ruangrupa
Bootsverleih Ahoi, C&A Fassade, documenta Halle, Frankfurter Straße / Fünffensterstraße (Unterführung), Fridericianum, Friedrichslatz, Gewächshaus (Karlsaue), Gloria-Kino, Grimmwelt Kassel, Hafenstraße 76, Hallenbad Ost, Hessisches Landesmuseum, Hiroshima-Ufer (Karlsaue), Hotel Hessenland, Hübner-Areal, Karlswiese (Karlsaue), KAZimKuBa, Komposthaufen (Karlsaue), Museum für Sepulkralkultur, Naturkundemuseum im Ottoneum, Nordstadtpark, ook_visitorZentrum, Weserstraße 26, Platz der Deutschen Einheit (Unterführung), Rainer-Dierichs-Platz, Rondell, ruruHaus, Sandershaus/Haferkakaofabrik, St. Kunigundis, Stadtmuseum Kassel, Trafohaus, Walter-Lübcke-Brücke, WH22
Über 738.000
Über 1.500
42.200.000 Euro
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„Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta fifteen hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen.“ ruangrupa (2019)
ruangrupa hat der documenta fifteen (18. Juni bis 25. September 2022) die Werte und Ideen von lumbung zugrunde gelegt. lumbung, direkt übersetzt „Reisscheune“, bezeichnet eine in ländlichen Gebieten Indonesiens gemeinschaftlich genutzte Architektur, in der die Ernte einer Gemeinde als gemeinsame Ressource für die Zukunft zusammengetragen, gelagert und nach kollektiv bestimmten Kriterien verteilt wird. Als konkrete Praxis bildete lumbung den Ausgangspunkt der documenta fifteen: Grundsätze von Kollektivität, Ressourcenaufbau und gerechter Verteilung standen im Mittelpunkt der kuratorischen Arbeit und prägten den gesamten Prozess – die Struktur, das Selbstverständnis und das Erscheinungsbild der documenta fifteen.
Die Arbeitsweise beruhte auf einem alternativen, gemeinschaftlich ausgerichteten Modell der Nachhaltigkeit in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht, bei dem Ressourcen, Ideen und Wissen geteilt werden, sowie auf sozialer Teilhabe. Der Gedanke der Nachhaltigkeit wurde auch bei der Ausstellungsplanung in all seinen Ausprägungen umfassend berücksichtigt.
ruangrupa hatte bereits in Jakarta mit anderen Kollektiven ein Ekosistem (Bahasa-Indonesisch für Ökosystem) gebildet, innerhalb dessen sie Ressourcen gemeinschaftlich teilten. Von diesem Prinzip ausgehend, hat ruangrupa eine Einladung an die documenta ausgesprochen, Teil des Ekosistems zu werden. Mit dieser Einladung machten sie deutlich, dass sie documenta nicht als die einseitig auftraggebende Kunstinstitution wahrnahmen, sondern als Teil einer Gemeinschaft, in der die Verteilung der Ressourcen gemeinsam gestaltet wird.
Die Künstler*innen der documenta fifteen wurden lumbung member und lumbung-Künstler*innen genannt. Im Jahr 2020 hatten ruangrupa und das Künstlerische Team zunächst 14 Kollektive und Initiativen eingeladen, die bereits einer dem lumbung entsprechenden Praxis folgten. Diese Initiativen wurden auch als lumbung inter-lokal member bekannt. Sodann entwickelten sie gemeinsam die Idee und Praxis von lumbung weiter und arbeiteten an neuen Nachhaltigkeitsmodellen sowie kollektiven Praktiken des Teilens.
Die lumbung member und lumbung-Künstler*innen luden ihrerseits weitere Künstler*innen ein, gemeinsame Ressourcen zu nutzen und zur Ausstellung beizutragen.
