Deutsche Gebärdensprache
We need to talk!
Blank spots 2: Zur Rolle von Antisemitismus und Anti-Antisemitismus im postkolonialen Diskurs
Sonntag, 15. Mai 2022, 14–17 Uhr (MESZ)
In diesem Gespräch werden Potenziale und Leerstellen von postkolonialen Ansätzen thematisiert. Dabei wird kritisch hinterfragt, ob und in welcher Form die postkoloniale Perspektive die Spezifik der Shoah und des Antisemitismus ausblendet oder gar verkennt.
Sprecher: Meron Mendel und Eyal Weizman
Panel: Omri Boehm, Manuela Consonni, Nikita Dhawan und Natan Sznaider
Host: Hannah Tzuberi
Sprache: In englischer Sprache mit Simultanübersetzung ins Deutsche und International Sign
We need to talk!
Blank spots 3: Was ist anti-muslimischer und anti-palästinensischer Rassismus?
Sonntag, 22. Mai 2022, 14–17 Uhr (MESZ)
In der Debatte im Vorfeld der documenta fifteen wurden auch pauschale Vorurteile gegenüber muslimischen bzw. palästinensischen Künstler*innen geäußert. Dieses Gespräch beleuchtet das Phänomen des anti-muslimischen und anti-palästinensischen Rassismus. Es wird gefragt, wie sich diese Diskriminierungsformen durch Strukturen, Bilder und Narrative manifestieren, wie sie thematisiert werden und wie ein Entgegenwirken möglich ist.
Sprecherinnen: Sultan Doughan und Mezna Qato
Panel: Sarah El Bulbeisi, Nicolas Siepen und Cihan Sinanoğlu
Host: Schirin Amir-Moazami
Sprache: In englischer Sprache mit Simultanübersetzung ins Deutsche und International Sign
Informationen zu Teilnehmenden und Pressemitteilung zum Download
Organisiert vom documenta Institut in Zusammenarbeit mit Temporary Gallery. Centre for Contemporary ArtMehr
Organisiert vom documenta Institut in Zusammenarbeit mit Temporary Gallery. Centre for Contemporary Art
Samstag, 19. Februar 2022 um 18 Uhr
Live in der TRACES Forschungsstation, Lutherkirche, Kassel
und auf Zoom: https://zoom.us/j/98410599799?pwd=Vm01VTl3M2NTMmZzU3czTUhKYkEzQT09
Am Donnerstag, 13. Januar 2022, von 12.15 bis 13.45 Uhr, spricht Prof. Dr. Pedro Erber (Waseda University Tokio) – via zoom – zu „Descent to the Everyday: The Politics of Abstraction and the Emergence of Contemporary Art in Postwar Japan“.Mehr
Am Donnerstag, 13. Januar 2022, von 12.15 bis 13.45 Uhr, spricht Prof. Dr. Pedro Erber (Waseda University Tokio) – via zoom – zu „Descent to the Everyday: The Politics of Abstraction and the Emergence of Contemporary Art in Postwar Japan“.
Pedro Erber ist Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der School of International Liberal Arts und der Graduate School of International Communication Studies der Waseda University in Tokio. Bevor er 2019 nach Tokio wechselte, war Erber Associate Professor of Romance Studies und Direktor des Ostasienprogramms an der Cornell University. Erbers Forschung und Lehre umfasst die Bereiche Translationswissenschaft, Literaturwissenschaft, Kritische Theorie, Politisches und Ökonomisches Denken, Brasilianistik und Japanologie sowie zeitgenössische Kunst. Er ist Autor von Breaching the Frame: The Rise of Contemporary Art in Brazil and Japan (UC Press, 2014), Politics and Truth: Martin Heidegger's Political Philosophy (auf Portugiesisch; Loyola/PUC-Rio, 2004) und zahlreicher Artikel, Katalogaufsätze, Sammelbände und Übersetzungen. 2016 kuratierte Pedro Erber die Ausstellung The Emergence of The Contemporary: Avant-Garde Art in Japan 1950–1970 im Paço Imperial in Rio de Janeiro.
Die Veranstaltung ist Teil des Seminars „Aktuelle Forschung zu Kunst, Gesellschaft, Ökonomie und Wissen“ (Prof. Dr. Liliana Gómez, Prof. Dr. Felix Vogel, Prof. Dr. Mi You) und des documenta Instituts.
Einwahldaten
Dem Zoom-Meeting beitreten:
https://conf-uni-kassel.zoom.us/j/99222107651?pwd=WEp3NC9HdXMrdHgwVHA0Ymgyem4xdz09
Meeting-ID: 992 2210 7651
Kenncode: 362630
Kontakt
office@documenta-institut.de
Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH freut sich bekanntgeben zu können, dass der Vertrag von Moritz Wesseler als Direktor für das Fridericianum von ihrem Aufsichtsrat bis 2027 verlängert wurde.Mehr
Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH freut sich bekanntgeben zu können, dass der Vertrag von Moritz Wesseler als Direktor für das Fridericianum von ihrem Aufsichtsrat bis 2027 verlängert wurde.
Seit 2019 präsentiert Wesseler in Kassel vielbeachtete Einzelausstellungen von Künstler*innen, denen in Deutschland im institutionellen Kontext bislang noch keine breite Plattform geboten wurde – wie Ron Nagle, Rachel Rose oder Tarek Atoui. Mit diesem spezifischen Fokus festigt und verfeinert er den Status der nordhessischen Metropole als Ort der künstlerisch-kreativen Innovation und des Experiments.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Aktivitäten liegt auf der Erarbeitung und Umsetzung von retrospektiv angelegten Ausstellungen zu historischen Positionen. So wurde mit der bis dato umfassendsten Schau zum Schaffen des „visionären Malers“ Forrest Bess eine Position präsentiert, die für zahlreiche Kunstschaffende wie auch für die drängenden gesellschaftspolitischen Diskurse der Gegenwart von großer Relevanz ist.
Begleitet werden die verschiedenen Ausstellungsprojekte von facettenreichen, auf verschiedene Alters- und Interessensgruppen abgestimmten Vermittlungs- und Veranstaltungsprogrammen. Diese finden sowohl in Form von Führungen, Vorträgen oder Workshops im Fridericianum statt, als auch über Podcasts und Interview- oder Dokumentationsfilme im digitalen Raum. Die Aktivitäten der Institution werden so auf internationaler Ebene noch deutlicher sichtbar gemacht und nachhaltig im Bewusstsein verankert. Ein eindrückliches Beispiel hierfür bot die Illumination des Fridericianum am US-Wahltag 2020 durch die Filmemacherin und Malerin Trisha Baga, die weit über Deutschland hinaus Aufmerksamkeit erfuhr.
Aktuell präsentiert die Kunsthalle Einzelausstellungen der Künstlerinnen Toba Khedoori und Martine Syms. Für die Zeit nach der documenta fifteen plant Wesseler neben vielfältigen und internationalen Ausstellungen, das Haus wie auch den angrenzenden Friedrichsplatz noch umfassender durch ortspezifische Interventionen wie die sogenannte „grüne Greta“ von Alexandra Bircken zu aktivieren.
Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH haben während ihrer heutigen Sitzungen entschieden, dass die documenta fifteen wie geplant vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel stattfinden soll. Die Gremien berieten umfassend über die Machbarkeit der Ausstellung angesichts der Entwicklungen der COVID-19-Pandemie sowie über infrastrukturelle Voraussetzungen und Einflussgrößen auf die Verwirklichung des kuratorischen Konzepts.Mehr
Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH haben während ihrer heutigen Sitzungen entschieden, dass die documenta fifteen wie geplant vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel stattfinden soll. Die Gremien berieten umfassend über die Machbarkeit der Ausstellung angesichts der Entwicklungen der COVID-19-Pandemie sowie über infrastrukturelle Voraussetzungen und Einflussgrößen auf die Verwirklichung des kuratorischen Konzepts.
Seit dem Frühjahr 2020 begleitet die Pandemie die Planungen der documenta fifteen und hat bereits zahlreiche Anpassungen erfordert. So haben beispielsweise die weltweiten Atelierbesuche sowie Arbeitstreffen mit der Künstlerischen Leitung ruangrupa und internationalen Künstler*innen und Gruppierungen fast eineinhalb Jahre lang ausschließlich im digitalen Raum stattgefunden. Der für das Konzept von ruangrupa wichtige gegenseitige Austausch und die ortsspezifische Weiterentwicklung von Projekten wurden dadurch erschwert. Dennoch schreiten die Planungen voran, sowohl was die Auswahl einzelner Ausstellungsorte als auch die Vorbereitungen künstlerischer Positionen anbelangt. Sicherheits- und Hygienekonzepte werden dabei laufend mitbedacht – von der Wahl ausreichend großer Indoor- und Outdoor-Standorte bis zu digitalen Lösungen bei der Besucher*innenführung und zur Unterstützung des Besuchserlebnisses. Das kuratorische Konzept von ruangrupa, das auf einem umfassenden Nachhaltigkeitsverständnis basiert, kommt diesen Entwicklungen entgegen, so dass in vielfacher Hinsicht aus der Krise auch Neues entstehen kann.
Der Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Christian Geselle, sagte über den Beschluss: „Nach sorgfältiger Abwägung der Chancen und Risiken ist der Aufsichtsrat zu der Überzeugung gelangt, dass die Durchführung der documenta fifteen im Jahr 2022 auch unter möglicherweise fortdauernden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wichtig ist, insbesondere in diesen nach wie vor unsicheren Zeiten. Gerade das kuratorische Konzept von ruangrupa bietet dabei Möglichkeiten, auf das jeweils aktuelle Geschehen zu reagieren und Gewohntes zu hinterfragen. Besucherinnen und Besucher aus Kassel und der Welt möchte ich wissen lassen, dass wir uns auf ihren Besuch freuen. Auf etwaige Entwicklungen in der Corona-Pandemie werden wir mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog für einen sicheren Aufenthalt in Kassel reagieren. Die Gesellschafter, Stadt Kassel und Land Hessen, sind bereit, mögliche Mehrkosten oder Mindereinnahmen aufgrund von Corona-Auswirkungen auszugleichen. Wichtiger als neue Besuchsrekorde anzustreben, ist es, ein von der Kultur ausgehendes Zeichen der Hoffnung zu setzen.“
„Aufsichtsrat und Gesellschafter haben sich für den gemeinsamen Weg entschieden, dass die documenta fifteen im Jahr 2022 stattfinden wird und dass wir die damit verbundenen Herausforderungen gemeinsam angehen“, fügt Angela Dorn, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, hinzu. „Wir nehmen die Entwicklung der Pandemie sehr ernst und treffen Vorkehrungen, um die Weltkunstschau abzusichern. Unsicherheiten werden uns weiter begleiten. Hier sehe ich ein enormes Potenzial für die kommende documenta, einen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn zu bewirken, in Ökonomie, Wissensproduktion und Kooperation – auch im Umgang mit der globalen Pandemie, denn wie jede documenta wird auch diese ein Abbild ihrer Zeit sein. ruangrupa hat das Konzept des lumbung zum Prinzip gemacht, die aus ländlichen Gebieten Indonesiens stammende Praxis, die Ernte in einer gemeinsamen Reisscheune zu lagern und für das Gemeinwohl zu nutzen. Ich bin zuversichtlich, dass wir alle, die vielen im documenta-Team beteiligten Menschen, Künstlerinnen und Künstler und auch die Besucherinnen und Besucher gemeinsam in diesem Sinne unsere Gesellschaft bereichern können.“
„Wir von ruangrupa haben immer den Glauben daran bewahrt, dass die documenta fifteen trotz aller Umstände 2022 stattfinden kann. Wir wollen einen Weg zeigen, eine zeitgenössische Kunstveranstaltung dieser Größenordnung so zu entwerfen, dass es der Zeit, in der wir leben, gerecht wird. Wie viele andere waren wir in den vergangenen eineinhalb Jahren gezwungen, hauptsächlich im digitalen Austausch zusammenzuarbeiten und gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Unsere Arbeitsweisen beruhen stark auf Beziehungen, die wir knüpfen, indem wir Zeit miteinander verbringen. Die derzeitigen Bedingungen wären früher also unvorstellbar für uns gewesen. Aber die Pandemie hat auch gezeigt, wie wichtig es ist, lokal und miteinander verbunden zu denken. In einem ehrlichen und transparenten Umgang mit den globalen Bedingungen, unter denen die documenta fifteen vorbereitet wird, arbeiten wir mit diversen Modellen, Bestrebungen und Beispielen – und zeigen, dass die lumbung-Praxis aktueller ist denn je“, sagt Ade Darmawan, Mitglied von ruangrupa, der Künstlerischen Leitung.
„Die COVID-19-Pandemie, die seit ihrem Ausbruch (Infra-)Strukturen, Konventionen und Gewohnheiten zerbrechen ließ, ist Anlass für ein umfassendes Neudenken von Ausstellungen in einer Größenordnung wie jener der documenta. Wir können sehr viel erreichen, wenn wir mutig vorangehen und dieser documenta erlauben, sich in einer Situation anhaltender Unsicherheit zu verorten. Ich sehe hier die Chance für einen neuen Nachhaltigkeitsansatz im Kunst- und Kulturbereich und freue mich sehr, diesen mitgestalten zu können“, konstatiert Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.
Die Empfehlung des Aufsichtsrats, dass die fünfzehnte Ausgabe der documenta planmäßig 2022 stattfinden soll, wird auch von der Findungskommission der documenta fifteen (documenta Kommission) mitgetragen, die im Vorfeld zur heutigen Sitzung tagte. Die kuratorische Praxis von ruangrupa stelle eine adäquate Antwort auf die Dringlichkeiten unserer Zeit dar, sie sei im Leben verhaftet, prozessorientiert und habe daher die Kraft, sich Momenten der Ungewissheit anzunehmen, betonte die Findungskommission.
Die Beschlussfassung der Gesellschafterversammlung soll noch durch eine Beschlussfassung des Magistrats der Stadt Kassel bestätigt werden.
Zum September 2021 startet der Ticketverkauf über Ticketmaster zur documenta fifteen. Weitere Ausstellungsorte sowie einzelne Schritte im Bereich der Nachhaltigkeit werden im Laufe der kommenden Monate kommuniziert.
Martine Syms: Aphrodite’s Beasts
3. Juli 2021 – 9. Januar 2022
Eröffnung: Samstag, 3. Juli 2021, 11 – 19 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 KasselMehr
Martine Syms: Aphrodite’s Beasts
3. Juli 2021 – 9. Januar 2022
Eröffnung: Samstag, 3. Juli 2021, 11 – 19 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 1. Juli 2021, 11.30 Uhr
Es sprechen:
Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Moritz Wesseler, Direktor Fridericianum
Martine Syms, die 1988 in Los Angeles geboren wurde, hat sich in den letzten Jahren zu einer der zentralen wie auch prägenden Positionen des jüngeren internationalen Kunst- und Kulturdiskurses entwickelt. In ihrer gattungsübergreifenden Praxis, die Film, Fotografie, Installation, Performance und Schriftstellerei umfasst, beschäftigt sich die Künstlerin mit vielfältigen, drängenden Fragestellungen, um neue Perspektiven für das gesellschaftliche Leben zu entwerfen. So befasst sich Syms im Zuge präziser Beobachtungen und fundierter Recherchen mit der Darstellung und Rezeption US-amerikanischer Identitäten und Kulturen, den Theorien und Realitäten des Feminismus, den Bedingungen der zwischenmenschlichen Kommunikation oder dem Einfluss digitaler Medien auf den Alltag. Ihre Arbeit, die sowohl von konzeptuellen als auch von poppigen Ansätzen geprägt ist, zeichnet sich durch einen ausgeprägten Humor aus, ohne jemals an Ernsthaftigkeit und Notwendigkeit einzubüßen.
In der speziell für Kassel entwickelten und Aphrodite’s Beasts betitelten Ausstellung wird die Praxis der Künstlerin erstmals in Deutschland umfassend vorgestellt. Dabei wird das Grundgerüst der Schau durch drei filmische Arbeiten gebildet, die bisweilen den Charakter von raumgreifenden Installationen aufweisen. Den Anfang markiert das 2020 entstandene Werk Ugly Plymouths. Auf drei großen, an Stangen montierten Flachbildschirmen wird anhand von lapidaren, bisweilen intimen Aufnahmen aus dem Alltag in Los Angeles eine Geschichte erzählt, die mit ihrem Titel eine Formulierung aus dem Gedicht „Hollywood“ des 1925 geborenen und 1986 verstorbenen Beat-Poeten Bob Kaufman aufgreift. Hot Dog, Doobie und Le Que Sabe sind die Protagonist*innen in Syms’ Stück, die mit ihren Stimmen einzeln oder im Dialog das filmische Material begleiten und von Verabredungen, Versprechen und Versuchungen zeugen. Die Wörter und Sätze verweisen auf Form und Inhalt der Text- und Sprachnachrichten des digitalen Zeitalters, sodass die Möglichkeit und Unmöglichkeit der Kommunikation sowie der sozialen Interaktion offenbar werden. Nicht zuletzt durch die feine Abstimmung von Klang und Bewegtbild und deren Einbettung in einen von rotem Licht durchfluteten Raum weist Ugly Plymouths stark immersive Qualitäten auf.
Die 2017 realisierte Arbeit Lesson LXXV entfaltet demgegenüber eine ganz andere Wirkung. Der in einer Endlosschleife präsentierte tonlose Film zeigt die Künstlerin in einem Dreiviertelprofil vor einem schwarzen, neutralen Hintergrund. In der nur wenige Sekunden andauernden Sequenz ist zu sehen, wie Milch große Teile von Syms’ Gesicht, ihren Haaransatz, ihre dünnen Flechtzöpfe sowie ihren mit einem T-Shirt bekleideten Oberkörper bedeckt. Gelegentlich ist das Blinzeln ihrer zu Boden gerichteten Augen auszumachen, während an ihrem Kinn kleinere und größere Tropfen der Gravitation folgen oder sich dieser scheinbar widersetzen. Trotz der kaum merklichen Handlung verbindet sich mit dem Bild eine nicht unerhebliche stille Kraft, die die Anmutung von Heiligenbildern ins Gedächtnis ruft. Den Ausgangspunkt von Lesson LXXV bildet jedoch ein eher weltliches Thema. So nimmt die Künstlerin in der Arbeit auf jene Demonstrationen gegen rassistische Gewalt Bezug, die in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch in anderen Teilen der Welt bis heute immer wieder stattfanden. Denn im Rahmen von Protesten gossen sich Beteiligte häufig Milch ins Gesicht, um ihre durch den Einsatz von Tränengas bedingten Schmerzen zu lindern. In dem Werk klingt somit ein hochpolitischer Impetus an, der aufgrund der spezifischen Ausformulierung das Potenzial hat, zu einem zeitlosen Appell an die Menschlichkeit zu avancieren. Gleichzeitig kontextualisiert Syms ihre Arbeit innerhalb der Kunstgeschichte, indem sie den Film auf einem Flachbildschirm präsentiert, der auf der Oberseite eines auf dem Boden platzierten, auf die Minimal Art verweisenden Quaders montiert ist. Dieser ist allerdings – wie die angrenzenden Fenster – in einem Violett gehalten, was nicht nur dem Kanon der prominenten Kunstbewegung der 1960er Jahre entgegenläuft, sondern ebenso auf die Frauenbewegung, auf Alice Walkers 1982 erschienenen Roman Die Farbe Lila sowie auf die vielfältigen Bedeutungen des Tons in der LGBTQIA-Community verweist.
Ganz ähnlich wie Syms in Lesson LXXV ins Zentrum des Werkes gerückt ist und als Mittlerin einer Botschaft agiert, nimmt sie auch in dem 2021 fertiggestellten Film DED die Rolle der Protagonistin ein. So tritt sie in der rund 16-minütigen als Leinwandprojektion präsentierten Arbeit in Form eines Avatars in Erscheinung, der auf Basis eines 3-D-Scans ihres Körpers erschaffen wurde: Vor dem Hintergrund eines unergründlich weiten, lediglich durch eine Horizontlinie strukturierten Raumes erlebt man, wie Syms einem stetigen Wechsel von Leben und Tod, von Auferstehung und Untergang ausgesetzt ist. Mal stirbt sie infolge einer schwallartigen Entleerung des Magen- oder Speiseröhreninhaltes, mal durch den Einsatz einer Schusswaffe oder eines Messers, mal durch einen Sturz aus großer Höhe oder eine innere Explosion. Immer wieder findet die animierte Figur zum Leben zurück, kommt zu Kräften, steht auf und geht weiter. Begleitet werden die teilweise drastischen Sequenzen von einer mitreißenden popmusikalischen Komposition, bei der Syms’ Gesang metaphernreich die verschiedenen Facetten des Lebens im 21. Jahrhunderts und – damit einhergehend – die elementaren Bedingungen und Fragestellungen der Menschheit umschreibt. Es ertönen die Zeilen MY BEATING HEART genauso wie I´VE BEEN WAITING FOR YOU HERE oder I WANT TO GIVE AND RECEIVE.
Irgendwo zwischen Leben und Tod, Hoffnung und Verzweiflung oder Macht und Ohnmacht evoziert DED ein groteskes, bisweilen surreales Bild, das sicherlich auch die globalen Krisen und Katastrophen der Gegenwart reflektiert. Mit seinen Feststellungen, Fragen, Forderungen und Fantasien markiert das Werk den Schlusspunkt der Ausstellung und bietet einen Anstoß für eine immerwährende Suche. FIND A WAY – liest man dementsprechend sowohl auf einem friesartigen, leuchtenden Banner an der Fassade des Fridericianum als auch auf den Gurtgeflechten der Stühle, die die filmischen Arbeiten von Syms neben einer Gruppe von sechs Fotografien flankieren. Letztere sind durch den ähnlich bewussten, empathischen, manchmal flüchtigen Blick geprägt, der auch das filmische Material des Werkes Ugly Plymouths bestimmt, das den Auftakt der Präsentation bildet.
Die digitale Tagung am 11. Juni 2021 widmet sich der Geschichte der ersten documenta (1955) und der Verbindung ihrer Kuratoren zum Nationalsozialismus. Die Tagung entsteht in Zusammenarbeit der Kunsthochschule Kassel/Universität Kassel mit dem documenta archiv und kann im Livestream über Youtube verfolgt werden. Mehr
Die digitale Tagung am 11. Juni 2021 widmet sich der Geschichte der ersten documenta (1955) und der Verbindung ihrer Kuratoren zum Nationalsozialismus. Die Tagung entsteht in Zusammenarbeit der Kunsthochschule Kassel/Universität Kassel mit dem documenta archiv und kann im Livestream über Youtube verfolgt werden.
