- documenta
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der documenta Ausstellungen
Was 1955 im Fridericianum begann, damals noch an der Seite der Bundesgartenschau, ist heute weltweit eine der bedeutendsten Ausstellungsreihen für zeitgenössische Kunst. Am 15. Juli 1955 wurde die von Arnold Bode gegründete documenta zum ersten Mal in Kassel eröffnet. Insgesamt 15 Ausgaben der documenta haben seitdem stattgefunden. Die documenta 16 ist in Vorbereitung und wird 2027 in Kassel eröffnet.
Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der documenta laden das gesamte Jahr 2025 über Ausstellungen, Talk- und Vortragsreihen, Konzerte und Performances, Buchpräsentationen und Social Media Kampagnen dazu ein, sich mit der wechselvollen Geschichte und der Zukunft der international einzigartigen Ausstellungsreihe auseinanderzusetzen. Mit einem Festakt am 7. Juni wird an die Gründung der documenta erinnert und zugleich eine stadtweite Intervention der documenta-12-Künstlerin Cosima von Bonin eröffnet.
Sven Schoeller, Vorsitzender des documenta-Aufsichtsrats und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, betont die internationale Ausstrahlung der documenta und ihre in die Stadtgesellschaft hineinwirkende, positive Energie: “Die documenta ist nicht nur eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst, sondern spielt auch eine zentrale Rolle für den Zusammenhalt und das Selbstbewusstsein der Kasseler Stadtbevölkerung. Als wiederkehrendes kulturelles Großereignis zieht sie internationale Aufmerksamkeit auf sich und verwandelt Kassel in ein Zentrum des künstlerischen Austauschs. Die Vorfreude auf die kommende documenta 16 im Jahr 2027 ist besonders groß, da mit Naomi Beckwith eine kuratorisch vielversprechende und international sehr vernetzte Persönlichkeit die künstlerische Leitung übernimmt.”
„Das Programm flankiert mit Spannung und Abwechslung dieses besondere Jubiläum der documenta. Es wirkt in die Stadtgesellschaft hinein und beleuchtet mit Performances, Gesprächsrunden und interaktiven Formaten, wie diese einzigartige Kunstausstellung die Gegenwart prägt – und zugleich von den Weltereignissen geprägt wird. Dabei wird dem kritischen Blick viel Raum gelassen. Ich freue mich auf ein anregendes Jubiläumsprogramm des hessischen Leuchtturms, das auch über die Grenzen unseres Bundeslandes hinweg große Beachtung finden wird“, so Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels.
Der Geschäftsführer der documenta, Andreas Hoffmann, verweist auf die immense Verantwortung und die einzigartige Chance, die mit der Ausrichtung dieser bedeutenden und oft kontroversen Ausstellung einhergehen. „Wir ergreifen zu diesem Jubiläum die Gelegenheit, um über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der documenta zu sprechen – und zwar aus allen Perspektiven. Im Zentrum steht einerseits ein kritischer Rückblick auf zentrale Aspekte der Ausstellungen, wie etwa die Inszenierung einzelner Künstlerpersönlichkeiten oder auch die Rolle der diskursbestimmenden kuratorischen Einzelpersönlichkeit an der Spitze der documenta, als auch die Suchbewegung hin zu neuen Formen des Kuratierens, Ausstellens und einer sich rasant im Wandel befindenden Vorstellung dessen, was Kunst sein könnte oder was im Sinne eines gesellschaftlichen Miteinanders von ihr erwartet wird. Das Besondere an der documenta ist ja, dass sie in einem kritischen Diskurs mit ihrer eigenen Geschichte und den künstlerischen Referenzen fortgeschrieben wird, während parallel dazu eine die gesamte Kunst- und Kulturszene beeinflussende Rezeptionsgeschichte entstanden ist, die eine permanente Neubefragung vornimmt. Diese Dynamik aufzugreifen und in eine produktive Vorstellung künftiger documenta-Ausgaben zu transformieren, ist die aktuell große Herausforderung, der wir uns auch im 70. Jahr der Ausstellungsgeschichte stellen wollen.“
Das vollständige Programm finden Sie hier.