Gemeinsam mit ruangrupa, dem Künstlerischen Team und den 14 lumbung member bildeten die lumbung-Künstler*innen eine interdisziplinäre Plattform zeitgenössischer Kunst, die ihrerseits weitere Akteur*innen zur documenta fifteen einluden. Damit gestaltete nicht ruangrupa allein, sondern ein sich stetig erweiterndes Netzwerk die documenta fifteen.
Gleichzeitig wurden die Grundsätze in Indonesien deutlicher und die internationalen Kreise und die Verbindungen nach Kassel ganz neu herausgearbeitet und unter lumbung Indonesia, lumbung inter-lokal und lumbung Kassel spezifiziert.
Während manche künstlerischen Arbeiten konkret auf die Ausstellung in Kassel zugeschnitten waren, waren die Beiträge der lumbung member langfristig konzipiert. Dieses Prinzip manifestiert sich u. a. in der unabhängigen und nach wie vor aktiven kollektiv betriebenen Website www.lumbung.space.
Um den prozesshaften und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Charakter der Arbeitsweisen hervorzuheben, haben neun lumbung member bereits im Vorfeld der Ausstellung Events in ihren jeweiligen Heimatorten veranstaltet, die anschließend nach Kassel übertragen wurden. So haben Gudskul aus Jakarta am 26. Januar 2021, 9. März 2021 und 26. März 2022 Curricula im Rahmen des Koperasi Laboratory abgehalten. Im Rahmen der dritten OFF Biennale Budapest mit dem Titel INHALE!, die vom 23. April bis 30. Mai 2021 als hybrides Event durchgeführt wurde, war eines der insgesamt vierzehn Projekte der Living Room. Mit dem Living Room, der als Pre-Event zur documenta fifteen konzipiert wurde und die Öffentlichen Programme der OFF-Biennale Budapest beherbergte, kontextualisierte die OFF-Biennale Budapest ihre Beteiligung an der documenta fifteen und bezog sich direkt auf das von ruangrupa initiierte Konzept des Wohnzimmers als öffentlichen Raum der Begegnung und des Diskurses.
Auch Britto Arts Trust waren mit den Projekten Pakghor Bangladesh und Revisit im Vorfeld der Ausstellung aktiv, die die Grundlage für ihre künstlerische Beteiligung an der Ausstellung bildeten. Im Herbst 2021 veranstaltete Jatiwangi art Factory einen Workshop für Toninstrumente sowie das Festival Rampak Genteng. Rampak Genteng fand am 11. November 2021 in Jatiwangi auf Java, Indonesien, statt. Der Höhepunkt dieser Veranstaltungsreihe war das kollektive und performative Open-Air-Konzert. Mehr als 150 Beteiligte spielten unter der musikalischen Leitung von Jatiwangi art Factory gemeinsam auf den eigens für diesen Anlass angefertigten Musikinstrumenten aus Ton. Más Arte Más Acción organisierte vom 29. November bis 4. Dezember 2021 in Nuquí, Chocó, ein Treffen zum Austausch über kulturelle Prozesse, das Más Arte Más Acción mit Lumbung Nuquí betitelte. Wajukuu Art Project veranstaltete im Dezember 2021 das Slum Art Festival im Mukuru Slum von Nairobi sowie im April 2022 die Ausstellung Systems To Emptiness in der Circle Art Gallery. Mit der INLAND Academy wurden insgesamt neun Seminare zu agrarökologischer und kultureller Praxis von Madrid, über Neapel, Newcastle, Mallorca bis Kassel angeboten. Im Februar 2022 fand das Ségou' Art – Festival sur le Niger statt und Trampoline House hat in der Apostelkirche im Zentrum Kopenhagens das Weekend-Trampoline House gegründet und die Aktivitäten sowohl vor Ort in Kopenhagen als auch in Kassel und anderswo ausgebaut.