Digitale Tagung
Freitag, 11. Juni 2021, 10–17 Uhr
Livestream über YouTube
Moderation: Dr. Birgitta Coers und Prof. Dr. Kai-Uwe Hemken
Die Kunsthochschule Kassel (Studiengang Kunstwissenschaft) und das documenta archiv veranstalten am 11. Juni 2021 eine öffentliche digitale Tagung zur Verbindung der ersten documenta mit dem Nationalsozialismus. Im Zentrum stehen die damaligen Co-Kuratoren der Ausstellung Werner Haftmann und Kurt Martin, die nachweislich die NSDAP-Mitgliedschaft (Haftmann) innehatten oder während der NS-Diktatur als Kustos (Martin) angestellt waren. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, mit welcher Motivation Werke aus der Ausstellung „Entartete Kunst“ auf der ersten documenta gezeigt wurden.
Auf drei Panels diskutieren über die damit verbundenen Fragestellungen:
Ingo Arend, Wolfgang Benz, Tabea Brinkmann, Heinz Bude, Nanne Buurman, Nikola Doll, Christian Fuhrmeister, Dorothee Gerkens, Eckhard Gillen, Walter Grasskamp, Stefan Greif, Ayşe Güleç, Katja Häckel, Pia Jansen, Alexis Joachimides, Justus Lange, Stefan Koldehoff, Gerhard Panzer, Alexia Pooth, Volker Rattemeyer, Tessa Rosebrock, Thomas Rudert, Anna Rühl, Sabine Schormann, Sylvia Stöbe, Julia Voss, Lena Voss und Alexandra Winterhoff.
Programm
10–11.30 Uhr
NSDAP-Mitgliedschaft und Kuration/Kustodie während der NS-Herrschaft
Moderation: Dr. Birgitta Coers, Prof. Dr. Kai-Uwe Hemken, Dr. Harald Kimpel
Teilnehmer*innen: Ingo Arend, Wolfgang Benz, Heinz Bude, Christian Fuhrmeister, Ayşe Güleç, Katja Häckel, Alexia Pooth, Tessa Rosebrock, Thomas Rudert und Sylvia Stöbe
11.30–12.30 Uhr
Pause
12.30–14 Uhr
Wie lässt sich das Verhältnis der betroffenen historischen Personen zur modernen Kunst und Ausstellungen zur modernen Kunst definieren? Welche Rolle spielte die Kunstkritik?
Moderation: Dr. Birgitta Coers, Prof. Dr. Kai-Uwe Hemken, Dr. Harald Kimpel
Teilnehmer*innen: Dorothee Gerkens, Eckhard Gillen, Stefan Greif, Pia Jansen, Alexis Joachimides, Gerhard Panzer und Julia Voss
14–15 Uhr
Pause
15–16.30 Uhr
Kontinuitäten. Netzwerk im NS: Kunsthandel, Sammler, Kulturpolitik. Werke der modernen Kunst als Bestandteil des Konvoluts „Entartete Kunst“ und als Exponate der ersten documenta
Moderation: Dr. Birgitta Coers, Prof. Dr. Kai-Uwe Hemken, Dr. Harald Kimpel
Teilnehmer*innen: Tabea Brinkmann, Nanne Buurman, Nikola Doll, Walter Grasskamp, Stefan Koldehoff, Justus Lange, Tessa Rosebrock, Anna Rühl, Lena Voss und Alexandra Winterhoff
16.30–17 Uhr
Abschlusspanel: Fragen! Antworten? Fragen!… Welche Schlussfolgerungen lassen sich ausgehend von den Diskussionen und dem bisherigen Kenntnisstand ziehen?
Moderation: Dr. Birgitta Coers, Prof. Dr. Kai-Uwe Hemken, Dr. Harald Kimpel
Teilnehmer*innen: Heinz Bude, Nikola Doll, Eckhard Gillen, Katja Häckel, Pia Jansen, Alexis Joachimides, Stefan Koldehoff, Volker Rattemeyer, Sabine Schormann und Julia Voss
Eine Zusammenarbeit der Kunsthochschule Kassel/Universität Kassel und des documenta archivs, Kassel.
Die Tagung wird von der Fritz Thyssen Stiftung finanziert.
Weitere Informationen:
www.documenta-archiv.de
www.kunsthochschulekassel.de
Wiederöffnung des Fridericianum und Beginn der Ausstellung Vincent Fecteau
Eröffnung: Donnerstag, 3. Juni 2021, 11 – 20 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 KasselMehr
Wiederöffnung des Fridericianum und Beginn der Ausstellung Vincent Fecteau
Eröffnung: Donnerstag, 3. Juni 2021, 11 – 20 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Pressegespräch:
Wir freuen uns sehr, dass das Fridericianum am Donnerstag, den 3. Juni 2021 mit der neuen Ausstellung Vincent Fecteau wieder für den Publikumsverkehr öffnen kann. In diesem Zusammenhang laden wir Sie zu einem individuellen Presserundgang durch die retrospektiv angelegte Schau des international gefeierten Künstlers ein. Als Gesprächspartner steht Moritz Wesseler, Direktor des Fridericianum, zur Verfügung. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Fecteau im Rahmen eines digitalen Dialoges Fragen zu stellen. Für beide Formate erfolgt die Terminvergabe auf Anfrage unter press@fridericianum.org.
Aus einfachen, teilweise alltäglichen Materialien wie Zeitungsschnipseln, Pappmaschee, Schaumstoff, Korken, Eisstielen oder Muscheln fertigt Vincent Fecteau seit den frühen 1990er Jahren Skulpturen und Collagen, die sich durch mannigfaltige Erscheinungsformen auszeichnen. Manche seiner Arbeiten sind kleinteilig, geradlinig, monochrom oder abstrakt, andere wiederum ausladend, verschlungen, farbenfroh oder erzählerisch. Sie sind das Resultat eines längeren, intensiven Schaffensprozesses, an dessen Anfang die Auswahl und Zusammenführung von Materialien stehen. Ihnen folgt die kontinuierliche und behutsame Bearbeitung der Werkstoffe, bis sich der facettenreiche Charakter des jeweiligen Objektes artikuliert. Häufig sind hier die Beschaffenheit der gewählten Medien und die manuelle Herstellung sichtbar. Im Zuge der Fertigung unterwirft sich Fecteau keinem konzeptuellen Rahmen. Sein Handeln wird von intuitiven Reaktionen auf die verschiedenen Arbeitsmittel geleitet. Die Ergebnisse dieser Vorgehensweise sind oftmals nur schwer mit Worten zu beschreiben. Was auf den ersten Blick klar fassbar erscheint, widersetzt sich bei näherer Betrachtung einer Zuordnung. Dieser Umstand hat Anteil an der Rätselhaftigkeit der Formulierungen und verleitet dazu, sich auf die vielfältigen Assoziationen einzulassen, die die Skulpturen und Collagen des Künstlers mit sich bringen. Die Objekte rufen Bilder von modellartigen Architekturen, Bühnen und Schaukästen, aber auch von Körpern, Gliedmaßen und Organen ins Bewusstsein. Jedoch sind diese gedanklichen Verknüpfungen und Vorstellungen sehr schemenhaft und lösen sich zumeist nach kurzer Zeit in Abstraktionen auf. Trotz der Uneindeutigkeiten lassen die Arbeiten immer wieder Bezugnahmen auf die Formensprachen und Ansätze historischer Strömungen erkennen. So sind Verweise auf die Avantgardebewegungen des frühen 20. Jahrhunderts genauso auszumachen wie auf die Nachkriegskunst oder die Postmoderne. Zu keinem Zeitpunkt drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass Fecteau in Erinnerungen schwelgt. Ganz im Gegenteil. Die Werke lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie Teil ihrer Zeit sind. Dies kann sowohl an ihren formalen Eigenschaften als auch an der sich in ihnen oftmals manifestierenden Auseinandersetzung mit queeren Identitäts-, Lebens- und Kulturformen nachvollzogen werden. Dabei ist Fecteaus Beschäftigung mit Werten, Vorstellungen und Sichtweisen, die jenseits heteronormativer Weltanschauungen zu verorten sind, von den persönlichen Erfahrungen der AIDS-Krise der 1980er und 1990er Jahre sowie dem damit einhergehenden gesellschaftlichen Wandel geprägt. Die Bedeutung seiner Werke für den gegenwärtigen Kunstdiskurs resultiert somit nicht allein aus ihrer kompositorischen Raffinesse, der feinen Poesie und dem ausgeprägten Eigensinn, sondern ebenso aus ihrem gesellschaftspolitischen Anspruch und ihrer empathischen Grundhaltung.
Vincent Fecteau wurde 1969 in Islip, New York, geboren und lebt heute in San Francisco. Von 1987 bis 1992 studierte er an Wesleyan University in Middletown, Connecticut. Bereits 1993 beteiligte er sich an Gruppenausstellungen, an die sich 1994 seine erste Einzelpräsentation in der Kiki Gallery in San Francisco anschloss. Die Schau The Scene of a Crime im Hammer Museum in Los Angeles markierte 1997 den Auftakt für die Rezeption seines Schaffens in einem musealen Kontext. Für erste internationale Aufmerksamkeit sorgte im Folgenden seine Teilnahme an der Whitney Biennial 2002, auf die fokussierte Präsentationen im Van Abbemuseum in Eindhoven 2004, im Art Institute of Chicago 2008, im Inverleith House in Edinburgh 2010, in der Kunsthalle Basel 2015, in der Wiener Secession 2016 sowie im CAA Wattis Institute for Contemporary Arts in San Francisco 2019 folgten. In Deutschland stand eine institutionelle Würdigung von Fecteaus künstlerischem Schaffen bislang aus. Die Ausstellung im Fridericianum soll genau dies nachholen. Anhand von mehr als sechzig ausgewählten, zwischen 1993 und 2020 entstandenen Arbeiten wird die Schau einen umfassenden Überblick über das Gesamtwerk von Fecteau vermitteln.
Die Pressevorbesichtigung findet unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen statt.
Ab dem 29. April ist unter www.documenta-platform6.de die virtuelle Platform6 der Documenta11 freigeschaltet. Als offenes, wachsendes Projekt geht die Web-Plattform der 2002 von Okwui Enwezor kuratierten Ausstellung und der aktuellen Relevanz damaliger Fragestellungen nach. Im Fokus stehen Wahrheitsdiskurse, Globalisierungsfragen, Formen von Kollektivität und Solidarität. Platform6 versteht sich als Hommage an den am 15. März 2019 in München verstorbenen Okwui Enwezor, seine theoretischen Ansätze und sein kuratorisches Vermächtnis. Mehr
Ab dem 29. April ist unter www.documenta-platform6.de die virtuelle Platform6 der Documenta11 freigeschaltet. Als offenes, wachsendes Projekt geht die Web-Plattform der 2002 von Okwui Enwezor kuratierten Ausstellung und der aktuellen Relevanz damaliger Fragestellungen nach. Im Fokus stehen Wahrheitsdiskurse, Globalisierungsfragen, Formen von Kollektivität und Solidarität. Platform6 versteht sich als Hommage an den am 15. März 2019 in München verstorbenen Okwui Enwezor, seine theoretischen Ansätze und sein kuratorisches Vermächtnis.
Die Plattform versammelt historische Materialien aus dem documenta archiv: Katalogbeiträge, Texte, Videos und Fotos. Hinzu kommen neue Beiträge von Kurator*innen, Künstler*innen und Wegbegleiter*innen Enwezors, etwa Thomas Hirschhorn, Alfredo Jaar, Isaac Julien, Geeta Kapur, Wilfried Kuehn, Sarat Maharaj, Mark Nash, Monica Narula, Annie Paul, Yinka Shonibare, Terry Smith, Stephanie von Spreter und Vivan Sundaram. Künstler*innen, Kunsthistoriker*innen und ehemalige Kolleg*innen Okwui Enwezors sowie die breite Öffentlichkeit sind dazu eingeladen, Materialien zur Veröffentlichung auf der Website einzureichen. Mit dem freien Zugang zu den Plattformtexten aus den Jahren 2001/02 stellt sich das documenta archiv darüber hinaus erstmals den Anforderungen einer zeitgemäßen Open Access Policy.
Die virtuelle Platform6 greift die Idee der anlässlich der Documenta11 von Okwui Enwezor und seinem kuratorischen Team initiierten internationalen Diskussions-plattformen auf. Vier hatten sie im Vorfeld der Ausstellung an verschiedenen Orten zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Themen organisiert: Demokratie als unvollendeter Prozess in Wien im März/April 2001; Experiment mit der Wahrheit: Rechtssysteme im Wandel und die Prozesse der Wahrheitsfindung und Versöhnung in Neu-Delhi im Mai 2001; Creolité und Kreolisierung in St. Lucia im Januar 2002; Unter Belagerung: Vier afrikanische Städte. Freetown, Johannesburg, Kinshasa, Lagos in Lagos im Mai 2002. Die Documenta11 in Kassel von Juni bis September 2002 fungierte schließlich als fünfte Plattform. Sie öffnete sich in besonderer Weise für globale Themen und gilt als erste derartige Ausstellung, die dezidiert außereuropäische und postkoloniale Perspektiven in den Blick nahm. Okwui Enwezor kann als Initiator und Botschafter dieser Internationalisierung angesehen werden.
Bereits 2011 nahmen Enwezors Ko-Kurator*innen Ute Meta Bauer und Mark Nash sowie Projektmanagerin Angelika Nollert eine mögliche 6. Plattform als einen Ort der Selbstreflexion, Analyse und Rückblick auf die Ausstellung in den Blick. Okwui Enwezor selbst kam vor seinem frühen Tod mit diesem Gedanken nach Kassel zurück. „Wir haben – zusammen mit ruangrupa, der Künstlerischen Leitung der für 2022 geplanten documenta fifteen, – seine Idee begeistert aufgenommen. Mit der Platform6 möchten wir nicht nur sein Wirken posthum ehren, sondern ein lebendiges Forum des Austauschs zu seinen Ansätzen schaffen. Gerade im Hinblick auf die documenta fifteen ergeben sich interessante Anknüpfungspunkte, aber auch Unterschiede in Bezug auf Themen wie Globalität, Kollektivität und Partizipation“, so Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.
„Das Motto der 6. Plattform sollte ein ‚reculer pour mieux sauter‘ sein, zurückblicken, um nach vorne zu schauen. Wir nutzen das Ereignis dazu, die für unsere Praxis dringendsten Fragen neu zu formulieren, so wie die Documenta11 es uns ermöglicht hatte, unser politisches, kulturelles und ästhetisches Engagement neu zu überdenken“, so Mark Nash, Ko-Kurator Enwezors bei der Documenta11 und Mit-Initiator der Platform6.
„Die Grundlage der virtuellen Plattform bilden die Bestände des documenta archivs zur Documenta11 mit ihren fünf Plattformen. Diese aufzubereiten, im Web zugänglich zu machen und um Beiträge in unterschiedlichsten Formaten zu ergänzen, war eine wunderbare Aufgabe für alle Beteiligten. Ab 29. April 2021 sind Interessierte aus aller Welt eingeladen, den laufenden Diskussionsprozess und die Ergebnisse virtuell zu verfolgen und daran teilzuhaben“, sagt Martin Groh, wissenschaftlicher Mitarbeiter des documenta archivs, Projektkoordinator der Platform6.
Dr. Birgitta Coers, Direktorin des documenta archivs: „Das Projekt hat internationale Akteur*innen zusammengeführt und darf als gelungenes Beispiel für die fruchtbare, intellektuell bereichernde Zusammenarbeit zwischen ehemaligen Kurator*innen, dem Artistic Team der documenta fifteen und dem documenta archiv gelten. Der diskursiven Offenheit von Enwezors Konzept antwortet das Archiv mit einer neuen Politik des Open Access, da neben den aktuellen Beiträgen auch die damaligen Plattformtexte frei zugänglich sind.
Okwui Enwezor (* 3. Oktober 1963 in Calabar, Nigeria; † 15. März 2019 in München) war Künstlerischer Leiter der Documenta11, Kurator, Autor, Kunstkritiker und Dozent. Ausgewählte kuratorische Tätigkeiten sind: 2. Johannesburg Biennale (1997); Documenta11, Kassel (2002); 2. Biennale Sevilla (2006); 7. Gwangju Biennale (2008); 56. Biennale von Venedig (2015); Leiter Haus der Kunst, München (2011–2018)
Über das documenta archiv
Das documenta archiv wurde 1961 von Arnold Bode gegründet und widmet sich der Archivierung, Dokumentation und wissenschaftlichen Bearbeitung von Text- und Bildquellen zur modernen und zeitgenössischen Kunst. Einer der Schwerpunkte liegt auf den seit 1955 stattfindenden documenta Ausstellungen, den kuratorischen Praktiken und den dokumentarischen Strategien von Gegenwartskunst. Neben den documenta Unterlagen sind umfangreiche Pressesammlungen, Bild- und audiovisuelle Medien, eine singuläre Kunstbibliothek sowie einschlägige Vor- und Nachlässe Teil des Bestandes. Trägerin des documenta archivs ist die documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit den Gesellschaftern Stadt Kassel und Land Hessen. Das documenta archiv ist Mitglied im Arbeitskreis selbstständiger Kultur-Institute e.V. (AsKI) und initiiert wissenschaftliche Projekte entlang eigener Bestände, dies in Kooperation mit universitären und außeruniversitären Forschungs- und Kultureinrichtungen. Innerhalb der gGmbH verfolgt das Archiv darüber hinaus – auch in Zusammenarbeit mit den kuratorischen und technischen Abteilungen der documenta gGmbH – eine künstlerisch-archivarische Ausstellungs- und Vermittlungsagenda.
Am Samstag, den 3. April 2021 startet mit der siebenteiligen Gesprächsreihe lumbung calling das Begleitprogramm der documenta fifteen, genannt Meydan. Jede Ausgabe der Reihe widmet sich einem der nachstehenden lumbung-Werte: Lokale Verankerung, Humor, Großzügigkeit, Unabhängigkeit, Transparenz, Genügsamkeit und Regeneration. Das Format blickt auf den Hintergrund des künstlerischen Ansatzes der documenta fifteen und beleuchtet das Thema lumbung aus verschiedenen Perspektiven. In Gesprächen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gäste geht lumbung calling den zahlreichen Bedeutungen von lumbung über verschiedenartige Disziplinen, Standpunkte und Kontexte hinweg in einem künstlerischen Rahmen nach. Eingeladen werden Akademiker*innen, Aktivist*innen, unabhängige Forscher*innen, Biobäuer*innen, Fischer*innen sowie Organisator*innen von Festivals – allesamt Akteur*innen, die sich großen Herausforderungen stellten und durch ihr Handeln bedeutsame Veränderungen anstießen.Mehr
Am Samstag, den 3. April 2021 startet mit der siebenteiligen Gesprächsreihe lumbung calling das Begleitprogramm der documenta fifteen, genannt Meydan. Jede Ausgabe der Reihe widmet sich einem der nachstehenden lumbung-Werte: Lokale Verankerung, Humor, Großzügigkeit, Unabhängigkeit, Transparenz, Genügsamkeit und Regeneration. Das Format blickt auf den Hintergrund des künstlerischen Ansatzes der documenta fifteen und beleuchtet das Thema lumbung aus verschiedenen Perspektiven. In Gesprächen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gäste geht lumbung calling den zahlreichen Bedeutungen von lumbung über verschiedenartige Disziplinen, Standpunkte und Kontexte hinweg in einem künstlerischen Rahmen nach. Eingeladen werden Akademiker*innen, Aktivist*innen, unabhängige Forscher*innen, Biobäuer*innen, Fischer*innen sowie Organisator*innen von Festivals – allesamt Akteur*innen, die sich großen Herausforderungen stellten und durch ihr Handeln bedeutsame Veränderungen anstießen.
lumbung calling findet jeden ersten Samstag im Monat statt – in sieben Ausgaben von April bis Oktober wird die Gesprächsreihe digital über die Website und sozialen Kanäle (YouTube und Facebook) der documenta fifteen präsentiert. Sofern die Umstände in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie es zulassen, wird daraus ein hybrides Format und schließlich eine physische Veranstaltung vor Ort in Kassel.
lumbung als Wertesystem und Kosmologie
In Indonesien ist lumbung mit seinen verschiedenen Formen und Stilen ein markantes Gebäude, ähnlich einer Scheune. Das offizielle Wörterbuch der indonesischen Sprache, Kamus Besar Bahasa Indonesia, definiert lumbung als „Aufbewahrungsort für landwirtschaftliche Erzeugnisse, meist Reis, in Form eines Pfahlbaus, mit Wänden aus geflochtenem Holz oder Bambus“. Diese Definition bestimmt die Auffassung von lumbung: Zunächst kann lumbung als ein Erntespeicher verstanden werden, vor allem in landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften. Eine derlei enge Begriffsbestimmung bindet die Bedeutung des Wortes jedoch an eine bestimmte Architektur. Als Praxis reicht lumbung dagegen über die physische Erscheinung des Gebäudes hinaus und ist auf Räume jenseits der Landwirtschaft anwendbar. In den kulturellen Diskursen Indonesiens meint lumbung geteilte gemeinschaftliche Ressourcen. So verstanden erscheint die Begrifflichkeit nicht nur als Gebäude oder Objekt, sondern als Wertesystem und als Kosmologie, die eine gelebte gesellschaftliche Praxis beschreibt. lumbung legt so Zeugnis ab von einem Gemeinschaftsleben, das den Geist der Zusammenarbeit in sich trägt – Merkmale dieser Praxis finden sich bereits in vormodernen Gesellschaften. Die Entwicklungen zu den heute vorherrschenden kapitalistischen Produktionsweisen zwingen zu einer ständigen Neudefinition von Werten. lumbung calling geht der Frage nach, wie diese Werte in eine künstlerische Praxis übersetzt werden können, die neue diskursive Räume öffnet.
Erste Ausgabe von lumbung calling: Lokale Verankerung
Die erste Ausgabe von lumbung calling findet am 3. April 2021 statt und widmet sich dem Wert der lokalen Verankerung. Der Begriff der Verankerung betont die Bedeutung des Bodens und der Erdung in unserer globalisierten und doch gespaltenen Welt – ein Boden, der es ermöglicht, Wurzeln zu schlagen, und der Bäume über viele Kilometer hinweg miteinander verbindet. Ähnlich wie Bäume, die gegenseitige Signale zurückwerfen, können auch Ernte- und Anbaumethoden miteinander resonieren, gegenseitig von überlieferten Weisheiten profitieren und so neuartige Ressourcen erschließen. Die Gäste Melani Budianta und Armin Salassa zeigen auf, wie politische, soziale und ökonomische Modelle aus verschiedenen Blickwinkeln herausgefordert werden können – durch die Perspektive eines Samens ebenso wie durch die zärtlichen Stimmen besorgter Mütter. Die erste Ausgabe von lumbung calling wird von Jumana Emil Abboud und Mirwan Andan moderiert. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt und wird in Gebärdensprache (International Sign) übersetzt.