Bildmaterial zum Download finden Sie hier.


Höhepunkte des Jubiläumsjahres
Festakt 70 Jahre documenta und Eröffnung der Intervention 7000 Palmen von Cosima von Bonin
7. Juni 2025, 18 Uhr
Fridericianum
Anschließend Podiumsdiskussion mit ehemaligen und aktuellen Künstlerischen Leitungen der documenta 70 Jahre documenta in Kassel:
Empfang und Get-Together im Innenhof des Fridericianums
Cosima von Bonin: 7000 Palmen
7. Juni – 28. September 2025
Im Kontext des 70. Jubiläums der documenta präsentiert das Fridericianum ein außergewöhnliches Projekt der 1962 in Mombasa geborenen und heute in Köln lebenden Künstlerin Cosima von Bonin. Dabei geht es um Kreativität, Gemeinschaft und feierliche Momente, aber auch um Referenzen an die Kunst- und documenta-Geschichte sowie gesellschaftliches Miteinander.
Zentrales künstlerisches Element sind Wimpelketten, deren Fähnchen nicht die übliche Dreiecksform aufweisen, sondern die Silhouette einer Palme, die sich auch in anderen Arbeiten der Künstlerin findet. Alle Einwohner*innen Kassels – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – werden dazu eingeladen, gemeinschaftlich mit den Wimpelketten ihre Stadt zu schmücken. Auf diese Weise sollen möglichst viele Menschen in das ungewöhnliche Kunstprojekt integriert werden und an dem Erlebnis teilhaben. Begleitend wird das Fridericianum Workshops, Aktionen, Performances und Konzerte organisieren, die ein Gespräch über Kunst, Kreativität und die Stadt eröffnen und Begegnung und Austausch ermöglichen.
Cosima von Bonin zählt zu den bestimmenden Positionen ihrer Generation. Sie war 2007 an der documenta 12 und 2022 an der Biennale Venedig beteiligt. Ihr Werk wurde international durch institutionelle Einzelausstellungen etwa im Kunsthaus Bregenz (2010), im Museum Ludwig in Köln (2011), im MUMOK – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2014), im SculptureCenter in New York (2016) oder im Mudam – Musée d‘Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg (2024) gewürdigt.
Mario García Torres: A History of Influence
Ausstellung
15. März – 27. Juli 2025
Fridericianum
Eröffnung: Freitag, 14. März 2025, 19 Uhr
Kindervernissage: Freitag, 14. März 2025, 17.30 - 19 Uhr
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 13. März 2025, 11.30 Uhr
Die erste Einzelausstellung von Mario García Torres in Deutschland ermöglicht Besuchenden einen Einblick in dessen konzeptuelle Kunstpraxis, mit der er scharfsinnig und humorvoll aus Geschichte neue Geschichten ersinnt. Die Schau des documenta-13-Teilnehmers im Fridericianum ist umfangreich und zeichnet sich durch Multimedialität aus: Gemälde, Diaprojektionen, Film-, Foto- und Klangarbeiten sowie Skulpturen führen die Gäste auf einen heiteren Spaziergang, unter anderem durch die vergangenen Dekaden der documenta. Bei aller Intensität der Präsentation vermitteln sich die Themen, für die García Torres eine Faszination hegt – wie Zufall und Langeweile – zugänglich und unkompliziert. So lässt der 1975 in Mexiko geborene Künstler bekannte Elemente aus der Popkultur oder auch sympathische Charaktere, wie den flauschigen Xoco oder eine elektronisch gesteuerte Schildkröte für sich sprechen.