Orte
Als Ausgangspunkt für die lumbung-Praxis in Kassel hat ruangrupa ein ehemaliges Kaufhaus nahe des Fridericianum in Kassels Innenstadt gewählt. Das ruruHaus bot – gleich eines Wohnzimmers – Raum für Austausch und Begegnungen. Darüber hinaus hat ruangrupa bekannte und neue Orte in Kassel für sich erschlossen. So erstreckte sich die documenta fifteen von der Innenstadt mit u. a. ruruHaus, Fridericianum, documenta Halle, Naturkundemuseum im Ottoneum, Grimmwelt Kassel und Museum für Sepulkralkultur erstmalig mit z. B. Bootsverleih Ahoi über die Fulda hinweg in den industriell geprägten Kasseler Osten. Dort wurden u. a. eine ehemalige Fertigungshalle der Firma Hübner und das Hallenbad Ost als Standorte aktiviert.
Insgesamt bespielte die documenta fifteen über 25.000 qm Ausstellungsfläche an 32 Ausstellungsorten, wobei die Orte nicht statisch bespielt, sondern stets im Prozess waren und von nongkrong, dem gemeinsamen Zusammenkommen, Essen, Musizieren, Diskutieren, aber vor allem durch die künstlerischen Aktivierungen der Beteiligten lebten. Noch nie waren so viele Künstler*innen und weitere eingeladene Akteur*innen über einen Zeitraum, der die gesamte Ausstellungslaufzeit überspannte, in Kassel anwesend und aktiv.
Dieses Prinzip kann anhand des Beispiels der Fridskul (siehe Videoclip Fridericianum als Schule) im Fridericianum nachvollzogen werden. lumbung wurde im Fridericianum als Reisscheune erfahrbar – und zwar im Rahmen eines praktizierten Kunstverständnisses, bei dem die Trennung von Kunst und Leben aufgehoben ist. Auf Einladung des Kollektivs Gudskul fanden hier öffentliche Workshops, Seminare und Austausch-Formate statt. Ein Schlafsaal und eine Küche boten den Künstler*innen die Möglichkeit, ihren Lebensmittelpunkt in das Fridericianum zu verlegen. Sie nutzten das Ausstellungshaus, um dort gemeinsam zu leben, zu schlafen, zu essen, zu kochen und zu arbeiten. So entstand ein Raum für Begegnungen, dessen Form sich im Lauf der Zeit aus seiner Nutzung entwickelte. Der Bau diente zur Aufbewahrung der gemeinsamen Ressourcen wie Wissen, Geschichten und Erfahrungen. Diese „Ernte“ lagerte hier nicht lediglich, sondern Künstler*innen aktivierten und produzierten sie.
Im Erdgeschoss des Fridericianum lud RURUKIDS (Link zum Video) Babys, Kinder, Teenager und deren Eltern zum spielerischen Lernen und Entdecken ein. Gemeinsam schufen lumbung-Künstler*innen, Kasseler Initiativen und die Kunstvermittler*innen, so genannte sobat-sobat (Indonesisch für Freund*innen) hier eine sichere und anregende Umgebung, in der Kinder entspannen, spielen und frei erkunden konnten. Im Nachgang zur documenta fifteen hat sich eine Elterninitiative gebildet, die sich für den Verbleib der dort verorteten Public Daycare (Link zu Video) der Künstlerin Graziela Kunsch einsetzt.
Öffentliche Programme und Meydan
Als sich im Prozess befindliches, kollektiv geprägtes Unterfangen, waren Zusammenkünfte und Veranstaltungen von besonderer Bedeutung für die documenta fifteen. So fanden während der Laufzeit über 1.700 Veranstaltungen der beteiligten Künstler*innen und ihrer eingeladenen Akteur*innen statt. Das Eröffnungswochenende sowie das besonders dichte, auf drei Wochenenden konzentrierte und als Festival ausgerichtete Meydanprogramm wurde insgesamt von rund 38.000 Menschen besucht. Das Festival im August 2022 entstand in Kooperation mit dem Schlachthof Kassel und die Septemberausgabe in Kooperation mit dem Sandershaus e. V. Angebote, wie beispielsweise Gudkitchen (Link zu Video), das ook_visitorZentrum, oder die Konzerte von Jatiwangi art Factory und die Tee-Zeremonien von Festival sur le Niger im Hübner Areal luden regelmäßig zum entspannten Zusammenkommen ein.