Melani Budianta ist Professorin für Literatur- und Kulturwissenschaft an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universitas Indonesia und Mitglied der Inter-Asia Cultural Studies Society. Seit den späten 1980er Jahren forscht und schreibt Budianta zu den Themen Gender und kultureller Aktivismus. Ihre Artikel wurden in verschiedenen Medien veröffentlicht, von akademischen Fachzeitschriften bis hin zu Zeitungen und Magazinen. Während der asiatischen Finanzkrise 1997–1998 war sie in der Frauenbewegung des Landes aktiv. 2020 hielt Melani Budianta auf Einladung des Jakarta Art Council den Vortrag Lumbung Budaya Sepanjang Gang or Cultural Granaries Along the Alleys.
Armin Salassa ist ein indonesischer Bauer und Aktivist aus Bulukumba, Südsulawesi. Gemeinsam mit den Bauern des Dorfes, in dem er geboren wurde, initiierte Salassa 2011 die natürliche Landwirtschaft – eine Anbaumethode, die einen ökologischen Ansatz verfolgt und in vielen Gebieten des Archipels bereits lange praktiziert wird. In der Verbindung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit Weisheiten des Lebens sowie Geschichten und Praktiken, die von Vorfahr*innen geerbt wurden, wird auf den Einsatz von chemischen Düngemitteln, Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden verzichtet. Seit 1993 ist Salassa zudem Gemeinschaftsorganisator an verschiedenen Orten in Indonesien und setzt sich für die verweigerten Rechte der Indigenen Bevölkerung in Palu, Zentralsulawesi, ein. Seit 2007 hat Armin Salassa in zahlreichen indonesischen Dörfern Hilfe bei der Gemeindeorganisation geleistet, darunter in Aceh, Sumatra, nach der Tsunami-Katastrophe in 2004.
Jumana Emil Abbouds kreatives Interesse gilt der Oral History sowie persönlichen und kollektiven Geschichten und Mythologien, insbesondere Volkserzählungen und Orte ihrer An- und Abwesenheit. In ihrer künstlerischen Praxis nutzt sie Storytelling, performative Elemente und Workshop-Methodologien, um das Verhältnis von Zeit und Ort, dem Menschlichen und Nichtmenschlichen zu untersuchen. Durch ihre Beschäftigung mit Erinnerung, Bindung und Enteignung begegnet Abboud dem Ringen um Kontinuität in politischen, ökologischen und kulturellen Kämpfen. Ihre Arbeiten waren unter anderem bei The Jerusalem Show, im BALTIC Centre for Contemporary Art, England sowie auf der Sharjah Biennale, Vereinigte Arabische Emirate, der Istanbul Biennale, Türkei und der Venedig Biennale, Italien zu sehen. Sie war Resident bei Sakiya – Art/Science/Agriculture, Palästina, der Delfina Foundation, England, der Arts Initiative Tokyo, Japan und im Guestatelier Krone in der Schweiz. Derzeit promoviert Jumana Emil Abboud an der Slade School of Fine Art des University College London.
Mirwan Andan ist Mitglied von ruangrupa, der künstlerischen Leitung der documenta fifteen.
Programmübersicht
lumbung calling: Lokale Verankerung
Samstag, 3. April 2021, 14.30 Uhr (CET), 19.30 Uhr (WIB), 20.30 Uhr (WITA)
Mit Melani Budianta and Armin Salassa, moderiert von Jumana Emil Abboud and Mirwan Andan
In englischer Sprache, übersetzt in Gebärdensprache (International Sign)
Livestream über Facebook und YouTube sowie das Fenster des ruruHaus
Weitere Termine
lumbung calling: Humor, Samstag, 1. Mai 2021
lumbung calling: Großzügigkeit, Samstag, 5. Juni 2021
lumbung calling: Unabhängigkeit, Samstag, 3. Juli 2021
lumbung calling: Transparenz, Samstag, 7. August 2021
lumbung calling: Genügsamkeit, Samstag, 4. September 2021
lumbung calling: Regeneration, Samstag, 2. Oktober 2021
Im Rahmen der documenta fifteen hat das Artistic Team Kollektive, Organisationen und Institutionen aus aller Welt dazu eingeladen, gemeinsam lumbung zu praktizieren. Bisher wurden neun lumbung member vorgestellt. Nach intensivem Austausch zwischen ihnen und dem Artistic Team sowie zahlreichen Gesprächen mit den teilnehmenden Organisationen stoßen nun fünf neue lumbung member dazu: Der Britto Arts Trust (Dhaka, Bangladesch), FAFSWAG (Auckland, Aotearoa), Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR; Havanna, Kuba), Project Art Works (Hastings, UK) und Wajukuu Art Project (Nairobi, Kenia). Mehr
Im Rahmen der documenta fifteen hat das Artistic Team Kollektive, Organisationen und Institutionen aus aller Welt dazu eingeladen, gemeinsam lumbung zu praktizieren. Bisher wurden neun lumbung member vorgestellt. Nach intensivem Austausch zwischen ihnen und dem Artistic Team sowie zahlreichen Gesprächen mit den teilnehmenden Organisationen stoßen nun fünf neue lumbung member dazu: Der Britto Arts Trust (Dhaka, Bangladesch), FAFSWAG (Auckland, Aotearoa), Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR; Havanna, Kuba), Project Art Works (Hastings, UK) und Wajukuu Art Project (Nairobi, Kenia).
Jedes der mittlerweile vierzehn lumbung-member wird verschiedene Ressourcen in die kollektive Reisscheune (lumbung) einbringen. Gemeinsam werden sie einen langfristigen Austausch entwickeln, der durch das Teilen von Zeit, Raum, Geld, Wissen, Fürsorge oder Kunst die jeweiligen lokalen Praxen und Communities ebenso stärkt wie das gesamte lumbung-Netzwerk – während der documenta fifteen und darüber hinaus. Das Arbeiten mit verschiedenen künstlerischen Herangehensweisen sowie das Lernen von anderen Modellen von Bildung, Ökologie oder Ökonomie und verwandten lumbung-Praktiken in verschiedenen Teilen der Welt spielen eine zentrale Rolle für das Verständnis von lumbung.
Britto Arts Trust (Dhaka, Bangladesch)
Britto Arts Trust (Britto) ist ein 2002 in Dhaka, Bangladesch, gegründetes gemeinnütziges Künstler*innenkollektiv, das von Dhaka aus an verschiedenen Orten im Land arbeitet und als Teil des Triangle-Netzwerks über eine globale Reichweite verfügt. Britto widmet sich in seiner künstlerischen Praxis dem sozio-politischen Umbruch in Bangladesch. Auf der Suche nach verlorener Geschichte, Kulturen und Gemeinschaften erforscht und sammelt das Kollektiv gemeinsam mit verschiedenen Partner*innen mannigfache Quellen. Durch die Akkumulation von Wissen und das Teilen eigener Gedanken und Ideen sowie der Produktion von Kunst im Austausch mit lokalen Communities versucht Britto fortwährend, Antworten auf den Wandel im eigenen Land zu finden.
Seit einigen Jahren konzentriert sich Britto auf langfristige, groß angelegte Projekte unter Einbeziehung von Communities und Teilnehmer*innen aus verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen. So befasst sich beispielsweise das im März 2020 – während der Pandemie gemeinsam mit einer Reihe von Künstler*innen und Kollektiven – initiierte Projekt ZERO WASTE-FoodArt mit sozialer Verantwortung an verschiedenen Orten in Bangladesch und darüber hinaus. Britto unterstützt zahlreiche interdisziplinäre Praktiker*innen, Gruppen und Netzwerke. Das Kollektiv bietet professionellen Kunstschaffenden ein lokales und internationales Forum für Treffen, Diskussionen, Experimente und die selbstbestimmte Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten. Als Antwort auf den Mangel an adäquaten Bildungseinrichtungen in Bangladesch wirkt Britto als alternative Bildungsplattform, die Künstler*innen ein experimentelleres Arbeiten ermöglicht. Ausgehend von der Beschäftigung mit Verwurzelung, Geschichte und Communities reicht Brittos Praxis bis hin zu internationalen Veranstaltungen wie der Organisation des ersten Bangladescher Pavillons bei der 54. Biennale di Venezia (2011).
https://brittoartstrust.org/
FAFSWAG (Auckland, Aotearoa)
FAFSWAG ist ein ozeanisches Moana-Künstler*innenkollektiv, das durch Kunst und Innovation sozialen Wandel anstoßen möchte. Dabei entwickelt es fortschrittliche, kultursensible und sozial relevante Methoden kultureller Aktivierung.
Ausgehend von ihrem Kontext als Queere, Indigene Kunstschaffende arbeiten die Künstler*innen von FAFSWAG über verschiedenste interdisziplinäre Kunstformen und Genres hinweg kollaborativ daran, öffentlichen und digitalen Raum zu aktivieren.
https://fafswagvogue.com
Instituto de Artivismo Hannah Arendt (Havanna, Kuba)
Das Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR) gründete sich am 20. Mai 2015 als Institution für gesellschaftspolitische Alphabetisierung aus einer Intervention der kubanischen Artivistin Tania Bruguera heraus, deren Teilnehmer*innen 100 Stunden lang das Buch Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft von Hannah Arendt lasen und diskutierten.
INSTAR wurde als demokratischer, horizontaler, konsensorientierter Raum konzipiert. „Wir fordern soziale Gerechtigkeit und Rechte, an denen es in Kuba bisher mangelt, wie faire Löhne, Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf, Unterstützung unabhängiger Projekte und Künstler*innen, Achtung der Meinungsfreiheit, Erhalt des historischen Gedächtnisses von Kunst sowie eine unabhängige Zivilgesellschaft, und wollen ein Projekt aufbauen mit Menschen, die anders denken, aber ein Land für alle schaffen wollen“, so INSTAR über ihr Selbstverständnis und ihre Praxis. INSTAR ist ein Safe Space, der andere Organisationen, Aktivist*innen und Künstler*innen schützt und verbindet und funktioniert wie ein Organ, das atmet, fühlt, reagiert und erinnert. Die Arbeit und Mission von INSTAR kann in drei Schritte unterteilt werden, die es, ausgehend von verschiedenen künstlerischen Ausdrücken, erlauben, aus einer chaotischen Vision eine Begegnung mit einer unerwarteten Ordnung entstehen zu lassen – einer neuen Ordnung, aus der heraus eine neue Zukunft gedacht werden kann.
Schritt I: Workshops zur Stärkung der Fähigkeiten von Künstler*innen, Intellektuellen, Akademiker*innen, der Bürgerschaft, der Jugend und aktivistischen Gruppen.
Schritt II: Finanzielle Unterstützung von Gründer*innen, Zusammenschlüssen und unabhängigen Projekten durch Preise und Stipendien. Sichtbarkeit, bedingt durch das neuartige Coronavirus, in INSTARs sozialen Netzwerken. Position beziehen gegen die Erlässe 349, 373 und 370, mit denen der kubanische Staat Meinungsfreiheit und kreative Unabhängigkeit einschränkt.
Schritt III: Rekonstruktion von Geistes- und Kunstgeschichte und Geschichte des unabhängigen Aktivismus durch die Sicherung von Quellen, die der Öffentlichkeit unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden sollen.
https://artivismo.org/
Project Art Works (Hastings, Vereinigtes Königreich)
Project Art Works ist ein britisches Kollektiv von Künstler*innen und Produzent*innen, das von radikalen Zugängen zu Neurodiversität, Rechten und Repräsentationen ausgehende Kunst produziert und vermittelt. Ihr Programm entwickelt sich aus der Unterstützung von Künstler*innen in ihrer Studiopraxis heraus und verzweigt sich zu Kollaborationen, Ausstellungen, Auftragsarbeiten, Filmen, Publikationen und digitalem Output. Für jedes Projekt werden personalisierte und holistische Umgebungen geschaffen. Das Studio wird dabei als Ort mit flachen Hierarchien verstanden, an dem Veranstaltungen und Happenings entstehen, die von der Lebensrealität und dem kreativen Potential aller Beteiligten erzählen (https://vimeo.com/161897285).
Project Art Works untersucht und fördert kreative und nachhaltige Modelle von künstlerischer Entfaltung und Betreuung durch praxisbasierte Forschung, Produktionen und Partnerschaften. Neurodiverse Künstler*innen und Produzent*innen arbeiten zielgerichtet zusammen und nutzen dabei verschiedenste Kommunikationsformen wie Sprache, Gestik, Klang, Gebärden und Empathie. Künstlerische Arbeiten werden über Social Media, digitale Plattformen sowie nationale und internationale Kollaborationen verbreitet. Durch die zielgerichtete Planung, kostenlose Schulungen und Interessensvertretung erhalten Familien und Care-Arbeiter*innen die Möglichkeit, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu nutzen, um sich im Gesundheits- und Pflegewesen besser zurechtzufinden und Zugang zu individuellen Pflegemodellen zu erhalten, die ihr Leben verbessern.
https://projectartworks.org
Wajukuu Art Project (Nairobi, Kenia)
Das Wajukuu Art Project (Wajukuu) ist eine gemeinschaftliche Organisation aus Lunga-Lunga, einem Teil des Mukuru-Slums im kenianischen Nairobi. Eine Gruppe von Künstler*innen initiierte das Projekt 2004 mit dem gemeinsamen Ziel, Mukuru zu einem Ort zu machen, an dem Kinder sich entfalten können, und durch die Produktion und den Verkauf von qualitativ hochwertiger Kunst Arbeitsplätze zu schaffen.
Der Mukuru-Slum befindet sich an einem Abhang unterhalb der Fabriken des Industriegebiets Nairobis. Eine nahegelegene Mülldeponie zieht die Jugendlichen aus dem Slum an. Da sie in den Fabriken, die ihr Viertel verseuchen, kaum Arbeit finden, bildet das Durchkämmen des Abfalls nach verkäuflichen Gegenständen ihre einzige Lebensgrundlage. Viele treibt die Armut in Kriminalität und Drogenhandel. Gewalt und sexueller Missbrauch sind allgegenwärtig und gefährden die Gesundheit und häufig auch das Leben ihrer jungen Opfer. Das vor diesem Hintergrund entstandene Wajukuu Art Project erzählt von Widerstandsfähigkeit und der menschlichen Fähigkeit, Leid in Schönheit zu verwandeln.
„Kunst bildet das Rückgrat von Wajukuu. Für uns ist Kunst nicht nur eine Praxis, sondern eine Lebenseinstellung. Mit Hilfe von Kunstunterricht empowert Wajukuu Kinder und Jugendliche, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen, Herausforderungen zu Hause und in der Community zu bewältigen, sich gegen widerfahrenes Unrecht zu wehren und sich eine andere Zukunft vorzustellen. Unsere öffentliche Bibliothek, die erste Mukurus, bietet Schüler*innen und Erwachsenen einen Safe Space zum Lernen. Mit Filmvorführungen und Wandmalerei sprechen wir verschiedenste Themen an, unter anderem Konfliktlösung, Verbrechensprävention, kulturelle Praxis, Gleichberechtigung, Gesundheit, Teenagerschwangerschaft und verantwortungsvolles Handeln. Auf diese Weise schaffen wir eine Plattform, die es der Community erlaubt, über Dinge mitzubestimmen, die sie betreffen“, so Wajukuu Art Project über ihre Arbeit.
https://wajukuuarts.wordpress.com/
Dies erklärte die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, und bestätigte damit die dpa-Meldung vom 5. Januar 2021. Mehr
Dies erklärte die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, und bestätigte damit die dpa-Meldung vom 5. Januar 2021.
„Selbstverständlich betrachten wir, gemeinsam mit der Künstlerischen Leitung und den Gremien, den Entwicklungsverlauf der Corona-Pandemie sehr genau“, sagte Schormann. „Die Vorbereitungen der documenta fifteen laufen weiter auf Kurs und das gesamte Team ist hoch motiviert. Wie bereits im Dezember kommuniziert, ist es letztlich nur verantwortungsvoll, die aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie genau zu betrachten, um dann im Sommer über die weiteren Schritte auf dem Weg zur documenta fifteen zu entscheiden. Aktuell sind wir zuversichtlich, dass nicht zuletzt durch die Schutzimpfungen eine Rückkehr in ein möglichst normales Leben in absehbarer Zeit gelingt.“
Über die Fortentwicklung des Vorbereitungsprozesses der documenta fifteen werde weiterhin aktuell berichtet.
Das Erscheinungsbild wird bei jeder documenta Ausstellung mit Spannung erwartet, ist es doch Ausdruck des jeweiligen kuratorischen Ansatzes. Am 15. Dezember 2020 stellt die documenta fifteen (18. Juni bis 25. September 2022) ihr visuelles Erscheinungsbild der Öffentlichkeit vor. Das gemeinsam mit Studierenden entwickelte Design ist inspiriert vom lumbung-Konzept der documenta.
Das aus dem Gestaltungsentwurf des Studierendenkollektivs Studio 4oo2 aus Jakarta gemeinsam weiterentwickelte Erscheinungsbild der documenta fifteen verweist mit dem Symbol der Hände auf das lumbung-Prinzip, das ruangrupa seiner documenta zugrunde gelegt hat, und dessen Kernthemen kollektive Praktiken des Teilens, Solidarität und Freundschaft sind.
lumbung ist eine aus den ländlichen Gebieten Indonesiens stammende Praxis, bei der die überschüssige Ernte zum zukünftigen Wohl der Gemeinschft in einer gemeinsamen Reisscheune gelagert und nach kollektiv bestimmten Mechanismen verteilt wird. Indem die documenta fifteen lumbung nicht nur als Thema, sondern vielmehr als zugrundeliegende Praxis begreift, zielt sie auf neue Wege, internationale künstlerische Praktiken mit einem gemeinschaftlich ausgerichteten Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen – nachhaltig zu machen. Grundsätze wie Kollektivität und gemeinschaftliches Arbeiten, Ressourcenaufbau und gerechte Verteilung stehen dabei im Vordergrund.
Die Hände und die in ihren Umrissen visualisierten Seile als Kernelement des visuellen Erscheinungsbildes der documenta fifteen stehen für eine unbegrenzte Gemeinschaft, die eine nachhaltige Zukunftsstrategie eröffnet. Sie versinnbildlichen die Haltung und Geste von lumbung. Die Farbpalette des Designs ist von natürlichen Textilfarben inspiriert, wie sie seit Generationen bei der Herstellung traditioneller textiler Produkte in Indonesiens verwendet werden. Die eingesetzten Farben stammen größtenteils aus dem Osten Indonesiens, wo lumbung noch heute aktiv praktiziert wird.
Kollektive Entwicklung mit Studierenden
ruangrupa selbst ist Mitte der 1990er Jahre aus Netzwerken von Studierenden an den Kunsthochschulen in Jakarta und Yogyakarta hervorgegangen. Für das Künstler*innen-Kollektiv ist Vielstimmigkeit und die Integration von Perspektiven der jüngeren Generation zentral. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hat ruangrupa Ende 2019 Studierende in Kassel und Jakarta eingeladen, sich an der Entwicklung der visuellen Identität der documenta fifteen zu beteiligen, statt nur auf etablierte Design-Agenturen zu setzen. Unter mehr als 20 Einreichungen von Gruppen und Einzelpersonen wurden zwei Designentwürfe ausgewählt: die von Studio 4oo2 aus Jakarta und von kmmn_practice aus Kassel. Die beiden Teams haben völlig unterschiedliche Konzepte eingereicht, wobei sie ermutigt wurden, jeweils ihren eigenen Ansatz zu verfolgen.
Im Prozess wurde Studio 4oo2 das Haupterscheinungsbild der documenta fifteen übertragen, während kmmn_practice die Chance erhielt, ihren partizipatorischen Ansatz für ein Erscheinungsbild des ruruHaus umzusetzen. Im Frühsommer 2020 haben die Studierenden von Studio 4oo2 mit der Berliner Markenagentur Stan Hema und documenta Inhouse-Designer Leon Schniewind die gemeinschaftliche Arbeit aufgenommen.
Präsentation im Filmclip und im Öffentlichen Raum
Die documenta fifteen präsentiert das Erscheinungsbild anhand eines Filmclips und im öffentlichen Raum Kassels. Unter anderem wird es am ruruHaus, dem ersten Spielort der documenta fifteen sichtbar: Dort wurde es in Form eines großflächigen Murals vom Kasseler Graffiti- und Streetart-Projekt KolorCubes auf die Fassade aufgebracht. Weitere Präsenzen auf Großflächen oder Litfasssäulen sind im Stadtraum zu finden. Im Detail wird das Erscheinungsbild und dessen Entwicklung in diesem Video vorgestellt.
Am heutigen Dienstag, den 15. Dezember 2020 findet um 15 Uhr ein Fototermin mit Vertreter*innen von ruangrupa, Oberbürgermeister Christian Geselle, der Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann und dem Kommunikationsteam der documenta fifteen vor der documenta Halle statt. Es handelt sich um einen reinen Fototermin unter Berücksichtigung der Hygiene- und Abstandsregelungen.
Wir bitten um Voranmeldung unter presse@documenta.de.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Oberbürgermeister Christian Geselle, zeigt sich erfreut über das neue Erscheinungsbild: „Nun nimmt die documenta fifteen Gestalt an. Viele ineinandergreifende Hände stehen für Zusammenhalt und ein neues Miteinander. Die großartige Umsetzung des Erscheinungsbildes in ein Mural am ruruHaus ist ein deutlicher Gruß des Kuratorenteams ruangrupa an die Stadt. Es ist eine farbenfrohe und vor allem optimistisch in die Zukunft weisende Botschaft am Ende eines für alle kräftezehrenden Jahres. Und die Vorfreude auf die nächste, mit Spannung erwartete documenta wächst.“
Studio 4oo2 über das Erscheinungsbild
„Das Konzept von lumbung wird in unserem Gestaltungsentwurf durch die Form der Hand visualisiert, einem fühlenden Teil unseres Körpers, der bei menschlichen Aktivitäten wie Halten, Geben oder Umarmen eingesetzt wird. Die Hand spielt, direkt oder auch indirekt, eine wesentliche Rolle in interaktiven Prozessen zwischen Menschen. Als Symbol ist sie unmittelbar mit dem Konzept von lumbung verbunden, einem kollektiven Aufbewahrungsort für die von einer Gemeinschaft produzierte Ernte. Diese Aktivitäten – Ernten, Zusammenhalten, nachhaltig Unterstützen – setzen allesamt die Beteiligung von Händen voraus, genauso wie der Zweck von lumbung auf die Hand referiert, die die Menschen verbindet.“, so Studio 4oo2.
Studio 4oo2 ist ein Team von vier Studierenden der Universitas Negeri Jakarta. Der Name „Studio 4oo2“ (gesprochen: „four o o two“) ist von dem Betrag abgleitet, den die Studierenden für Parkscheine (4.000 Rupiahs für zwei Motorräder) in dem Fast-Food-Restaurant aufwenden mussten, den das Team als Arbeitsplatz für die Entwicklung der Bewerbung genutzt hat, da das Lokal der einzige 24 Stunden zugängliche Ort für sie war.