Kunst im Streit – Antisemitismus und postkoloniale Debatte auf der documenta fifteen
Meron Mendel und Heinz Bude
Buchpräsentation des documenta Instituts
1. April 2025, 19 Uhr
Fridericianum
Der Band Kunst im Streit ist aus dem von Heinz Bude und Meron Mendel geleiteten Forschungsprojekt über Antisemitismus und Postkolonialismus auf der documenta fifteen entstanden. Er analysiert die ganze Dynamik des postkolonialen Diskurses um Rede- und Beschweigungsrechte, um grundlegende Darstellungstabus und notwendige Sichtbarmachungen, um Verdammung von Judenhass und Empörung über Rassismus rund um die Documenta 15. Berücksichtigt werden dabei auch die unmittelbare Vorgeschichte der Kunstschau, die Rolle der Stadt Kassel als »documenta-Stadt«, der Stellenwert von »Israelkritik« im postkolonialen Diskurs sowie die Frage nach den Grenzen von Kunst und die damit verbundenen Vorstellungen von Antisemitismus und Postkolonialität.
documenta lessons. Von, mit und ohne Kunst lernen.
Gesprächsreihe
documenta Institut
6. Mai – 1. Juli 2025
Unterschiedliche Veranstaltungsorte
Von Anfang an ging es bei den documenta Ausstellungen um ein Lernen mit und durch Kunst. Bei den Gründern war es ein Lernen durch die Imagination eines Ausgangspunkts vor der Katastrophe eines verlorenen Kriegs und eines vollbrachten Völkermords, bei Bazon Barock ein Lernen von Demokratie am Beispiel der Selbstautorisierung von Kunst jenseits der etablierten Kultur und ab der documenta 10 ein Lernen des Lernens jenseits des europäischen Bildungskanons. Bei der documenta fifteen stand gar das Verlernen von Kunst als Aufgabe der Kunst auf dem Programm.
Nach 70 Jahren documenta soll in einer Folge von Gesprächen diese Lerngeschichte bedacht werden. Hat sich das heutige Publikum nicht von dieser Idee eines exemplarischen Lernens durch Kunst oder Wissenschaft emanzipiert? Hat die Vorstellung einer „nützlichen Kunst“ nicht schon längst die Vorstellung eines Lernens durch die Form der Kunst aufgegeben? Oder ist dieser ganze Lernkomplex nicht eine seltsame Idee des bildungsbeflissenen 19. Jahrhunderts in Europa?
Masters of the universe, wisst ihr, was ihr tut?
Auftakt:Eva Maria Stadler und Heinz Bude
6. Mai 2025, 18:30 Uhr
Fridericianum
Jede documenta hatte ihr verborgenes Curriculum. Es ging immer auch um Demokratie, Freiheit und die Art und Weise, eine Stimme zu haben und diese zu erheben. In welchem Verhältnis stehen aber die Autonomie der Kunst und die politischen Anforderungen an die Kunst? Und wie kann man unter diesen Voraussetzungen Kunst lehren? Und welche Rolle hat das Publikum? Das Gespräch zwischen Heinz Bude und Eva Maria Stadler wird mit Bezugnahme auf Pierre Bourdieu die Frage nach der Wirksamkeit von Kunst erörtern und was dies für das Lehren von Kunst bedeutet.
Revisitations
Gesprächsreihe
5. Juni 2025, 19 Uhr
Auftakt: Carolyn Christov-Bakargiev, Künstlerische Leiterin der documenta 13 (2012), im Gespräch mit dem Künstler Mario García Torres
Fridericianum
Revisitations: (Wieder-)Begegnungen und neue Perspektiven. Das Fridericianum und das documenta archiv flankieren das Ausstellungsprogramm der Kunsthalle mit einer hochkarätigen Talkreihe: Drei frühere documenta Kurator*innen sind im Fridericianum zu Gast, das in diesem Jahr mit Mario García Torres und Cosima von Bonin zwei documenta Teilnehmer*innen präsentiert.