Majelises, der Collective Pot und übergreifende kollektive Projekte
Die kollektiven Projekte wurden in majelises (indonesisch für Versammlungen) weiterentwickelt. Die insgesamt 10 majelis-Gruppierungen (lumbung inter-lokal majelis und 9 mini-majelises) dienten der Diskussion um die Verwendung des Anteils des Produktionsbudgets aus dem Collective Pot und der Weiterentwicklung der Projekte, die zusätzlich zu den künstlerischen Positionen das Rückgrat der documenta fifteen bildeten. Hier kann z.B. auf lumbung Currency verwiesen werden, eine Arbeitsgruppe, die – mit dem BeeCoin von ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, dem Cheesecoin von INLAND, dem Dayra von The Question of Funding und dem Jalar von Gudskul – eine Stärkung und Verbindung der Gemeinschaftswährungen fokussierte, sowie auf lumbung Land, eine Gruppe, die nach ganzheitlichen Modellen für die Bewirtschaftung und den kollektiven Besitz von Land aus menschlicher und nicht-menschlicher Perspektive arbeitete.
Die Resultate der Projekte
lumbung Kios (Link zu Video), lumbung Gallery, lumbung Film, lumbung Radio (Link zu Video), lumbung Press (Link zu Video) und auch das Zusammenkommen des lumbung of Publishers (in Kooperation mit Pro Helvetia) (Link zu Video) waren in der Ausstellung in Kassel präsent.
lumbung Kios und die lumbung Gallery boten Produkte und Kunstwerke der Künstler*innen selbst und aus deren Ekosistems an und bestehen auch nach Ende der Ausstellung fort. Der Produktkatalog des lumbung Kios ist unter https://lumbung.space/ abrufbar und derjenige der lumbung Gallery unter www.lumbunggallery.theartists.net/.
lumbung Film ist ein Speicherort für Film- und Videoarbeiten der lumbung member und lumbung-Künstler*innen, die während der Ausstellungslaufzeit im Kasseler Gloria-Kino aufgeführt wurden. Das Publikum erhielt dadurch die Möglichkeit, auch frühere Arbeiten der Künstler*innen und Kollektive zu sehen und ihre künstlerischen Beiträge zur documenta fifteen zu kontextualisieren. Für die drei Meydan-Wochenenden (8.–10. Juli, 12.–14. August und 9.–11. September 2022) stellten Gast-Kurator*innen die Filmprogramme zusammen. Die lumbung member und lumbung-Künstler*innen bündelten ihre Filmbeiträge auf lumbung.space, dem Open-Source-basierten „Online-Wohnzimmer“ für die lumbung-Praxis. Auf Basis dessen konnten die Kollektive und Künstler*innen auch nach dem Ende der documenta fifteen für 100 weitere Tage Filmvorführungen an ihren Standorten überall auf der Welt kuratieren.