Das Team besteht aus Angga Reksha Ramadhan, Larasati Fildzah Kinanti, Louisiana Wattimena und Rosyid Mahfuzh.
Trisha Baga: Hope
Dienstag, 3. November 2020, 19 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 KasselMehr
Trisha Baga: Hope
Dienstag, 3. November 2020, 19 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Unter dem Titel Hope wird Trisha Baga am 3. November 2020 das Fridericianum in Kassel mit einer speziell für den Anlass produzierten Filmarbeit illuminieren. Die Aktion ist als Reflexion über die gegenwärtige Weltlage und insbesondere als Kommentar zu dem zeitgleich stattfindenden US-Wahltag angelegt. Dabei pocht die 1985 in Venice, Florida, geborene und heute in New York lebende Künstlerin mit Nachdruck auf Zuversicht für das Kommende, nimmt jedoch mit geschärftem Bewusstsein auf die global vorherrschenden Herausforderungen Bezug. Denn Hope, zu Deutsch „Hoffnung“, steht nicht allein für eine freudige Erwartungshaltung. Der Titel kann ebenso als Anspielung auf die Politikberaterin Hope Hicks gedeutet werden, die im Oktober 2020 positiv auf COVID-19 getestet wurde, bevor auch bei Präsident Donald Trump und seiner Ehefrau Melania ein Nachweis der Virusinfektion erfolgte.
Der rund achtminütige Film, den Baga über eine ganze Reihe von leistungsstarken Projektoren in einer Endlosschleife auf die Fassade des Fridericianum projizieren wird, folgt keinem linearem Handlungsstrang. Ausgangspunkt bilden Sequenzen, in denen die Künstlerin bei der Gestaltung eines Tonmodells des Weißen Hauses zu sehen ist, das einer ähnlichen Architekturtradition wie das Fridericianum verpflichtet ist. Diesen Szenen stehen Aufnahmen gegenüber, die die stark deformierte Ruine des Bauwerks zeigen. Im weiteren Verlauf des Films werden diese zu einer Projektionsfläche, auf der regelmäßig verschiedene Bewegtbilder und Bildfetzen erscheinen. So leuchten in den Gebäuderesten Impressionen von Präsident Trumps Twitter-Account, Online-Nachrichten zur COVID-19-Pandemie, brennende Wälder, die Anfangspassage der US-amerikanischen Verfassung, mit Scheinwerfern ausgerüstete Höhlenforscher*innen oder Schnecken beim Liebesspiel auf. Immer wieder fährt zudem das helle Licht eines Scanners, das von den Geräuschen des Datenerfassungsgerätes begleitet wird, über die Oberfläche der Nachbildung des Amts- und Regierungssitzes.
Bagas Film ist durch ausgesprochen gegensätzliche Ereignisse, Aspekte und Stimmungen der Jetztzeit bestimmt, die sich in dem Werk zu einer neuen Einheit verbinden. Das Resultat ist eine nachwirkende Setzung, bei der, wie bei der Mehrheit der Arbeiten der Künstlerin, die Grenzen zwischen Film, Malerei, Skulptur und Architektur, zwischen Kunstwerk und Umraum, aufgehoben sind. Mit der spezifischen Präsentationsform als weithin sichtbare Illumination unterstreicht Baga die Relevanz der Themen, aus der sich ein klarer Appell zur Hoffnung wie zum Handeln ableitet.
Wir freuen uns, Ihnen im Vorhinein ein digitales Pressegespräch mit Trisha Baga anbieten zu können. Bei Interesse bitten wir um Rückmeldung bis Donnerstag, den 29. Oktober 2020.
Die Veranstaltung findet unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen statt.
Alexandra Bircken: Top down / Bottom up
Präsentation: Samstag, 31. Oktober 2020, 15 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 KasselMehr
Alexandra Bircken: Top down / Bottom up
Präsentation: Samstag, 31. Oktober 2020, 15 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 29. Oktober 2020, 11.30 Uhr (in Anwesenheit der Künstlerin)
Es sprechen:
Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Moritz Wesseler, Direktor Fridericianum
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und bitten um Anmeldung unter press@fridericianum.org.
Über dem Portikus des Fridericianum, zwischen den Allegorien der Architektur und Philosophie, verharrt eine grün schillernde Figur im Handstand. Es handelt sich um eine lackierte Aluminiumskulptur, die von der 1967 in Köln geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlerin Alexandra Bircken eigens für diesen Ort geschaffen wurde. In der Arbeit ist die Pose einer jungen Turnerin verewigt, die Bircken mit großer Präzision durch den Einsatz eines 3-D-Scanners festhielt, um aus dem gesammelten Datenmaterial zunächst eine Gussform und schließlich die Skulptur zu fertigen: Die ausgestreckten Arme, der in den Nacken gelegte Kopf wie auch die zusammengedrückten und in gerader Linie emporragenden Beine lassen die Körperspannung der zierlichen Akrobatin erahnen, mit der sie hoch oben der Schwerkraft trotzt. Weitere Details der Figur lassen sich auf dem Platz vor dem Fridericianum studieren, wo das Gegenstück der Dachskulptur aufgestellt ist. Wenige Meter von den Treppenstufen des Portikus entfernt steht ein zweiter, ebenfalls grün gefasster Aluminiumguss, der in der gleichen Weise wie die Höhenakrobatin realisiert wurde und mit ihr gewissermaßen identisch ist. Anders jedoch als die Plastik auf dem Gebäude steht die Figur auf dem Kopfsteinpflaster nicht auf den Händen. Hier ist die Turnerin um 180 Grad gedreht, erhebt sich also mit ihren Fußspitzen vom Boden und scheint mit ihren angewinkelten Händen das Firmament zu tragen. Top down / Bottom up lautet somit auch der Titel der beiden Skulpturen, die in fein abgestimmtem Zusammenspiel zu einer Einheit verbunden sind. Das zweiteilige Werk spricht mit und widerspricht zugleich der historischen Architektur des Fridericianum sowie den am Friedrichsplatz realisierten Außenskulpturen aus vergangenen documenta Ausstellungen. Dabei knüpft das Ensemble unmittelbar an die für Bircken typische Praxis an: einer Untersuchung physischer und psychischer Parameter von Objekten und Wesen, die sich in einer einzigartigen, intensiven und bisweilen surrealen Sprache artikuliert.
Im Rahmen der Serie Interventionen entwickeln Künstler*innen für das Fridericianum ortsspezifische Werke, durch die – jenseits der regulären Ausstellungsflächen – die bislang nicht genutzten Zwischenbereiche und Verkehrsflächen des Gebäudes eine Aktivierung, Akzentuierung oder Transformation erfahren. Bei diesen Setzungen handelt es sich um Wandmalereien, Außenskulpturen und Klanginstallationen, die über einen längeren Zeitraum oder sogar dauerhaft am Haus bleiben.
Die Pressevorbesichtigung findet unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen statt.
Am 1. Oktober 2020 startet das documenta archiv die umfassende Erschließung und Aufbereitung seiner Bestände. Diese „Erschließungsoffensive“ ist auf zehn Jahre angelegt. Dafür wollen das Land Hessen und die Stadt Kassel bis 2030 Fördersummen von insgesamt 5,4 Mio. Euro zur Verfügung stellen.
Mehr
Am 1. Oktober 2020 startet das documenta archiv die umfassende Erschließung und Aufbereitung seiner Bestände. Diese „Erschließungsoffensive“ ist auf zehn Jahre angelegt. Dafür wollen das Land Hessen und die Stadt Kassel bis 2030 Fördersummen von insgesamt 5,4 Mio. Euro zur Verfügung stellen.
Zeugnisse des künstlerischen und kuratorischen Schaffens rund um die documenta Ausstellungen der Jahre 1955 bis heute sollen vertieft, fachgerecht und nach archivischen und wissenschaftlichen Standards aufbereitet und systematisiert werden.
Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen:
„Das Land Hessen sieht die weltweit einzigartige Bedeutung der Kasseler documenta. Deshalb haben wir große Anstrengungen unternommen, um das documenta Institut möglich zu machen. Damit soll einer systematischen Auseinandersetzung mit dieser so wichtigen Ausstellung ein angemessener Ort gegeben werden. Das documenta archiv ist für diesen Aufbau essentiell: Es ist ein Schatz, der – gehoben und wissenschaftlich aufgearbeitet – die documenta auch institutionell zu einem Stück Kunstgeschichte macht. Wir unterstützen den wichtigen Schritt der Aufbereitung gern, um das documenta archiv der nationalen und internationalen Forschung zugänglich zu machen.“
Der Fundus des Archivs wird den Kern des entstehenden documenta Instituts bilden und die dort angestrebte exzellente Forschung ermöglichen. „Die Stadt Kassel ist stolz darauf, dass das documenta archiv neben dem Bauhaus-Archiv zu den ältesten und wichtigsten Kunstarchiven Deutschlands gehört“, so Oberbürger-meister Christian Geselle. „Es zukunftsfähig aufzustellen, ist uns ein wichtiges Anliegen“.
Die Bestände des Archivs bilden vor allem die Geschichte der documenta Ausstellungen ab. Gleichzeitig ist das documenta archiv aber auch ein Dokumentationszentrum für zeitgenössische Kunst und kuratorisches Wirken im Allgemeinen und damit eine unschätzbar wichtige Quelle für kunst- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen und die Rezeptionsforschung.
Die Erschließung ist von maßgeblicher Bedeutung für das documenta Institut
Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH zur Erschließungsoffensive: „Die einzigartigen Bestände des documenta archivs durch die Tiefen-Erschließung wissenschaftlich zugänglich und zugleich für die breite Öffentlichkeit und die Stadtgesellschaft greifbar zu machen, ist Voraussetzung für einen lebendigen Austausch zwischen Wissenschaft und Kunst, wie er auch zunehmend in den documenta Ausstellungen als Wiederannäherung zweier Disziplinen stattfindet.“
Bereits nach der Angliederung des zuvor städtischen documenta archivs an die documenta gGmbH im Jahr 2016 wurden erste Weichen für die Öffnung des Archivs gestellt: Es wurden Ausstellungskooperationen initiiert, Veranstaltungsreihen etabliert, ein Lesesaal eingerichtet und eine umfassende Website entwickelt. Nun wird mit der Erschließungsoffensive der nächste entscheidende Schritt zur Öffnung der Bestände für einen breiten Nutzerkreis getan.
Erschließungsoffensive schafft internationale Standards
Mit der Tiefenerschließung geht die Einführung einer bislang fehlenden digitalen Infrastruktur und eines professionellen Erfassungssystems einher. Dazu gehören die Aufnahme der Bestände in Archivdatenbanken, Rechteanalyse und -management sowie Maßnahmen zur Erschließung und Archivierung digitaler Unterlagen.
Der Gründungsdirektor des documenta Instituts, Prof. Dr. Heinz Bude, konstatiert: „Als interdisziplinäres Forschungsinstitut ist das documenta Institut in besonderer Weise auf eine den internationalen Standards entsprechende Erschließung der Archivbestände angewiesen. Dass diese Grundlagen nun so entschieden angegangen werden, ist grandios.“
„Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem Team die Erschließung der wertvollen Bestände anzugehen. Zukunftsgerichtet aufgestellt wird das documenta archiv an Strahlkraft gewinnen und im besten Sinne Künstler/innen, Kurator/innen, und Sammler/innen zu weiteren Vor- und Nachlässen inspirieren“, so Dr. Birgitta Coers, die am 1. Oktober 2020 den Posten als Direktorin des documenta archivs antritt.
Insgesamt werden 560 laufende Regalmeter, 50 Terabyte digitale Medien und 42.000 Medieneinheiten erschlossen
Die Erschließungsoffensive umfasst alle Abteilungen des documenta archivs: Im Aktenarchiv werden die Unterlagen der ersten documenta Ausstellung bis zur documenta 14 sowie umfangreiche Nach- und Vorlässe, wie der des documenta Gründers Arnold Bode, sowie die Sammlung von Presseausschnitten gesichtet, erfasst und tiefenerschlossen. Insgesamt werden zu 560 lfm Archivalien rund 45.000 Verzeichnungseinheiten erstellt.
In der Mediensammlung warten mehr als 50 Terabyte an digitalen Bild- und audiovisuellen Medien auf eine systematische Strukturierung und die Überführung in ein digitales Archiv. Für mehr als 65.000 Papierabzüge von Fotografien, Dias und Negative sowie mehr als 5.000 unterschiedliche Datenträger werden Findmittel erstellt. So können unter anderem die über 3.000 Fotografien der Kasseler Fotografin Monika Nikolic erschlossen werden, die die documenta Ausstellungen 7 bis 14 umfassend dokumentieren.
In der Bibliothek sind noch etwa 40 Prozent des Gesamtbestands (ca. 42.000 Medieneinheiten), hauptsächlich Monografien zu Künstlerinnen und Künstlern, bibliografisch zu erfassen. Begleitet wird dies von konservatorischen Maßnahmen.
Als Konsequenz kann beispielsweise die Beantwortung typischer Fragen an das Archivgut ermöglicht oder beschleunigt werden: Aus welchem Material besteht ein bestimmtes Kunstwerk? Wie wurde es inszeniert? Gibt es eine Ansicht von einem bestimmten Kunstwerk und wie sieht es mit den Nutzungsrechten aus? Schrift-wechsel zwischen Kurator/innen und Künstler/innen, Skizzen und Anleitungen, Videoaufzeichnungen von Veranstaltungen und Dokumentationen von Ausstellungssituationen geben Auskunft über die vergangenen Ausstellungen und die Abläufe „hinter den Kulissen“.
Außerdem können laufende künstlerische und gesellschaftliche Diskussionen befördert und auf ihre historische Dimension hin betrachtet werden.
Weiterführende Informationen zur Geschichte des documenta archivs und zur Erschließungsoffensive (auf Deutsch) finden Sie hier.
Bildmaterial zum Download finden Sie hier.
Waters’ Witness
3. Oktober 2020 – 17. Januar 2021
Eröffnungswochenende: Samstag, 3. Oktober 2020, 11–19 Uhr und Sonntag, 4. Oktober 2020, 11–18 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Mehr
Waters’ Witness
3. Oktober 2020 – 17. Januar 2021
Eröffnungswochenende: Samstag, 3. Oktober 2020, 11–19 Uhr und Sonntag, 4. Oktober 2020, 11–18 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 1. Oktober 2020, 11.30 Uhr (in Anwesenheit des Künstlers)
Es sprechen:
Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Moritz Wesseler, Direktor Fridericianum
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und bitten um Anmeldung unter press@fridericianum.org.
Tarek Atoui schöpft das Potenzial der Klangkunst, die im Zentrum seiner Praxis steht, umfassend aus. Ihn interessiert nicht allein, wie Schallereignisse oder Geräusche eine akustische Wirkung entfalten. Ebenso wichtig ist für ihn, wie diese Phänomene mit anderen Sinnesorganen als dem Ohr wahrgenommen werden können, wie sie als Katalysator für menschliche Interaktion fungieren und wie sie mit gesellschaftlichen, historischen oder räumlichen Parametern in Beziehung stehen. Ausgangspunkt seiner Werke sind zumeist umfassende anthropologische, ethnologische, musikwissenschaftliche oder technische Recherchen, die in der Realisierung von Instrumenten, Hörräumen, Performances oder Workshops münden und damit ein ausgesprochen facettenreiches Œuvre begründen.
Mit Waters’ Witness stellt das Fridericianum das Schaffen Tarek Atouis, der 1980 in Beirut geboren wurde und heute in Paris lebt, erstmals in Deutschland in einer Einzelausstellung vor. Die Präsentation basiert auf dem fortlaufenden Projekt I/E, in dessen Rahmen Atoui seit 2015 Klänge von Hafenanlagen in Athen, Abu Dhabi, Singapur, Porto und Beirut aufzeichnet, erforscht, bearbeitet und in Werke transferiert. In Kassel werden bislang separat genutzte Bestandteile dieser künstlerischen Unternehmung zusammengeführt: Die Tonaufnahmen werden mit ortsspezifischen Materialien und Objekten – Marmorblöcken und Stahlträgern – sowie den architektonischen Bedingungen der Ausstellungssäle zu einer installativen Einheit verbunden. So werden Raum, Klang und Objekte körperlich wie auch sinnlich erfahrbar, sodass sich eine Grundlage für vielschichtige Assoziationen, Erinnerungen und (Selbst)-Reflexionen ergibt.
Ergänzt wird die Installation durch das 2020 entstandene und nun erstmals öffentlich präsentierte Werk The Tables of Contents, das Atouis zentrale Themen der Teilhabe, der Bildung und Vermittlung wie auch des Experiments direkt nachvollziehbar macht. Dabei handelt es sich um zwei Apparaturen, die – wie der Titel bereits andeutet – die Form von Tischen aufweisen. Diese sind mit verschiedenen bedienbaren Objekten ausgestattet, zu denen Töpferscheiben, Metallstifte und Sprungfedern ebenso zählen wie eigens konstruierte Instrumentarien. Unter fachkundiger Anleitung können Besucher*innen mit diesen Gegenständen aktiv neue Töne generieren und bestehende modifizieren. Diese Klänge fließen anschließend in die Ausstellung ein, avancieren zum Bestandteil der Komposition und beflügeln neue Beiträge oder Interventionen.
Atouis Laufbahn als Künstler, der von 2000 bis 2003 zeitgenössische Musik am Conservatoire national français in Reims studierte, ist eng mit der Stadt Kassel verbunden. So war er bereits 2012 an der dOCUMENTA (13) beteiligt, bei der er im innerstädtischen Bereich die Performance Metastable Circuit 1 realisierte und in der Orangerie mit La Lutherie einen Raum für künstlerisch-musikalische Experimente etablierte. Seit dieser Zeit war Atoui an zahlreichen internationalen Präsentationen und Projekten, etwa in der Tate Modern in London (2016), in der Fundação de Serralves in Porto (2018), im Solomon R. Guggenheim Museum in New York (2019) oder auf der 58. Biennale von Venedig (2019), beteiligt. Vor dem Hintergrund der unlängst erfolgten Auszeichnung Atouis mit dem Suzanne Deal Booth / FLAG Art Foundation Prize richtet die Sharjah Art Foundation parallel zur Schau im Fridericianum ebenfalls eine Einzelausstellung zu Ehren des Künstlers aus.
Die Kasseler Ausstellung wird großzügig von der Hessischen Kulturstiftung gefördert: „Natürliche und künstliche Laute dringen tagtäglich an unser Ohr. Der Künstler Tarek Atoui macht die Ursprünge dieser vielfältigen, differenzierten Klangwelt erfahrbar. Besucher*innen der Ausstellung im Fridericianum gewinnen einen Eindruck von dem beziehungsreichen Geflecht der Töne als Ausdruck von sozialen Normen, Individuen, gestalteter und natürlicher Umwelt. Mit seinen Klanginstallationen und Instrumenten bringt der Künstler uns die Ergebnisse seiner musikalischen Experimente zu Gehör, prüft aber auch die anderen Sinne auf ihre akustische Gestimmtheit.“ Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung
Darüber hinaus unterstützten das Bureau des arts plastiques des Institut français und das französische Kulturministerium die Präsentation im Fridericianum.
Das Land Hessen, die Stadt Kassel, die Universität und Kunsthochschule Kassel sowie die documenta und Museum Fridericianum gGmbH haben den renommierten Soziologen Prof. Dr. Heinz Bude zum Gründungsdirektor des documenta Instituts berufen. Zu Budes ersten Aufgaben gehören die Konkretisierung der inhaltlichen Programmatik sowie der Aufbau der internen und externen Organisationstrukturen des documenta Instituts, das gegründet von den vier Partnern als unabhängige wissenschaftliche Forschungseinrichtung entsteht. Mehr
Das Land Hessen, die Stadt Kassel, die Universität und Kunsthochschule Kassel sowie die documenta und Museum Fridericianum gGmbH haben den renommierten Soziologen Prof. Dr. Heinz Bude zum Gründungsdirektor des documenta Instituts berufen. Zu Budes ersten Aufgaben gehören die Konkretisierung der inhaltlichen Programmatik sowie der Aufbau der internen und externen Organisationstrukturen des documenta Instituts, das gegründet von den vier Partnern als unabhängige wissenschaftliche Forschungseinrichtung entsteht.
Bude steht für eine zeitdiagnostisch aufgeschlossene Wissenschaft und ist mit Beiträgen zu den Problematiken sozialer Spaltung, regionaler Verödung und weltgesellschaftlicher Verwerfung hervorgetreten. Er wurde 2016 mit dem Preis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie ausgezeichnet. Seit 2000 lehrt er Makrosoziologie an der Universität Kassel.
Prof. Dr. Heinz Bude betonte bei seiner Vorstellung in Kassel: „Die einmalige Chance des documenta Instituts besteht darin, dass es die documenta als ein Modell der Ausstellung von Gegenwartskunst versteht und damit das weltgesellschaftliche Phänomen der Biennalisierung des Kunstfelds in den Griff bekommt. Im Zusammenspiel von Archiv, Forschung und stadtgesellschaftlicher Partizipation wird ein Labor der Erforschung von Zeitgenossenschaft durch die Präsentation von Gegenwartskunst entstehen.“
Oberbürgermeister Christian Geselle: „Mit Prof. Dr. Heinz Bude konnten wir einen der profiliertesten Soziologen Deutschlands als Gründungsdirektor für das documenta Institut gewinnen. Dieses ist für die Weltkunstausstellung und unsere Kunst- und Kulturstadt Kassel von großer Bedeutung. Wir freuen uns, dass er unserer Stadt durch seine Lehrtätigkeit seit 20 Jahren verbunden ist und bleibt. Ich bin gespannt, welche Impulse Prof. Bude dem werdenden Institut verleihen wird.“
Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn: „Dass Prof. Dr. Heinz Bude sich bereit erklärt hat, die Leitung des documenta Instituts in seiner Aufbauphase zu übernehmen, freut mich außerordentlich. Mit ihm an der Spitze kann das Institut zu einem Ort werden, an dem ein Archiv auf seine Kunst trifft, an dem Forschung als Teil des gesellschaftlichen Diskurses gedacht und gemacht wird. Ich bin gespannt auf produktive Auseinandersetzungen und – gemeinsam mit den anderen Partnern – neugierig auf das Profil, das der neue Gründungsdirektor dem Institut im Werden geben wird.“
Präsident der Universität Kassel Prof. Dr. Reiner Finkeldey: „Vor kurzem haben wir den Rahmen für das documenta Institut abgesteckt, nun bekommt das Institut auch ein Gesicht. Ich freue mich außerordentlich, dass Prof. Bude diese Aufgabe übernimmt. Er gehört deutschlandweit und international zu den scharfsinnigsten und treffsichersten Analytikern des Zeitgeschehens, der Entwicklung der globalen Gesellschaft und ihrer Ausdruckformen. Mit ihm bekommt das Institut einen Gründungsdirektor, der den Aufbau als interdisziplinäres Forschungsinstitut mit internationaler Ausstrahlung kraftvoll vorantreiben wird. Für das Institut, für die Universität und für die Stadt ist diese Personalie ein enormer Gewinn.“
Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH Dr. Sabine Schormann: „Prof. Dr. Heinz Bude bringt exzellente Erfahrungen sowohl in inhaltlicher als auch in struktureller Hinsicht mit, um gemeinsam mit allen Partnern das Institut aufzubauen und in die Zukunft auszurichten. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit und bedanke mich an dieser Stelle auch herzlich bei der Universität Kassel, die ermöglicht, dass Herr Prof. Bude dem documenta Institut für die Gründungsphase zur Verfügung steht.“
Bildmaterial, Vita und Publikationsliste von Prof. Dr. Heinz Bude sowie seinen Redebeitrag finden Sie hier zum Download. Ab ca. 16 Uhr steht darunter zusätzlich Bildmaterial von der Veranstaltung zur Verfügung. Den Livestream der Veranstaltung können Sie auch nachträglich hier abrufen.
