Code of Conduct
der
documenta und Museum Fridericianum gGmbH


Präambel

Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH („documenta“) ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die von der Stadt Kassel und dem Land Hessen zu gleichen Teilen getragen wird. Die documenta veranstaltet seit 1955 die gleichnamige und weltweit bedeutendste Ausstellungsreihe zeitgenössischer Kunst.

Die documenta ist dem im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verkörperten humanistischen, freiheitlichen und demokratischen Wertesystem verpflichtet. Im Zentrum jedweder Betätigung der documenta steht die Achtung und Wahrung menschlicher Würde als fundamentaler Grundlage zivilisierten Lebens in Freiheit und Selbstbestimmung.

Die documenta bekennt sich zu ihrer hieraus erwachsenden Verpflichtung und Verantwortung zur Gewährleistung von Schutz gegen Antisemitismus, Rassismus und jedweder anderen Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die documenta gewährleistet die Kunstfreiheit und den für jede künstlerische Betätigung unabdingbaren freien, von Toleranz und Weltsicht geprägten Raum zum Ausdruck von Haltung und Meinung in allen erdenklichen Formensprachen.

Dieser Code of Conduct beschreibt die ethischen Standards, an denen sich sämtliches Handeln der documenta orientiert.


Anwendungsbereich

Der Code of Conduct gilt für die gesamte Organisation der documenta und sämtliche ihr zuzuordnenden Mitarbeitenden unabhängig von ihrem Beschäftigungsstatus. Der Geltungsbereich umfasst sämtliche Arbeitsbereiche der Gesellschaft, mithin sowohl die documenta Ausstellungen, als auch die ständigen Einrichtungen.

Er dient in diesem Anwendungsbereich als Handlungsorientierung für das von der documenta erwartete Verhalten und ergänzt den für die documenta geltenden rechtlichen Rahmen der in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze.

Die jeweilige künstlerische Leitung der documenta Ausstellung soll innerhalb von drei Monaten nach ihrer Wahl in einer öffentlichen Veranstaltung ihr kuratorisches Konzept vorstellen, über ihre Haltung zu aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet zeitgenössischer Kunst informieren und darlegen, wie sie die Achtung der Menschenwürde unter Wahrung der grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit auf der von ihr kuratierten Ausstellung gewährleisten will.


Verhaltensgrundsätze

Gemäß ihres Selbstbekenntnisses steht die documenta für Toleranz und die Achtung menschlicher Würde. Sie tritt jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und jedweder anderen Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktiv entgegen. Die documenta sieht die Arbeitsdefinition des Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) und die Rassismusdefinition der UN-Antirassismuskonvention als für sich verbindlich an.

Die documenta gGmbH gewährleistet die Freiheit künstlerischen Werkens und Wirkens im Rahmen der in Deutschland geltenden Gesetze. Soweit die documenta künstlerische Äußerungsformen als im Konflikt stehend zu den in diesem Code of Conduct manifestierten Verhaltensgrundsätzen beurteilt, behält sie sich vor, ihre hieraus resultierende Haltung zu kommentieren und dies gegebenenfalls auch im unmittelbaren Wahrnehmungsbereich ausgestellter Kunstwerke durch Kontextualisierungen zum Ausdruck zu bringen.

In der internen Zusammenarbeit gehen die Mitarbeitenden der documenta respektvoll miteinander um. Die documenta steht für Diversität und arbeitet aktiv gegen Diskriminierung, Sexismus oder belästigende Verhaltensweisen in der eigenen Einrichtung.


Gesellschaftliche Verantwortung

Die documenta ist als Veranstalterin einer global wirksamen Ausstellung zeitgenössischer Kunst und allen weiteren von ihr wahrgenommen Aufgabenstellungen in besonderem Maße der Gewährleistung gesellschaftlicher Teilhabe unter Beachtung der Prinzipien von Fairness, Transparenz und Meinungspluralität verpflichtet. Sie setzt sich für eine Diskurs- und Debattenkultur im Sinne dieser Grundsätze ein. Mit ihren Ausstellungen, Veranstaltungen, Projekten und Publikationen bietet sie Räume für den kritischen Diskurs globaler Themen aus Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit in einer Umgebung zeitgenössischer Kunst. Die documenta ist fest verankert in einer weltoffenen Gesellschaft und agiert in dieser als Institution parteipolitisch neutral.


Nachhaltigkeit

Die documenta erkennt Nachhaltigkeit als ein Leitprinzip ihres Handelns an. Für ihre Aktivitäten verfolgt sie das Ziel ressourcenschonenden Handelns unter Anlegung einer Kosten-Nutzen-Effizienz, die stets sämtliche sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeitsaspekte im Blick behält. Die documenta verfolgt auf sämtlichen Handlungs- und Arbeitsebenen einen effizienten und achtsamen Umgang mit den essentiellen Grundlagen menschlichen Lebens.


Kommunikation, Vermittlung und Soziale Medien

Mit dem Anliegen einer breiten Teilhabe und umfassenden Einbindung der Öffentlichkeit in ihre Angebote ist die documenta insbesondere während der Zeiten der zyklischen Ausstellungen präsent in Sozialen Medien. Hierdurch befördert die documenta den Dialog mit ihren Besuchenden und macht aktuelle Informationen über ihre Angebote virtuell verfügbar. Die im Rahmen Sozialer Medien durch Dritte abgegebene Kommentare und geäußerten Ansichten geben keine Meinungsäußerungen der documenta selbst wieder. Die documenta erwartet auf den von ihr betriebenen Kanälen einen respektvollen Umgang im Geist der Leitlinien dieses Code of Conducts.


Verbindlichkeit des Code of Conduct

Der Code of Conduct beinhaltet organisationsinterne Verhaltensregeln, die für sämtliche von seinem Anwendungsbereich erfassten Personen unmittelbar verbindlich sind. Verstöße gegen diese Regeln wird die documenta mit den einschlägigen disziplinar- und arbeitsrechtlichen Instrumenten verfolgen. Der Code of Conduct entfaltet darüber hinaus eine gesellschaftliche Verantwortung der documenta, die sie auch in ihrem Austausch und Geschäftsverkehr mit Dritten als Handlungsleitlinie verfolgt.