lumbung Radio war das Online-Community-Radioprojekt der documenta fifteen. Es lief bereits im April 2022 an und sendete während der 100 Tage der documenta fifteen rund um die Uhr aus der ganzen Welt in die ganze Welt. Beteiligte Radiostationen und Künstler*innen von lumbung Radio waren RURUradio (Indonesien), The Nifty Radio (Indonesien), Arts Collaboratory Radio (Mexiko), Centre d’art Waza (Demokratische Republik Kongo), Radio AlHara (Palästina), LE 18 (Marokko), Amol K Patil und Party Office b2b Fadescha (Indien), Old Boys Network (OBN) Archive, Radio Rasclat, Freies Radio Kassel und Kollektiv Eigenklang, Cashmere Radio (alle Deutschland), Shared Frequencies Radio (USA), Force inc. / mille plateaux, NON / ‘O’ / (Österreich), Radio Art Zone (Luxemburg), ook_visitorZentrum podcast (Deutschland), Consonni (Spanien), Fugitive Radio (Finnland und Deutschland), Radio Nopal, Radio Ensayo, Radio Cocina Colaboratorio (alle Mexiko), Good Morning, I Love You (Zypern) und Station of Commons (Finnland).Das Radioprogramm ist nach wie vor online und unter diesem Link abrufbar: lumbungradio.stationofcommons.org
lumbung Press
lumbung Press (Link zu Video) ist ein Projekt der lumbung member, lumbung-Künstler*innen und des Künstlerischen Teams der documenta fifteen. Im Kern besteht es aus einer kollektiv betriebenen Offsetdruckerei in der documenta Halle, ihren Druckerzeugnissen und den begleitenden Veranstaltungen. Drucktechniker*innen leiteten lumbung-Künstler*innen, lumbung member sowie Mitglieder des Künstlerischen Teams und weitere Beteiligte an, um sie zu befähigen, die Maschinen selbständig zu bedienen. Die entstehenden Publikationen wurden dann durch lumbung Kios, im Buchhandel sowie in den eigenen Ekosistemen zugänglich gemacht. Die lumbung Press ging nach der documenta fifteen nach Barcelona, wo sie von lumbung-Künstler Erick Beltrán in einem Kulturzentrum weiterhin nutzbar gehalten wird.
Walks and Stories
Bei den Walks and Stories wurden Besucher*innen von den sobat-sobat, den Kunstvermittler*innen der documenta fifteen, in Rundgängen über die Ausstellungen begleitet. Dabei wurden Räume, Geschichten und Arbeitsweisen von lumbung gemeinsam erkundet. Im Dialog mit den sobat-sobat lernten Teilnehmende die eingeladenen Künstler*innen und Kollektive kennen und erfuhren mehr über ihre künstlerische Praxis. Die Gäste der documenta fifteen waren eingeladen, eigene Ressourcen an Wissen und Erfahrungen einzubringen, zu teilen und für andere verfügbar zu machen. Mit dieser Kultur der Teilhabe und Beteiligung bereicherten sie lumbung während der 100 Tage und wurden selbst aktiver Teil der documenta fifteen.
Antisemitismus und die Debatte darum
Von Januar 2022 an, also ein knappes halbes Jahr vor Ausstellungsbeginn und gut vier Monate nach Veröffentlichung der Künstler*innenliste, war die documenta fifteen von Vorwürfen bezüglich einer vermuteten BDS-Nähe ihrer Teilnehmer*innen begleitet. Die bundesdeutsche Medienlandschaft reagierte unmittelbar auf die von einem Kassler Blog initiierte Debatte. Nachdem der Zentralrat der Juden beanstandete, nicht als Podiumsteilnehmer eines geplanten Diskussionsforums We need to Talk geladen worden zu sein – das in der Folge abgesagt wurde –, wuchs der politische Druck auf alle Beteiligten immens. ruangrupa, das Künstlerische Team, die lumbung member und -Künstlerin*innen sahen sich zunächst ungerechtfertigt angegriffen und auch in der von der besonderen deutschen Verantwortung geprägten Debatte nicht ausreichend zu Hause.
Als zwei Tage nach der offiziellen Eröffnung jedoch offenbar wurde, dass ein wimmelbildartiges ausgestelltes Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi (People‘s Justice, 2000) eindeutig antisemitische Bildsprache enthielt, stand die documenta fifteen im Zentrum einer kultur- und gesellschaftspolitischen Debatte. Nach dem Rücktritt der Generaldirektorin, Dr. Sabine Schormann, setzten die Gesellschafter eine Fachwissenschaftliche Begleitung ein, die die documenta fifteen und ihre Strukturen vor diesem Hintergrund untersuchte. Der Abschlussbericht des Gremiums bietet den Ausgangspunkt einer Organisationsentwicklung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und ihrer (Gremien) -Strukturen, die eine Zukunft der Ausstellung sichern und derartige Vorgänge für die Zukunft unterbinden soll (Stand: Mai 2023).