Über das documenta Institut
Das documenta Institut entsteht in Kooperation zwischen dem Land Hessen, der Stadt Kassel, der documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie der Universität Kassel mit der Kunsthochschule unter finanzieller Beteiligung für das Bauvorhaben durch die Beauftragte für Kultur und Medien beim Bund.
Ausgangspunkt für das documenta Institut sind die Bestände des documenta archivs, das zu einem außeruniversitären Forschungsinstitut weiterentwickelt wird. Das documenta archiv wurde 1961 von Arnold Bode ins Leben gerufen und widmet sich der Archivierung, Dokumentation und wissenschaftlichen Bearbeitung von Text- und Bildquellen zur modernen und zeitgenössischen Kunst, insbesondere zu den seit 1955 stattfindenden documenta Ausstellungen. Neben den documenta Unterlagen sind umfangreiche Presse-, Bild- und audiovisuelle Mediensammlungen, eine singuläre Kunstbibliothek sowie einschlägige Vor- und Nachlässe Teil des Bestandes.
Das documenta Institut wird zunächst unter dem Dach der documenta und Museum Fridericianum gGmbH gegründet und soll die auf die documenta und das internationale Ausstellungswesen bezogene Forschung transdisziplinär anregen, betreiben, fortentwickeln sowie öffentlich sichtbar machen.
Das Land Hessen, die Stadt Kassel, die Universität und Kunsthochschule Kassel sowie die documenta und Museum Fridericianum gGmbH haben den renommierten Soziologen Prof. Dr. Heinz Bude zum Gründungsdirektor des documenta Instituts berufen. Zu Budes ersten Aufgaben gehören die Konkretisierung der inhaltlichen Programmatik sowie der Aufbau der internen und externen Organisationstrukturen des documenta Instituts, das gegründet von den vier Partnern als unabhängige wissenschaftliche Forschungseinrichtung entsteht. Mehr
Das Land Hessen, die Stadt Kassel, die Universität und Kunsthochschule Kassel sowie die documenta und Museum Fridericianum gGmbH haben den renommierten Soziologen Prof. Dr. Heinz Bude zum Gründungsdirektor des documenta Instituts berufen. Zu Budes ersten Aufgaben gehören die Konkretisierung der inhaltlichen Programmatik sowie der Aufbau der internen und externen Organisationstrukturen des documenta Instituts, das gegründet von den vier Partnern als unabhängige wissenschaftliche Forschungseinrichtung entsteht.
Bude steht für eine zeitdiagnostisch aufgeschlossene Wissenschaft und ist mit Beiträgen zu den Problematiken sozialer Spaltung, regionaler Verödung und weltgesellschaftlicher Verwerfung hervorgetreten. Er wurde 2016 mit dem Preis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie ausgezeichnet. Seit 2000 lehrt er Makrosoziologie an der Universität Kassel.
Unter Einhaltung der gegebenen Hygiene- und Abstandsregelungen laden wir herzlich zur Vorstellung von Prof. Dr. Heinz Bude ein:
Mittwoch, 12. August 2020, 10 Uhr
Rotunde des Fridericianum
Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Die Veranstaltung wird live über den Youtube-Kanal des documenta Instituts sowie über die Webseite www.documenta.de übertragen: www.documenta.de/de/news#
Es sprechen:
Oberbürgermeister Christian Geselle
Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn
Präsident der Universität Kassel Prof. Dr. Reiner Finkeldey
Generaldirektorin der documenta gGmbH Dr. Sabine Schormann
Prof. Dr. Heinz Bude
Zudem wird auch Frau Dr. Birgitta Coers, die am 1. Oktober die Stelle als Direktorin des documenta archivs antritt, anwesend sein.
Im Anschluss gibt es einen Fototermin.
Bitte beachten Sie, dass wir mit Blick auf die pandemiebedingten Einschränkungen die Teilnahme begrenzen und um Voranmeldung bitten müssen. Bitte registrieren Sie sich hierfür unter presse@documenta.de und warten die Teilnahmebestätigung ab.
Ein Porträt von Prof. Dr. Heinz Bude finden Sie hier zum Download. Foto: Dawin Meckel.
Über das documenta Institut
Das documenta Institut entsteht in Kooperation zwischen dem Land Hessen, der Stadt Kassel, der documenta und Museum Fridericianum gGmbH sowie der Universität Kassel mit der Kunsthochschule unter finanzieller Beteiligung für das Bauvorhaben durch die Beauftragte für Kultur und Medien beim Bund.
Ausgangspunkt für das documenta Institut sind die Bestände des documenta archivs, das zu einem außeruniversitären Forschungsinstitut weiterentwickelt wird. Das documenta archiv wurde 1961 von Arnold Bode ins Leben gerufen und widmet sich der Archivierung, Dokumentation und wissenschaftlichen Bearbeitung von Text- und Bildquellen zur modernen und zeitgenössischen Kunst, insbesondere zu den seit 1955 stattfindenden documenta Ausstellungen. Neben den documenta Unterlagen sind umfangreiche Presse-, Bild- und audiovisuelle Mediensammlungen, eine singuläre Kunstbibliothek sowie einschlägige Vor- und Nachlässe Teil des Bestandes.
Das documenta Institut wird zunächst unter dem Dach der documenta und Museum Fridericianum gGmbH gegründet und soll die auf die documenta und das internationale Ausstellungswesen bezogene Forschung transdisziplinär anregen, betreiben, fortentwickeln sowie öffentlich sichtbar machen.
Dr. Birgitta Coers übernimmt ab dem 1. Oktober 2020 die Leitung des documenta archivs.Mehr
Dr. Birgitta Coers übernimmt ab dem 1. Oktober 2020 die Leitung des documenta archivs.
Die Kunsthistorikerin Birgitta Coers (geb. 1970) leitet ab dem 1. Oktober 2020 das documenta archiv. Im Anschluss an ihre Universitätslaufbahn in Marburg und Tübingen spezialisierte sie sich in den letzten Jahren auf das physische und digitale Management von Künstler*innennachlässen. Nach einer ersten Station im Fachreferat Kunst der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden entwickelte sie im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst ein Datenmodell für künstlerische Objekt- und Schriftvorlässe und koordinierte im Landratsamt Rottweil den Aufbau des Archivs Margot Fürst / HAP Grieshaber. Zuletzt erarbeitete sie als wissenschaftliche Archivarin im Landesarchiv Baden-Württemberg Rechercheinstrumente für die Provenienzforschung.
Coers’ wissenschaftliche Schwerpunkte liegen in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, auf kulturellen und politischen Netzwerken zwischen Ost und West nach 1945, Ausstellungs- und Institutionengeschichte. Ein besonderes Interesse gilt darüber hinaus webbasierten Publikationsstrategien und digitalen Forschungsinfrastrukturen aus bibliothekarischer und archivarischer Sicht.
Unter der neuen Leitung ist das documenta archiv nach Votum der Findungskommission aus archivfachlicher wie kunstwissenschaftlicher Perspektive zukunftsgerichtet aufgestellt: „Als Direktorin des documenta archivs ist es mir ein Anliegen, die außergewöhnlichen Bestände mit Blick auf die digitalen Herausforderungen wissenschaftlich aufzubereiten und international sichtbar zu machen. Ich freue mich darauf, das Archiv zu einem lebendigen Wissensort innerhalb des geplanten documenta Instituts zu gestalten“, so Birgitta Coers.
Birgitta Coers ersetzt Nadine Oberste-Hetbleck, die die Stelle als Direktorin des documenta archivs nicht wie geplant zum 1. August 2020 antritt. Aus familiären Gründen entschied sie sich für einen Verbleib in Köln und wird dort zukünftig das Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung ZADIK an der Universität zu Köln leiten, dem sie seit Jahren eng verbunden ist. „Ich hatte mich bereits sehr auf die Tätigkeit in Kassel für das im globalen Kreis der Kunstarchive herausragende documenta archiv gefreut, welches auch mit Blick auf das geplante documenta Institut große Potentiale besitzt. Meine zukünftige Position in Köln und die bereits bestehende fachliche Verbundenheit ermöglichen aber vielfältige Anknüpfungspunkte für gemeinsame Projekte und einen intensiven Austausch“, so Nadine Oberste-Hetbleck.
Bis zum Antritt von Birgitta Coers verbleibt die kommissarische Leitung des documenta archivs bei dem Leiter der wissenschaftlichen Abteilung, Martin Groh.
Über das documenta archiv
Das documenta archiv wurde 1961 von Arnold Bode ins Leben gerufen und widmet sich der Archivierung, Dokumentation und wissenschaftlichen Bearbeitung von Text- und Bildquellen zur modernen und zeitgenössischen Kunst, insbesondere zu den seit 1955 stattfindenden documenta Ausstellungen. Neben den documenta Unterlagen sind umfangreiche Presse-, Bild- und audiovisuelle Mediensammlungen, eine singuläre Kunstbibliothek sowie einschlägige Vor- und Nachlässe Teil des Bestandes. Trägerin des documenta archivs ist die documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit den Gesellschaftern Stadt Kassel und Land Hessen. Das documenta archiv wird – in Kooperation mit der Universität und Kunsthochschule Kassel – zu einem außeruniversitären Forschungsinstitut weiterentwickelt. Das documenta Institut soll die auf die documenta bezogene Forschung anregen, betreiben, fortentwickeln sowie öffentlich sichtbar machen. Ein Neubau ist in Planung.
Ein Porträt von Dr. Birgitta Coers in druckfähiger Auflösung finden Sie hier zum Download. Foto: Fotofabrik Stuttgart
lumbung ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. ruangrupa hat der documenta fifteen die Werte und Ideen von lumbung zugrunde gelegt. lumbung als Konzept ist der Ausgangspunkt für die documenta fifteen: Iumbung wird die konkrete Praxis auf dem Weg zur documenta fifteen im Jahr 2022 und danach sein.Mehr
lumbung ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. ruangrupa hat der documenta fifteen die Werte und Ideen von lumbung zugrunde gelegt. lumbung als Konzept ist der Ausgangspunkt für die documenta fifteen: Iumbung wird die konkrete Praxis auf dem Weg zur documenta fifteen im Jahr 2022 und danach sein.
Auf www.documenta.de/de/documenta-fifteen gibt ruangrupa einen tieferen Einblick, was sie unter lumbung verstehen und wie es in ihrer kuratorischen Praxis umgesetzt wird. Auch die ersten lumbung-member und das Artistic Team stellen sich individuell vor, indem sie Geschichten über ihre jeweiligen Arbeitsweisen und ihre Verbindung zum Gesamtprojekt teilen.
Dr. Nadine Oberste-Hetbleck wird zum 1. August 2020 Direktorin des documenta archivs. Sie folgt damit auf Dr. Birgit Jooss, die das erst Anfang 2016 aus der Obhut der Stadt Kassel in die Verantwortung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH übergebene Archiv seit Sommer 2016 leitete. In ihrer Funktion wird Oberste-Hetbleck nun auch den Aufbau des documenta Instituts mitgestalten, das zunächst unter dem Dach der documenta und Museum Fridericianum gGmbH in Kooperation mit dem Bund, dem Land Hessen, der Stadt Kassel und der Universität Kassel entsteht.Mehr
Dr. Nadine Oberste-Hetbleck wird zum 1. August 2020 Direktorin des documenta archivs. Sie folgt damit auf Dr. Birgit Jooss, die das erst Anfang 2016 aus der Obhut der Stadt Kassel in die Verantwortung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH übergebene Archiv seit Sommer 2016 leitete. In ihrer Funktion wird Oberste-Hetbleck nun auch den Aufbau des documenta Instituts mitgestalten, das zunächst unter dem Dach der documenta und Museum Fridericianum gGmbH in Kooperation mit dem Bund, dem Land Hessen, der Stadt Kassel und der Universität Kassel entsteht.
Seit 2015 bekleidet Dr. Nadine Oberste-Hetbleck (geb. 1978) die Juniorprofessur für „Kunstgeschichte und Kunstmarkt“ am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln. Darüber hinaus hatte sie von universitärer Seite die wissenschaftliche Leitung des An-Instituts Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung ZADIK bis zu dessen Überführung (2020) in die Universität zu Köln inne. Im Rahmen ihrer bisherigen Forschungen und Aktivitäten befasst sich Oberste-Hetbleck insbesondere mit historischen und gegenwärtigen Kunstmarktstrukturen sowie dem zeitgenössischen Ausstellungswesen. Sie bringt damit einschlägige Erfahrungen für die Leitung des documenta archivs und die Weiterentwicklung des Archivs zum Forschungsinstitut mit. In ihrer Lehrtätigkeit am Kunsthistorischen Institut verantwortete Dr. Nadine Oberste-Hetbleck den Master-Schwerpunkt Kunstmarkt und entwickelte Formate, die die Vermittlung von Archivthemen in den Mittelpunkt stellten. Auch die documenta und ihre Geschichte standen dabei immer wieder im Fokus.
Ihre Tätigkeit ist durch fächerübergreifende Forschung, innovative Zugänge und internationale Vernetzung geprägt: „Interdisziplinarität, Digitalisierung und Kooperation sind mir immer ein großes Anliegen gewesen. Ich freue mich sehr darauf, diesen Fokus in die zukünftige Gestaltung des documenta archivs einzubringen. Mit seinen einzigartigen Beständen zu den Weltkunstausstellungen wird das Archiv den Nukleus des neu entstehenden documenta Instituts bilden. Auf dem Weg dahin, gilt es intensiv mit den Beständen zu arbeiten, diese zu erschließen und sie für die Vermittlung und Erforschung aktiv zu nutzen“, so Nadine Oberste-Hetbleck.
Die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, die Stadt Kassel und das Land Hessen, begrüßen die Wahl der Findungskommission. Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH Oberbürgermeister Christian Geselle konstatiert: „Mit Dr. Nadine Oberste-Hetbleck gewinnt Kassel eine starke Archivleiterin und Kunsthistorikerin. Ich bin überzeugt davon, dass sie das documenta archiv mit ihren Fachkenntnissen gerade beim Aufbau des documenta Instituts weiterentwickeln und prägen kann.“
Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, ist sich sicher: „Dr. Nadine Oberste-Hetbleck wird ihre Kompetenzen im Bereich der Wissenschafts- und Archivvermittlung einsetzen, um die Bestände des einzigartigen documenta archivs überregional und international sichtbar und für das documenta Institut fruchtbar zu machen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit“.
Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, betont: „Die Findungskommission konnte aus einem sehr guten Bewerber*innenfeld wählen. Ausschlaggebend für die einstimmige Entscheidung war letztlich, dass Dr. Nadine Oberste-Hetbleck auf weitreichende Erfahrung in den unterschiedlichen Anforderungsbereichen dieses spezifischen Archivs und seinen anstehenden Entwicklungsherausforderungen zurückblicken kann.“
Nadine Oberste-Hetbleck wird ihren Posten zum 1. August 2020 antreten. Bis dahin verbleibt die kommissarische Leitung bei dem Leiter der wissenschaftlichen Abteilung, Martin Groh.
Über das documenta archiv
Das documenta archiv wurde 1961 von Arnold Bode ins Leben gerufen und widmet sich der Archivierung, Dokumentation und wissenschaftlichen Bearbeitung von Text- und Bildquellen zur modernen und zeitgenössischen Kunst, insbesondere zu den seit 1955 stattfindenden documenta Ausstellungen. Neben den documenta Unterlagen sind umfangreiche Presse-, Bild- und audiovisuelle Mediensammlungen, eine singuläre Kunstbibliothek sowie einschlägige Vor- und Nachlässe Teil des Bestandes. Trägerin des documenta archivs ist die documenta und Museum Fridericianum gGmbH mit den Gesellschaftern Stadt Kassel und Land Hessen. Das documenta archiv wird – in Kooperation mit der Universität und Kunsthochschule Kassel – zu einem außeruniversitären Forschungsinstitut weiterentwickelt. Das documenta Institut soll die auf die documenta bezogene Forschung anregen, betreiben, fortentwickeln sowie öffentlich sichtbar machen. Ein Neubau ist in Planung.
Ein Porträt von Dr. Nadine Oberste-Hetbleck in druckfähiger Auflösung finden Sie hier zum Download.
Foto: Helmar Mildner.
Das documenta archiv erhält als Schenkung den bedeutenden Vorlass des renommierten Denkers, Kunstvermittlers, Kunstkritikers, Künstlers und Professors Bazon Brock. Bazon Brock hat u.a. die „Besucherschulen“ der documenta begründet und damit die Vermittlung zeitgenössischer Kunst als kritische eigenständige Praxis mit übergeordneten kulturellen Zielen etabliert.Mehr
Das documenta archiv erhält als Schenkung den bedeutenden Vorlass des renommierten Denkers, Kunstvermittlers, Kunstkritikers, Künstlers und Professors Bazon Brock. Bazon Brock hat u.a. die „Besucherschulen“ der documenta begründet und damit die Vermittlung zeitgenössischer Kunst als kritische eigenständige Praxis mit übergeordneten kulturellen Zielen etabliert.
Der nun übergebene umfangreiche Vorlass ist das Zeugnis jahrzehntelanger Arbeit Bazon Brocks in der „Denkerei“ in Berlin und dem Studio in Wuppertal. Er umfasst u.a. Siebdrucke, Korrespondenzen, Dias, Fotos, Lehrmaterialien, Bild- und Tonmaterial, Publikationen, Presseausschnitte, Kunstobjekte, digitale Daten sowie 2.000 Titel seiner Bibliothek mit Anmerkungen und Verweisen, die Einblick in seine Arbeitsweise ermöglichen.
Für das zur documenta und Museum Fridericianum gGmbH gehörende documenta archiv bedeutet die Übernahme des umfassenden Konvoluts einen wertvollen Zugewinn in seinem Kernbestand und in Hinblick auf das entstehende documenta Institut. Zusammen mit dem Nachlass von Arnold Bode bildet der Vorlass auch das Fundament des weiter auszubauenden Kurator*innen Zentrums.
Flankiert wird die Schenkung durch eine großzügige Spende von Dr. Hubert Burda. Sein Engagement ermöglicht die Erschließung des Konvoluts, die die Grundlage für eine öffentliche Nutzung und wissenschaftliche Auseinandersetzung bildet. Hubert Burda – der dieser Tage seinen 80. Geburtstag feiert – und Bazon Brock verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft, die u.a. auf dem gemeinsamen kritischen Denken und einer produktiven Streitkultur fußt. Hubert Burda vor diesem Hintergrund: „Eine meiner größten Leistungen ist es vielleicht, dass ich es über 50 Jahre mit ihm ausgehalten habe.“ Dass sein Archiv und Teile seiner Sammlung an das documenta archiv übergeben und dort entsprechend als „geordneter Vorlass“ aufbereitet werden können, ist für Bazon Brock von großer Wichtigkeit: „Es bedeutet mir viel, einen so passenden Ort für mein Lebenswerk gefunden zu haben, an dem es der Öffentlichkeit zugänglich sein kann.“
Christian Geselle, Oberbürgermeister der Stadt Kassel und Aufsichtsratsvorsitzender der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, freut sich über die Schenkung: „Dies ist ein großer Gewinn für die documenta Stadt Kassel. Dass ein so zentraler Vorlass für Kassel gewonnen werden konnte, zeigt, welch riesiges Potenzial das erst vor gut drei Jahren aus der Obhut der Stadt an die documenta und Museum Fridericianum gGmbH übergebene documenta archiv für die Geschichtsschreibung der documenta und auch der Entwicklung der zeitgenössischen Kunst und Kunstvermittlung hat.“ Auch das Land Hessen begrüßt den Zugewinn. Die hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn: „Die documenta rückt Hessen regelmäßig in den internationalen Fokus und begeistert alle, die sich für Kunst interessieren. Neben der großen kulturellen Strahlkraft geht es aber auch darum, die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen und ihnen die documenta erlebbar zu machen. Für die Kulturvermittlung hat Bazon Brock entscheidende Arbeit geleistet. Ich freue mich sehr, dass er dem documenta archiv als Gedächtnis der Weltkunstausstellung sein bedeutendes Lebenswerk überlässt. Es in Hessen zu wissen, wird das Land weiter als ein Zentrum dieser Kunstvermittlung stärken.“
Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, betont die Bedeutung der Schenkung: „So breit das Wirken Bazon Brocks als Universalpoet, Lehrer der Ästhetik, Autor, Redner und Schöpfer der Besucher- und Bürgerschulen war und ist, so vielfältig, universalistisch und kontrastreich ist der Vorlass, den wir jetzt als Schenkung für das documenta archiv erhalten haben. Dass Hubert Burda sich zudem entschlossen hat, uns eine so großzügige Spende für die Arbeit mit dem Vorlass zukommen zu lassen, ermöglicht erst die adäquate Erschließung. Wir sind Bazon Brock und ihm zu großem Dank verpflichtet. Auch die scheidende Direktorin des documenta archivs, Dr. Birgit Jooss und ihr Team haben mit jahrelangem Einsatz und professioneller Arbeit dafür gesorgt, dass der Vorlass für Kassel gesichert werden konnte.“
Die Übernahme des vollständigen Vorlasses wird nach baulicher Fertigstellung des derzeit in Gründung befindlichen documenta Instituts erfolgen. Die Erschließungsarbeit beginnt zuvor.
Bildmaterial zum Download finden Sie hier.
