Günther Uecker (1930–2025)

"Meine Objekte sind eine räumliche Realität, eine Zone des Lichtes. [...] Ich benutze mechanische Mittel, um die subjektive Geste zu überwinden, zu objektivieren, eine Situation der Freiheit zu schaffen." (Günther Uecker, in: ZERO 3, 1961)

Der Maler und Objektkünstler Günther Uecker ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Anfang der 1960er Jahre erlangte er als Mitglied der ZERO-​Bewegung internationale Bekanntheit. Mit seinen charakteristischen Nagelreliefs, kinetischen Experimenten sowie Licht- und Raumarbeiten prägte Uecker eine Kunst, die Materialität, Struktur, Serialität und spirituelle Kontemplation unverwechselbar verband. Als dreimaliger documenta Teilnehmer und langjähriger Professor an der Kunstakademie Düsseldorf zählt der gebürtige Mecklenburger und gelernte Schreiner, der 1953 als Republikflüchtling aus der DDR zum Kunststudium in das Rheinland übersiedelte, zu den herausragenden Wegbereitern der deutschen Nachkriegskunst. Sein bevorzugtes Arbeitsmaterial – der Zimmermannsnagel – wurde ab 1957 zu seinem unverkennbaren Markenzeichen und kam in seiner fast sieben Jahrzehnte umspannenden Tätigkeit wohl millionenfach zum Einsatz.  

Ueckers Beitrag zur documenta 3 im Jahr 1964 – gemeinsam mit Heinz Mack und Otto Piene – markiert einen besonderen Meilenstein. Die drei Düsseldorfer Künstler wurden vergleichsweise spät in Arnold Bodes kurzfristig eingerichtete Sektion „Licht und Bewegung“ aufgenommen – zu einem Zeitpunkt, als ihr Galerist Alfred Schmela bereits in einem Brief an Werner Haftmann gegen die (vermeintliche) Nichtberücksichtigung protestiert hatte. Unter den Dachschrägen im kargen Obergeschoss des Fridericianum präsentierten sie ihren „Lichtraum – Hommage à Fontana“, eine siebenteilige Installation kinetischer Lichtobjekte, darunter die Gemeinschaftsarbeiten „Silbermühle“  und „Weiße Mühle“  sowie eine Diaprojektion eines Werkes Lucio Fontanas, der in jenem Jahr von den Kasseler Ausstellungsmachern nicht zur Teilnahme eingeladen worden war. Als Einzelkünstler war Uecker 1964 zudem mit drei monochrom-​weißen genagelten Strukturreliefs vertreten.

Nach der Auflösung der Gruppe ZERO im Jahr 1966 führte Günther Uecker seine künstlerische Arbeit konsequent und mit wachsender internationaler Resonanz fort. Neben zwei weiteren documenta Teilnahmen in den Jahren 1968 und 1977 zählt seine Mitwirkung im Deutschen Pavillon der 35. Biennale von Venedig (1970) – gemeinsam mit Georg Karl Pfahler und Kasper Thomas Lenk – zu den zahlreichen Stationen seiner langen Karriere. Mit seinen Aschebildern der 1980er Jahre reagierte er auf den Reaktor-​Unfall von Tschernobyl und die voranschreitende Umweltzerstörung durch den Menschen; 1998 gestaltete er einen Andachtsraum im Deutschen Bundestag. Erst vor einem halben Jahr, im Dezember 2024, wurden in seinem Beisein im Schweriner Dom neue, farbenprächtige Glasfenster nach seinem Entwurf eingeweiht.

Günther Uecker, portrait by Heinz Günter Mebusch; from: Journey to Planet Ars, photo project from 1978, © documenta archiv / Heinz Günter Mebusch