Teilnehmende Künstler*innen
DIE 14 LUMBUNG MEMBER WAREN
Britto Arts Trust
FAFSWAG
Fondation Festival sur le Niger
Gudskul
INLAND
Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR)
Jatiwangi art Factory
Más Arte Más Acción
OFF-Biennale Budapest
Project Art Works
The Question of Funding
Trampoline House
Wajukuu Art Project
ZK / U – Zentrum für Kunst und Urbanistik
DIE LUMBUNG KÜNSTLER*INNEN WAREN
*foundationClass*collective
Agus Nur Amal PMTOH
Alice Yard
Amol K Patil
Another Roadmap Africa Cluster (ARAC)
Archives des luttes des femmes en Algérie
Arts Collaboratory
Asia Art Archive
Atis Rezistans | Ghetto Biennale
Baan Noorg Collaborative Arts and Culture
Black Quantum Futurism
Boloho
Britto Arts Trust
Cao Minghao and Chen Jianjun
Centre d‘art Waza
CHANG En-man
Chimurenga
Cinema Caravan and Takashi Kuribayashi
Dan Perjovschi
El Warcha
Erick Beltrán
FAFSWAG
Fehras Publishing Practices
Fondation Festival sur le Niger
Graziela Kunsch
Gudskul
Hamja Ahsan
ikkibawiKrrr
INLAND
Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR)
Jatiwangi art Factory
Jimmie Durham
Jumana Emil Abboud
Keleketla! Library
Kiri Dalena
Komîna Fîlm a Rojava
La Intermundial Holobiente
LE 18
MADEYOULOOK
Marwa Arsanios
Más Arte Más Acción
Nguyen Thrin Thi
Nhà Sàn Collective
Nino Bulling
OFF-Biennale
ook_reinaart vanhoe
Party Office b2b Fadescha
Pınar Öğrenci
Project Art Works
Richard Bell
Sa Sa Art Projects
Sada [regroup]
Safdar Ahmed
Saodat Ismailova
Serigrafistas queer
Siwa plateforme - L'Economat at Redeyef
Sourabh Phadke
Subversive Film
Taring Padi
The Black Archives
The Nest Collective
The Question of Funding
Trampoline House
Wajukuu Art Project
Wakaliwood
yasmine eid-sabbagh
ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik
+ ca. 1.500 weitere Teilnehmer*innen
Künstlerische Leitung
ruangrupa
Ajeng Nurul Aini, farid rakun, Iswanto Hartono, Mirwan Andan, Indra Ameng, Ade Darmawan, Daniella Fitria Praptono, Julia Sarisetiati, Reza Afisina
Künstlerisches Team
Gertrude Flentge
Ayşe Güleç
Frederikke Hansen
Lara Khaldi
Andrea Linnenkohl
Publikationen
Gemeinsam mit Hatje Cantz als Verlagspartner veröffentlichte die documenta fifteen vier Publikationen in deutscher und englischer Sprache. Ein Handbuch, einen Familienguide, ein Magazin sowie eine Anthologie literarischer Texte.
Die vier Publikationen orientierten sich nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihrem Erstellungsprozess, dem Erscheinungsbild und der Distributionsweise an Grundsätzen der documenta fifteen wie Kollektivität, Nachhaltigkeit und geteilten Ressourcen. Alle vier Titel wurden nachhaltig nach den Richtlinien des Umweltzeichens „Blauer Engel“ produziert und auf 100 % Recyclingpapier mit zertifizierter Farbe gedruckt.
Die Publikationen sind weiterhin im Buchhandel und im Webshop von Hatje Cantz sowie als e-books erhältlich.