Bazon Brock
Prof. Dr. Bazon Brock (1936 als Jürgen Johannes Hermann Brock geboren) studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaften. Er war Schüler Adornos, Lyriker, Dramaturg, Künstler und Professor für Ästhetik und wird als Vertreter der Fluxus-Bewegung betrachtet. Er ist der Begründer der „Besucherschule“, die zu den documenta Ausstellungen 4, 5, 6 und 7 durchgeführt und auch zur documenta 8 und 9 prägend blieb. Das Konzept trat 1968 für eine neuartige Kunstvermittlung an, die das Publikum visuell alphabetisieren wollte: Ziel sollte es sein, ein in der Breite qualifiziertes, mündiges Kunstpublikum auszubilden. Bekannt wurde das Konzept insbesondere auch mit dem „audiovisuellen Vorwort“ der documenta 5.
documenta archiv
Das documenta archiv ist Teil der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. Es verwahrt die schriftlichen, bildlichen und elektronischen Dokumente, die im Zusammenhang mit den documenta Ausstellungen entstehen. Mit seinen einzigartigen Beständen des Aktenarchivs, der Mediensammlung und der Bibliothek bildet das documenta archiv auch den Nukleus des zunächst unter dem Dach der documenta und Museum Fridericianum gGmbH in Kooperation mit dem Bund, dem Land Hessen, der Stadt Kassel und der Universität Kassel entstehenden documenta Instituts. Das Institut wird die auf die documenta bezogene Forschung anregen, betreiben und fortentwickeln sowie öffentlich sichtbar machen.
Ausstellung: Forrest Bess
15. Februar – 6. September 2020 (verlängert)
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 KasselMehr
Ausstellung: Forrest Bess
15. Februar – 6. September 2020 (verlängert)
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Ausstellungseröffnung: Freitag, 14. Februar 2020, 19 Uhr
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 13. Februar 2020, 11 Uhr
Es sprechen:
Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Moritz Wesseler, Direktor Fridericianum
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und bitten um Anmeldung unter press@fridericianum.org.
Das Fridericianum zeigt die erste Ausstellung zum Schaffen des US-amerikanischen Malers Forrest Bess in Deutschland seit über 30 Jahren
Die Ausstellung im Fridericianum stellt das bemerkenswerte und ungewöhnliche Schaffen von Forrest Bess erstmals seit 1989 einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland vor. Durch die Präsentation von mehr als 70 Werken aus institutionellen und privaten Sammlungen wird der künstlerische Wandel von konventionelleren, gegenständlichen Formulierungen hin zu den sogenannten „visionären“ Malereien – den biomorphen Abstraktionen – dargestellt, die sein Hauptwerk bilden. Zudem wird durch die Integration ausgewählter Korrespondenzen sowie weiterer archivalischer Quellen die Biografie von Bess behutsam nachgezeichnet und zugleich Hintergrundinformationen zu seinen kunsttheoretischen Ansätzen, dem Umgang mit seiner Homosexualität oder seinen Theorien zum Hermaphroditismus geliefert. Dabei verdeutlicht die Beleuchtung von Leben und Werk, welche nicht zuletzt auch durch zeitgenössische Künstler*innen wie Tomma Abts, James Benning, Robert Gober, Richard Hawkins, Henrik Olesen oder Amy Sillman stark rezipiert wurden, die Relevanz, die Bess für die Gegenwart hat.
Forrest Bess: Leben und Werk
Der Maler Forrest Bess, 1911 in Bay City, Texas, geboren und 1977 ebendort verstorben, gilt als herausragende und schwer zu greifende Persönlichkeit der amerikanischen Nachkriegskunst. Sowohl sein Werk als auch seine Lebensführung entsprachen nur bedingt den damaligen Konventionen. So führte Bess ab der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre ein recht isoliertes Leben in der Bucht von Chinquapin bei Bay City, Texas, wo er sich als Fänger und Verkäufer von Fischködern betätigte. In dieser Zeit begann er systematisch, kleinformatige Bilder anzufertigen, anhand derer er seine Visionen festhielt, die er an der Schwelle zwischen Wachzustand und Schlaf erlebte. Diese Arbeiten, die er ab 1951 in einer gewissen Regelmäßigkeit ausstellte, zeigen Symbole, Formen und Räume, die sich nicht eindeutig dechiffrieren lassen und die im Bereich der biomorphen Abstraktionen verortet werden können. Für Bess manifestierten sich in den Bildwelten unterbewusste Erfahrungen und Erinnerungen der Menschheit. Dementsprechend betrieb er seine Auseinandersetzung mit ihnen wie eine intensive Forschungsarbeit. Er studierte Texte zur Mythologie, Kunstgeschichte, Psychologie und Sexualwissenschaft, die er in unzähligen Niederschriften und Korrespondenzen verarbeitete, ohne die Rätselhaftigkeit seines Schaffens jemals aufzulösen. Dabei gelangte er im Laufe der Zeit zu der Überzeugung, dass er durch die Vereinigung des Männlichen und des Weiblichen Unsterblichkeit erlangen könnte. Während der 1950er-Jahre mündete sein Glaube schließlich in medizinischen Eingriffen an seinen Genitalien, durch die er versuchte, zu einem „Pseudo-Hermaphroditen“ zu werden.
Für Bess stand das künstlerische Werk in enger Beziehung zum Leben, welches in der umschriebenen Intensität und der spezifischen Eigenart als Unterscheidungsmerkmal zu Künstlern wie Barnett Newman, Jackson Pollock, Mark Rothko oder Clyfford Still angesehen werden kann, die wie er in der legendären Betty Parsons Gallery ausstellten. Aber nicht nur hinsichtlich dieses Gesichtspunktes lässt sich eine Differenz zu den heutzutage als Hauptvertreter des Abstrakten Expressionismus geltenden Künstlern ausmachen. Auch das intime Format von Bess’ Werken steht der Monumentalität der Gemälde seiner Kollegen gegenüber. Zudem sind die Arbeiten von Bess weder durch einen wiedererkennbaren Stil noch durch eine stringente Entwicklung geprägt. Wenngleich die Werke von Bess als Abstraktionen durchaus in den zeitgeschichtlichen Kontext passen, beschritt er mit seinen „visionären“ Bildern doch ganz eigene Wege. Dies hatte einen erheblichen Anteil daran, dass er für Generationen von nachfolgenden Kunstschaffenden als Referenzpunkt einzuordnen ist.
Nach seinem Tod erfuhr Bess insofern Würdigungen durch verschiedene institutionelle Einzelausstellungen. Den Anfang markierte 1981 eine Schau im Whitney Museum of American Art in New York, an die 1988 eine Wanderausstellung mit Stationen im Museum of Contemporary Art in Chicago sowie im San José Museum of Artin San José anschloss, die 1989 ihren Abschluss im Museum Ludwig in Köln fand. 2013 und 2014 folgte die Ausstellungstournee Seeing Things Invisible, die in The Menil Collection in Houston, im Hammer Museum in Los Angeles, im Neuberger Museum of Art in Purchase sowie im Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive in Berkeley Halt machte. Zusammen mit der von Robert Gober initiierten Gegenüberstellung von Bess’ Texten und Werken im Rahmen der Whitney Biennial 2012 bildete diese Tournee den vorläufigen Höhepunkt der Rezeption dieses visionären Malers. Die Ausstellung im Fridericianum knüpft an die genannten Präsentationen an und aktualisiert erstmals seit 1989 die Rezeption des Werkes von Forrest Bess im deutschen Kontext.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Die Direktorin des documenta archivs, Dr. Birgit Jooss, scheidet zu Februar 2020 aus, um sich aus familiären Gründen nach über dreieinhalb Jahren in dieser Position wieder in Richtung ihrer Heimatstadt München zu orientieren. Mehr
Die Direktorin des documenta archivs, Dr. Birgit Jooss, scheidet zu Februar 2020 aus, um sich aus familiären Gründen nach über dreieinhalb Jahren in dieser Position wieder in Richtung ihrer Heimatstadt München zu orientieren.
Die Kunsthistorikerin und Archivarin wechselt gleichzeitig zum renommierten Zentralinstitut für Kunstgeschichte, wo sie die wissenschaftliche Aufarbeitung eines für die Provenienzforschung bedeutenden Kunsthändlerarchivs verantworten wird. Dr. Birgit Jooss leitete das documenta archiv seit Juli 2016. Sie steuerte erfolgreich die Neuaufstellung des erst ein halbes Jahr zuvor aus städtischer Obhut in die documenta und Museum Fridericianum gGmbH übergebenen Archivs. Unter ihrer Leitung öffnete sich das documenta archiv für die Bevölkerung, indem beispielweise der öffentliche Lesesaal sowie regelmäßige Veranstaltungs- und Vortragsreihen etabliert wurden. Ein neues Corporate Design und eine neue Website geben dem documenta archiv ein zeitgemäßes Gesicht nach außen.
Mit ihrem Team entwickelte und begleitete Dr. Birgit Jooss außerdem Symposien und Ausstellungen von überregionaler Strahlkraft. Die zusammen mit der Universität Kassel und der Museumslandschaft Hessen Kassel gestaltete Schau zum Bauhaus-Jubiläum „bauhaus I documenta“ zog 2019 über 10.000 Besucher*innen in die Neue Galerie. Mit „about: documenta“ richtete das documenta archiv in Kooperation mit der Museumslandschaft Hessen Kassel die erste Dauerausstellung zur documenta ein. Weitere Kooperationen, z. B. mit dem Deutschen Historischen Museum in Berlin, sind angelaufen.
„Trotz großem Verständnis für die familiäre Situation bedauern wir ihren Weggang sehr, denn Birgit Jooss hat nicht zuletzt auch die Erweiterung der Archivbestände und deren Erschließung ebenso wie die Entwicklung zum documenta Institut deutlich vorangebracht“, so die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann: „Damit hat sie wesentlich dazu beigetragen, das documenta archiv zukunftsorientiert zu gestalten.“
Die kommissarische Direktion des documenta archivs wird – wie schon vor dem Antritt von Frau Dr. Jooss – der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung, Martin Groh, übernehmen. Eine Findungskommission wird den Prozess der Neubesetzung begleiten.
Über das documenta archiv
Das documenta archiv ist Teil der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. Es verwahrt die schriftlichen, bildlichen und elektronischen Dokumente, die im Zusammenhang mit den documenta Ausstellungen entstehen. Mit seinen einzigartigen Beständen des Aktenarchivs, der Mediensammlung und der Bibliothek bildet das documenta archiv auch den Nukleus des zunächst unter dem Dach der documenta und Museum Fridericianum gGmbH in Kooperation dem Bund, dem Land Hessen, der Stadt Kassel und der Universität Kassel entstehenden documenta Institut. Das Institut soll die auf die documenta bezogene Forschung anregen, betreiben und fortentwickeln sowie öffentlich sichtbar machen.
Ausstellung: Rachel Rose
26. Oktober 2019 – 12. Januar 2020
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 KasselMehr
Ausstellung: Rachel Rose
26. Oktober 2019 – 12. Januar 2020
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Pressevorbesichtigung: Freitag, 25. Oktober 2019, 11.30 Uhr (die Künstlerin wird anwesend sein).
Eröffnung: Freitag, 25. Oktober 2019, 19 Uhr
Wir freuen uns über Anmeldung unter: press@fridericianum.org
In Rachel Roses erster großer Einzelausstellung in Deutschland präsentiert die Künstlerin (geb. 1986 in New York) im Fridericianum in Kassel ausgewählte Videoinstallationen und eine Reihe neuer Skulpturen.
Rose sorgte in den letzten Jahren mit fesselnden Videoinstallationen und Filmen auf internationaler Eben für Aufsehen. Die Schau bietet mit einer Auswahl von fünf filmischen Arbeiten einen Überblick über ihr Schaffen: Sitting Feeding Sleeping (2013), Everything and More (2015), Lake Valley (2016), Autoscopic Egg (2017) und Wil-o-Wisp (2018). Diese Werke werden im Fridericianum zusammen mit einer Gruppe neuer Skulpturen gezeigt, so dass es sich bei der Zusammenstellung um die bislang größte Einzelausstellung der Künstlerin handelt.
Als charakteristische Beispiele für Roses künstlerische Herangehensweise bilden diese Arbeiten je eigene Antworten auf Fragestellungen, denen ihr besonderes Interesse gilt. Trotz der Vielfalt der Motive zeichnet sich die untrennbare Verbindung zwischen unserem Verhältnis zur Landschaft, dem Geschichten-Erzählen und Glaubenssystemen als großes Thema ihres Werks ab. Im Glauben an übernatürliche Kräfte in der Neuzeit (Wil-o-Wisp) und in Zukunftsvisionen, wie sie die heutige Wissenschaft zeichnet (Sitting Feeding Sleeping), zeigt die Künstlerin Ähnlichkeiten in der Auffassung von Sterblichkeit auf. Arbeiten wie Lake Valley und Everything and More wiederum malen ungewöhnliche Erlebnisse und Sinneserfahrungen aus – von Kindern, die in Märchen von ihren Eltern verlassen werden, bis zur Schwerelosigkeit im Weltall –, aus denen wir etwas darüber lernen können, was es heißt, ein Mensch zu sein. So zeichnet die Ausstellung nach, wie Rose grundlegende existenzielle Fragen in Bilder fasst und im Rückgriff auf die Vergangenheit untersucht, wie gegenwärtige Verhältnisse unser Verständnis von Vergänglichkeit prägen.
Mit dem Einsatz und der Weiterentwicklung vielfältiger filmischer Techniken wie der Collage existierenden Materials oder – in ihren jüngsten Arbeiten – erzählenden Formen, schreibt Roses Werk sich in die lange Geschichte innovativer Filmpraxis ein. Bei aller Verschiedenheit der Herangehensweisen hat die Künstlerin zugleich eine charakteristische Form der Projektion und Installation entwickelt, die die Zuschauer in eine körperlich und psychologisch bewegende Erfahrungswelt aus Filmbildern und Klängen eintauchen lässt.
Neben ihren Videoinstallationen wird im Fridericianum auch eine Reihe neuer skulpturaler Objekte aus Glas und diversen Mineralien zu sehen sein, denen die Eiform zugrunde liegt; sie scheint in Roses Werk oft auf, zuletzt in materieller Gestalt in Autoscopic Egg und den mundgeblasenen Linsen Optical Eggs (2018–19), die Teil der Installation des Videos Wil-o-Wisp sind. Aus der Serie mit dem Übertitel Born (2019–) werden neun eigens gefertigte Arbeiten in einem speziell für die Ausstellung entworfenen ovalen Raum gezeigt. Trotz der Anklänge an die verbreitete Symbolik des Eis als Zeichen für Fruchtbarkeit, Fortpflanzung und Verwandlung stehen diese Skulpturen zugleich beispielhaft für Roses jüngere künstlerische Praxis, von der sie verschiedene wesentliche Aspekte aufnehmen: die Geschichte des Glases, Topografie und das Collagieren von Materialien – Themen und Techniken, die sie immer wieder aufgreift.
Liebe Medienvertreter/innen, Mehr
Liebe Medienvertreter/innen,
zum Launch der Virtuellen Ausstellung „Wie viel Bauhaus steckt in der documenta? Eine Spurensuche“ laden wir Sie sehr herzlich ein.
Donnerstag, 15.8.2019, 18:30 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Es handelt sich um eine öffentliche Veranstaltung, zu der Sie als Medienvertreter/innen herzlich willkommen sind.
Über Ihre Voranmeldung an presse@documenta.de freuen wir uns.
Ablauf
Grußwort: Eva Claudia Scholtz, Hessische Kulturstiftung
Einführung: Dr. Birgit Jooss, Direktorin des documenta archivs und Kuratorin
Inhaltliche Vorstellung im Kurzgespräch mit Verena Bornmann, Laura Diermann, Martin Groh, Harald Kimpel und Andrea Linnenkohl
Diskussion
ab 20 Uhr Gespräche und Umtrunk
Zur Virtuellen Ausstellung
„Wie viel Bauhaus steckt in der documenta? Eine Spurensuche“
Die erste Virtuelle Ausstellung des documenta archivs geht der Frage nach, auf welche Weise sich Bauhaus-Konzepte in die documenta Idee eingeschrieben haben. Sie ist ab 15.8.2019 unter www.documenta-bauhaus.de online.
Die Spurensuche verfolgt in einer kunsthistorischen Herangehensweise, inwieweit die ersten vier documenta Ausstellungen auf das Bauhaus Bezug genommen haben oder von ihm beeinflusst wurden. Betrachtet werden die wichtigsten Akteure,
die involvierten Institutionen, die ausgestellten Werke, das Kunstverständnis sowie das visuelle Erscheinungsbild der documenta. Neben einer anschaulichen Bebilderung werden zahlreiche effektvolle Features, Querverweise und Hintergrundinformationen die Narrative bereichern.
Mit fast 300 Werken waren siebzehn Bauhausmeister und -schüler auf den ersten documenta Ausstellungen vertreten. Auch das visuelle Erscheinungsbild der documenta weist in den ersten Jahrzehnten Parallelen zur Bauhausgrafik auf. Die Virtuelle Ausstellung dokumentiert diese Bezüge und stellt in kurzweiligen Stories und Close-ups involvierte Personen, Institutionen und Kunstwerke vor.
Die verantwortliche Kuratorin, Dr. Birgit Jooss, Direktorin des documenta archivs, betont: „Wir verstehen unsere erste Virtuelle Ausstellung als eine kuratierte Präsentation im Internet, die von einem relevanten Thema ausgeht, formal konsequent in genau diesem Medium umgesetzt und in sich abgeschlossen ist. Wichtig ist es uns dabei, nicht nur die Menschen vor Ort, sondern alle Menschen weltweit erreichen zu können.“
Gefördert wurde das Vorhaben großzügig von der Hessischen Kulturstiftung.
Die Geschäftsführerin Eva Claudia Scholtz betont: „Dank einer interdisziplinären Kooperation rund um das documenta archiv in Kassel gewinnen wir einen Eindruck von der ambivalenten Bedeutung des Bauhauses als historischem Horizont für die ersten documenta Ausstellungen. Ich freue mich, dass in seinem Jubiläumsjahr die Beziehungen der großen Kasseler Kunstschau zum Bauhaus und seinen Künstlern kritisch gewürdigt werden.“
Die Narrative der Virtuellen Ausstellung
Die Virtuelle Ausstellung präsentiert insgesamt neun längere Stories und vierzehn kürzere Close-ups
Stories
Arnold Bodes erster Plan zur documenta: Kunst über Länder- und Gattungsgrenzen hinweg
Bauhaus-Künstler auf der ersten documenta, 1955
b + d – Ein Vergleich des Erscheinungsbildes
Bauhaus-Künstler auf der zweiten documenta, 1959
Erfahrungen und Grundsätze des Bauhauses für die neue Kasseler Werkakademie der Nachkriegszeit
Kassel in den 1920er-Jahren – Kontakte zum Bauhaus
Angewandte Kunst und Design – Die ersten drei documenta Ausstellungen und ihr Bezug zu Bauhaus-Ideen
Arnold Bodes Kontakte im Berlin der frühen 1930er-Jahre
Bauhaus-Künstler auf der dritten documenta, 1964
Close-ups
Werner Haftmann, die graue Eminenz der documenta
„Ein Pantheon von überlegenen Männern“: Bauhaus-Künstler in Fotoportraits
„Quintessenz“ des Neuen Bauens: Bauhaus-Architekturen in Fotoportraits
Ludwig Grote und seine Bauhaus-Ausstellung in München 1950 – ein Vorbild?
Fritz Winter – vom Bauhaus zur documenta
Hans Soeder und die Reformierung der Kasseler Kunstakademie der 1920er-Jahre
Die göppinger galerie in Frankfurt
Arnold Bode als Gestalter
Die Tapetenfabrik Rasch – eine Zusammenarbeit mit dem Bauhaus und Arnold Bode
Das städtische Werklehrer-Seminar in Berlin
Die Krolloper in Berlin – Verbindungen nach Kassel und Dessau (1927–1933)
„Müssen deutsche Formgeber grimmig sein?“ – Der Fall Wagenfeld
Primärfarben und -formen beim Bauhaus
Brian Jungens „Dog Run“ auf der documenta 13
Ausstellungen
Lucas Arruda Deserto-Modelo
Ron Nagle Euphoric Recall
6. Juni bis 8. September 2019
Eröffnung: Mittwoch, 5. Juni 2019, um 19 Uhr (BBQ ab 18 Uhr)Mehr
Ausstellungen
Lucas Arruda Deserto-Modelo
Ron Nagle Euphoric Recall
6. Juni bis 8. September 2019
Eröffnung: Mittwoch, 5. Juni 2019, um 19 Uhr (BBQ ab 18 Uhr)
Pressevorbesichtigung: Dienstag, 4. Juni 2019, 11.30 Uhr
Fridericianum, Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Es sprechen:
Begrüßung: Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Einführung: Moritz Wesseler, Direktor Fridericianum
Rundgang durch die Ausstellungen mit Moritz Wesseler
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.
Um Anmeldung wird gebeten unter press@fridericianum.org
Zu den Ausstellungen:
Die Ausstellungen Deserto-Modelo von Lucas Arruda und Euphoric Recall von Ron Nagle markieren den Programmbeginn des neuen Fridericianum-Direktors Moritz Wesseler.
Mit Lucas Arruda und Ron Nagle werden zwei Künstler vorgestellt, die für sehr unterschiedliche Aspekte der gegenwärtigen Kunstproduktion stehen und sich zugleich in verschiedenen Phasen innerhalb der Entwicklung ihrer künstlerisch-gedanklichen Sprache befinden.
Während Arruda als Maler arbeitet, aus Südamerika stammt und mit Mitte dreißig bereits ein bemerkenswert klares Werk formuliert hat, das aktuell am Beginn der internationalen Wahrnehmung steht, betätigt sich Nagle als Plastiker, hat seine Wurzeln in Nordamerika und kann mit einem sechs Jahrzehnte umspannenden und konsistenten Werk als Meister seines Metiers angesehen werden. Dabei ist beiden Künstlern die leidenschaftlich-obsessive Konzentration auf ihre Themenfelder und Werkbereiche gemein, die die Basis für die Singularität ihres Schaffens bildet.
Auf die Präsentationen von Arruda und Nagle folgen im Oktober 2019 eine umfangreiche Werkschau der 1986 geborenen, mit zeitbasierten Medien und Skulptur arbeitenden Künstlerin Rachel Rose sowie im Februar 2020 die seit über dreißig Jahren größte europäische Ausstellung über das Schaffen des 1977 verstorbenen Malers Forrest Bess. Somit rückt Moritz Wesseler im Rahmen seiner Programmatik für das Fridericianum zum einen Künstlerinnen und Künstler in den Fokus, denen in Deutschland institutionell bislang noch keine Plattform geboten wurde, und bietet zum anderen die Möglichkeit, historische Positionen wiederzuentdecken, die lange Zeit keine Sichtbarkeit hatten, obwohl sie für die aktuellen Diskurse eine große Relevanz aufweisen.
Lucas Arruda Deserto-Modelo
Unter dem Titel Deserto-Modelo präsentiert das Fridericianum die erste größere institutionelle Einzelausstellung des 1983 in São Paulo geborenen Künstlers Lucas Arruda.
Sein Schaffen umfasst Gemälde, Grafiken, Lichtinstallationen, Diaprojektionen und Filme. Es reflektiert die hingebungsvolle und intensive Auseinandersetzung mit einem breiten Themenspektrum, das vom konzeptuellen Rahmenwerk der Gattung Malerei bis hin zu den existenzialistischen Bedingungen des Lebens reicht.
Besonderes Augenmerk legt Arruda auf die Darstellung von Landschaften und Seestücken, wobei er in seinen Werken nie auf konkrete Orte Bezug nimmt. Es geht ihm vielmehr um das Festhalten der imaginären Bilder, die durch Gedanken und Erinnerungen an sie hervorgerufen werden, sowie um die Erforschung der damit verbundenen Lichtverhältnisse, Atmosphären und Emotionen. Dabei sind viele seiner Arbeiten von einer derartigen Abstraktion geprägt, dass der Landschaftsbezug lediglich durch die unterschiedlich präsenten Horizontlinien suggeriert wird.
Unabhängig vom Grad ihrer Lesbarkeit bewirken seine visuellen Formulierungen einen Moment der Entschleunigung und Konzentration, der in den immer schneller werdenden Zeiten überrascht und mit eindringlicher, aber stiller Kraft auch die Frage aufwirft, welchen Rhythmen das Leben in einer globalisierten Welt folgt.
Ron Nagle Euphoric Recall
Seit mehr als sechs Jahrzehnten fertigt Ron Nagle Werke, die sich dadurch charakterisieren lassen, dass sie eine maximale Höhe von 20 cm aufweisen. Trotz ihrer geringen Größe haben die u. a. aus Keramik, Kunststoff, Glasurmitteln und Autolack gefertigten Arbeiten eine Präsenz und Wirkung, die beeindruckender kaum sein könnte. Sie begründet die einmalige Stellung von Nagles Schaffen innerhalb der Gattung Skulptur und ist das Resultat eines Zusammenspiels von ungewöhnlichen Formen, mannigfaltigen Farben und taktilen Oberflächen. So treffen organisch anmutende Volumina auf architektonische Elemente, stehen sich hell-leuchtende und dezent zurückgenommene Farben gegenüber und kontrastieren porös-raue und hochglänzende Oberflächen. Die Werke sind nicht nur ungemein frisch, gefühlvoll und raffiniert, sondern ebenso mysteriös und bisweilen surreal. Zudem verleiht Nagle seinen Arbeiten weitere Bedeutungsebenen, indem er ihnen ausgeklügelte Titel zuschreibt, die zumeist von Wortwitz und Humor durchdrungen sind.
Die Ausstellung von Nagle im Fridericianum ist die erste Einzelpräsentation des 1939 in San Francisco geborenen Künstlers in Deutschland. Anlässlich der Schau, die in Kooperation mit der Wiener Secession realisiert wird, erscheint ein Künstlerbuch.
Dr. Sabine Schormann: „Ich bedauere sehr, dass ich heute nicht vor Ort in Kassel sein kann. Mir bedeutet es viel, dass dieses wichtige documenta 14 Kunstwerk nun dauerhaft zurück in Kassels Mitte ist. Dass der Wiederaufbau am Standort Treppenstraße möglich wurde, ist nicht zuletzt den Kasseler Bürgern zu verdanken, die sich für den Erhalt eingesetzt haben. Ihnen gilt mein großes Dankeschön genauso wie allen Verantwortlichen und dem Künstler, Olu Oguibe. Die Stadtgesellschaft ist nun eingeladen, den Obelisken bei einem Bürgerfest an seinem neuen Standort zu begrüßen. Dazu lädt die Treppe 4 am Samstag den 11. Mai 2019.“Mehr
Dr. Sabine Schormann: „Ich bedauere sehr, dass ich heute nicht vor Ort in Kassel sein kann. Mir bedeutet es viel, dass dieses wichtige documenta 14 Kunstwerk nun dauerhaft zurück in Kassels Mitte ist. Dass der Wiederaufbau am Standort Treppenstraße möglich wurde, ist nicht zuletzt den Kasseler Bürgern zu verdanken, die sich für den Erhalt eingesetzt haben. Ihnen gilt mein großes Dankeschön genauso wie allen Verantwortlichen und dem Künstler, Olu Oguibe. Die Stadtgesellschaft ist nun eingeladen, den Obelisken bei einem Bürgerfest an seinem neuen Standort zu begrüßen. Dazu lädt die Treppe 4 am Samstag den 11. Mai 2019.“
ruangrupa, ein im Kern zehnköpfiges Kollektiv aus Künstler*innen und Kreativen aus dem indonesischen Jakarta wurde von der internationalen Findungskommission einstimmig zur Künstlerischen Leitung der documenta 15 ausgewählt und vom Aufsichtsrat berufen. Dies gab die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, am heutigen Freitag in Kassel bekannt. Die documenta wird in ihrer fünfzehnten Ausgabe damit erstmals von einem Künstler*innenkollektiv ausgerichtet. Sie findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt.Mehr
ruangrupa, ein im Kern zehnköpfiges Kollektiv aus Künstler*innen und Kreativen aus dem indonesischen Jakarta wurde von der internationalen Findungskommission einstimmig zur Künstlerischen Leitung der documenta 15 ausgewählt und vom Aufsichtsrat berufen. Dies gab die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, am heutigen Freitag in Kassel bekannt. Die documenta wird in ihrer fünfzehnten Ausgabe damit erstmals von einem Künstler*innenkollektiv ausgerichtet. Sie findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt.
Für die achtköpfige Findungskommission begründeten Elvira Dyangani Ose (Direktorin von The Showroom, London) und Philippe Pirotte (Rektor der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, und Direktor Portikus, Frankfurt am Main) die einstimmige Wahl wie folgt: „Wir ernennen ruangrupa, weil sie nachweislich in der Lage sind, vielfältige Zielgruppen – auch solche, die über ein reines Kunstpublikum hinausgehen – anzusprechen und lokales Engagement und Beteiligung herauszufordern. Ihr kuratorischer Ansatz fußt auf ein internationales Netzwerk von lokalen Community-basierten Kunstorganisationen. Wir sind gespannt, wie ruangrupa ein konkretes Projekt für und aus Kassel heraus entwickeln wird. In einer Zeit, in der innovative Kraft insbesondere von unabhängigen, gemeinschaftlich agierenden Organisationen ausgeht, erscheint es folgerichtig, diesem kollektiven Ansatz mit der documenta eine Plattform zu bieten.“ ruangrupa kann aus dem Indonesischen mit „Raum der Kunst“, oder auch „Raum-Form“ übersetzt werden. Ein Spannungsfeld, indem sich der zentrale kuratorische Ansatz des Kollektivs bereits andeutet. Farid Rakun und Ade Darmawan, die ruangrupa heute in Kassel vertraten, formulieren ihren dezidiert partizipativen kuratorischen Anspruch für die Weltkunstausstellung 2022: „Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta 15 hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen. Wenn die documenta 1955 antrat, um Wunden des Krieges zu heilen, warum sollten wir nicht versuchen, mit der documenta 15 das Augenmerk auf heutige Verletzungen zu richten. Insbesondere solche, die ihren Ausgang im Kolonialismus, im Kapitalismus oder in patriarchalen Strukturen haben. Diesen möchten wir partnerschaftliche Modelle gegenüberstellen, die eine andere Sicht auf die Weltermöglichen.“
Das Kollektiv gründete sich im Jahr 2000 in Jakarta, Indonesien. ruangrupa betreibt einen Kunstraum in South Jakarta und realisiert Ausstellungen, Festivals, Publikationen und Rundfunkformate. Das Kollektiv war an vielen Kooperations- und Ausstellungsprojekten beteiligt, darunter an Ausstellungen wie der Gwangju Biennale (2002 und 2018), der Istanbul Biennale (2005), der Asia Pacific Triennial of Contemporary Art (Brisbane, 2012), der Singapore Biennale (2011), der São Paulo Biennale (2014), der Aichi Triennale (Nagoya, 2016) und Cosmopolis im Centre Pompidou (Paris, 2017). Im Jahr 2016 kuratierte ruangrupa TRANSaction: Sonsbeek 2016 in Arnheim, Niederlande. Im Jahr 2018 gründeten die Akteure GUDSKUL, ein Bildungs- und Vernetzungsprojekt für Kreative, das auf kooperativer Arbeit basiert. Bei der documenta 14 war ruangrupa mit ihrem Internetradio als Partner des dezentralen Radioprojekts Every Time a Ear di Soun beteiligt, das vom 8. April bis zum 17. September 2017 acht Radiosender weltweit vernetzte. ruangrupa ist eine gemeinnützige Organisation. Mindestens ein Mitglied der Organisation wird für die Vorbereitung der documenta 15 seinen Lebensmittelpunkt nach Kassel verlegen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta und Museum Fridericianum gGmbH Oberbürgermeister Christian Geselle begrüßt die Wahl der Findungskommission: „Für ruangrupa ist das Prinzip des Netzwerkens zentral. Von Kassel ausgehend werden interdisziplinäre künstlerische Interventionen initiiert: sie lassen die documenta Stadt international sichtbar werden und holen gleichermaßen die (Kunst-) Welt nach Kassel. Unsere Stadt kann dabei nur gewinnen. Nun freue ich mich, dass die documenta auf solch spannende Weise den Blick in die Zukunft richtet.“
Die Hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn betont: „Ich freue mich schon heute darauf, dass in drei Jahren mit der documenta 15 in Kassel wieder die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst stattfinden wird. Das Land Hessen ist stolz darauf, diese Plattform für die Diskussion um Positionen der Kultur von heute und Perspektiven für die Zukunft zu ermöglichen. Mit dem Ausbau des documenta archivs zu einem unabhängigen Forschungsinstitut werden wir die zeitgenössische Kunst in Kassel weiter stärken. Ich beglückwünsche die Findungskommission, die das indonesische Künstlerkollektiv ‚ruangrupa‘ für die künstlerische Leitung der nächsten documenta vorgeschlagen hat und freue mich, dass der Aufsichtsrat diesem Vorschlag gefolgt ist. Die documenta gibt damit bewusst den außereuropäischen Blick auf die Kunstwelt Raum und bringt auf ganz neue Art die Welt nach Hessen. Ruangrupa nutzt Kunst in ihrer Heimat, um öffentliche Angelegenheiten und Probleme zum Thema zu machen. Ich bin gespannt, wie sie diese Idee in die documenta 15 einfließen lassen.“
Hortensia Völckers, Leiterin der Kulturstiftung des Bundes blickt gespannt auf die weitere Entwicklung des Konzeptes: „Als Kulturstiftung des Bundes haben wir uns sehr über den erfolgreichen Verlauf des Findungsprozesses für die Künstlerische Leitung der documenta 15 gefreut und beglückwünschen alle Beteiligten zu einem Ergebnis, das eine interessante und anregende documenta erwarten lässt. Wir freuen uns, Teil dieses Prozesses zu sein und unsere Expertise für ein so renommiertes Ausstellungsprojekt einzubringen.“
Sabine Schormann würdigt den großen Einsatz aller Mitglieder der Internationalen Findungskommission: „Mein Dank gilt der Internationalen Findungskommission für einen engagierten und intensiven Auswahlprozess, der mit der Präsentation von ruangrupa als Künstlerischer Leitung ein starkes Signal für eine lebendige und nachhaltig wirkende documenta 15 sendet. Nun freue mich darauf zu erleben, wie die partizipativen Ansätze im Prozess konkretisiert werden.“ Die Findungskommission der documenta 15 setzt sich aus folgenden Expert*innen zusammen: Ute Meta Bauer, Gründungsdirektorin des NTU Centre for Contemporary Art Singapore, Charles Esche, Direktor Van Abbemuseum Eindhoven, Niederlande; Amar Kanwar, Künstler, Dokumentarfilmer, Neu-Delhi, Indien; Frances Morris, Direktorin Tate Modern London, Großbritannien; Gabi Ngcobo, Kuratorin 10. Berlin Biennale 2018, Deutschland (Südafrika); Elvira Dyangani Ose, Direktorin The Showroom London, England; Philippe Pirotte, Rektor Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt/M., Deutschland (Belgien); Jochen Volz Direktor Pinacoteca do Estado de São Paulo, Brasilien
Bildmaterial zum Download finden Sie hier.
Die Pressekonferenz in voller Länge sehen Sie hier
Die Ausstellung „Bauhaus | documenta. Vision und Marke“ reflektiert erstmals die beiden Institutionen Bauhaus und documenta im Vergleich. Das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum 2019 bietet den Anlass, die Entwicklung beider zu Kulturmarken gewordenen Institutionen zu betrachten und damit zugleich kritisch zu hinterfragen: Wo bleiben sich die Marken treu als Verpflichtung zu Innovation und Fortschritt, wo sind sie Teil einer interessensgeleiteten Vereinnahmung? So bietet die Ausstellung zugleich den Blick auf die Rolle und Funktion, die Kunst und Kultur in einer Gesellschaft heute einnehmen können.
Mehr
Die Ausstellung „Bauhaus | documenta. Vision und Marke“ reflektiert erstmals die beiden Institutionen Bauhaus und documenta im Vergleich. Das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum 2019 bietet den Anlass, die Entwicklung beider zu Kulturmarken gewordenen Institutionen zu betrachten und damit zugleich kritisch zu hinterfragen: Wo bleiben sich die Marken treu als Verpflichtung zu Innovation und Fortschritt, wo sind sie Teil einer interessensgeleiteten Vereinnahmung? So bietet die Ausstellung zugleich den Blick auf die Rolle und Funktion, die Kunst und Kultur in einer Gesellschaft heute einnehmen können.
Anhand von Installationen, dokumentarischen Objekten, statistischem Material und einigen hochkarätigen Originalkunstwerken kreiert die Ausstellung einen Parcours über sieben Themenräume, der von der Entstehung und den ersten Visionen beider Kulturinstitutionen bis hin zur heutigen Rezeption reicht. Ausgestellte Künstler/innen sind u.a.: Marianne Brandt, Marcel Breuer, Bazon Brock, Hans Haacke, Wassily Kandinsky, Barbara Klemm, Aleksandr Ptuschko und Gilles Raynaldy.
Flankiert wird die Ausstellung von einer Virtuellen Ausstellung zum Thema „Wie viel Bauhaus steckt in der documenta? Eine Spurensuche“ sowie einer Publikation, die alle Projektbestandteile umfasst und zur Eröffnung der Ausstellung bei Spector Books erscheint. Zudem wird es ein hochkarätig besetztes Symposium in der Kunsthochschule Kassel (14.–15. Juni 2019) geben, das der Frage nachgeht: „Sind wir wirklich nie modern gewesen? Bauhaus und documenta in Wahlverwandtschaft“.
Zum theoretischen Diskurs
Zwei Kultur-Marken und ihre Entwicklung. Die konzeptionellen Überlegungen zur Ausstellung und ihren InhaltenBauhaus und documenta sind zwei global erfolgreiche kulturelle Marken, die für ein weltoffenes, innovatives und modernes Deutschland stehen. Entstanden sind beide vor dem Hintergrund von Zivilisationsbrüchen – beide stehen exemplarisch für die Idee der emanzipativen Kraft von Kunst und Kultur, die das Leben des Einzelnen bereichern, das soziale Zusammenleben reflektieren und den gesellschaftlichen Fortschritt befördern. Während das Bauhaus der Krise der Industrialisierung und den Versehrungen des Ersten Weltkrieges durch angewandte Gestaltung von Dingen, Räumen und Gebäuden begegnen wollte, knüpfte die documenta an die romantische Idee der Auseinandersetzung mit der freien Kunst an, durch die die Menschen wieder zu verantwortlichen Bürgern werden sollten.
Während das Bauhaus neben wie auch als Ergebnis der künstlerischen Auseinandersetzung mit Produkten in die Zukunft unserer öffentlichen wie privaten Lebenswelten „eingreifen“ wollte und schnell sich selbst als Marke mit vielen Untermarken ausbildete, musste sich die documenta immer wieder aufs Neue und bis heute an ihrer Bedeutung als Marke – an der Schnittstelle zur Vermarktung und den Ansprüchen einer erfolgreichen eigenen „Wirtschaftlichkeit“ „abarbeiten“ und ihre eigene Autonomie schützen. Obschon beide in ihren unterschiedlichen Entwicklungen vielfältigem Wandel unterworfen waren und sind, haben sich ihre Ansprüche erhalten und prägen bis heute die Wahrnehmung und das Selbstverständnis beider Marken – in ihren Motiven, ihren Strategien und ihren Erfolgen.
Ein Projekt des documenta archivs und der Universität Kassel in Kooperation mit der Museumslandschaft Hessen Kassel
Projektleitung
Birgit Jooss, Philipp Oswalt
Kuratoren der Ausstellung
Philipp Oswalt, Daniel Tyradellis
Kuratorin der Virtuellen Ausstellung
Birgit Jooss
Konzeption des Symposiums
Heinz Bude
In ihrer Sitzung am gestrigen Mittwoch, den 28. November 2018, haben die Gremien der documenta und Museum Fridericianum gGmbH zentrale Weichen für die Zukunft der documenta gestellt.Mehr
In ihrer Sitzung am gestrigen Mittwoch, den 28. November 2018, haben die Gremien der documenta und Museum Fridericianum gGmbH zentrale Weichen für die Zukunft der documenta gestellt.
Zum einen wurde der Wirtschaftsplan für das Jahr 2019 beschlossen, zum anderen die Eckwerte des 5-Jahresplans bis zum Jahr 2023 erörtert mit dem Ziel, die Planungen und die Umsetzung der documenta 15 abzusichern, die vom 18. Juni 2022 bis zum 25. September 2022 stattfinden wird.
Die Budgetplanung für die documenta 15 soll mit Blick auf künstlerische Erfordernisse sowie allgemeine Kostensteigerungen, höhere Anforderungen an Sicherheit, Nachhaltigkeit und Besucherservice eine angemessene Erhöhung vorsehen.
Im Vorfeld wurden in 2018 bereits erste Strukturveränderungen der documenta und Museum Fridericianum gGmbH initiiert, um eine kontinuierliche Qualität und Grundstruktur sicherzustellen, auf die die künftigen künstlerischen Teams aufsetzen können. Dazu gehört u. a. der Aufbau eines Controllings sowie die Einrichtung einer Stabsstelle Kommunikation und Marketing.
Mit der Feststellung des nun vorliegenden Jahresabschlusses 2017 übernehmen die Gesellschafter Land Hessen und Stadt Kassel je zur Hälfte außerdem die zunächst auf 5,4 Millionen Euro bezifferte Finanzierungslücke von nunmehr – nach Abschluss aller Prüfungen – 7,6 Mio. Euro der documenta 14, die u. a. aufgrund der Umsetzung der ausgewählten Konzeption einer documenta Ausstellung an zwei Standorten entstanden war.
„Jetzt können die konkreten Planungen für die documenta 15 beginnen“, freut sich Christian Geselle, Oberbürgermeister der Stadt Kassel und Vorsitzender des Aufsichts¬rats der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. „Die Findungskommission ist mitten im Auswahlprozess, die ergänzte Mannschaft rund um die Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann ist seit November an Bord, auch der neue Leiter des Fridericianum, Moritz Wesseler, hat im November begonnen – alles in allem nimmt das Schiff also nach einer kurzen Phase zwischen rauer See und Flaute, wie sie in der Seefahrt vorkommt, wieder an Fahrt auf. Der Dank für diese positive Entwicklung geht an den Interims-Geschäftsführer Wolfgang Orthmayr und die Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann, die in den letzten Monaten intensiv Hand in Hand an diesen Themen gearbeitet haben.“
„Weitere debattenreiche Zeiten werden sicher folgen, das liegt quasi in der DNA einer der weltweit bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst“, so Boris Rhein, hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. „Die documenta erfindet sich jedes Mal neu, sie geht Risiken ein, künstlerisch und kuratorisch, und bezieht gesellschaftlich und politisch Stellung. Entsprechende Diskussionen sind ausdrücklich erwünscht. Mit den Beschlüssen des Aufsichtsrats und den genannten Strukturveränderungen haben wir nun eine solide Grundlage für die Zukunft der documenta geschaffen.“
„Wir freuen uns sehr über das Vertrauen, das der Aufsichtsrat und die Gesellschafter in die documenta und ihre Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung setzen, und werden mit dem hochmotivierten und kompetenten Team weiter intensiv an der Zukunft der documenta bauen“, so die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann.
Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH etabliert zum 1. November 2018 eine Stabsstelle Kommunikation. Dadurch sollen Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und PR der Institutionen documenta, Museum Fridericianum und documenta Archiv gestärkt und gebündelt werden.Mehr
Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH etabliert zum 1. November 2018 eine Stabsstelle Kommunikation. Dadurch sollen Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und PR der Institutionen documenta, Museum Fridericianum und documenta Archiv gestärkt und gebündelt werden.
„Ich freue mich, dass wir mit Johanna Köhler Erfahrung in der Neugestaltung der Kommunikation und Markenpositionierung im Kunst- und Museumsbereich gewinnen konnten“, sagt die neue Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann. So steuerte Köhler die Öffentlichkeitsarbeit und den Markenrelaunch der Bremer Museen Böttcherstraße, bevor sie 2015 die Leitung Marketing und PR des Museums Barberini in Potsdam übernahm, das 2017 unter großem öffentlichen Interesse eröffnete. Hier zeichnete sich Köhler u. a. verantwortlich für den Abteilungsaufbau, die Entwicklung der internationalen Pressearbeit, die Websiteerstellung und die Einführung der Social-Media-Kommunikation.
Der Aufsichtsrat der documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat Moritz Wesseler ab 1. November 2018 als neuen Direktor des Fridericianum in Kassel berufen. Dem Auswahlgremium gehörten an: Krist Gruijthuijsen, Direktor KW Institute for Contemporary Art, Berlin, Bettina Steinbrügge, Direktorin Hamburger Kunstverein, René Zechlin, Direktor Wilhelm-Hack- Museum Ludwigshafen, und Dr. Sabine Schormann, designierte Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.
Mehr
Der Aufsichtsrat der documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat Moritz Wesseler ab 1. November 2018 als neuen Direktor des Fridericianum in Kassel berufen. Dem Auswahlgremium gehörten an: Krist Gruijthuijsen, Direktor KW Institute for Contemporary Art, Berlin, Bettina Steinbrügge, Direktorin Hamburger Kunstverein, René Zechlin, Direktor Wilhelm-Hack- Museum Ludwigshafen, und Dr. Sabine Schormann, designierte Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH.
Der 37-jährige Kunsthistoriker und Kurator Moritz Wesseler arbeitete zuvor als Direktor des Kölnischen Kunstvereins, an dem er Ausstellungen mit internationalen Künstlern wie Pietro Roccasalva, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Andra Ursuta, Annette Kelm, Darren Bader, Petrit Halilaj, João Maria Gusmão + Pedro Paiva, Ketuta Alexi-Meskhishvili, Stephen G. Rhodes, Uri Aran, Andro Wekua, Christiana Soulou, Avery Singer, Danny McDonald, Talia Chetrit, Adriano Costa, Cameron Jamie, Alex Da Corte und Walter Price realisierte. Parallel zur Ausrichtung dieser Präsentationen lag ein besonderer Schwerpunkt seiner Programmatik auf der Vermittlungsarbeit sowie auf der Öffnung des Kölnischen Kunstvereins in Richtung eines breiteren Publikums. So wurden in der Institution in regelmäßigem Turnus Vorträge, Gespräche, Konzerte und Performances ausgerichtet, während sie durch die Einführung der sog. Vereinsgabe, einer kostenlosen Editionsserie, die von den prominenten Künstlerinnen und Künstlern Rosemarie Trockel, Lawrence Weiner, Kai Althoff, Isa Genzken sowie Luc Tuymans gestaltet wurde, eine große Beitrittswelle erlebte. Moritz Wesseler ist Nachfolger von Susanne Pfeffer, die Anfang 2018 nach Frankfurt zum Museum für Moderne Kunst wechselte.
Christian Geselle, Oberbürgermeister der Stadt Kassel und Aufsichtsratsvorsitzender der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, begrüßt die Entscheidung: „Mit Moritz Wesseler haben wir einen vielversprechenden jungen Direktor gewinnen können, dessen Anliegen es ist, die große Tradition des Fridericianum als Ort der Begegnung und des Austausches mit zeitgenössischer Kunst in die Zukunft zu führen und das Haus auch mit regionalen wie überregionalen Akteuren zu vernetzen.“
Boris Rhein, Hessens Minister für Wissenschaft und Kunst und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, sieht mit dem neuen Direktor des Fridericianum eine große Chance, das Haus auch weiterhin als zentralen Ort für Gegenwartskunst zu positionieren und damit Anklang bei Besucherinnen und Besuchern zu erhalten: „Moritz Wesseler hat in Köln gezeigt, dass seine anspruchsvollen Ausstellungen auch Akzeptanz bei einem breiten Publikum finden. Wir sind überzeugt davon, dass er diesen Brückenschlag auch in Kassel fortsetzt.“
„Das Fridericianum ist ein herausragendes Ausstellungshaus und hat einen wichtigen Anteil daran, dass Kassel in der ganzen Welt bekannt ist. Ich freue mich darauf, in die documenta-Stadt zu ziehen und an die gute Tradition meiner Vorgängerinnen und Vorgänger anzuschließen,“ sagt Moritz Wesseler. „Dabei ist es mein Ziel, zentralen Akteuren der Gegenwartskunst eine Plattform zu bieten, die in Deutschland noch weitestgehend unbekannt sind. Zudem soll ein Augenmerk meiner Arbeit auf die weitere Einbindung der Institution in die Stadt bzw. in die Region gelegt werden.“
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Moritz Wesseler“, so Dr. Sabine Schormann, designierte Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. „Unser gemeinsames Ziel ist es, das Fridericianum als lebendigen Ort der zeitgenössischen Kunst weiterzuführen“.
Über Moritz Wesseler
Moritz Wesseler, geboren 1980 in Bremerhaven, studierte Betriebswirtschaftslehre und Kunstgeschichte in Mainz und Paris. Bereits parallel zu seinem Studium begann er, mit Künstlern wie Cathy Wilkes, Martin Boyce, Ceal Floyer und Manfred Pernice Ausstellungen zu organisieren. Zudem gab er zeitgleich Künstlerbücher sowie Kataloge von Gregor Schneider, Luc Tuymans und Anri Sala heraus und begann mit dem Aufbau des Archivs des Kabinetts für aktuelle Kunst in Bremerhaven. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung arbeitete er an der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, begleitete die Ausstellungsreihe Double am Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main und konzipierte die Initiative Fürstenberg Zeitgenössisch in Donaueschingen und Heiligenberg, die u.a. ein Stipendiaten- und Wechselausstellungsprogramm umfasst. Neben seiner Tätigkeit als Kurator publiziert er regelmäßig Bücher und Texte zur Kunst des 20. Jahrhunderts sowie zur Gegenwart und beteiligt sich an nationalen sowie internationalen Fachjurys. Seit September 2017 ist er Kurator von Neue Kunst in Hamburg.
Über das Fridericianum
1779 eröffnete mit dem Museum Fridericianum der weltweit erste als öffentliches Museum konzipierte Bau. Im Sinne der Aufklärung erdacht und vom hugenottischen Architekten Simon Louis du Ry erbaut, durchlief das Fridericianum in der Folgezeit eine von Brüchen gezeichnete Geschichte und blieb Austragungsort von Historie.
Seit 1988 ist das Fridericianum ein zentraler Ort der Gegenwartskunst. Signifikante Positionen und Strömungen der Kunst wie gesellschaftlich relevante Fragestellungen werden hier aufgegriffen, präsentiert und verhandelt. Gezeigt werden Einzelausstellungen junger internationaler Künstler, die oft raumgreifende Aspekte betonen. Auch Retrospektiven gehören zum Programm. Inhaltlich stehen zeit- und gesellschaftskritische Stellungnahmen von Künstlern im Vordergrund. Screenings und Performances, Konferenzen und Symposien runden das Programm ab und zeigen das Spektrum aktueller Kunst und Diskurse auf.
Die Vorbereitungen für die documenta 15, die vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel stattfinden wird, gehen weiter voran: Die Findungskommission für die d 15 steht. Per Umlaufbeschluss, der aktuell den Mitgliedern des Aufsichtsrates der documenta und Museum Fridericianum gGmbH vorliegt, werden zur Auswahl der künstlerischen Leitung für die documenta 15 berufen:
Mehr
Die Vorbereitungen für die documenta 15, die vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel stattfinden wird, gehen weiter voran: Die Findungskommission für die d 15 steht. Per Umlaufbeschluss, der aktuell den Mitgliedern des Aufsichtsrates der documenta und Museum Fridericianum gGmbH vorliegt, werden zur Auswahl der künstlerischen Leitung für die documenta 15 berufen:
• Ute Meta Bauer, Gründungsdirektorin Centre for Contemporary Art, Singapur,
• Charles Esche, Direktor Van Abbemuseum Eindhoven, Niederlande
• Amar Kanwar, Künstler, Neu Delhi, Indien
• Frances Morris, Direktorin Tate Modern London, Großbritannien
• Gabi Ngcobo, Kuratorin 10. Berlin Biennale 2018, Südafrika
• Elvira Dyangani Ose, Kuratorin Creative Time, New York, USA
(ab September 2018 Direktorin The Showroom, London, Großbritannien)
• Philippe Pirotte, Rektor Staatl. Hochschule für Bildende Künste –
Städelschule Frankfurt/M., Deutschland (Belgien)
• Jochen Volz, Direktor Pinacoteca do Estado de São Paulo, Brasilien
Aufgabe der auf Vorschlag der designierten Generaldirektorin Dr. Sabine Schormann besetzten Findungskommission wird es nun sein, bis Anfang 2019 eine künstlerische Leitung für die 15. Ausgabe der documenta zu benennen, die als weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst gilt.
Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, zeigte sich erfreut, dass die documenta 15 nun Fahrt aufnehmen wird: „Die documenta ist als globales Forum der Gegenwartskunst unverzichtbar und als Vermächtnis Arnold Bodes gleichzeitig ein imageprägender Schatz für Kassel. Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, für die Suche nach der künstlerischen Leitung der documenta 15 eine hochkarätig besetzte, internationale Findungskommission zu gewinnen. Noch dazu liegen wir voll im Zeitplan. Mein besonderer Dank gilt Dr. Sabine Schormann, die ganz maßgeblich die Berufung der Findungskommission vorbereitet hat, obwohl sie ihre Tätigkeit als Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH erst zum 1. November 2018 in Kassel aufnimmt.“
Der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, Hessens Kunst- und Kulturminister Boris Rhein schließt sich dem Dank an Frau Dr. Sabine Schormann an, schon vor Beginn ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin maßgeblich die Berufung der Findungskommission vorzubereiten. „Dass sich die documenta in Kassel als eine der bedeutendsten und international bekanntesten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst weltweit Anerkennung erworben hat, können wir mit Stolz feststellen. Für die Stadt Kassel und das Land Hessen ist dieser hohe Anspruch zugleich Verpflichtung, auch in Zukunft dafür Sorge zu tragen, dass eine solche ambitionierte Ausstellung gelingen kann, dass Voraussetzungen geschaffen werden, dass der von der Findungskommission ausgewählte künstlerische Leiter dieses auch realisieren kann. Dieser Anspruch ist aber auch Verpflichtung und Ansporn insbesondere für die zukünftige künstlerische Leitung. Die documenta ist ideal geeignet, um aus der Kenntnis der Geschichte mutig in die Zukunft zu blicken.“
„Die große Expertise, breite Vernetzung in den Kosmos der zeitgenössischen Kunst und die unterschiedlichen künstlerischen und kuratorischen Haltungen der Mitglieder stimmen mich zuversichtlich, dass es gelingen wird, bis Anfang nächsten Jahres eine überzeugende Kuratorenpersönlichkeit berufen zu können“, sagte Dr. Sabine Schormann. „Ich persönlich bin sehr gespannt, wohin die Reise gehen wird, und ob im Zentrum der d 15 eher Fragen der Teilhabe und Partizipation, der interkulturellen Vernetzung, der Performanz und des Diskurses, der digitalen Medien oder des Umgangs mit dem öffentlichen Raum stehen werden, um nur einige denkbare Ausrichtungen zu nennen.“
Kurzbiografien der Mitglieder der Findungskommission:
• Ute Meta Bauer
1958 in Stuttgart geboren. Seit 2013 ist Ute Meta Bauer als internationale Kuratorin, Professorin für zeitgenössische Kunst und Gründungsdirektorin des Centre for Contemporary Art (CCA) in Singapore tätig.
Bauer studierte an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Zwischen 1990 und 1994 war sie Künstlerische Direktorin des Künstlerhauses Stuttgart. Seit 1985 arbeitet sie als selbstständige Kuratorin und hatte verschiedene Lehraufträge: Von 2005 bis 2012 als Associate Professor for Visual Arts am Massachusetts Institute of Technology (MIT), 2012 und 2013 als Dekanin der Fine Arts des Royal College of Art, London. Dazu war sie Professorin für Theorie und Praxis zeitgenössischer Kunst an der Akademie der Bildenden Künste Wien.
Sie war 2002 bis 2005 Gründungsdirektorin des Office for Contemporary Art, Norwegen, 2004 Künstlerische Direktorin der 3. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, 2005-2009 Direktorin des MIT Visual Arts Programme sowie 2009-2012 Gründungsdirektorin des Programms für Kunst, Kultur und Technologie (ACT).
Als Co-Kuratorin war sie u.a. beim World Biennial Forum No. 1, Gwangju, Süd Korea, in 2012 oder für die documenta 11 tätig. Ute Meta Bauer ist Vorsitzende des Beirats für Bildende Kunst der Goethe–Institute und ist im wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau, Deutschland.
• Charles Esche
1963 in England geboren. Er ist Museumsdirektor und Kunstkurator und lebt in Edinburgh und Eindhoven.
Seit 2004 ist Esche Direktor des Van Abbemuseum, Eindhoven, Niederlande. Zwischen 2000 und 2004 war er Direktor des Rooseum Center for Contemporary Art in Malmö, Schweden. Zuvor war er bei Tramway, Glasgow (1993 bis 1997) und gründete 1997 die proto-academy am Edinburgh College of Art.
Im Jahr 2012 gründete Esche gemeinsam mit sechs anderen europäischen Museen die L'Internationale confederation als Europäische Institution der Moderne und der Zeitgenössischen Kunst. Er kuratierte zahlreiche internationale Biennalen. Esche ist Professor of Curating and Contemporary Art at the University of the Arts London und ist co-editorial director des Afterall Journals und Afterall Books mit Mark Lewis.
• Amar Kanwar
1964 in Neu-Delhi geboren, indischer Dokumentarfilmer und Künstler. Kanwar lebt und arbeitet in Neu-Delhi.
Thematisch beschäftigt sich Kanwar mit der Gegenwart und Geschichte des indischen Subkontinents, insbesondere der Indisch-Pakistanischen Kriege. Er realisierte bisher mehr als 40 Videoinstallationen und Filme, die auf diversen Ausstellungen und in internationalen Museen gezeigt wurden, u.a. auf der Biennale of Sydney 2006, auf den documenta Ausstellungen 11, 12, 13 und 14, bei kw-Berlin, im Contemporary Museum, Baltimore, sowie im Stedelijik Museum, Amsterdam oder im Haus der Kunst in München
Auszeichnungen erhielt Kanwar u.a. auf den Filmfestivals San Francisco, Mumbai und Turin und wurde 2005 von einer Stiftung des norwegischen Kulturministeriums mit dem Award for Contemporary Art geehrt.
• Frances Morris
1959 in London geboren, spielt Frances Morris eine Hauptrolle in der Entwicklung der Tate Galerien: Ab 1987 war sie Kuratorin, ab 2000 Head of Displays in der Tate Modern, von 2006-2016 Director of Collection, International Art, und seit 2016 Direktorin der Tate Modern in London.
Morris kuratierte bahnbrechende Ausstellungen, insbesondere große Retrospektiven von Künstlerinnen, einige davon als breit angelegte internationale Kooperationen.
Morris hat einen BA in Kunstgeschichte von der Cambridge Universität und einen MA in Kunstgeschichte vom Courtauld Institute of Art, London. Sie ist Mitglied des Gremiums der Fruitmarket Gallery, Edinburgh, Mitglied von CIMAM sowie Mitglied des Advisory Committee des Serralves Museum of Contemporary Art, Porto.
• Gabi Ngcobo
1974 in Südafrika geboren. Gabi Ngcobo ist eine in Johannesburg ansässige Künstlerin, unabhängige Kuratorin und Vermittlerin.
Sie studierte am Center for Curatorial Studies, Bard College, New York, und ist seit 2011 Fakultätsmitglied an der Wits University School of Arts in Johannesburg. 2010 gründete Ngcobo das Center for Historical Reenactments in Johannesburg, dessen Direktorin sie derzeit auch ist. 2018 kuratierte sie die 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst.
• Elvira Dyangani Ose
1974 in Spanien geboren, seit 2017 Kuratorin bei Creative Time in New York. Ab September 2018 übernimmt sie die Leitung des Showroom in London.
Dyangani Ose studierte Kunstgeschichte an der Universität Autònoma de Barcelona sowie Geschichte und Theorie der Architektur an der Universität Politècnica de Catalunya. Sie promovierte an der Cornell University in New York in Kunstgeschichte und Visual Studies.
Von 2004 bis 2006 war Dyangasi Ose Kuratorin beim Centro Atlántico de Arte Moderno (CAAM) auf Gran Canaria, von 2006 bis 2008 im andalusischen Zentrum für zeitgenössische Kunst, dem CENTRO ANDALUZ DE ARTE CONTEMPORANEO, von 2009 bis 2010 arbeitete sie als Kuratorin für das Arte Invisible Programm, im Rahmen der ARCOmadrid. Zwischen 2011 und 2014 war sie als Kuratorin für internationale Kunst bei der Tate Modern in London tätig und dort u.a. auch für die Entwicklung der Bestände von Kunst aus Afrika und dessen Diaspora verantwortlich.
Dyangasi Ose ist seit 2014 Dozentin an der Goldsmiths University of London für Visual Studies. 2015 kuratierte sie die achte Ausgabe der International Biennal for Contemporary Art (GIBCA) in Göteborg.
• Philippe Pirotte
1972 in Antwerpen, Belgien, geboren, lebt Philippe Pirotte in Frankfurt und arbeitet dort als Rektor an der staatlichen Hochschule für bildende Künste - Städelschule sowie als Direktor der Kunsthalle Portikus.
Parallel ist er Außerordentlicher Hauptkurator an der University of California Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive. Zudem berät er die Kadist Art Foundation (Paris/San Francisco). 1999 war Pirotte einer der Mitbegründer des Contemporary Art Center Objectif Exhibitions in Antwerpen, Belgien, wo er bis 2005 auch als Künstlerischer Leiter tätig war. 2004-2013 war Pirotte Senior Advisor an der Rijksakademie for Visual Arts in Amsterdam, 2005-2011 Direktor der Kunsthalle Bern in der Schweiz.
Als freischaffender Kurator war Pirotte u.a. für folgende Ausstellungsort als Co-Kurator und Organisator tätig: Museum für Moderne Kunst in Frankfurt (2014), Belgischer Pavillon auf der Venedig Biennale (2001), Weltkulturenmuseum Frankfurt (2015), TOP contemporary Art Space Shanghai, Shanghai Biennale, Contemporary Image Collective in Kairo und die Fundación Celarg in Caracas, Venezuela. Zudem war er beratender Programmdirektor beim Sifang Art Museum in Nanjing, kuratierte 2016 La Biennale de Montréal und war 2017 Mitglied des kuratorischen Teams der Jakarta Biennale. Philippe Pirotte hat zahlreiche Essays über zeitgenössische Kunst und Künstler verfasst.
• Jochen Volz
1971 in Braunschweig geboren. Er ist Kunsthistoriker und Ausstellungskurator.
Mai 2017 wurde Volz zum Direktor der Pinacoteca do Estado de São Paulo, Brasilien, ernannt. Volz studierte von 1993 bis 1999 Kunstgeschichte, Kommunikationswissenschaften und Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und an der Humboldt-Universität Berlin.
Zwischen 2001 und 2004 war Volz Kurator an der Ausstellungshalle Portikus in Frankfurt am Main, von 2012 bis 2015 Head of Programmes an den Serpentine Galleries in London und 2016 Kurator der 32. Biennale von São Paulo. 2017 kuratierte Volz den brasilianischen Pavillon auf der 57. Biennale von Venedig.
Nach spannungsreichen Monaten bricht die documenta und Museum Fridericianum gGmbH in eine vielversprechende Zukunft auf: Dr. Sabine Schormann, derzeit zuständig für zwei große Kulturstiftungen in Norddeutschland, wird als Generaldirektorin die Schlüsselposition der Geschäftsführung besetzen. Die Verträge wurden am gestrigen Dienstagabend unterzeichnet.Mehr
Nach spannungsreichen Monaten bricht die documenta und Museum Fridericianum gGmbH in eine vielversprechende Zukunft auf: Dr. Sabine Schormann, derzeit zuständig für zwei große Kulturstiftungen in Norddeutschland, wird als Generaldirektorin die Schlüsselposition der Geschäftsführung besetzen. Die Verträge wurden am gestrigen Dienstagabend unterzeichnet.
Wie Kassels Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der documenta, Christian Geselle, betont, habe man mit Dr. Schormann eine kompetente Persönlichkeit gefunden, um der documenta eine solide Basis und neue Perspektive zu geben. „Es ist an der Zeit, nach vorne zu blicken. Am 18. Juni 2022 werden wir die documenta 15 in Kassel eröffnen. Zu jeder Zeit war es mein Anliegen, dass Kassel und die Welt positiv, bestärkt und mit großer Vorfreude auf unsere künftigen Weltkunstausstellungen blicken können“, so Geselle.
Mit einer Interimsbesetzung der Geschäftsführung durch Wolfgang Orthmayr wurden die laufenden Geschäfte abgesichert. Er wird in enger Abstimmung mit Dr. Sabine Schormann bis zu ihrem Wechsel nach Kassel im Herbst dieses Jahres die Gesellschaft managen. Unterstützen ließ man sich bei der Suche von einer weltweit führenden Personalberatungsagentur.
„Ich bin hoch erfreut, mit Frau Dr. Schormann eine Führungsperson mit internationaler Expertise im Kunst- und Kulturmanagement zu gewinnen", sagt Oberbürgermeister Geselle und weist auf ihre berufliche Qualifikation hin. Sie tritt die Leitung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH nach zuletzt 18 Jahren Erfahrung in der Doppelfunktion als Stiftungsdirektorin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der VGH-Stiftung in Hannover an. Frau Dr. Schormann entwickelte und profilierte beide Stiftungen zu ihrer heutigen Bedeutung. Mit einer Fördersumme von jährlich ca. fünf Millionen Euro stärken die beiden Stiftungen das Kulturangebot des Landes Niedersachsen, insbesondere in den Bereichen Bildende Kunst, Museen, Musik, Literatur, Denkmalpflege und historische Wissenschaften.
Zuvor etablierte Sabine Schormann den bundesweiten Tag des offenen Denkmals für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Von 1996 bis 2000 hatte sie die Ausstellungsleitung für "Planet of Visions" und "Das 21. Jahrhundert" im Themenpark der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover inne.
Die Weiterentwicklung der weltweit bedeutendsten Kunstausstellung documenta wird von Schormanns fachlicher Kompetenz, insbesondere im Kunst- und Museumsbereich, ihren innovativen Ansätzen, der Expertise im Management anspruchsvoller Institutionen und Großveranstaltungen sowie ihrer langen Erfahrung im Umgang mit künstlerischer Qualität profitieren.
„Ich verstehe meine Rolle als 'Ermöglicherin', das heißt, ich möchte der Kunst mit der documenta weiterhin größtmögliche Entfaltung und öffentliche Wahrnehmung zusichern, ohne dabei selbst künstlerisch einzugreifen“, formuliert Schormann. Hierbei hat sie vollen Rückhalt und das Vertrauen der Gesellschafter Stadt Kassel und Land Hessen. Oberbürgermeister Geselle: „Jetzt haben wir die Chance, die documenta zeitgemäß aufzustellen und sie nachhaltig zu stärken.“ „Ich freue mich, dass wir mit Dr. Sabine Schormann eine ausgewiesene Kulturexpertin für diese zentrale Position gewinnen konnten. Diese Entscheidung ist ein weiterer wichtiger Baustein, mit dem wir dafür sorgen, dass die documenta 15 wie geplant 2022 stattfinden kann, weiterhin zur ersten Adresse und Anlaufstelle für Kunstfreunde aus aller Welt zählt und auch in Zukunft auf einem soliden Fundament steht“, sagt Hessens Minister für Wissenschaft und Kunst sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Boris Rhein. „Die documenta ist ein großer Glücksfall und Schatz für das Kulturland Hessen, den wir bewahren müssen.“
Eine der ersten Aufgaben Sabine Schormanns wird es sein, die Suche einer künstlerischen Leitung für die documenta 15 und für die Kunsthalle Fridericianum zu initiieren und zu begleiten. Als Stiftungsdirektorin, u.a. verantwortlich für die Niedersächsischen Musiktage und das Literaturfest Niedersachsen, ist sie von einer kooperativen, auf engen Austausch bedachten Zusammenarbeit der Gesamtleitung mit der kuratorischen Leitung überzeugt: „Ich bin mir der Erwartungen und der großen Verantwortung bewusst – und freue mich auf diese anspruchsvolle Aufgabe.“
Außerdem wird Frau Dr. Schormann den Prozess der Entwicklung des documenta-Instituts aktiv begleiten. Neben diesen Verantwortlichkeiten möchte Frau Dr. Schormann weitere Akzente in Kassel setzen - auch und gerade zwischen den Ausstellungsjahren, um die documenta, die als Plattform für globalen künstlerischen Austausch steht, auch in ihrer lokalen Verantwortung und Verankerung herauszustellen.